126 . Buch. 22 Cap. Beſchreibung der S. Gerrer in Jeruſalem
VII.
Bon dem Haus der Heiligen Anna.
— ermeldten Schwem⸗Teich giengen wir gegen Mitternacht⸗
8 Da wir von zwey Weege die rechte Hand hielten, und kamen
— durch ein kleines Oertlein, hey ungefehr einen Stein⸗Wurff weit,
zu der Kirchen der Heiligen Anna; die von der Heiligen Helena mit ſchoͤ⸗
ner Architecture erbauel worden an dem Ort wo die Heilige Anna ge⸗
wohnet / und Mariam zur Welt gebohren; zu bedauren iſt, daß dieſes
Heiligthum unter den Haͤnden der Tuͤrckiſchen Moͤnchen oder ſo genann⸗
ten Santoni hafftet. Nebſt dieſer Kirchen ſiehet man noch da ein
bequemes Gebaͤu von viel Wohnungen Eellen und Gaͤrtlein, doch un⸗
bewohnet, weilen es zu Chriſtlichen Zeiten, ein Jungfrauen-Cloſtex ges
weſen, worinn anjetzo nach eigener Bekaͤnntnuß der Tuͤrcken ihre Wei⸗
ber nicht lang dauren und leben koͤnnen. In obgedachter St. Anna—
Kirchen iſt einmal das Jahr / nemlich an dem hohen Heſtag Mariaͤ⸗Ge⸗
hurt , denen P. des heiligen Lands erlaubet, allda ihr Andacht, und
heiliges Meß⸗Vpffer zu verrichten. An dieſem Ort iſt zu erlangen voll⸗
kommener Ablaß.
* Zwey und zwantzigſtes Capltel.
Beſchreibung derer Heiligen Oerter in Jeruſalem,
ſo auf dem heiligen Berg Sion, anzutreffen. ;
Erſtlich:
Von dem Haus, worinn Maria gelebt, und
geſtorben.
Ur Seiten des heiligen Caͤnaculi gegen Niedergang bey zwan⸗
gig Schritt weit ſiehet man die alte Grund⸗Veſten des Bauſes
SI der Sccugſten triutter GOrtes, in welchem fie nach Him⸗
melfahrt ihres Sohns gelebt, und allda ın einem kleinen Bet· Caͤmmer⸗
lein taͤglich die heilige Meß gehoͤrt des heiligen Johannis Evangeli⸗
ſten aus deſſen Haͤnden ſie auch die heilige Communion empfangen Fund
endlichen da ihr zeitliches Leben gantz heilig beſchloſſen hat. Hier iſt abermal
ſieben Jahr Ablaß. *