Hans Thoma: Mondscheingeiger (farbige Lithographie).
In dieser Kunft der zeichnerischen Verdentlichung, zum wenigsten was die landschastliche Er-
scheinung anbetrifft, bernht die unwiderftehliche Wirkung der Thomascheu Blätter. Wie dcr Wanderer
in unserm Farbendruck mitten im Bild zur Höhc fteigt, daran mag man im Einzelnen zeichnerischc
Feinheiten vermissen, soviel man will: alles was an einem Steigendcn drastisch ift, wie cr ftch vorn-
iiber beugt, wie cr gleichsam sein eigenes Schwergcwicht zur Fortbewegung benutzt, wie cr mit
dem zurückftehenden Bcin sich aufdrückt und mit dem andern sich nachzieht, wie er durch einc Art
von schleppender Bewegung einc gleichmäßig arbeitende Maschine darftellt: daö alles ist unwider-
stehlich in seine derb nmriffene Zeichnung hineingcbracht. DaS von seinen Gegnern vielbemühte
Gemüt hat mit dieser Wirkung garnichrs zu tun; wie auch sein berühmter Iüngling, im Mond-
schein geigend, zunächft nur durch dic Deutlichkeit bezwingend wirkt, mit der seine Geigerbewegung
vor dem Nachthimmel fteht. Soviel man seine graphischen Blätter durchfteht, immer wieder erkennt
man die drastische Erscheinung der Dinge und ihrer Bewegungen als sein stärkftes WirkungSmittel.
Wo ihm etwaS NeueS in die Anschauung kommt, etwa die italienischen Dlbäume oder die Alpen,
ruht er nicht, bis er es in seiner derb zugreisenden Art auf die letzte Form gebracht hat. Daß er
dann, wenn er diese Form gefunden hat und beherrscht, in der Anwendung sorgloS wird, daß er
die Tppen auch als solche gebraucht und häuftg wicderholt, ift daS natürliche Ergebniö solcher zähen
Arbeit. Niemand wird ihm bestreiten könncn, daß er bis heute in einer seltencn Frische immer
wieder neue Typen prägt und den Reichtum scineS Materials unabläsftg vermehrt.
Es ift ohne weiteres klar, daß eine solche Gabe der Typisierung, die nicht akadcmischen Ab-
sichten diente, sondern dem künftlerischen Spielrrieb einer volkötümlichen Pcrsönlichkeit, von selber
Z27
In dieser Kunft der zeichnerischen Verdentlichung, zum wenigsten was die landschastliche Er-
scheinung anbetrifft, bernht die unwiderftehliche Wirkung der Thomascheu Blätter. Wie dcr Wanderer
in unserm Farbendruck mitten im Bild zur Höhc fteigt, daran mag man im Einzelnen zeichnerischc
Feinheiten vermissen, soviel man will: alles was an einem Steigendcn drastisch ift, wie cr ftch vorn-
iiber beugt, wie cr gleichsam sein eigenes Schwergcwicht zur Fortbewegung benutzt, wie cr mit
dem zurückftehenden Bcin sich aufdrückt und mit dem andern sich nachzieht, wie er durch einc Art
von schleppender Bewegung einc gleichmäßig arbeitende Maschine darftellt: daö alles ist unwider-
stehlich in seine derb nmriffene Zeichnung hineingcbracht. DaS von seinen Gegnern vielbemühte
Gemüt hat mit dieser Wirkung garnichrs zu tun; wie auch sein berühmter Iüngling, im Mond-
schein geigend, zunächft nur durch dic Deutlichkeit bezwingend wirkt, mit der seine Geigerbewegung
vor dem Nachthimmel fteht. Soviel man seine graphischen Blätter durchfteht, immer wieder erkennt
man die drastische Erscheinung der Dinge und ihrer Bewegungen als sein stärkftes WirkungSmittel.
Wo ihm etwaS NeueS in die Anschauung kommt, etwa die italienischen Dlbäume oder die Alpen,
ruht er nicht, bis er es in seiner derb zugreisenden Art auf die letzte Form gebracht hat. Daß er
dann, wenn er diese Form gefunden hat und beherrscht, in der Anwendung sorgloS wird, daß er
die Tppen auch als solche gebraucht und häuftg wicderholt, ift daS natürliche Ergebniö solcher zähen
Arbeit. Niemand wird ihm bestreiten könncn, daß er bis heute in einer seltencn Frische immer
wieder neue Typen prägt und den Reichtum scineS Materials unabläsftg vermehrt.
Es ift ohne weiteres klar, daß eine solche Gabe der Typisierung, die nicht akadcmischen Ab-
sichten diente, sondern dem künftlerischen Spielrrieb einer volkötümlichen Pcrsönlichkeit, von selber
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