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Des dritten Bandes der physiognomischen Fragmente achter Abschnitt
DOI chapter:Zweytes Fragment
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M u si k e r. 197
Zweytes Fragment.
Niklas Jomelli.
Ein großer Kopf schattirt.
E?,ßt uns einige Versuche wagen, über einzelne musikalische Physiognomien — einige Bemerkun-
gelt oder Verrauchungen vorzulegen. Wir wollen bey Jomelli anfangen.
„Mit Nichten erhabner Kopf des Griechen, wie etwa ein Wortprallgender Candidat
„der schönen, von den Griechen ererbten, Keuche jagen möchte! Auch kein hassenswürdiges Gesicht,
„wie's etwa mancher süßlicher Gefchmackler anekeln wird! — Es ist ein Virtuose aus dem achtzehn-
ten Jahrhundert. Vielleicht in den glücklichen Momenten, wo der Genius in sich selbst sich auf
„und niederregt; nichts sieht, nichts hört, nichts fühlt, als sein werdendes Gewebe, alt das er
„gern mit abgehenden Faden die Herzelt der Untenwohnenden knüpfen möchte — Sonst aber vor-
liegendes Bild mit menschlichen Namen genennet, Niklas Jomelli. In der bürgerlichen Welt
„Capellmeister und Director des glanzenden Würtembergifchen Orchesters. Seine Opern und son-
„stige Werke bewundert die Welt, und adelte ihn dafür: Genie. — Er bewürkte unter andern
„neue Gefühle in den Sterblichen, als er die Brüder der Schattirungen in der Mahlerey, das mu-
„sikalische SrelLenäo und Oiminuenäo, näher ans Licht zog, und auf Beute ausgehcn ließ.
„Jtalianer und Deutsche, die vor seinen singenden Welten stunden, wollen sich geweidet
„haben; sagen ihm nach, daß er die Leidenschaften glücklich auszudrückcn gewußt; daß er die Mit-
„würkung aller Instrumente zu Einem großen Zwecke verstanden; daß er zugechan und
„weggeworfen hat — und dergleichen mehr Gutes wird von ihm gesagt, womit wir aber uns nicht
„aufhalten wollen, weil freylich wahr ist, daß man dieß alles nicht aus vorliegendem Porträte sicht.
„Indessen gehörtes aber doch auch dazu." --
Des m.Bari- Urw nun der Physiognomist — was sagt er zu diesem Kopf? Ein Kopf, der En-
des
Tafel. falls Genie ist, wenigstens es seyn kann—wenig ruhig forschender, siillauseinanderlesen-
der Verstand—Mehr Feuer als Genauheit in seinen Werken; mehr Pomp als Eleganz; mehr hin-
reissende Gewalt, als sanft anziehende Zärtlichkeit —' das scheint mir wenigstens dieß Gesicht dent-
Bb z sich
Zweytes Fragment.
Niklas Jomelli.
Ein großer Kopf schattirt.
E?,ßt uns einige Versuche wagen, über einzelne musikalische Physiognomien — einige Bemerkun-
gelt oder Verrauchungen vorzulegen. Wir wollen bey Jomelli anfangen.
„Mit Nichten erhabner Kopf des Griechen, wie etwa ein Wortprallgender Candidat
„der schönen, von den Griechen ererbten, Keuche jagen möchte! Auch kein hassenswürdiges Gesicht,
„wie's etwa mancher süßlicher Gefchmackler anekeln wird! — Es ist ein Virtuose aus dem achtzehn-
ten Jahrhundert. Vielleicht in den glücklichen Momenten, wo der Genius in sich selbst sich auf
„und niederregt; nichts sieht, nichts hört, nichts fühlt, als sein werdendes Gewebe, alt das er
„gern mit abgehenden Faden die Herzelt der Untenwohnenden knüpfen möchte — Sonst aber vor-
liegendes Bild mit menschlichen Namen genennet, Niklas Jomelli. In der bürgerlichen Welt
„Capellmeister und Director des glanzenden Würtembergifchen Orchesters. Seine Opern und son-
„stige Werke bewundert die Welt, und adelte ihn dafür: Genie. — Er bewürkte unter andern
„neue Gefühle in den Sterblichen, als er die Brüder der Schattirungen in der Mahlerey, das mu-
„sikalische SrelLenäo und Oiminuenäo, näher ans Licht zog, und auf Beute ausgehcn ließ.
„Jtalianer und Deutsche, die vor seinen singenden Welten stunden, wollen sich geweidet
„haben; sagen ihm nach, daß er die Leidenschaften glücklich auszudrückcn gewußt; daß er die Mit-
„würkung aller Instrumente zu Einem großen Zwecke verstanden; daß er zugechan und
„weggeworfen hat — und dergleichen mehr Gutes wird von ihm gesagt, womit wir aber uns nicht
„aufhalten wollen, weil freylich wahr ist, daß man dieß alles nicht aus vorliegendem Porträte sicht.
„Indessen gehörtes aber doch auch dazu." --
Des m.Bari- Urw nun der Physiognomist — was sagt er zu diesem Kopf? Ein Kopf, der En-
des
Tafel. falls Genie ist, wenigstens es seyn kann—wenig ruhig forschender, siillauseinanderlesen-
der Verstand—Mehr Feuer als Genauheit in seinen Werken; mehr Pomp als Eleganz; mehr hin-
reissende Gewalt, als sanft anziehende Zärtlichkeit —' das scheint mir wenigstens dieß Gesicht dent-
Bb z sich