Myller, Angelicus Maria; Monath, Peter Konrad [Bearb.]: Peregrinus in Jerusalem: Fremdling zu Jerusalem, Oder Ausführliche Reiß-Beschreibungen, Worinnen P. Angelicus Maria Myller, Ordens der Diener Unser Lieben Frauen ... Seine fünff Haupt-Reisen, Die er in Europa, Asia und Africa Vor einigen Jahren gethan Und unter Gottes Schutz glücklich vollendet hat, richtig erzehlet. Nebst umständiger Beschreibung aller ... Länder ... und Städte, samt deren ... Regenten ... und Gebräuchen ... mit vielen und nöthigen Kupffern und etlichen Land-Charten erläutert ... (Wien und Nürnberg: bey Peter Conrad Monath, 1735) [VD18 14518953-ddd]

Inſul

Gn

332 2. Buch. 5. Cap. Ankunfft in der Inſul und Stadt Scio,





Neundtes Capitel.

Ankunfft in der Inſul, und Stadt Scio, ſamt Be⸗
chreibung derſelben denckwuͤrdigen Sachen.

Kg Nfere Ankunfft in Scio, am vorgeſetzten dato, wurde ſogleich mit
einem Canon⸗Schuß, und außgeſteckter Engliſchen Flaͤgge die⸗
ſem Ort kund gemacht.

Wir Reiſende wurden nach ausgeworffener Ancker ans Land geſe⸗
tzet; und ich verfuͤgte mich mit meinem Sexraphiſchen⸗Reiß⸗Geſpahn zu
der Reſidentz der Wohl Ehrwuͤrdigen P. D. Franciſcaner/ willens allda,
alg in der Octay Marıa Heimſuchung, die H. Meſſe zu leſen; wir kamen
aber beyde zu ſpaͤt, und traffen auch die ordinari⸗Gaſſen dahin gaͤntzlich


ſchoͤn vor viel Jahr wohl tuͤchtig und erfahren gewefen , einen gantz ande⸗
ren Weeg zu ermeldtem Klofter zeigen muſte: man ſagte uns da im Vor⸗
beygehen daß in dieſer Stadt die Peſt allenthalben graſſtere und aus die⸗
ſer Urſach auch ohangeregte Gaſſen verſperret ſeye worden; ſo uns zu ver⸗
nehmen eine gar uͤble Zeitung geweſen.

Ein Gluͤck fuͤr uns ware / daß wir in ermeldter Reſidentz alle Patres,
deren vier zugegen waren, annoch bey guter Geſundheit angetroffen; wir
hielten alſo bey ihnen ein kurtzes Mittagmal, und giengen ſo dann mitein⸗
ander , ungeacht der Peſt, das denckwuͤrdige dieſer Stadt und Gegend zu
beſchauen. Wir wolten aber an einem Ort, auwo der Todt ankigpffet,
nicht lange zu Gaſt verbleiben, ſondern giengen noch dieſem ſpaͤten Abend
auf unſer Schiffe zuruck. }

Indeffen kaͤn ich dir, lieber Leſer! von der Inſul und Stadt Scio
Nachricht geben, was hiebey folget.

Die Inſul Scio / eine von denen Sporadiſchen Ynfuln des Aegaͤi⸗
ſchen Meers, nennen die Griechen x«AS Chios , die Tuͤrcken Saches ı
die Perfianer aber Seghex welches ſoͤviel heiffet als Maſtix, aus Urſach /
weil fie den fuͤrnehmen Maſtix⸗ Baum herbor bringet, darum eben
nennet fie Benjamin Hichaz voͤr Alters wurde ſie auch von Ephoro
Ethalia; bey Plinio Macris und Pityuſa benamſet. *

Den Namen Chios ſolle dieſe Inſul von der Nymphiſchen Chione
die wehen ihrer ausbuͤndigen Schoͤrheit 1000. Freyer gehabt bekommen
haben. Haͤt gegen Aufgang der Sonnen das vefte Land Joniaz zehlet
yon Rorden gegen Suden dey 40. Welſche Meilen, und halb ſo viel in der
Breite; ſo, daß ſich der gantzẽ Umkreiß derſelben auf 120. —

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