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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 1
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Kroh, Paul; Bayer, Karl: Aus der Arbeit des Ausschusses für Didaktische Fragen im DAV, 3
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Oberg, Eberhard: Relevanz des Lateinischen für andere Studienfächer: Lateinkurse an der Universität
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0008

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Verbandes fortgeführt und finanziert werden kann, muß auf der Vertreterver-
sammlung des DAV entschieden werden; diese Beratung wird am 2./3. Juni 1973
in Aschaffenburg stattfinden.
16. 11. 1972 Dr. Karl Bayer / Paul Kroh

Relevanz des Lateinischen für andere Studienfächer
Lateinkurse an der Universität
Im Februar 1972 hat das Seminar für klassische Philologie durch Rundschrei-
ben 236 Lehrkräfte der Ruhr-Universität Bochum, und zwar diejenigen, deren
Studenten Lateinkenntnisse nacbweisen müssen, befragt,
1) welchen Wert sie den Lateinkenntnissen beimessen,
2) welche lateinischen Texte sie in der Lehre ihres Faches heranziehen.
Ziel der Umfrage war also nicht, neue Erkenntnisse über den Bildungswert des
Lateinunterrichtes an allgemeinbildenden Schulen, sondern Kriterien für die
Gestaltung der universitären Lateinkurse zu gewinnen und diese besser in die
Fachstudien integrieren zu können.
Ausgewertet wurden im folgenden die 79 bis Juni 1972 eingetroffenen Ant-
worten. Sie gliedern sich auf nach Fächern: ev. und kath. Theologie 18; Philo-
sophie 10; Geschichte 21; Germanistik 7; Anglistik 10; Romanistik 10; Sla-
vistik 3.
Aus dieser Zahl lassen sich einige ausgliedern, weil sich die Antworter für
unzuständig erklären (5 Neuhistoriker), weil sie den Wert des Lateinischen pau-
schal als „gering“ bezeichnen (4 Anglisten, 2 Theologen, 1 Romanist), weil sie
ihn pauschal „für die Allgemeinbildung“ anerkennen (1 Germanist, 1 Anglist).
Es versteht sich von selbst, daß die Fächer, die lateinische Quellen benutzen,
Theologen, Ffistoriker, Philosophen und Altgermanisten, mit Nachdruck auf
diese Tatsache hinweisen. Das Argument wird erweitert durch den Hinweis auf
amtliche kirchliche Texte, auf ältere wissenschaftliche Literatur, auf lateinische
Zitate und die Kontrolle von Übersetzungen lateinischer Texte bzw. Zitate.
Bei den Neuphilologen überwiegt das Interesse an der Sprache selbst, an den
Einflüssen der lateinischen Literatur, andererseits an der Entwicklung der Spra-
chen aus lateinischem Ursprung, der in allen Stadien der Sprachgeschichte leben-
dig bleibt.
Einige Korrespondenten legen Wert auf die Tatsache, daß viele wissenschaft-
liche Begriffe lateinisch geprägt sind, den Philosophen ist besonders der Wandel
philosophischer (lateinischer) Begriffe wichtig. Quer durch alle Fächer findet sich
der Hinweis, daß di'e lateinische Sprache linguistische Einsichten vermittle („lin-
gustische Vorschulung“, „Demonstrationsobjekt für das Phänomen Sprache“).
Die Befähigung zu wissenschaftlicher Kritik, die Allgemeinbildung sowie die
Beherrschung der deutschen Sprache werde, so meinen einige Vertreter aller Fach-
schaften, durch die Beschäftigung mit der lateinischen Sprache gefördert.

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