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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 18.1909

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Heft 8
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Schäfer, Wilhelm: In Hagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26461#0068

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In Hagen.

bildet, wie er durch bie Queruchse ciue Allee mit großen
Durchbliekcn gewinnt und namentlich die (im Plan
schräg nach oben laufende) Ncbcnstraßc in dcm Platz
knickP sodaß sie von jeder Seitc cincn günstigen Ein-
blick hat: das ist die höchste Ancrkennung wcrt. Bis
jctzt frcilich ist nur das linke von dcn vordcren drci
Häusern im Rohbau scrtig (wir bilden den Entwurs
ab, sowic dcn von dem Eckhaus, desscn Bau bcschlossen
ist, Abb. 8 u. 9). Hoffentlich verhindert hier kcins der
gewohntcn Mißgeschieke dic wirklichc Vollcndung.

Dcr Block im Plan obcn rechts ist van de Velde
zugedacht, das ciugezeichnetc Haus ist dcr fcrtige Wohn-
sitz von Herrn OsthauS (Abb. 10, II u. 12). Wenn
man eS nicht wüßte, würdc man kaum aus van dc Vclde
ratcn. Es ist einc weitläufige Anlage, die mit dcm
Steinmaterial der Gegend und der heimischen Schieser-
bckleidung eine ruhige Wirkung erziclt, die ihrcr Bau-
weisc allein nicht möglich wärc. Wcr ctwas Moderncs
im e.rtrenicn Sinn erwartet, ivird vcrwundcrt sein, wic
sehr sich manchcs dem Historischcn nähert, und den
Zwcckiiiäßigkeits-Fanatikcr aus heimelige Weisc verleugnet.

Eine Viertelstunde abwarts von der Villenkolonie
liegt im sogcnanntcn „wasserlosen Tal" der Ansang cincr
Arbeiterkolonie, die Rieiiierschmid mit hundcrt Woh-
nungen baucn soll. Was davon stcht, zeigt unsere
Abbildung (Abb. IZ), und daß hicr ctwaS durchauS
Tüchtiges gcmacht wird, auch. DaS schwere Stein-
material ist cin blauschwarzer Kalkstein, der nebenbei
gebrochen wird, also nicht kostspiclig ist, die Bedachung
Schiefer. Trotzdem die Straße noch unscrtig ist, wirkt

die Gruppc ani Waldrand übcraus traulich und solider,
als wir cS bei solchen Kolonicn gewöhnt sind. Es
ware zu wünschen, daß sie bald vollendet würde, damit
tinsere Gesellschastcn und Städte cinmal ein tadclloses
Vorbild hätten, wie nian auch in eincm dichtbevölkerten
Jndustriegebiet noch Raum und Geschmack' übrig be-
haltcn kann sür dic Wohnungen unserer Klcinarbeiter, die
doch schließlich den größtcn Tcil unscres Volkeö vorstellcn.

Wenn man den schmalen Fahrweg an unschönen
Häusern vorbei wiedcr in daS häßlich bebaute Tal der
Ennepc hinunter kommt, in dcn Lärm und Dunst der
Fabrikstadt, empfindet man schmerzlich, wie alles andere
zunächst Vergeudung ist. Bevor wir Deutschen nicht
menschlich wohnen, muß alle Kuust bci unö das Mäd-
clien aus dcr Fremde bleibcn. Daö ist dic kultur-
sördcrnde Verncinung solcher Vorbildcr, daß sie dic
gcwohnte Häßlichkcit unscrer Iuständc in grellcs Licht
stcllen. Am Endc ist das auch die lcbendigstc Wirkung
dcs ManneS, dcssen Eiser die wcstfälische Fabrikstadt
Hagcn solche bemerkenswerten Dinge vcrdankt, daß cr
cin Beispicl gibt, was dic Gcldinänncr unsercS Bürger-
tunis vermöchtcn, wenn sic ihrc Krast auf andere
Dinge alö nur aus den Erwerb cinstellten. Heutc mag
es vielleicht manchem Hagencr nur so aussehen, als ob
Osthaus sür ihre und scinc Stadt einige Sehenö-
würdigkcitcn schüse. Dic sind allcrdings längst schon
aufsälliger Art und haben den Namen Hagen be-
kanntcr gemacht alö allc Fabrikate, sodaß Osthaus ein
heimlichcr Ehrcnbürger der Stadt ist, obwohl er nun
draußen in Eppenhausen wohnt. S.

Abb. 7. Peter Behrens: Lageplan der projektierten Villenkolonie in Eppenhausen.
 
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