Frauenspersonen.
ZQ9
Zehntes Fragment.
Vier weibliche Schattenbilder mit einfachen Schatteustrichen.
ine Gesellschaft Freundinnen in stillen Zügen des gemeinen Lebens.
Merkwürdig ist immer die Betrachtung, wenn man Personen kennt, und sie ge-
chre Silhouetten, diese wieder gegen die Copieen ins Kleine, oder irr Kupfer halt.
Meistens wird man, wenn man Acht hat, die Ursachen verschiedensten Ausdrucks in kleinen Abwei-
chungen finden.
Man sieht ohne mein Erinnern, daß die Züge aller viere im Überträgen abgestümpst find,
und das Scharfe jedes Charakters verraucht ist.
An der ersten sieht man wohl nichts wehr als richtigen Sinn, Gutmüthigkeit, Beschei-
denheit, stilles, aufmerkendes Wefen. Und wohin ist die Lebhaftigkeit, der Leichtsinn, die Schalk-
heit, die sich immer gleiche Lustigkeit bis Zum Possenhaften, das Beharren auf ihrem Sinne? Das
alles ist mit den verfchlafften Linien weggeschmolzen, das ist in der ängstlich Zufammengenommenen
Stellung unterm Zeichnen verdrückt; und doch möchte ich sagen, daß noch eine Ahndung zurück-
bleibt , daß diese Gestalt freymüthiger, guter Laune fähig ist.
Bey der Zweyten wird man das nicht ahnden. Sie ist schon mehr auf sich selbst gesetzt. Es
fehlt ihr nicht an Geist. Der Uebergang von der Stirne zur Nase, auch die ganze Stellung hat
was stolzes. Die Nase hat hier alle Feinheit verloren, so wie die Nase der ersten alle Freymüthig-
keit. In dem Munde ist Gefälligkeit ohne Lieblichkeit, mit einer leisen Ahndung von Spott und
Kälte, die das Kinn und das übrige Untertheil bis zum Halse bestätigt.
Die dritte drückt, dünkt mich, sehr deutlich eine gerade ohne viel Nachdenken vor sich hin
lebende Person aus, eine innere Bestimmtheit und Gutmüthigkeit.
Alt der vierten, die zwar nach der ersten am meisten verloren hat, sieht man doch immer
noch ein harmloses Geschöpf, das fröhlich in die Welt und Gottes Tag hineinsieht, vergnügt mit
sich selbst, seiner Gestalt, seinem Schicksale, seinem Putze, lebt und leben läßt. Ein Dasepn, wie
der Vögel auf den Zweigen.
Qq Z Was
Des III.
Bandes
l>XXXVII.
Tafel.
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Zehntes Fragment.
Vier weibliche Schattenbilder mit einfachen Schatteustrichen.
ine Gesellschaft Freundinnen in stillen Zügen des gemeinen Lebens.
Merkwürdig ist immer die Betrachtung, wenn man Personen kennt, und sie ge-
chre Silhouetten, diese wieder gegen die Copieen ins Kleine, oder irr Kupfer halt.
Meistens wird man, wenn man Acht hat, die Ursachen verschiedensten Ausdrucks in kleinen Abwei-
chungen finden.
Man sieht ohne mein Erinnern, daß die Züge aller viere im Überträgen abgestümpst find,
und das Scharfe jedes Charakters verraucht ist.
An der ersten sieht man wohl nichts wehr als richtigen Sinn, Gutmüthigkeit, Beschei-
denheit, stilles, aufmerkendes Wefen. Und wohin ist die Lebhaftigkeit, der Leichtsinn, die Schalk-
heit, die sich immer gleiche Lustigkeit bis Zum Possenhaften, das Beharren auf ihrem Sinne? Das
alles ist mit den verfchlafften Linien weggeschmolzen, das ist in der ängstlich Zufammengenommenen
Stellung unterm Zeichnen verdrückt; und doch möchte ich sagen, daß noch eine Ahndung zurück-
bleibt , daß diese Gestalt freymüthiger, guter Laune fähig ist.
Bey der Zweyten wird man das nicht ahnden. Sie ist schon mehr auf sich selbst gesetzt. Es
fehlt ihr nicht an Geist. Der Uebergang von der Stirne zur Nase, auch die ganze Stellung hat
was stolzes. Die Nase hat hier alle Feinheit verloren, so wie die Nase der ersten alle Freymüthig-
keit. In dem Munde ist Gefälligkeit ohne Lieblichkeit, mit einer leisen Ahndung von Spott und
Kälte, die das Kinn und das übrige Untertheil bis zum Halse bestätigt.
Die dritte drückt, dünkt mich, sehr deutlich eine gerade ohne viel Nachdenken vor sich hin
lebende Person aus, eine innere Bestimmtheit und Gutmüthigkeit.
Alt der vierten, die zwar nach der ersten am meisten verloren hat, sieht man doch immer
noch ein harmloses Geschöpf, das fröhlich in die Welt und Gottes Tag hineinsieht, vergnügt mit
sich selbst, seiner Gestalt, seinem Schicksale, seinem Putze, lebt und leben läßt. Ein Dasepn, wie
der Vögel auf den Zweigen.
Qq Z Was
Des III.
Bandes
l>XXXVII.
Tafel.