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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 18.1909

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Heft 9
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Schäfer, Wilhelm: Eine Friedhofsanlage von Wilhelm Kreis
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https://doi.org/10.11588/diglit.26461#0103

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Kirchhof. Wandelgang.

Modell des CrzeagelS vou Birdhauer Cnseling. Figuren des Wandelgangs von W. Kniebe, Schüler der Kunstgewerbeschule Düsseldorf.

Arifs Malerische bin ist auch da6 Gräberseld gc-
macht; es spielt ein wenig deutlich mit dcr Stinnnung
eineS verlassencn altcn Kirchhosv. Ein inoderner Be-
gräbnisplatz >vird ivobl kauni gleich in dieser nialerischcn
Unordnung anzulegen sein, in eincr Großstadt nebcn
ciner Urnenhallc sicher nicht. Uni die Leistung zu
werten, wird nian sich an die cinzelncn Grabniale
halten niüsscn: obwohl sie sich sast alle niit altniodischen
Formcn vcrtraut machen, kann inan die meisten gcltcn
lasscn. Es sind natürlich nur einigc von Wilhelm Krcis
entworsen, aber die meiften stammen doch von scinen
Schülern und bleiben im Stil der barocken Gesamt-
anlage diensibar. Steinmalch Urncn, Kreuze aus Eiscn,
Holz und Stein, zum Teil bemalt, sind mit klugcr
Ubcrlcgung zwischen Lcbcnsbäumen und niedercm Zicr-
gesträuch im Rasen aufgestcllt; obwohl die Wcganlage
rcchtwinklig ist, crgeben kleine Verschicbungen male-
rische Grnppen, die vor dcm Hintergrund dcr Urnen-
hallc und des WandelgangS vortrefflich berechnet sind
und die Jllusion eineS vcrlaffenen als Park gepflegtcn
Friedhoss crwccken, wie unscre Großstädle ihn noch
manchmal zcigen. Daß man aus seincn Wegen mit be-
sonderer Wchmut an dic mcchanische Steinhaucrwirtschaft
dcr modcrncn Großstadtsriedhöfe denkt, ist wohl vcr-
ständlich. Und wcnn wir unL auch sagen: so kann eö
natürlich bei unsern teuren Grundplätzen und engen

Reihengräbern nicht auSschen: dic Stimmung dieses Vor-
bildeS bleibt trotzdem als eine schöne Jllusion bestehen.

An dem Erbbegräbnis zcigt die schönc schmied-
eiscrne Tür namentlich in dcm obcrcn Fcld die histo-
rische Ornamcntik von Kreis am glücklichstcn. Ninimt
man die verschicdenen Glaösenstcr dazu, soweit sie von
Kreis sind: so gewinnt man cin besscrcö Vcrhältniö zu
ihr, als wenn man ihren Einfluß in dcn Schüler-
arbcitcn (den Kapitälcn in der Urncnhalle z. B.) be-
trachtet. Da scheint die Neigung zu barocken Uber-
treibungcn bcreits cinc Gesahr. Um damit zu wirkcn,
wird man die Meisterschast nötigcr haben als sonst.
Entschuldigcnd muß srcilich noch einmal gesagt wcrden,
daß solchc Ausstcllungen fast immer am Auviel
lcidcn, und wenn auS ciner Schule möglichst viele
Schülcr zu Wort kommen solle», ist eö besonders
schwer, im Uberflüssigen Haltung zu behalten. Daß
Wilhelm Krciö dicö in der ganzcn Anlagc vermocht
hat, bcweist seine Baumeifterschaft am dcutlichsten: Da
der Architekt selten alleö selber machcn kann, wird er
immer ebcnsoviel aus seine Disposition wie auf scinc
eigene Hand angewiesen sein; und — ob man seine
Vorlicbc für barocken Uberreichtum mag oder nicht —
daß er dem Ganzcn eincn cinheitlichen Charakter nicht
nur gcplant sondern auch bcivahrt hat, wird jedcr an-
erkennen müssen. S.
 
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