Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 18.1909

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Schwerdtfeger, Robert: Neue Edelschmiedekunst: zu den Arbeiten von Professor Enrst Riegel in Darmstadt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26461#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abb. 8. Jagdaufsah in Gestalt
eines Horns mit Bronzcfuß, email-
liert und mit Silber tauschiert.
Stiefel aus Silber, nielliert, mit
Filigran und Amcthysten besetzt.
Die am Horn aufgelöteten Silber-
streifen niellicrt. Faffung aus ge-
triebenem Silber. Deckel aus
Silber mit aufgelötetem Filigra»
und Weintopase» beseht. Figur
Silber, Haare niellicrt. Bergschaf
aus Bronze mit Feingold tauschiert
und wcißem Email eingeschmolzen,
steht auf ungeschliffenem Amethyst
mit aufgelötetem Silber. Sockel
aus grauem Marmor.

Abb. y. Abendmahlskanne aus
vergoldetem Silber.

Vollcndung dlescr Kunft in jencn
Ielten. Demgegenüber drängt
cö mich zu sagen, waö ich schon
lange still empsunden habe, daß
wir nämlich gerade atis diesem
Gebiet getrost uns nebcn die
im Dienst dcr Kirche stehende
Metallkunst vom unbeholsen
protzcnden Mittelaltcr Karlö dcö
Großen bis in die Zeit der
päpstlichcn Renaissance hincin
stellcn können. Jch weiß, das
ist viel gesagt und mag wie
Uberhebung erscheinen. Aber
was ftaunen wir denn am mcisten an bci jenen Prunk-
gerätcn, dic aus Schatzkammern alter Domc jetzt wieder-
holt ins Oberlicht der Kunftausstellungen kommen?

Daö durch die Jahrbunderte sunkelnde Gold, an dem
kcin Stückchen Fläche ohne Schmuck blieb, dcn Strom
verblaßter Edelsteine, die so in Fülle von dcm Reichtum
dcr Auftraggebcr rühmen sollten, daß kaum Platz war,
sie auf den Gegcnständen wohlgeordnet anzubringen.

Wir bestaunen die Hostienschreine und wisten nicht, ob
uns die Ehrfurcht verwehrcn soll, vor dieser naiven Un-
gebundenheit dcö qucllendcn Schmucksinnö zu lächeln.

Äuf der letzten Ausstellung für kirchliche Kunst in Düstel-
dorf waren vom Deutschen Werkbund, desten Früchte so
reich dem dent-

schen Hand-
werk und Ge-
werbe zufallen
mögen wie
seineÄrbcilver-
dient und ver-
heißt, nur we-
nige Kirchen-
gcräte ncuer
Künstler aus-
gestellt wor-
den, nicht aus
Gold, sondern
auö Messing,

nicht mit Edelstcinen, sondern mit Halbblut besetzt.
Diese wenigen schon, sah man sie nach den Vitrinen
alter Kirchcnkunst, wirkten so edel und ruhig schön auf
das Auge, daß man den Stolz der Gegenwart ver-
spürte. Man sehe sich die Becher von Ricgel an, wie
hier von jcdcm Zwang der Stiltheorie loögelöst sich
überraschend schöne Formen entwickeln, über die
hinaus der Schmucksinn eines reichen Könnenö seine
Rank'en zieht. Haben wir nicht schöneS Neueö dem
alten Schöncn an die Seite zu setzen? Freilich sind
wir gereift an Ersahrungen und handwerklichem Können.
Abcr daß nicht von dicsem Brot allein die Kunst leben
kann, haben traurige Jahrzehnte gezeigt. Sollen wir die

Gegenwart be-
jammern? Es

" ung zu erfül-'

lcn. Öier fin-

Abb. 10. Rosenquarzschale in vergoldeter Silberfassung lmit Smaragden, Amethysten und ^e.

aufgelötetem Filigran beseht. R. Schwcrdtfeger.

Z7ö
 
Annotationen