wcrken des Kan-
tons Iürich zur
Erlangung von
Entwürfcn für
TranSforma-
torenstationen
ausgcschricbcn
w'urde. Natür-
lich mußtc das
Ergebnis im
Sinn dcr obigen
AuSführungen
ausfallcn, be-
sondcrs in der
Schweiz, die auf
Grund eincr
überacis reichcn
baulichen Tradi-
tion mehr noch
als Dcutschland
Schultze-Namn-
burgs Ruf zur
Rückkehr aufge-
nomMenLindbe-
folgt hat. Die scchs Abbildcnigen sind m'cht direkt im
Sinn mciner Worte gewählt; man hätte von den übcr
bundcrt Entwürfen wohl jeden cinzelnen als Bcispiel
nehmcn gekonnt. Doch zcigen sie dic architektonisch
besten Lösungen der Aufgabe. Das sind nun Trans-
formatorenstationen, Träger elektrischcr Kraft. Modcrn
sachlich ist wohl kciner dcr Entwürfe, aber alle sind
durchaus gefällig in der Erscheinung. Allcn sieht man
das Bestrebcn an, „die Heünat zu schützen", sich in
das Bild der hintcrbliebenen Bausteine einzufügen.
Abb. I und 2 kleiden sich in barocke Schloßformcn,
Z und 4 in daö ländliche Turmgewand. Abb. 5 und
6 sind etwaö freier. Sie bemühen sich nur, zwecklich
und schmucklich
zugleich und dabei
möglichst unauf-
fälligzusein.Doch
keiner tritt hin
und sagt: „Hier,
das bin ich, eine
clektrische TranS-
formatorcnstati-
on." Keincm sieht
man ohne weite-
res den Iweck an,
für den er gebaul
wcrden soll; alle
könnten irgendwo
im alterhaltencn
Land alö irgend-
waS gcstanden ha-
ben, um nun plötz-
lichzuneucnZwek-
ken umgcwandclt
zu werden.
Abb. ?. Transformatoren-Station. ^ Das ist ein
Entwurf von Jvhannes Bollert, Iürich. Rückschlag »ach
den gegcnwart-
frcudigen An-
fangsjahren des
letztcn Jahr-
zehnts, die in
der Technik den
neucn Stil für
angewandte
Kunst zu finden
hofften. Nun
sind wir wohl
begcistert für
jeden neuen
Schritt der Elek-
trizität, für Au-
tomobil und
Zeppelin und Ae-
roplan. Aber
daö stört uns
mchsiunshinter-
lings i'n die Ver-
gangcnheit zu
setzen, wenn es
sich um Kunst
handelt. So kommt ein wenig Lug und Trug in die
äußere Erscheimmg künstlerischen Schaffens. Man
fühlt sich nicht ganz zufrieden und spürt bei allcr
Freude am geschaffencn iLchönen, daß diesem Schönen
doch die Wahrhcit der Gegcnwart fehlt, um wirklich
schön zu sein. Man könnte zwar im Einzelnen mit
Einwändcn aufwarten und sagcn, daß doch dort wenig-
ftens, wo die Kultur dcr Vcrgangcnhcit noch riesen-
groß die werdende Iukunft überragt, die Gegenwart
sich dcm Bestehenden anpassen müsse; daß man
doch dort mit »eucm Stil zurückhalten müsse, wo
alte Stile den Ton bcherrschcn. Doch ist das alles
nicht so unbedingt. Stil ist Haltung. Wird es
daö Altcr stören,
die Jugend mit
Haltung auftre-
ten zu sehn?
Und wenn daö
Alte früher oder
später doch ver-
geht, waö nutzt
cSunödann,daß
wir seine Hal-
tung annahmcn,
und nun unsere
eigene nicht zu
finden wissen?
Schutz der Ver-
gangcnhcit wird
leicht Trutz der
Gegenwart. Aus
der Gegenwart
aber, nicht aus
der Vergangen-
heit wächst un-
sere Zuknnft.
R. Schwcrdtfegvr.
Abb. Z. Transformatorcn-Station.
Entwmf voii Hcim. Müllcr, Thalwil.
Abb. 4. Transformatoren-Statioii.
Entwurf von F. Reiber, Zllrich.
Abb. S. Transformatoren-Station.
Entwurf von Hermann Herter, Zürich.
Z44
tons Iürich zur
Erlangung von
Entwürfcn für
TranSforma-
torenstationen
ausgcschricbcn
w'urde. Natür-
lich mußtc das
Ergebnis im
Sinn dcr obigen
AuSführungen
ausfallcn, be-
sondcrs in der
Schweiz, die auf
Grund eincr
überacis reichcn
baulichen Tradi-
tion mehr noch
als Dcutschland
Schultze-Namn-
burgs Ruf zur
Rückkehr aufge-
nomMenLindbe-
folgt hat. Die scchs Abbildcnigen sind m'cht direkt im
Sinn mciner Worte gewählt; man hätte von den übcr
bundcrt Entwürfen wohl jeden cinzelnen als Bcispiel
nehmcn gekonnt. Doch zcigen sie dic architektonisch
besten Lösungen der Aufgabe. Das sind nun Trans-
formatorenstationen, Träger elektrischcr Kraft. Modcrn
sachlich ist wohl kciner dcr Entwürfe, aber alle sind
durchaus gefällig in der Erscheinung. Allcn sieht man
das Bestrebcn an, „die Heünat zu schützen", sich in
das Bild der hintcrbliebenen Bausteine einzufügen.
Abb. I und 2 kleiden sich in barocke Schloßformcn,
Z und 4 in daö ländliche Turmgewand. Abb. 5 und
6 sind etwaö freier. Sie bemühen sich nur, zwecklich
und schmucklich
zugleich und dabei
möglichst unauf-
fälligzusein.Doch
keiner tritt hin
und sagt: „Hier,
das bin ich, eine
clektrische TranS-
formatorcnstati-
on." Keincm sieht
man ohne weite-
res den Iweck an,
für den er gebaul
wcrden soll; alle
könnten irgendwo
im alterhaltencn
Land alö irgend-
waS gcstanden ha-
ben, um nun plötz-
lichzuneucnZwek-
ken umgcwandclt
zu werden.
Abb. ?. Transformatoren-Station. ^ Das ist ein
Entwurf von Jvhannes Bollert, Iürich. Rückschlag »ach
den gegcnwart-
frcudigen An-
fangsjahren des
letztcn Jahr-
zehnts, die in
der Technik den
neucn Stil für
angewandte
Kunst zu finden
hofften. Nun
sind wir wohl
begcistert für
jeden neuen
Schritt der Elek-
trizität, für Au-
tomobil und
Zeppelin und Ae-
roplan. Aber
daö stört uns
mchsiunshinter-
lings i'n die Ver-
gangcnheit zu
setzen, wenn es
sich um Kunst
handelt. So kommt ein wenig Lug und Trug in die
äußere Erscheimmg künstlerischen Schaffens. Man
fühlt sich nicht ganz zufrieden und spürt bei allcr
Freude am geschaffencn iLchönen, daß diesem Schönen
doch die Wahrhcit der Gegcnwart fehlt, um wirklich
schön zu sein. Man könnte zwar im Einzelnen mit
Einwändcn aufwarten und sagcn, daß doch dort wenig-
ftens, wo die Kultur dcr Vcrgangcnhcit noch riesen-
groß die werdende Iukunft überragt, die Gegenwart
sich dcm Bestehenden anpassen müsse; daß man
doch dort mit »eucm Stil zurückhalten müsse, wo
alte Stile den Ton bcherrschcn. Doch ist das alles
nicht so unbedingt. Stil ist Haltung. Wird es
daö Altcr stören,
die Jugend mit
Haltung auftre-
ten zu sehn?
Und wenn daö
Alte früher oder
später doch ver-
geht, waö nutzt
cSunödann,daß
wir seine Hal-
tung annahmcn,
und nun unsere
eigene nicht zu
finden wissen?
Schutz der Ver-
gangcnhcit wird
leicht Trutz der
Gegenwart. Aus
der Gegenwart
aber, nicht aus
der Vergangen-
heit wächst un-
sere Zuknnft.
R. Schwcrdtfegvr.
Abb. Z. Transformatorcn-Station.
Entwmf voii Hcim. Müllcr, Thalwil.
Abb. 4. Transformatoren-Statioii.
Entwurf von F. Reiber, Zllrich.
Abb. S. Transformatoren-Station.
Entwurf von Hermann Herter, Zürich.
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