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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

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Heft 16 (2. Maiheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0355

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haupt Ostwald seinen eigenen Lei--
stungen sehr unkritisch gegenüber-
zustehen scheint. Bemerkungen, die
am wissenschaftlichen Leetisch un-
terhaltend sein können, werden von
ihm überaus wichtig genommen und
allzu selbstgefällig breit erörtert.
Die jüngsten Veröffentlichungen sind
für viele geradezu unerträglich
geworden, — es ist nicht leicht, das
gegenüber einem so hervorragenden
Gelehrten zu sagen, der durch seine
vielseitigen Interessen hätte vorbild-
lich werden können. Trotzdem
sollte man allem Lrefflichen und
Trefflichsten, das wir Ostwald in so
reichem Maße verdanken, immer ge-
recht zu werden suchen. Hätte Ost-
wald mehr Selbstzucht, so könnte er
das Ideal des vielseitig interessierten
Menschen sein, während er jetzt bei-
nahe im Begriff scheint, dessen Ka«
rikatur zu werden.

Karl Wilhelm

Keine Losen Blätter?

ein, dieses Heft bringt aus-
nahmsweise keine: es sollte
Richard Wagner gewidmet sein,
und wenn wir nicht aus seinen
Werken und Briefen abdrucken
wollten, so hätten wir nichts bie-
ten können, was sich dem Bild ein«
rundete. Die Werke und die Briefe
aber sind entweder allgemeiner Be-
sitz oder sie würden überaus lange
Auszüge verlangen, die doch wieder
ohne Erläuterungen nicht recht ver-
ständlich wären.

Dann aber: wir möchten im

Kunstwart überhaupt kein zwin-
gendes Schema, auch nicht das
unabänderlich feststehender Rubri«
ken. Weder die Losen Blätter, noch
die Bilder und Roten, noch irgend-
eine bestimmte Rbteilung möchten
wir als Zwang, wenn wir auch
aus praktischen Gründen vom Ge-
wohnten nur ganz selten einmal
abgehen.

Was ist deutsch?

Hvls Goethes „Götz" erschien, ju-
^^belte es auf: „Das ist deutsch!"
Rnd der sich erkennende Deutsche
verstand es nun auch, sich und der
Welt zu zeigen, was Shakespere sei,
den sein eigenes Volk nicht ver-
stand; er entdeckte der Welt, was
die Antike sei, er zeigte dem mensch-
lichen Geiste, was die Natur und
die Welt sei. Diese Taten voll-
brachte der deutsche Geist aus sich,
aus seinem innersten Verlangen,
sich seiner bewußt zu werden. And
dieses Bewußtsein sagte ihm, was
er zum ersten Male der Welt ver-
künden konnte; daß das Schöne und
Gdle nicht um des Vorteils, ja
selbst nicht um des Ruhmes und
der Anerkennung willen in die
Welt tritt. Alles, was im Sinne
dieser Lehre gewirkt wird, ist
,cheutsch", und deshalb ist der
Deutsche groß; und nur, was in
diesem Sinne gewirkt wird, kann

zur Größe Deutschlands führen-

Deutsch sein heißt, eine Sache
um ihrer selbst willen tun.

Richard Wagner

Ansre Bilder und Noten

^»W^ieses Heft, ein Wagner-Gedenkhest, ist auch in den Bildern aus-
^--^^schließlich Richard Wagner gewidmet.

Lenbach hat, wie alle großen Berühmtheiten seiner Zeit, auch ihn
gemalt, mehrmals und in verschiedenen Techniken. Wir stellen aus
seinem bekanntesten Wagnerbild (von MO einen Ausschnitt vors
Heft, um den Kopf möglichst groß zeigen zu können und fügen ein späte-
res Lenbachsches Bildnis bei. Wenn man beide mit dem Gemälde von

2. Maiheft WS SOf j
 
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