Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 34,1.1920-1921

DOI Heft:
Heft 3 (Dezemberheft 1920)
DOI Artikel:
Fuchs, Emil: Gegenwartschristentum: zu Weihnachten 1920
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14432#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gegenwartschristentum

Zu Weihnachten 1920

egenwartschristentum"! Menschen sollen aus der Gegenwart, aus
« HL^ihr er Gegenwart heraus, also aus ihrem Eigensten und Eigenartigen
^^heraus fromm sein? Ls ist schwer, dazu die Anbefangenheit
zu erlangen. Immer wieder messen wir ja uns selbst und die anderu,
an derl Maßstäben der Vergangenheit, immer wieder glauben wir, nur
dann fromm zu sein, wenn wir irgeiidwie die fromme Tradition mit in
unser Leben hineinziehn. Wie viele stehen deshälb auch der Frömmigkeit
ablehnend gegenüber, weil sie sie nur in Verbindung mit überliefertem Ge--
dankenwesen kennen, das sie als unwahr ablehnen!

Nun hat sich ein „Bund für Gegenwartschristentum" gebildet. Der will
die zusammenfassen, die in voller Ilnbefangenheit aus ihrem gegenwärtigen
Wesen und Lrleben heraus sich fromm sühlen und fromme Gemeinschaft
bilden. > > ^ > >

Wie steht er zum Dogma? Das Dogma ist der Ausdruck frommen Er--
lebens bestimmter Zeiten, bestimmter Menschen. Wer heute durch die Eigen--
art seines Erlebens dazu getrieben wird, in ihm tiefen Sinn und Wert
zu finden — gut! Wer aber das Dogma ablehnt, weil es ihm für sein
religiöses Leben nichts bedeutet — auch der kann Gegenwartschrist sein.
Wie steht der Bund zur Kirche? Den einen scheint sie eine unentbehrliche
Volksgemeinschaft — den andern ein Hemmnis religiöser Entwicklung: der
Bund hat für beide Raum. Ihm ist ja nicht Dogma oder Bekämpfung
des Dogmas, nicht Kirche oder Bekämpfung der Kirche,^ sondern die Wahr -
haftigkeit des eigenen frommen Erlebens und Wesens das Wichtige.
So ist er nicht eingegrenzt in den Raum einer der bestehenden Kirchen oder
frommen Gemeinschaften, sondern er umfaßt Menschen aus den verschieden-
artigsten Gruppen.

Dezemberheft 1920 (XXXIV, 3)

(29
 
Annotationen