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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 18.1909

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Heft 9
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Schäfer, Wilhelm: Eine Friedhofsanlage von Wilhelm Kreis
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https://doi.org/10.11588/diglit.26461#0101

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Ausstcllung für christliche Kuust in Diiffeldorf.

Wilhelm Kreis: Friedhof mit Erbbcgräbnis.

Eine Friedhofsanlage von Wilhelm Kreis

dcr Ausftrltung für christliche Kunst zu Düssel-
^ dorf muß uuin leider eine systematische Dar-
H stellung dcr modcrnen Kstchenbaukunst vernnsscn;
waS an Kirchenchören aufgebaut >ft, wirkt tcils
alö Gegenbcisplel uud die wcmgcn Modellc von Kstchen-
bautcn in dc» andern Räunien geben keinc Vorstellung
von der Stärke cincr Bcwcgung, namentlich dem cvan-
gclischcn Gottcsdienst würdigere und zwcckentsprcchcndcre
Räume zu schaffcn als dic mcchanischen Nachahmungcn
alter Dome. llm so lieber sieht man in der Friedhofö-
anlage von Wilhelm Krcis eine vorbildliche Lösung.

Einc Urncnhalle, eine Fricdhosökapelle und ein Erb-
begräbniö schließcn nach außen hin ein Stück Fricdbof
ab, das in einc Eckc des Auöftellungsgcbäudcs hinein
geplant wurdc. Es ist natürlich — wie stets in solchcn
Fällen — cm Schaustück, in dcm möglichst viel aus
klcincm Raum gezeigt werdcn soll; trotzdem ist der
Anlagc, wie unscre Abbildungen zeigen, eine Natürlich-
kcit gewahrt, die wcnig genug an eine Ausstcllung
crinncrn würde, wenn auf zwci Seiten nicht die hohen
Wände des sogenannten Kunstpalaftes den Platz be-
engten.

Wilhelm Kreis ist kein moderner Künstler im
strcngen Sinn, und ein Grabmal von Obrist etwa

würde ihm schlecht in sein Ensemblc passen; cr bleibt
m seinem Ornamcnt den sogenannten Stilarchitektcn
nahe und hat in Drcsden anscheinend scine Vorliebe
für barocke Schmucksormcn noch entwickelt. Seitdem
wir aber Messcl erlebtcn und sclbst Olbrich wie auch
dcn Fanatikcr van de Vcldc in den letzten Bauten
deutlich mit hiftorischen Formcn Wirkungcn errcichen
sahen: sind wir weniger rasch in unserer Fordcrung
geworden; wir sehcn cin, daß eine neue Baukunst
sich nur auö ueuen Konstruktionen und Materialicn
entwickeln kann, und sind stolz darauf, in unsern
Eisenbrückcn und Hallen Bauwerke von modcrner Prä-
gung zu bcsitzen. Daß unscr Landhausbau, soweit
er nicht heimatkünstlcrisch lokalc Formcn verwertet, im
englischcn Landbaus krampfhaft daö modcrnc Vorbild
sucht — obwohl auch daS sehr historisch ausgcwachscn
ist — wisscn wir; auch daß ein so ncu scheinendes Ge-
bäudc wie daS Hagcncr Krematorium von BchrenS im
Baptisterium zu Florcnz cinen nahen Vcrwandten von
unvcrkcnnbarer Ähnlichkeit hat. Unsere modcrne „Er-
rungenschast" im Sinn cineö „FortschritteS" ift genau
bcschen nur das neuerwachte und gepflcgte Gcsübl für
das Bauwcrk alö Raumbildung; wir sind die Wissen-
schast der historischen Fassaden los und beginncn den

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