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Lavater, Johann Caspar; Weidmanns Erben und Reich [Contr.]; Heinrich Steiner & Comp. [Contr.]; Reich, Philipp Erasmus [Oth.]; Steiner, Heinrich [Oth.]
Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe (Band 3) — Leipzig: Weidmann und Reich, 1777 [VD18 9019747X-ddd]

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Des dritten Bandes der physiognomischen Fragmente siebenter Abschnitt
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Zehntes Fragment
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Künstle r.

189

Zehntes Fragment.

Französische und englische Künstler. Zwölf Umrisse.
Äm-lich auch wieder nur Formen oder Karrikaturen, wenn ihr wollt, doch auch diese bloße Lar-
ven — wie ganz anders, wie viel weniger faltig, zusammengedrückt, wie viel offner/ freyer, ein-
facher/ als die vorigen!
Wie sieht man es dieser Tafel überhaupt so leicht an, daß hier nicht der still ausharrende
Nachahmungsgeist herrscht; viel weniger kleinlich ängstliches hier zum Vorschein kömmt, als
auf vorhergehender Tafel. Hauptformen, einzelne Züge, Stellung sogar drücken mehr Seele,
mehr Freyheit, mehr Gefühl, und mehr das Ganze umfassende Verliebtheit aus.

Nun will ich wieder alte Menschen mit Menschenaugen bitten — diese Tafel voll Künst-
ler durchzugehen, und zu urtheilen — ob unter allen zwölfen ein einziges Alltagsgesicht sey? —
Höchstens den zweyten Kopf ausgenommen, würd' ich schon aus den bloßen Augenbraunen alter
übrigen eilst für mich mit der zuverlässigsten Ueberzeugung schließen — „keine gemeine Men-
schen!" — Unphysiognomische Leser werden vie^ i. Alltagsgesicht heißen. Warum? Es
ist wenig Mime drintt,uttd die meisten ungelehrten Physiognomisten sehen meistens, sehen vornehm-
lich nur auf die Miene. Daher so vieler Mißverstand; so viele unbeantwortlich scheinende
Einwendungen gegen die Physiognomik, die so leicht zu beantworten sind — sobald man nicht
mehr allein die Miene, das heißt, den gegenwärtigen Zustand des Gesichtes, der aus Be-
wegung entsteht — in Betrachtung zieht, sondern mehr die Form des Gesichtes, in sofern
man es sich ohne Bewegung denkt. So kann ich mir, wie schon angemerkt, rrnd wie dennoch
kaum genug wiederholt werden kann, die allgemeinen Urtheile über d'Alemberts, Humes,
Johnsons Physiognomien ganz leicht erklären, und ich will allemal verloren haben, wenn ein
würklich großer und vorzüglicher Mann nichts großes und vorzügliches hat, entweder in der
Miene, oder in der Gesichtsform, d. i. im Zustande der Bewegung, oder der Ruhe. Man
verzeihe, daß ich keine Gelegenheit vorbey lasse, dieß zu wiederholen und einzuschärfen. Wenn
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