Abl'. 5. Venez. Neliefspitzc. 2. Hälftc 17. Jahrh.
geordneten radialen Strahlen bernbenden Motive der
Durchbriicharbeiten gmgcn i'n ihrem Charakter nnver-
ändert in die ersten Spitzen über. Nach der geomctrischcn
Form des Musterö werden diese Spitzcn Rcticella genannt.
Die srühesten Reticellaspitzen entstanden in Jtalicn,
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Abb. I).
Der Geschmack für das plastische Hcrausarbciten der
Einzelform tritt in der italicnischen Reticella klar zu-
tage. Auch war mit dcr neucn Technir zugleich das
Gcfühl für den Materialcharakter erwacht. Den» in
scharfem Gegensatz zu dcr mittelalterlichen, farbenfreu-
digen Buntstickerei, im Gegensatz auch zu der Farbcn-
pracht des Oricnts, erkannte dcr Künstlcr dcr Renais-
sance, daß das rcine Wciß des Leinen für die Spitze
allcin ästhetische Bedcutung habe; auch entging cs jener
Zeit keineöwcgs, daß farbige Gebilde dem Charakter der
Wäsche — und
an dieser cnt-
wickclte sich ja
die Spitze —
durchaus
widerspräche.
Dieser bewußte
Gegensatz ge-
gen die farbige
Flächenwir-
kung der Stik-
kerei mußte die
Rücksicht auf
plastische Klar-
heit noch ver-
stärk'en.
AusdemMa-
terialcharakter
derWäscheund
auö der Nei-
gung,dieFunk-
tionen der For-
mendurchsym-
bolische Ab-
ftrak'tioneu zu
offenbarcn, erhielten die früheren Reticellamustcr ihren
künstlerischcn Wert. Untcrstützt wird dies nocb durch
die Technik; denn die frühen Arbeiten sind in der
Nadeltechnik ausgeführt; die Klöppelspitze war in dieser
Aeit noch eine billige, schlechte Nachahmung der Nadel-
spitze. Es licgt dieö darin begründet, daß die Klöppcl-
spitze niemalö die Schärfe der Formen, die Reinheit
der Zeichnung haben k'ann, wie die mit der Nadel
gcarbeitete Spitze. Auch die Möglichkeit, durch gehäufte
Fadcnschlingen eine crhöhte plastische Wirkung zu er-
zielen, war der Klöppelspitze vorenthalten.
Bis zur Wcnde des 17. Jahrhundcrtö hcrrscht dieser
Reticellatypuö der Rcnaissancespitze. Dann beginnen
nebe» der rein geometrischen Rcticella sich langsam
andere Motive cinzuschlcichen; die Spätrcnaissanccspitze
mit reicheren Aacken und Volutenformen, hier und da
(in dcm puuta
akoKliamojmit
blattartigen
Gebilden und
Ansätzen von
Ranken (Abb.
2u.Z). Schnell
nehmen diese
Formen ihre
Fortbildung.
Die durchlau-
sende Rank'e
miteinigen we-
nigen Blumen,
die bisweilen
schon in einem
kräftigen Re-
lief gebildet
werden, zeigen
die letzten Aus-
läufer dcr
Spätrenais-
sancespitze.Daö
cndliche Über-
gleiten in die
Abb. S. Niederl. Kloppelspihe. Um >700.
2Z0
geordneten radialen Strahlen bernbenden Motive der
Durchbriicharbeiten gmgcn i'n ihrem Charakter nnver-
ändert in die ersten Spitzen über. Nach der geomctrischcn
Form des Musterö werden diese Spitzcn Rcticella genannt.
Die srühesten Reticellaspitzen entstanden in Jtalicn,
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Abb. I).
Der Geschmack für das plastische Hcrausarbciten der
Einzelform tritt in der italicnischen Reticella klar zu-
tage. Auch war mit dcr neucn Technir zugleich das
Gcfühl für den Materialcharakter erwacht. Den» in
scharfem Gegensatz zu dcr mittelalterlichen, farbenfreu-
digen Buntstickerei, im Gegensatz auch zu der Farbcn-
pracht des Oricnts, erkannte dcr Künstlcr dcr Renais-
sance, daß das rcine Wciß des Leinen für die Spitze
allcin ästhetische Bedcutung habe; auch entging cs jener
Zeit keineöwcgs, daß farbige Gebilde dem Charakter der
Wäsche — und
an dieser cnt-
wickclte sich ja
die Spitze —
durchaus
widerspräche.
Dieser bewußte
Gegensatz ge-
gen die farbige
Flächenwir-
kung der Stik-
kerei mußte die
Rücksicht auf
plastische Klar-
heit noch ver-
stärk'en.
AusdemMa-
terialcharakter
derWäscheund
auö der Nei-
gung,dieFunk-
tionen der For-
mendurchsym-
bolische Ab-
ftrak'tioneu zu
offenbarcn, erhielten die früheren Reticellamustcr ihren
künstlerischcn Wert. Untcrstützt wird dies nocb durch
die Technik; denn die frühen Arbeiten sind in der
Nadeltechnik ausgeführt; die Klöppelspitze war in dieser
Aeit noch eine billige, schlechte Nachahmung der Nadel-
spitze. Es licgt dieö darin begründet, daß die Klöppcl-
spitze niemalö die Schärfe der Formen, die Reinheit
der Zeichnung haben k'ann, wie die mit der Nadel
gcarbeitete Spitze. Auch die Möglichkeit, durch gehäufte
Fadcnschlingen eine crhöhte plastische Wirkung zu er-
zielen, war der Klöppelspitze vorenthalten.
Bis zur Wcnde des 17. Jahrhundcrtö hcrrscht dieser
Reticellatypuö der Rcnaissancespitze. Dann beginnen
nebe» der rein geometrischen Rcticella sich langsam
andere Motive cinzuschlcichen; die Spätrcnaissanccspitze
mit reicheren Aacken und Volutenformen, hier und da
(in dcm puuta
akoKliamojmit
blattartigen
Gebilden und
Ansätzen von
Ranken (Abb.
2u.Z). Schnell
nehmen diese
Formen ihre
Fortbildung.
Die durchlau-
sende Rank'e
miteinigen we-
nigen Blumen,
die bisweilen
schon in einem
kräftigen Re-
lief gebildet
werden, zeigen
die letzten Aus-
läufer dcr
Spätrenais-
sancespitze.Daö
cndliche Über-
gleiten in die
Abb. S. Niederl. Kloppelspihe. Um >700.
2Z0