264 X. Abschnitt, x. Fragment.
»Er baute sich selber einen Standpunkt, das vielfarbige, Gruppenreiche Ecmählde des
„Lebens zu überschauen mit Seherblick, und giebt's dir nach verjüngtem Maaßstab als vertrante
»Bcylage auf den Tag der Zukunft, in Bild und Gleichnis."
„In dieser Stirne wohnen und walzen sich lebendig die schnell umfaßten Gestalten mora-
„lisch politischer und metaphysischer Welten — bald Schatten, bald Licht, unter dem umwölkten
„Zepter des Sohnes Gottes; wohnet und reihet sich der Reichthum von Prophet«,ibildcrn und
„Apostclgleichnissen. Was ist vom Aufgange bis zum Niedergange, von den Glanzbergen Albor-
„di bis zu den beeisten Gipfeln Helvetiens, woher diese Stirne nicht Bild und Gleichniß nehme,
„das sie nicht in ihr allweites, majestätisches Religionsgebäude Hineindrange — oder vielmehr aus
„dem heraus beleuchte und erwärme? Der Mund, als ob er hier ungern geschlossen sey, sich
„Augenblicke öffnen wollte — wozu? Voll Gefühl seiner selbst, voll treffenden Spottes über
„die kleinen erbärmlichen Seichtigkeiten gewisser Theologäster und Philosophasier." —
Zehntes Fragment.
Paul Vinzenz.
d^/"xxi v Mannes Eifer und Frömmigkeit mag berühmt scyn, mag sich auf dem lebenden
Tafel. Gesichte noch besser, als in dieser vielleicht vierten Copep ausgedrückt haben; dieß Ge-
sicht ist mir kein großes Gesicht. Gan; gemein ist's gewiß auch nicht. Aber das Zufammcngc-
preßte, besonders von der Mitte des Gesichtes bis unter den Mund; die erstaunliche Breite der
Nase; die kleinlich mönchischen Augen — alles mag einen frommen, religiösen Mann anzeigm
aber nicht einen großen, freyen, festen Geist. — Geist wohl zur Andächtelep; — zum treuherzigen
Aberglauben; zur anstrengenden Bruderliebe mW Selbstaufopferung; Kraft wohl zur Ausdau-
rung Himmel verdienender Beschwerlichkeiten — kein offener Sinn für glänzende Freuden — aber
auch keiner für die edelsten, erhabensten, geistigsten Empfindungen, deren ein religiöses Gem'e fä-
hig ist. — Viel, obgleich nmveichliche, gemeine Weiblichkeit. Oder in einer Haube, wem sähe
»Er baute sich selber einen Standpunkt, das vielfarbige, Gruppenreiche Ecmählde des
„Lebens zu überschauen mit Seherblick, und giebt's dir nach verjüngtem Maaßstab als vertrante
»Bcylage auf den Tag der Zukunft, in Bild und Gleichnis."
„In dieser Stirne wohnen und walzen sich lebendig die schnell umfaßten Gestalten mora-
„lisch politischer und metaphysischer Welten — bald Schatten, bald Licht, unter dem umwölkten
„Zepter des Sohnes Gottes; wohnet und reihet sich der Reichthum von Prophet«,ibildcrn und
„Apostclgleichnissen. Was ist vom Aufgange bis zum Niedergange, von den Glanzbergen Albor-
„di bis zu den beeisten Gipfeln Helvetiens, woher diese Stirne nicht Bild und Gleichniß nehme,
„das sie nicht in ihr allweites, majestätisches Religionsgebäude Hineindrange — oder vielmehr aus
„dem heraus beleuchte und erwärme? Der Mund, als ob er hier ungern geschlossen sey, sich
„Augenblicke öffnen wollte — wozu? Voll Gefühl seiner selbst, voll treffenden Spottes über
„die kleinen erbärmlichen Seichtigkeiten gewisser Theologäster und Philosophasier." —
Zehntes Fragment.
Paul Vinzenz.
d^/"xxi v Mannes Eifer und Frömmigkeit mag berühmt scyn, mag sich auf dem lebenden
Tafel. Gesichte noch besser, als in dieser vielleicht vierten Copep ausgedrückt haben; dieß Ge-
sicht ist mir kein großes Gesicht. Gan; gemein ist's gewiß auch nicht. Aber das Zufammcngc-
preßte, besonders von der Mitte des Gesichtes bis unter den Mund; die erstaunliche Breite der
Nase; die kleinlich mönchischen Augen — alles mag einen frommen, religiösen Mann anzeigm
aber nicht einen großen, freyen, festen Geist. — Geist wohl zur Andächtelep; — zum treuherzigen
Aberglauben; zur anstrengenden Bruderliebe mW Selbstaufopferung; Kraft wohl zur Ausdau-
rung Himmel verdienender Beschwerlichkeiten — kein offener Sinn für glänzende Freuden — aber
auch keiner für die edelsten, erhabensten, geistigsten Empfindungen, deren ein religiöses Gem'e fä-
hig ist. — Viel, obgleich nmveichliche, gemeine Weiblichkeit. Oder in einer Haube, wem sähe