Hans Thoma als Radierer und Lithograph.
dazu führen mußte: Sinnbilder unsereö LebenS aufzuzeichnen. Und zwar, da Tboma nicht nur als
eiu Schwarzwälder Bauernbub in die Welt kam, sondern der Heimat durch glückliche Umftände in
einer langen Iugendzeit verbunden blieb: zumeift Sinnbildcr des bäuerlichen LebenS. Denn so viel
er auch dnrch religiöse und mythische Motive klassischer Abftammung nnd Wagncrscher Vermittlung
in dic Vorstellungswelt der sogenannten Gebildeten ging: seine wirklich volkStümlichen Blätter sind
doch diejenigen bäuerlicher Hcrkunft. Sein Sämann, scinc Schnittcr, der Geiger, die Märchcn-
erzählerin, die Hüter des TalS, die Großmuttcr mit dem Kind: darin ist der Ring scines WesenS
und seincr Wirkung fcfter geschlossen, als in seinen Kentauren- und Bayreuther Blättern.
BiSher ging diese Betrachtung nur auf seine Steindrucke; und wer die Technik kennt, wird es
beffer verftehen als andere, warnm seincr drastischen Kunst der Vcrdeutlichnng der derbe Kreide-
strich des Steindrucks aus kürnigem Stein mehr lag als die glattc Kupferplatte mit dem Stichel;
dort sind dünne Linicn kaum möglich, hier sind sie das Gegebene. Es ift bezeichnend, daß manche
Radierungen von Thoma fast wie Stcindrucke wirken, indem sie den handfeften Kontur des Kreide-
strichs auf die Platte übersetzen: wic das blumenpflückende Mädchen auf dcr abgebildeten Radiernng
beweift. Aber schon der zart hingeftrichelte Hintergrund anf dieser Platte zeigt dic Anpassungs-
fähigkeit seiner Hand; mehr noch dic große Radierung mit dem Blick auf Frankfurt. Sie ftammt
auS diesem Iahr und beweist, wie wenig dieser merkwürdige Meifter durch seine Bcgabung gebunden
wird. Sie ift ein Rassestück der Nadel, rasch und leidenschastlich gemacht, in dcr Aufteilung wie
im Zauber des breitgelagerten Lichtcs eher auf einen modernen Franzosen als auf den sogenannten
Malerpoeten weisend.
Seine Radierungen sind sämtlich im Vcrlag deS KünstlcrbundcS zu KarlSruhe erschienen. Die
Prcise schwanken zwischen 20 und ZO Mark, ftnd also für den Rnhm des MeifterS billig. Die
altcn Sreindrucke sind vergriffen und zum Teil höchste Seltenheiten des Kunfthandels; umso erfreu-
licher ist es, daß fte in schönen Nachbildungen käuflich sind. Der Katalog der „Zeitgenössischen
Kunftblätter" im Verlag von Brcitkopf A Härtel verzeichnet 7O Blätter, von denen viele getönt
und cinige sarbig sind. Das Format 4O : 5O cm macht sie als Wandbilder im deutschen Bürger-
hause gebräuchlich; nnd selten kann so von einem nngehobenen Schatz gesprochen werden wic hier,
wo faft alle die bcrühm-
ten Sachen in guten Nach-
bildungen zum Preise
von 2 Mark einzeln zu
kaufen ftnd. Einige ncu-
ere Steindrucke waren
im Verlag des Künftler-
bundes Karlsruhe käuf-
lich; nun brachtc er zum
7O. GeburtStag des
Meifters vier „Meifter-
bilder" im großcn For-
mar heraus, von denen
eins (der Feierabend)
vielleicht eine ins Litho-
graphischc umgesetzte Ra-
dierung ist, die andern
drei aber wundervolle
Stücke ftnd, in denen
namentlich die i.'and-
schastskunft Thomas einen
wahren Triumphgesang
auSführt. Anch hier ift
der Preis (2O Mark für
das eigenhändig unter-
schriebene Blatt) mäßig.
Die vicr Blätter sind
übrigens in farbiger
Nachbildung zugleich mit
dem Hütcr des Tals und
dem geigenden Iüngling
im selbcn Verlag als
Postkarten erschienen. Es
wäre unrecht, bei dieser
Gelegenheit nicht noch
einmal auf die Malbücher
Thomas sowie auf seine
Fibcl hinzuweisen (beide
im Verlag W. Scholz,
Mainz), in denen die
Steindruckkunft des Mei-
sters sich der Iugend aufs
licbenswürdigfte widmet.
W. Schäfer.
Z28
dazu führen mußte: Sinnbilder unsereö LebenS aufzuzeichnen. Und zwar, da Tboma nicht nur als
eiu Schwarzwälder Bauernbub in die Welt kam, sondern der Heimat durch glückliche Umftände in
einer langen Iugendzeit verbunden blieb: zumeift Sinnbildcr des bäuerlichen LebenS. Denn so viel
er auch dnrch religiöse und mythische Motive klassischer Abftammung nnd Wagncrscher Vermittlung
in dic Vorstellungswelt der sogenannten Gebildeten ging: seine wirklich volkStümlichen Blätter sind
doch diejenigen bäuerlicher Hcrkunft. Sein Sämann, scinc Schnittcr, der Geiger, die Märchcn-
erzählerin, die Hüter des TalS, die Großmuttcr mit dem Kind: darin ist der Ring scines WesenS
und seincr Wirkung fcfter geschlossen, als in seinen Kentauren- und Bayreuther Blättern.
BiSher ging diese Betrachtung nur auf seine Steindrucke; und wer die Technik kennt, wird es
beffer verftehen als andere, warnm seincr drastischen Kunst der Vcrdeutlichnng der derbe Kreide-
strich des Steindrucks aus kürnigem Stein mehr lag als die glattc Kupferplatte mit dem Stichel;
dort sind dünne Linicn kaum möglich, hier sind sie das Gegebene. Es ift bezeichnend, daß manche
Radierungen von Thoma fast wie Stcindrucke wirken, indem sie den handfeften Kontur des Kreide-
strichs auf die Platte übersetzen: wic das blumenpflückende Mädchen auf dcr abgebildeten Radiernng
beweift. Aber schon der zart hingeftrichelte Hintergrund anf dieser Platte zeigt dic Anpassungs-
fähigkeit seiner Hand; mehr noch dic große Radierung mit dem Blick auf Frankfurt. Sie ftammt
auS diesem Iahr und beweist, wie wenig dieser merkwürdige Meifter durch seine Bcgabung gebunden
wird. Sie ift ein Rassestück der Nadel, rasch und leidenschastlich gemacht, in dcr Aufteilung wie
im Zauber des breitgelagerten Lichtcs eher auf einen modernen Franzosen als auf den sogenannten
Malerpoeten weisend.
Seine Radierungen sind sämtlich im Vcrlag deS KünstlcrbundcS zu KarlSruhe erschienen. Die
Prcise schwanken zwischen 20 und ZO Mark, ftnd also für den Rnhm des MeifterS billig. Die
altcn Sreindrucke sind vergriffen und zum Teil höchste Seltenheiten des Kunfthandels; umso erfreu-
licher ist es, daß fte in schönen Nachbildungen käuflich sind. Der Katalog der „Zeitgenössischen
Kunftblätter" im Verlag von Brcitkopf A Härtel verzeichnet 7O Blätter, von denen viele getönt
und cinige sarbig sind. Das Format 4O : 5O cm macht sie als Wandbilder im deutschen Bürger-
hause gebräuchlich; nnd selten kann so von einem nngehobenen Schatz gesprochen werden wic hier,
wo faft alle die bcrühm-
ten Sachen in guten Nach-
bildungen zum Preise
von 2 Mark einzeln zu
kaufen ftnd. Einige ncu-
ere Steindrucke waren
im Verlag des Künftler-
bundes Karlsruhe käuf-
lich; nun brachtc er zum
7O. GeburtStag des
Meifters vier „Meifter-
bilder" im großcn For-
mar heraus, von denen
eins (der Feierabend)
vielleicht eine ins Litho-
graphischc umgesetzte Ra-
dierung ist, die andern
drei aber wundervolle
Stücke ftnd, in denen
namentlich die i.'and-
schastskunft Thomas einen
wahren Triumphgesang
auSführt. Anch hier ift
der Preis (2O Mark für
das eigenhändig unter-
schriebene Blatt) mäßig.
Die vicr Blätter sind
übrigens in farbiger
Nachbildung zugleich mit
dem Hütcr des Tals und
dem geigenden Iüngling
im selbcn Verlag als
Postkarten erschienen. Es
wäre unrecht, bei dieser
Gelegenheit nicht noch
einmal auf die Malbücher
Thomas sowie auf seine
Fibcl hinzuweisen (beide
im Verlag W. Scholz,
Mainz), in denen die
Steindruckkunft des Mei-
sters sich der Iugend aufs
licbenswürdigfte widmet.
W. Schäfer.
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