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VII. Abschnitt. V. Fragment.
Fünftes Fragment.
Carolus von Hedlinger. Erste Tafel.
Erst ein Wort von dem Charakter, und eim'ge Anekdoten aus dem Leben dieses würdigen
Mannes.
Hedlinger, der berühmte schweizerische Medailleur, dessen Arbeiten alle — über sein Zeit-
alter erhaben sind Er hatte, wie mir Leute, die Menschen kennen, und ihn persönlich kann-
ten, versicherten — einen starken, herrlich gebauten Körper, und eine feste Gesundheit, die er auch
bey einer höchst einförmigen frugalen Lebensart bis ans Ende behielt.
Er kam in einem Atter in sein Vaterland zurück, wo er noch Geistes-und Sinneskrafte
genug für die größten und vortrefflichsten seiner Werke hatte. Aber er gieng heim — um noch
ruhig und geräuschlos Gott und seiner Freyheit zu leben.
Einsam wohnte er auf einer angenehmen Anhöhe in einem Hause, das nach seinem Ge-
schmacks ausgebildet, und durch und durch mit Meisterstücken mancherlei) Art, mit Sinnbildern
und Jnnschristen geschmückt war. Stille lebt' er da, von einem Paar alter Freunde besucht —
und von allen Fremden, die sein Vaterland durchreiseten.
Gleichförmigkeit, unerschütterliche Gebet und Fleiß und Stills —
das war sein Leben.
Er hatte eine sehr ausg^ „aber manches Buch," sagte er einst zu fei-
nem Freunde Hohe, von dem ich diese Anekdoten alle herhabe, „warf ich ins Feuer, nachdem ichs
„gelesen hatte." — Mit Entzücken las er die besten Schriften der alten und neuen Dichter und
Weisen — aber auch mit Entzücken die Geschichte des seligen Bruder Claus — und das lohn'
ihm Gott! Auf seinem Hausaltar lagen seine Meß-AndachtM, und — darf ich's sagen? von
tzamters Erbauungsschristen einige — freundlich neben einander.
Er hatte eine weite vielfassende Seele — sanftes Gesuhl für alles, was wahr, groß und
schön ist — und sein Herz alles hinzulegcn, was Ruhe störet, ohne Glückse-
ligkeit zu befördern. Er ergriff, behielt, und benutzte dennoch nur, was ihm wahr und beruhi-
gend schien.
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