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Myller, Angelicus Maria; Monath, Peter Konrad [Bearb.]
Peregrinus in Jerusalem: Fremdling zu Jerusalem, Oder Ausführliche Reiß-Beschreibungen, Worinnen P. Angelicus Maria Myller, Ordens der Diener Unser Lieben Frauen ... Seine fünff Haupt-Reisen, Die er in Europa, Asia und Africa Vor einigen Jahren gethan Und unter Gottes Schutz glücklich vollendet hat, richtig erzehlet. Nebst umständiger Beschreibung aller ... Länder ... und Städte, samt deren ... Regenten ... und Gebräuchen ... mit vielen und nöthigen Kupffern und etlichen Land-Charten erläutert ... — Wien und Nürnberg: bey Peter Conrad Monath, 1735 [VD18 14518953-ddd]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53376#0381

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von Halicarnaſſo nach der Inſul Scio. 321
In diefer ſo gefaͤhrlichen Begebenheit , da wir GOtt und ſeine Hei—
ligen möglichft angeruffen, Fame einer von der Engliſchen Cquipage zu mir,
und ſagtẽ mir in Welſcher Sprach: Padre! che fate? indarno fono vo-
{tri fofpiri al Cielo; non fapete voi? che 1 Santi non pregano Iddio
er li naviganti nell' Arcipelago. Zu Teutſch: Pater was machet
ibr? umſoͤnſt ſeynd eure Seuffzer zum Himniel; wiſſer ihr dann
nicht ; daß die Heilige bey GÖOrt nicht bitten vor die Schiffende
in dieſem Aegaiſchen Mieer. Woruͤber ich in groſſer Verwunderung
ihme ſogleich die Frag gemacht, ob er dieſe Wort Schertz· weiß oder im
Eruſt verſtuͤnde ? worauf er mir zur Antwort gabe : er haͤtte von ſeiner
Jugend auf bey denen Welſchen Schiffern) in Dienſten der Durchleuch⸗
tigften Repuhlique zu Venedig allda er quferzogen worden Diefen Spruch
erlehrnet, und aͤllzeit von ihnen ſagen gehört , daß auf dieſem Aegaͤiſchen
Meer oder Areipelago die Heilige im Himmel fuͤr die allda Schiffende hey
GOtt keine Fuͤrbitt machten, wegen allzu groſſer und augenſcheinlicher
Gefahr des Schiffbruches, bey faſt unzahlbaren Inſuln und Stein⸗
Felſen deſſelben; indeme ſie ſolcher Geſtalten bey GOtt umſonſt bitten,
und von ihme nichts erhalten wuͤrden. Nun erkennte ich aber gar zu
wohl, daß dieſe Rede des Schiff⸗Knechts nur Schwanck-zweiß zu ver⸗
ſtehen ware ; um andurch per exaggerationem, wie die Redner ſagen,
dem Volck anzuzeigen, daß einmal für allzeit in dem Arcipelago die al⸗
lergefaͤhrlichſte Schiffahrt ſeye; Ich verſetzte ihme alſo hieruͤber zur Ge—
gen⸗Lehr, daß er dieſes einfaͤltige Schiffer-Concept keineswegs glauben,
noch ſich darauf halten ſolle; inmaſſen SOTZ allzeit moͤglich und ange⸗
nehm iſt, auf Fuͤrbitt ſeiner Heiligen, auch die allergroͤſte Gefahren die—
ſer Welt von denen Menſchen barmhertziglich abzuwenden; womit er ſich
wohl getroͤſt vergnuͤgen lieſſe. ——
Wir erfuhren alſo im Werck heunt an dieſem Ort des Aegaͤiſchen
Meers, daß die Fuͤrbitt dex Heiligen bey GOQtt aller Orten hochvermoͤ⸗
gend gewefen , indem der Sturm nicht uͤber Mitternacht gedaͤuret, und
ins ſodann aus Gunſt des guͤtigen Himmels erwuͤnſchte Winde trefflich
hinfort getragen; fo daß wir den 9. Juli fruͤh Morgens um
6. Uhr den Meer Hafen und die Stadt Scio gaͤntz
gluͤcklich erreichet haben.



Tt \ Neun⸗






































 
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