148 VI. Abschnitt. VII. Fragment.
Siebentes Fragment.
Zwey Knaben. N. ?.
1. L.
des xxxvi. eines eilfoder zwölfjährigen schwäbischen Knaben von ausgezeichneter Phy-
Taftl. siognomie. So viel gesetzt Männliches, Bedächtliches, Altkluges hat wenigstens dieß
Bild. So viel stille Standhaftigkeit; so viel versprechende Entschlossenheit — aber dann auch
zugleich wenig Empfindsamkeit und Biegsamkeit bey dieser Geradheit, und Perpendikularität des
ganzen äußersten Profils — Diese Geradheit von vornen; diese große Wölbung vom Haaransatz
an über den Wirbel — welch ein scheinbarer Kontrast! Ich erwarte von dem Knaben, wenn er
Mann ist, viel Laune, List, Anstelligkeit, Eigensinn und — Widersprechendes im Charakter.
2. k.
Ein sehr kenntliches, obgleich in den Umrissen entkräftetes, abgeschliffenes Bild eines der
originellsten, fähigsten Knaben — Ein Sohn; aber ein schlauer, feiner, schwer zu zäumender
Sohn —- der Natur. Fähigkeit alles leicht zu lernen — und schnelle Sattheit an allem Halb-
erlernten; tiefer Blick; schnelltreffendes Urtheil; muthiger Angriff — bald vollendete That —
Gefühl der Natur und seiner selbst — das alles sah' ich, erfuhr ich am Knaben; sah's in der
Natur vornehmlich im tiefen, bestimmten, treffenden Auge; auch in der Copie ist noch hinschauen-
de Helle; Lm Munde froher Knabenmuth. Die Stirn in der Copie hat wenig — und dennoch
mit diesem wenigen sehr viel verloren.
Ist der obere schon vorbedächtiger Mann; so ist der untere noch ganz Knabe, der aber ge-
wiß Mann werden — wird? —- Kann gewiß!
Die feste Lage oder vielmehr Gepreßtheit der Lippen Lm obern kontrastirt sehr mit der,
freylich auf dem Kupfer gehemmten, geschwächten IreyheiL im untern.
Siebentes Fragment.
Zwey Knaben. N. ?.
1. L.
des xxxvi. eines eilfoder zwölfjährigen schwäbischen Knaben von ausgezeichneter Phy-
Taftl. siognomie. So viel gesetzt Männliches, Bedächtliches, Altkluges hat wenigstens dieß
Bild. So viel stille Standhaftigkeit; so viel versprechende Entschlossenheit — aber dann auch
zugleich wenig Empfindsamkeit und Biegsamkeit bey dieser Geradheit, und Perpendikularität des
ganzen äußersten Profils — Diese Geradheit von vornen; diese große Wölbung vom Haaransatz
an über den Wirbel — welch ein scheinbarer Kontrast! Ich erwarte von dem Knaben, wenn er
Mann ist, viel Laune, List, Anstelligkeit, Eigensinn und — Widersprechendes im Charakter.
2. k.
Ein sehr kenntliches, obgleich in den Umrissen entkräftetes, abgeschliffenes Bild eines der
originellsten, fähigsten Knaben — Ein Sohn; aber ein schlauer, feiner, schwer zu zäumender
Sohn —- der Natur. Fähigkeit alles leicht zu lernen — und schnelle Sattheit an allem Halb-
erlernten; tiefer Blick; schnelltreffendes Urtheil; muthiger Angriff — bald vollendete That —
Gefühl der Natur und seiner selbst — das alles sah' ich, erfuhr ich am Knaben; sah's in der
Natur vornehmlich im tiefen, bestimmten, treffenden Auge; auch in der Copie ist noch hinschauen-
de Helle; Lm Munde froher Knabenmuth. Die Stirn in der Copie hat wenig — und dennoch
mit diesem wenigen sehr viel verloren.
Ist der obere schon vorbedächtiger Mann; so ist der untere noch ganz Knabe, der aber ge-
wiß Mann werden — wird? —- Kann gewiß!
Die feste Lage oder vielmehr Gepreßtheit der Lippen Lm obern kontrastirt sehr mit der,
freylich auf dem Kupfer gehemmten, geschwächten IreyheiL im untern.