Religiöse. 277
Fünfzehntes Fragment.
Kontraste. Sechs Köpfe iir Ovalen. Vier männliche,
zween weibliche.
-r. Spener. /. Spinosa. Bourrignon. 4» Güion. 5» La MetLrie.
6: Zinzendorf.
^Unaussprechlich viel religiöser und irreligiöser Ausdruck — auf diesen verschiedenen Gesichtern»
Id) Spener. Sollte dieß Gesicht in den muthwilligen Spott des 5, je in die sinnlich Lie-
bessüße Religion des 6, in die geistlichen Verliebtheiten von z. und 4. sich formen können? Irr der
gedehnten, durchfurchten Stirne, Bedächtlichkeit, Fleiß, Treue. Keine Festigkeit, Kühnheit,
Poesie; keine weder im Blicke, noch in den Augenbraunen. Aber Frömmigkeit, anhaltende Treue,
Gewissenhaftigkeit, Ernst und Weisheit; Ruhe und Salz — und Vatergüte im Munde. Diese
Gestalt stheint zum Eigensinn der Schwache (denn es giebt auch einen Eigensinn der Kraft)
gebildet.
/ A Nicht das beste Bild, das ich schon von Spinosa gesehen. Nicht drinn die starken Au-
genbraunen des tiefen Denkers — nicht Lm untern Umrisse der Nase die unkindische Spürerey
nicht im Munde die Mäßigkeit und Melancholie des Urbildes .. Aber, so wie's da ist — welch ein
sprechender Kopf! Wie steht der Mann in sich und auf sich allein! Wie wandelt er eignerWfades
ohne Rückblick auf Schmäher oder Nachfolge! Wie bildete, wurzelte der sich in tiefer Stille! Wel-
che stille Festigkeit in der Stirne! Was liegt nicht für erstaunlicher Verstand zwischen den Augen-
braunen bis zur Nasenwurzel! Wie viel und tief bemerkend der Blick! Wie aufspürend alle lockere
Stellen jedes ihm begegnenden Wie ermüdet von Denken, Fors^ Zweifeln — In
dem obgleich gewiß nur halb wahren Munde — wie viel Weisheit und stiller Adel — Laune
und Salz!
Mm z
Das
Fünfzehntes Fragment.
Kontraste. Sechs Köpfe iir Ovalen. Vier männliche,
zween weibliche.
-r. Spener. /. Spinosa. Bourrignon. 4» Güion. 5» La MetLrie.
6: Zinzendorf.
^Unaussprechlich viel religiöser und irreligiöser Ausdruck — auf diesen verschiedenen Gesichtern»
Id) Spener. Sollte dieß Gesicht in den muthwilligen Spott des 5, je in die sinnlich Lie-
bessüße Religion des 6, in die geistlichen Verliebtheiten von z. und 4. sich formen können? Irr der
gedehnten, durchfurchten Stirne, Bedächtlichkeit, Fleiß, Treue. Keine Festigkeit, Kühnheit,
Poesie; keine weder im Blicke, noch in den Augenbraunen. Aber Frömmigkeit, anhaltende Treue,
Gewissenhaftigkeit, Ernst und Weisheit; Ruhe und Salz — und Vatergüte im Munde. Diese
Gestalt stheint zum Eigensinn der Schwache (denn es giebt auch einen Eigensinn der Kraft)
gebildet.
/ A Nicht das beste Bild, das ich schon von Spinosa gesehen. Nicht drinn die starken Au-
genbraunen des tiefen Denkers — nicht Lm untern Umrisse der Nase die unkindische Spürerey
nicht im Munde die Mäßigkeit und Melancholie des Urbildes .. Aber, so wie's da ist — welch ein
sprechender Kopf! Wie steht der Mann in sich und auf sich allein! Wie wandelt er eignerWfades
ohne Rückblick auf Schmäher oder Nachfolge! Wie bildete, wurzelte der sich in tiefer Stille! Wel-
che stille Festigkeit in der Stirne! Was liegt nicht für erstaunlicher Verstand zwischen den Augen-
braunen bis zur Nasenwurzel! Wie viel und tief bemerkend der Blick! Wie aufspürend alle lockere
Stellen jedes ihm begegnenden Wie ermüdet von Denken, Fors^ Zweifeln — In
dem obgleich gewiß nur halb wahren Munde — wie viel Weisheit und stiller Adel — Laune
und Salz!
Mm z
Das