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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 18.1909

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Heft 11
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Schwerdtfeger, Robert: Neue Edelschmiedekunst: zu den Arbeiten von Professor Enrst Riegel in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26461#0178

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Renaissance) erkenncn. Die
animalischen Schnruckmotwe
(den Menschen mit einge-
schlossen) entsprechen in ihrer
Aufsassung und Formulie-
rung dcr modernen guten
Münchener Plaftikcrschule;
man kann sogar Namcn
nennen: Taschner, Wrba,

Hahn. Selbst da, wo man,
von erwähnten Einzelheiten
abgesehen, doch im Ganzen
einzelner Stücke dieö Eigen-
artig-Besondere zu findcn
glaubt, lehrt ein Blick auf
andere Gleichschaffende die
Täuschung erkennen. Es
gibt viele Künstler heute, die
mehr oder weniger gute,
meistens aber erfreuliche
Edelschmicdearbeit und
Kleinplastik verfertigen, de-
ren Art der Riegelschcn nicht
als Besonderheit gegenüber-
steht, sondern mit ihr und
anderen zusammen vielleicht
erst eine Eigenart bildet.

Jch brauche jetzt nicht
mehr zu sagen, daß ich mit
obigem den Künstlcr nicht
verkleinern wollte. Denn
wenn man diesen letzten Gedanken auffaßt, muß man
sich ganz plötzlich ja bewußt werden, daß, wenn dem
so ift, dieser Zweig des modernen KunsthandwerkS ctwaö
erreicht hat, daö wir längst als ein Ziel ersehnen, von
dem die Architektur und noch mchr die Möbeltischlerei
sich nicht nur
bcdauerlich
fern halten,
sondcrn, wenn
nicht der trübc
Schein trügt,
wicder mehr
und mehr ent-
fernen: ich
meine das Ziel
einer allgc-
meinen Ei-
genart, im Ge-
gensatz zur bc-
sonderen.

Besondere
Eigenart kann
nur hervor-
trcten, wo der
Durchschnitt
schlecht ist. Die
Eigenart einer
„Branche"
abcristeineGe-
währ für daö

Zusammenrücken vieler Ein-
zelheiten zu eincm epochalen
Stil, in dem es keine per-
sönlichen Stilunterschiede
mehr gibt, sondern nur
Nuancen. Diese Nuancen
nannte ich vorher Charakter.

Jetzt gehe ich sogar so
weit, meine Theorie nicht
nur auf handwerkliche Kunst
zu bcschränken, sondern sie
allgemein zu nehmen. Nicht
nur allgemein künstlerisch,
sondcrn gar allgemein
menschlich. Ich bitte, an
dcn plötzlichen Aufschwung
der Aviatik zu denken. Iur-
zeit gibt es noch zahllose
Tnpen (Stile) von Aero-
planen. Für uns sind ein
Wright, ein Blsriot, ein
Latham noch ganz verschie-
dcne Begriffc. Warten wir
aber eine Zeit ab, in der
ein allgemeiner Typus der
Flugmaschine sich — wie in
der Kunst aus ästhetischen —
hier in der Technik aus prak-
tischen Rücksichten entwickelt
hat, dann wird auch der
Begriff Aeroplan so sest-
stehen, wie Fahrrad, bci dem es gleich ist, ob das
Einzelobjekt aus diescr oder jener Fabrik stammt.

Nun habe ich scheinbar um den Künstler, dessen
Arbeiten hier abgebildet sind, ein wenig herumgeredct
und bin mit Allgemeinheiten gekommcn, wo vielleicht

besondere Er-
klärungen und
Erläuterungen
erwartet wur-
den. Aber ich
bin der Über-
zeugnng, so
trcffender das
Wesentliche
auch sür diese
Arbeiten gesagt
zu habcn alö
mit der Spra-
che eincs Con-
forenziers. Die
Abbildungen
sind ja da. Und
wenn auch eine
noch so gute
Photographie
niemals den
Eindruck der
Wirklichkeit
geben kann,be-
sonderö wo eö

Messingleuchter.

Abb. Z. Geschnitteue Eisenkassette.

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