XII. Abschnitt. X. Fragment.
Z48
Zehntes Fragment
Friedrich/ der Körrig von Preußen, zu Pferde.
unbeschreiblicher Neugier hab' ich vor zwölf Jahren den Moment erwartet, das Schre-
cken und Erstaunen von Europa von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Alle die unzähligen Por-
trate von ihm in Ems zustMmengeschmolzen standen vor mir bis auf den Moment, wo — der
Große, Er selber, vorbey ritt! . . . ungefähr so, wie wir ihn hier erblicken. Wie die Sonne die
Sterne verdrängt — weg auf einmal alle Bilder von ihm! — O wie ein ganz anderer Er stand
vor nur — damals wußte ich noch nicht, was Physiognomie war — Aber den Schauder vergesse
ich nicht, der durch mich herab fuhr — als ich ihn selber sich! So war Er, wie Er da vor uns
sitzt — (so fern's Kleinheit und Nadel und Einbildungskraft des Zeichners erreichen mag!) und
nicht, wie Wille ihn herrlich metalliM Kilian verblaßte; Nilson — per —nürnbergerte! —
Recklam... ver... teufelte... Hedlmger vergötterte. .. Nicht auf die Art schön, wie un-
physiognomische Mahler ihn idealisiren — nicht auf die Art groß! ganz und gar nicht schön —
--Aber — dennoch von der Natur, von seines Wesens erstem Anschuß an — zum großen
Manne, zum König und Monarchen — angelegt und geformt. Unter allen Menschengesichtern
ist noch keins vor mein Auge gekommen — das so ganz eigentlich zum Königsgesichte geschaffen zu
seyn schien. Alle Neider — doch ein König ist zu hoch, um Neider zu haben, als — seine Neben-
Erdenkönige? Alle Neider — und alle Antiphysiognomisten — müssen beym Anblicke dieses Man-
nes, wo nicht jagen, doch empfinden —„Ein großer Mann!"
Ich rede itzt nur von der Hauptform des Gesichtes — wovon uns leider das Beste durch
den Hut-bedeckt, doch, aus dem sichtbaren Profile der Nase, leicht vermuthbar ist. Aus
dieser Knochenform — was mußte daraus werden?
Des Monarchen Augen find — allberuhmt» — Bald heißt'ö -«
Der
Z48
Zehntes Fragment
Friedrich/ der Körrig von Preußen, zu Pferde.
unbeschreiblicher Neugier hab' ich vor zwölf Jahren den Moment erwartet, das Schre-
cken und Erstaunen von Europa von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Alle die unzähligen Por-
trate von ihm in Ems zustMmengeschmolzen standen vor mir bis auf den Moment, wo — der
Große, Er selber, vorbey ritt! . . . ungefähr so, wie wir ihn hier erblicken. Wie die Sonne die
Sterne verdrängt — weg auf einmal alle Bilder von ihm! — O wie ein ganz anderer Er stand
vor nur — damals wußte ich noch nicht, was Physiognomie war — Aber den Schauder vergesse
ich nicht, der durch mich herab fuhr — als ich ihn selber sich! So war Er, wie Er da vor uns
sitzt — (so fern's Kleinheit und Nadel und Einbildungskraft des Zeichners erreichen mag!) und
nicht, wie Wille ihn herrlich metalliM Kilian verblaßte; Nilson — per —nürnbergerte! —
Recklam... ver... teufelte... Hedlmger vergötterte. .. Nicht auf die Art schön, wie un-
physiognomische Mahler ihn idealisiren — nicht auf die Art groß! ganz und gar nicht schön —
--Aber — dennoch von der Natur, von seines Wesens erstem Anschuß an — zum großen
Manne, zum König und Monarchen — angelegt und geformt. Unter allen Menschengesichtern
ist noch keins vor mein Auge gekommen — das so ganz eigentlich zum Königsgesichte geschaffen zu
seyn schien. Alle Neider — doch ein König ist zu hoch, um Neider zu haben, als — seine Neben-
Erdenkönige? Alle Neider — und alle Antiphysiognomisten — müssen beym Anblicke dieses Man-
nes, wo nicht jagen, doch empfinden —„Ein großer Mann!"
Ich rede itzt nur von der Hauptform des Gesichtes — wovon uns leider das Beste durch
den Hut-bedeckt, doch, aus dem sichtbaren Profile der Nase, leicht vermuthbar ist. Aus
dieser Knochenform — was mußte daraus werden?
Des Monarchen Augen find — allberuhmt» — Bald heißt'ö -«
Der