Walkr Georgi: Aigrunerwagen (Farbige Zeichnung).
Walter Gcorgi.
^<?alter Georgi isr ein Kind der „Scholle". Die Leiftungen dieser Gruppe abcr sind seit Iahren
nach fast übereinftimmendem Urtcil die bedeutendften innerhalb der Mnnchner Malerei, und
ihre AuSstellungen haben die der Sezesfton schon faft auf den zweiten Rang heruntergedrückt. Die
beste Münchner Tradition, die sich vor allcm an die Namen Wilhelm Leibl nnd Wilhelm Trübner
knüpft (man hat bei ihnen bereitS daS Gefühl, die Namen von Klassikcrn auSzusprechen), ist von
keiner Seite so energisch aufgegriffen nnd so konsequent und mit so ftarkem Talenr weiter ausgebaut
wordcn wie von den Leuten der Scholle. Mit immer größerer Deutlichkeit drangt sich einem diese
Tatsache auf. Neben ihren AuSftellungen wirken die der Sezesfton schon recht eklektisch verfahren.
Der Umftand, daß sich auf den Ausftellungen der Scholle lange Zeit die „Studie" etwas allzu-
sehr in den Vordergrund drängte und die Meisterschaft im Malen an sich über Gebühr betont
wurde, konnte einen zeitweilig irre machen an der künftlerischen Bedeutung ihrer Beftrebungen,
und in der Tat scheint der genialfte Pinselführer der Gruppe, der glänzcndfte und verblüffendfte
Meifter der Nacktmalerei, Leo Pntz, wcnig Sinn zu haben für künftlerische Aufgaben, die sich noch
andere Ziele setzen, als den Reiz sprühender Farben, den Zauber leuchtender Epidermen und die
Virtuosität deS malerischen Vortrags. Doch neben dieser einseitigen Begabung (die ftch sozusagen
aufs Stilleben, wenn auch noch so eklatantes, beschränkt), machten sich andere Tendenzen inncrhalb der
„Scholle" immer mehr geltend. Ia, man kann sagen, daß das Streben zum Monumentalen unS
kaum irgendwo sonst so energisch entgegentritt als hier. Fritz ErlerS Wanddekorationen bewegen ftch in
dieser Richtung, ebenso Reinhold EichlerS große Tempera-Schöpfungen, wie verschiedene Werke von Erich
Erler. Bis anf die Behandlung des PorträtS crstreckt sich die dekorative Grundrichtung dieser Künstler.
Zwischen ihnen und Leo Putz in der Mitte fteht Walter Georgi. Im Vergleich zu Fritz Erlers
Dekorationen wirken seine Bilder natnraliftisch, und seine Behandlung von Licht und Farbc nimmt
sich neben der koloriftischen Wucht eines Lco Putz etwas gröblich aus und von geringerer Kultur.
Aber wenn er dessen hochgefteigerte rein malerische fIualitäten nicht ganz erreicht, hat er dafür das
vor ihm vorauS, daß ihm in höherem Grade das Bedürfnis und die Befähigung eigen ift, dem Bild
über das rein Malerische hinaus Wert und Bedeutung zu geben, anders gesagt: das Bedürfnis
von der Studie weg zum Bilde zu kommen — waS natürlich und notwendig immer ein wenig auf
Koften der „Studie" geschieht.
Es gab eine Zeit, wo eS in hohem Grade not rat, nichts so sehr zu betonen als das: daß das
Stilleben eine ebenso würdige Aufgabe cines großen Künftlers sein kann, als nur irgcnd ein anderer
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Walter Gcorgi.
^<?alter Georgi isr ein Kind der „Scholle". Die Leiftungen dieser Gruppe abcr sind seit Iahren
nach fast übereinftimmendem Urtcil die bedeutendften innerhalb der Mnnchner Malerei, und
ihre AuSstellungen haben die der Sezesfton schon faft auf den zweiten Rang heruntergedrückt. Die
beste Münchner Tradition, die sich vor allcm an die Namen Wilhelm Leibl nnd Wilhelm Trübner
knüpft (man hat bei ihnen bereitS daS Gefühl, die Namen von Klassikcrn auSzusprechen), ist von
keiner Seite so energisch aufgegriffen nnd so konsequent und mit so ftarkem Talenr weiter ausgebaut
wordcn wie von den Leuten der Scholle. Mit immer größerer Deutlichkeit drangt sich einem diese
Tatsache auf. Neben ihren AuSftellungen wirken die der Sezesfton schon recht eklektisch verfahren.
Der Umftand, daß sich auf den Ausftellungen der Scholle lange Zeit die „Studie" etwas allzu-
sehr in den Vordergrund drängte und die Meisterschaft im Malen an sich über Gebühr betont
wurde, konnte einen zeitweilig irre machen an der künftlerischen Bedeutung ihrer Beftrebungen,
und in der Tat scheint der genialfte Pinselführer der Gruppe, der glänzcndfte und verblüffendfte
Meifter der Nacktmalerei, Leo Pntz, wcnig Sinn zu haben für künftlerische Aufgaben, die sich noch
andere Ziele setzen, als den Reiz sprühender Farben, den Zauber leuchtender Epidermen und die
Virtuosität deS malerischen Vortrags. Doch neben dieser einseitigen Begabung (die ftch sozusagen
aufs Stilleben, wenn auch noch so eklatantes, beschränkt), machten sich andere Tendenzen inncrhalb der
„Scholle" immer mehr geltend. Ia, man kann sagen, daß das Streben zum Monumentalen unS
kaum irgendwo sonst so energisch entgegentritt als hier. Fritz ErlerS Wanddekorationen bewegen ftch in
dieser Richtung, ebenso Reinhold EichlerS große Tempera-Schöpfungen, wie verschiedene Werke von Erich
Erler. Bis anf die Behandlung des PorträtS crstreckt sich die dekorative Grundrichtung dieser Künstler.
Zwischen ihnen und Leo Putz in der Mitte fteht Walter Georgi. Im Vergleich zu Fritz Erlers
Dekorationen wirken seine Bilder natnraliftisch, und seine Behandlung von Licht und Farbc nimmt
sich neben der koloriftischen Wucht eines Lco Putz etwas gröblich aus und von geringerer Kultur.
Aber wenn er dessen hochgefteigerte rein malerische fIualitäten nicht ganz erreicht, hat er dafür das
vor ihm vorauS, daß ihm in höherem Grade das Bedürfnis und die Befähigung eigen ift, dem Bild
über das rein Malerische hinaus Wert und Bedeutung zu geben, anders gesagt: das Bedürfnis
von der Studie weg zum Bilde zu kommen — waS natürlich und notwendig immer ein wenig auf
Koften der „Studie" geschieht.
Es gab eine Zeit, wo eS in hohem Grade not rat, nichts so sehr zu betonen als das: daß das
Stilleben eine ebenso würdige Aufgabe cines großen Künftlers sein kann, als nur irgcnd ein anderer
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