Cnigcuig zum Eibbegiäbnis.
Blick aus dem Wandelgmig nach der Kapclle.
Reiz der Baukunst darm zu findcn, wie sie einen Raum-
körpcr nach außen in geschlesscnc Wirkung setzt nnd
innen aus der Wandbcgrenzung durch harnwnische Vcr-
hältnissc der Flächcn, Schinucksermen, Farben, der Licht-
vcrtcilung daS Gesühl der Beengung überwindct.
Jn einer solchen Baukunst ist Wilhclm Kreis ein
Meistcr trotz seiner barocken Formcnsprache; und so
malcrisch sich einige unserer Abbildungcn auch gcben
mögen, die schönste Lcistung seiner Baumeisterschast in
dicser Anlage vcrmag kcin Photograph aus seine Platte
zu zwingcn: die Jnncnraumwirkung seincr Friedhoss-
kapellc. Der Grundriß zcigt cine quadratische Anlage,
die mit eincr Ecke in dcn Friedbos vorspringt und sich
im inncrc» Ausbau durch vorgeschobcnc Eckpsciler als
Achteck in eine Art kreisrunder Kuppel auslöst. Jhr
einziges Licht kommt durch cin hohcö Seitcnfcnster,
wenn nicht die Tür zu cincm Seitenraum geöffnct
ist, aus dem ei» farbigcs Glasscnstcr hercinlcuchtct.
Die Wände sind in kühlem Grau und daö Fenster ist
auf cin schönes ticscs Blau gestimmt, aus dcm ein
milder Schein sich in dem Raum verbrcitct. So
schön und ruhig steht cr da in diescm blaugrancn
Licht, so unausdringlich rücken die Wände und Pscilcr
von uns fort, daß wir garnicht die Einzelheiten scines
Schmuckes bemerken; die schöne Feierlichkeit dcs Rau-
mes hemmt unscrn Schritt, wir sühlen: hier hat die
Kunst sich in ihrcr tröstcndcn Ausgabe, das Tor der
cwigen Stille zu gcstaltcn, durch keine kunstgewerbliche
Absicht verwirren lasscn.
Wcr dennoch tadeln will, wird an dem wulstigcn
Schmuck dcr Deckc schon scinc Rechnung finden; bc-
sondcrs wcnn er von der klcincn Galcric des Anbauo
die bemalten Engclbilder auf dcm Kopf stehen sicht;
aber wcil er wiedcr durch die scicrliche Schönheit dcö
Kapellcnraumcs zurück muß, wird er ihn mit kcinem
andcrn Eindruck als dem einer erlöscnden Ruhe ver-
lasscn. Ob ibn die Urncnhalle in dieser Stimmung
erhaltcn kann, wird daraus ankommcn, wieweit cr
sich mit eincr Ausbcwahrung von Aschcurcstcn in fcicr-
lichen Töpfen besrcundet. Jch muß gcstehen, daß
ich nicht mitkann, in cincr Art von Apotheke dic
Aschcnrcste dcr Vcrstorbcncn aufgcstcllt zu schcn. Ein
Grab ist mcnschengroß genug, dcn ganzcn Blick zu
sasscn, über cinige Dutzcnd dieser Urnen sucht mcin
Auge rcsultatlos hin. DaS hat gcwiß nichts mit
dcr künstlcrischcn Gestaltung zu tun und ich sche wohl,
daß dic Urncnhallc nicht schlcn konntc, wenn Kreis cin
Vorbild cincr modcrne» Friedhossanlage geben wolltc.
Vielleicht wcil aber seine Anlage weder in dcr Stim-
mung noch in dcn Einzclformcn mit dcm Alt-
sränkischen spielt, bcrührte diese garnicht altmodische
Jdee dcr Aschenreste sremdcr, alö cs sür dic künst-
lerische Erscheinung gut war. Daß dic Urnenhallc als
eine Art Kreuzgang eincm Kirchhos eine schönc Ein-
friedigung gäbe, sehe ich wohl, und soweit unscrc
Abbildungen cine Anschauung vcrmitteln könncn, wcrdcn
sie den malerischcn Reiz dcr äußercn Erscheinung glaub-
haft machen.
ZO2
Blick aus dem Wandelgmig nach der Kapclle.
Reiz der Baukunst darm zu findcn, wie sie einen Raum-
körpcr nach außen in geschlesscnc Wirkung setzt nnd
innen aus der Wandbcgrenzung durch harnwnische Vcr-
hältnissc der Flächcn, Schinucksermen, Farben, der Licht-
vcrtcilung daS Gesühl der Beengung überwindct.
Jn einer solchen Baukunst ist Wilhclm Kreis ein
Meistcr trotz seiner barocken Formcnsprache; und so
malcrisch sich einige unserer Abbildungcn auch gcben
mögen, die schönste Lcistung seiner Baumeisterschast in
dicser Anlage vcrmag kcin Photograph aus seine Platte
zu zwingcn: die Jnncnraumwirkung seincr Friedhoss-
kapellc. Der Grundriß zcigt cine quadratische Anlage,
die mit eincr Ecke in dcn Friedbos vorspringt und sich
im inncrc» Ausbau durch vorgeschobcnc Eckpsciler als
Achteck in eine Art kreisrunder Kuppel auslöst. Jhr
einziges Licht kommt durch cin hohcö Seitcnfcnster,
wenn nicht die Tür zu cincm Seitenraum geöffnct
ist, aus dem ei» farbigcs Glasscnstcr hercinlcuchtct.
Die Wände sind in kühlem Grau und daö Fenster ist
auf cin schönes ticscs Blau gestimmt, aus dcm ein
milder Schein sich in dem Raum verbrcitct. So
schön und ruhig steht cr da in diescm blaugrancn
Licht, so unausdringlich rücken die Wände und Pscilcr
von uns fort, daß wir garnicht die Einzelheiten scines
Schmuckes bemerken; die schöne Feierlichkeit dcs Rau-
mes hemmt unscrn Schritt, wir sühlen: hier hat die
Kunst sich in ihrcr tröstcndcn Ausgabe, das Tor der
cwigen Stille zu gcstaltcn, durch keine kunstgewerbliche
Absicht verwirren lasscn.
Wcr dennoch tadeln will, wird an dem wulstigcn
Schmuck dcr Deckc schon scinc Rechnung finden; bc-
sondcrs wcnn er von der klcincn Galcric des Anbauo
die bemalten Engclbilder auf dcm Kopf stehen sicht;
aber wcil er wiedcr durch die scicrliche Schönheit dcö
Kapellcnraumcs zurück muß, wird er ihn mit kcinem
andcrn Eindruck als dem einer erlöscnden Ruhe ver-
lasscn. Ob ibn die Urncnhalle in dieser Stimmung
erhaltcn kann, wird daraus ankommcn, wieweit cr
sich mit eincr Ausbcwahrung von Aschcurcstcn in fcicr-
lichen Töpfen besrcundet. Jch muß gcstehen, daß
ich nicht mitkann, in cincr Art von Apotheke dic
Aschcnrcste dcr Vcrstorbcncn aufgcstcllt zu schcn. Ein
Grab ist mcnschengroß genug, dcn ganzcn Blick zu
sasscn, über cinige Dutzcnd dieser Urnen sucht mcin
Auge rcsultatlos hin. DaS hat gcwiß nichts mit
dcr künstlcrischcn Gestaltung zu tun und ich sche wohl,
daß dic Urncnhallc nicht schlcn konntc, wenn Kreis cin
Vorbild cincr modcrne» Friedhossanlage geben wolltc.
Vielleicht wcil aber seine Anlage weder in dcr Stim-
mung noch in dcn Einzclformcn mit dcm Alt-
sränkischen spielt, bcrührte diese garnicht altmodische
Jdee dcr Aschenreste sremdcr, alö cs sür dic künst-
lerische Erscheinung gut war. Daß dic Urnenhallc als
eine Art Kreuzgang eincm Kirchhos eine schönc Ein-
friedigung gäbe, sehe ich wohl, und soweit unscrc
Abbildungen cine Anschauung vcrmitteln könncn, wcrdcn
sie den malerischcn Reiz dcr äußercn Erscheinung glaub-
haft machen.
ZO2