H
ans Thomas siebzigster GeburtStag.
Unter den zu Hans Thomas siebzigstem Geburtstag «er-
anstalteten Festlichkeiten stchen die Er'öffnung des Thoma-
Museums und die Thoma-Ausstellung im Kunstverein
naturgemäß im Mittelpunkt des künstlerischen Jntereffes. Das
Thoma-Museum bildet einen in sich abgeschlossenen Anbau
der Kunsthalle und ist bestimmh alle der Karlsruher Galcrie
angehorigen Werke Thoma's zu einer besondern Abtcilung zu ver-
einigcn. Es bestcht aus drei Seitenlichtsälen und einem die
Mittelachse abschließenden Oberlichtsaal. Die Seitenlichtsäle
enthalten die Einzelwerke, dercn Bestand durch reiche Stiftungen
des Künstlers selbst zu einer stattlichen Sammlung erweitert
worden ist. Jch nenne u. a. von Werken aus der mittleren
Zeit die Balgenden Buben (von 18? 7), das Selbstporträt mit Tod
und Cngel (von >875), den Kinderrcigen (von 1872), die Giardiniera
(von >881); von Werken der späteren Jahre das auf dem Übcr-
gang von Mittel- und Spätzcit stchende Paradies (von 190<k), cine
Schweizerlandschast (von >905); der lchte Scitenlichtsaal enthält
zahlrciche Arbeiten aus den scchziger Jahren, die als Dokumente
seiner Frühzeit von bcsonderem Jntcreffe für die Geschichte von
Thomas Entwicklung sind und uns zcigen, aus welch sorgfältigem
und liebcvollem Detailstudium sich die spätere Freihcit des per-
sönlichen Stils entfaltet hat. Den eigentlichen Mittelpunkt
des Museums bildet der Oberlichtsaal — die Kapelle mit dem
Christuszyklus. Schon der Cingang, dcr durch keramischen
Schmuck auf Goldgrund gehoben und von zwei nach Thomas
Cntwürfen ausgeführten landschaftlichen Glasgemälden flankiert
ist, bereitet auf eincn Raum von feierlicher Stimmung vor. Hier
ist an den drei dem Blick sich darbietenden Seiten des Raums
in sieben Hauptmomenten das Lcbcn Christi geschildert s Geburt
(das Weihnachtstriptychon,von >905), Flucht nach Ägypten,
Versuchung, Bergpredigt, Ölberg, Kreuzigung und — dem Wcih-
nachtstriptnchon gegenüber, wieder triptychonartig von Hölle und
Paradics begleitet — die Auferstehung. Die Rückwand ist mit
Schnitzereien und Bildcrn aus dem Thomaschen Kalender
ornamentiert und deutet damit den Ausammenhang zwischen Jahr
und Leben Christi an. So bildet das Ganze ein zusammen-
faffendes Bekenntnis von Thomas menschlicher und künstlerischer
Anschauung und gibt mit den Cinzelwerkcn zusammen dem
Thoma-Museum dcn Charakter einer allseitigen Repräsentation
von Thomas Lebenswerk. Als Schöpfungen der jüngsten
Schaffenspcriode tragen die Bilder des Christuszyklus naturgemäß
den Charakter des Spätzeitstils. Bemerkenswcrt ist übrigcns der
Gegensatz der mehr malerischen, auf Hell und Dunkel gestimmten
Behandlung des Weihnachtsbildes zu der strengen, freskomäßigen
Linienklarheit und Tonhelligkeit der Auferstehung. — Die Thoma-
Ausstellung im Kunstverein enthält über 100 Gemälde,
Zeichnungen und Aquarelle und einen Saal mit Arbeiten und
Cntwürfen kunsthandwerklichen Charakters. Cs sind durchweg
Wcrke aus Privatbesitz, die aus diese Weise der Öffentlichkeit
wieder zugänglich gemacht worden sind. Das Derdicnst, diese
schöne und reiche Sammlung zusammengebracht zu haben, gebührt
im wesentlichen Herrn l>r. Beringer in Mannheim. Jm all-
gemcinen übcrwiegen Bilder aus älterer Aeit; namentlich be-
stimmen die im Ton tiefen und vollen Arbeiten der siebziger und
achtziger Jahre den Gesamteindruck. Es sind darunter manche
von Thomas schönsten Schöpfungen: so zwei seiner mythologi-
sierendcn Ideallandschaften! Frühlingsrcigen (von 187 5) und
Goldene Zeit (von I87L), eine Pietä (aus dem Besitz des Prinzen
Max), das Selbstbildnis mit dem Buch (von I88S aus der
Dresdener Galerie); von Werken der Spätzeit stelltc die Groß-
herzogliche Familie das Bildnis Friedrichs I. (von 1902) zur
Verfügung; besonders charaktcristisch ist auch die Thomasche
Alpendarstcllung durch einen Blick ins Lauterbrunnertal vertreten.
Jm übrigen soll die Ausstellung keine historische Übersicht von
Thomas Cntwicklung geben; sie gibt einen nach rein künstlerischcn
Gcsichtspunkten ausgewählten Ausschnitt seiner Lebensarbeit.
K. W.
in deutsches Museum für Kunst in Handel
und Gewerbe
wird durch Karl Ernst Osthaus mit Unterstühung des Werkbundes
vorbercitet: „eine Mustersammlung aller Branchen, die zur Kunst
irgendwelche Fühlung habcn". Mir war die Gründung nicht
recht klar, bis ich nun im Frankfurter Kunstgewerbemuseuin als
eine Art Beispiel davon cine Sammlung von geschäftlichcn
E
Drucksachen, Plakaten sowie drei Schaufenster sah. Nun muß ich
allerdings gcstehen, daß mich selten etwas so überzeugte. Was
man als „Kunstgcwerbe" sonst in Ausstellungen gczeigt bekommt,
sind meist Luxusgegenstände, an denen gewiffermaßcn die künst-
lerische Arbeit ausgestellt wird: dies aber sind Sachen, wie sie jedes
Geschäft tatsächlich täglich braucht, nur daß sie mit Geschmack und
solid gemacht wurdcn: Geschäftsbricfbogen, Geschäftskartcn, Pro-
spckte, Packpapiere usw. Namentlich die Schaufenster wirkten über-
aus einnehmend; amüsanter und farbiger als das sonstige Kunter-
bunt, in den einzelnen Stücken wie in der Anordnung anziehend.
Man begreift, so klein die Ausstellung war, sehr bald die
Bedeutung solchcr Vorbilder, die nicht als Kunst sondern als
schöne Sachen kommen, und denkt mit Stolz: was für «ine Vor-
bildersammlung wir aus guten Türgriffen, Tischzcugen, Nuß-
knackern, Uhren sowie schönen Materialien zum Ansporn fllr unsere
Gegcnwart machen, und wie gut wir damit schon nach den
heutigen Leistungen vor der Nachwelt beständen. Alle Regierungen
und Handwerkskammern, alle Wcrkstälten und Bildungsvereine
sollten das Unternehmen cifrig unterstützen, weil es cine An-
gelegenhcit des nationalen Stolzcs und der praktischen Anwen-
dung zugleich ist. Da die Sammlung nicht in einem Museum
aufgestapclt, sondern in einzelncn Wanderausstellungen fortwährend
reisen soll, wird sie unabsehbare Anregung geben können, falls
sich ihr wirklich das ganze Jntereffe aller beteiligten Körpcrschaften
sowie die Teilnahme des guten Publikums zuwendct. Wcnn der
Werkbund schon mit diesem Museum allein sein Dasein be-
gründen wollte, wäre es weitaus gesichert. S.
M
oderne Fabrikbauten
wurden bei dcr Werkbundtagung in Frankfurt als Beginn
einer Wanderausstellung gczcigt. Leider nicht so gut, wie man
erwartet hätte. Die von uns seinerzeit abgebildete Kraftanlage
in Bad Nauheim bildete durchaus das Glanzstück, und manches
war da, das man eher tadeln als loben konnte. Auch wenn z. B.
die Dresdener Werkstätten in dcr neucn Gartenstadt „Hellerau"
altvertraute Hausformen für ihre Gebäude wählen, mag das mit
dem altväterlichen Nebcnklang der Werkstätten wohl stimmen,
aber moderne Fabrikbauten sind das nicht. Ob ich cine Fabrik
mit Jugendstil - Ornamenten oder mit Biedermeierci einkleide:
beides paßt glcich schlecht zu ihr. Worauf es fast ausnahmslos
ankommt, sind helle und luftige Hallen, die hätten innen wie
außen die Crscheinung zu bestimmen. Sachlichkeit und Kon-
struktion müßten herrschcn statt Wohnlichkeit und Schmuck. Cs
wäre wünschenßwert, wenn die Ausstcllung noch vor ihrer weiteren
Wanderfahrt in dicscr Beziehung ergänzt würde. S.
Konkurrenz mit dem Kunftwerk.
Es liegt mir viel daran, daß unsere Leser die Abhandlung
mit diesem seltsamen Titel nicht überschlagen, sondern trotz ihrer
barocken Art von Philosophie zu Cnde lescn. Sie führt cinen neuen
Mitarbeiter ein, auf deffen Entdeckung ich einigermaßen stolz bin.
Cine Art moderner Mystiker, d. h. ein philosophisch geschulter Kopf,
der zur Derdeutlichung phantastische Gedankcngänge findct, der
sich am Gcheimnis der Wclt nicht mit der Verknöcherung der
Begriffe sondern in ihrer Bekleidung mit den buntesten Bildern
versucht! Cin dichtender Denker also, der mit eincm besonderen
Sinn für das künstlerische Problcm begabt ist und daran seine
barocken Gedankengänge vollführt. Welche außerordcntliche Cin-
sicht diese kleine Abhandlung vermittelt, wie sie auf launigste
Weise den Lebenskreis der Kunst umschließt: das wird der Lefer
schon selber finden, wenn er dic kleine Mühe nicht scheut, ihr
bis zum Schluß standzuhalten. W. Schäfer.
A
ls und wie.
Das ist, wie wenn Zwillinge immcrfort verwechselt werden;
d. h., der Deutsche würde sagen'. alswie, wcil cr es nicht be-
halten kann, welcher Iwilling in diescm wie in jedem andern Fall
der richtige ist und wcil er darum die zwei Namen übervorsichtig
zusammen nennt. Das ist dann wie janein, auch rechtslinks,
auch vornhinten oder wie der Schüler einen großen Anfangs-
buchstaben mit einem kleinen durcheinander malt, damit der milde
Lehrer sich den richtigen aussuchen kann. Jch bin so groß wie
meine Mutter, doch kleiner als mein Vater; wie — die Ähnlich-
keit, als — der Unterschied: das ist zum Lachen einfach und wird so
lächerlich verkehrt gemacht, wie wenn es nichts Schwcreres für den
Deutschen zu lernen gäbe als die Geheimniffe seiner Sprache. S.
Verantwortlich: Wilhelm Schäfer, Verlag der Rheinlande G- m. b. H. Druck A. Bagel, Düffeldorf. Papier: I. W. Zanders, B.-Gladbach.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungcn sind an den Herausgeber W. Schäfer, Vallendar, erbeten.
Für unverlangte Manuskripte und Rezcnsionsexemplare wird keine Verpflichtung übernommen.
ans Thomas siebzigster GeburtStag.
Unter den zu Hans Thomas siebzigstem Geburtstag «er-
anstalteten Festlichkeiten stchen die Er'öffnung des Thoma-
Museums und die Thoma-Ausstellung im Kunstverein
naturgemäß im Mittelpunkt des künstlerischen Jntereffes. Das
Thoma-Museum bildet einen in sich abgeschlossenen Anbau
der Kunsthalle und ist bestimmh alle der Karlsruher Galcrie
angehorigen Werke Thoma's zu einer besondern Abtcilung zu ver-
einigcn. Es bestcht aus drei Seitenlichtsälen und einem die
Mittelachse abschließenden Oberlichtsaal. Die Seitenlichtsäle
enthalten die Einzelwerke, dercn Bestand durch reiche Stiftungen
des Künstlers selbst zu einer stattlichen Sammlung erweitert
worden ist. Jch nenne u. a. von Werken aus der mittleren
Zeit die Balgenden Buben (von 18? 7), das Selbstporträt mit Tod
und Cngel (von >875), den Kinderrcigen (von 1872), die Giardiniera
(von >881); von Werken der späteren Jahre das auf dem Übcr-
gang von Mittel- und Spätzcit stchende Paradies (von 190<k), cine
Schweizerlandschast (von >905); der lchte Scitenlichtsaal enthält
zahlrciche Arbeiten aus den scchziger Jahren, die als Dokumente
seiner Frühzeit von bcsonderem Jntcreffe für die Geschichte von
Thomas Entwicklung sind und uns zcigen, aus welch sorgfältigem
und liebcvollem Detailstudium sich die spätere Freihcit des per-
sönlichen Stils entfaltet hat. Den eigentlichen Mittelpunkt
des Museums bildet der Oberlichtsaal — die Kapelle mit dem
Christuszyklus. Schon der Cingang, dcr durch keramischen
Schmuck auf Goldgrund gehoben und von zwei nach Thomas
Cntwürfen ausgeführten landschaftlichen Glasgemälden flankiert
ist, bereitet auf eincn Raum von feierlicher Stimmung vor. Hier
ist an den drei dem Blick sich darbietenden Seiten des Raums
in sieben Hauptmomenten das Lcbcn Christi geschildert s Geburt
(das Weihnachtstriptychon,von >905), Flucht nach Ägypten,
Versuchung, Bergpredigt, Ölberg, Kreuzigung und — dem Wcih-
nachtstriptnchon gegenüber, wieder triptychonartig von Hölle und
Paradics begleitet — die Auferstehung. Die Rückwand ist mit
Schnitzereien und Bildcrn aus dem Thomaschen Kalender
ornamentiert und deutet damit den Ausammenhang zwischen Jahr
und Leben Christi an. So bildet das Ganze ein zusammen-
faffendes Bekenntnis von Thomas menschlicher und künstlerischer
Anschauung und gibt mit den Cinzelwerkcn zusammen dem
Thoma-Museum dcn Charakter einer allseitigen Repräsentation
von Thomas Lebenswerk. Als Schöpfungen der jüngsten
Schaffenspcriode tragen die Bilder des Christuszyklus naturgemäß
den Charakter des Spätzeitstils. Bemerkenswcrt ist übrigcns der
Gegensatz der mehr malerischen, auf Hell und Dunkel gestimmten
Behandlung des Weihnachtsbildes zu der strengen, freskomäßigen
Linienklarheit und Tonhelligkeit der Auferstehung. — Die Thoma-
Ausstellung im Kunstverein enthält über 100 Gemälde,
Zeichnungen und Aquarelle und einen Saal mit Arbeiten und
Cntwürfen kunsthandwerklichen Charakters. Cs sind durchweg
Wcrke aus Privatbesitz, die aus diese Weise der Öffentlichkeit
wieder zugänglich gemacht worden sind. Das Derdicnst, diese
schöne und reiche Sammlung zusammengebracht zu haben, gebührt
im wesentlichen Herrn l>r. Beringer in Mannheim. Jm all-
gemcinen übcrwiegen Bilder aus älterer Aeit; namentlich be-
stimmen die im Ton tiefen und vollen Arbeiten der siebziger und
achtziger Jahre den Gesamteindruck. Es sind darunter manche
von Thomas schönsten Schöpfungen: so zwei seiner mythologi-
sierendcn Ideallandschaften! Frühlingsrcigen (von 187 5) und
Goldene Zeit (von I87L), eine Pietä (aus dem Besitz des Prinzen
Max), das Selbstbildnis mit dem Buch (von I88S aus der
Dresdener Galerie); von Werken der Spätzeit stelltc die Groß-
herzogliche Familie das Bildnis Friedrichs I. (von 1902) zur
Verfügung; besonders charaktcristisch ist auch die Thomasche
Alpendarstcllung durch einen Blick ins Lauterbrunnertal vertreten.
Jm übrigen soll die Ausstellung keine historische Übersicht von
Thomas Cntwicklung geben; sie gibt einen nach rein künstlerischcn
Gcsichtspunkten ausgewählten Ausschnitt seiner Lebensarbeit.
K. W.
in deutsches Museum für Kunst in Handel
und Gewerbe
wird durch Karl Ernst Osthaus mit Unterstühung des Werkbundes
vorbercitet: „eine Mustersammlung aller Branchen, die zur Kunst
irgendwelche Fühlung habcn". Mir war die Gründung nicht
recht klar, bis ich nun im Frankfurter Kunstgewerbemuseuin als
eine Art Beispiel davon cine Sammlung von geschäftlichcn
E
Drucksachen, Plakaten sowie drei Schaufenster sah. Nun muß ich
allerdings gcstehen, daß mich selten etwas so überzeugte. Was
man als „Kunstgcwerbe" sonst in Ausstellungen gczeigt bekommt,
sind meist Luxusgegenstände, an denen gewiffermaßcn die künst-
lerische Arbeit ausgestellt wird: dies aber sind Sachen, wie sie jedes
Geschäft tatsächlich täglich braucht, nur daß sie mit Geschmack und
solid gemacht wurdcn: Geschäftsbricfbogen, Geschäftskartcn, Pro-
spckte, Packpapiere usw. Namentlich die Schaufenster wirkten über-
aus einnehmend; amüsanter und farbiger als das sonstige Kunter-
bunt, in den einzelnen Stücken wie in der Anordnung anziehend.
Man begreift, so klein die Ausstellung war, sehr bald die
Bedeutung solchcr Vorbilder, die nicht als Kunst sondern als
schöne Sachen kommen, und denkt mit Stolz: was für «ine Vor-
bildersammlung wir aus guten Türgriffen, Tischzcugen, Nuß-
knackern, Uhren sowie schönen Materialien zum Ansporn fllr unsere
Gegcnwart machen, und wie gut wir damit schon nach den
heutigen Leistungen vor der Nachwelt beständen. Alle Regierungen
und Handwerkskammern, alle Wcrkstälten und Bildungsvereine
sollten das Unternehmen cifrig unterstützen, weil es cine An-
gelegenhcit des nationalen Stolzcs und der praktischen Anwen-
dung zugleich ist. Da die Sammlung nicht in einem Museum
aufgestapclt, sondern in einzelncn Wanderausstellungen fortwährend
reisen soll, wird sie unabsehbare Anregung geben können, falls
sich ihr wirklich das ganze Jntereffe aller beteiligten Körpcrschaften
sowie die Teilnahme des guten Publikums zuwendct. Wcnn der
Werkbund schon mit diesem Museum allein sein Dasein be-
gründen wollte, wäre es weitaus gesichert. S.
M
oderne Fabrikbauten
wurden bei dcr Werkbundtagung in Frankfurt als Beginn
einer Wanderausstellung gczcigt. Leider nicht so gut, wie man
erwartet hätte. Die von uns seinerzeit abgebildete Kraftanlage
in Bad Nauheim bildete durchaus das Glanzstück, und manches
war da, das man eher tadeln als loben konnte. Auch wenn z. B.
die Dresdener Werkstätten in dcr neucn Gartenstadt „Hellerau"
altvertraute Hausformen für ihre Gebäude wählen, mag das mit
dem altväterlichen Nebcnklang der Werkstätten wohl stimmen,
aber moderne Fabrikbauten sind das nicht. Ob ich cine Fabrik
mit Jugendstil - Ornamenten oder mit Biedermeierci einkleide:
beides paßt glcich schlecht zu ihr. Worauf es fast ausnahmslos
ankommt, sind helle und luftige Hallen, die hätten innen wie
außen die Crscheinung zu bestimmen. Sachlichkeit und Kon-
struktion müßten herrschcn statt Wohnlichkeit und Schmuck. Cs
wäre wünschenßwert, wenn die Ausstcllung noch vor ihrer weiteren
Wanderfahrt in dicscr Beziehung ergänzt würde. S.
Konkurrenz mit dem Kunftwerk.
Es liegt mir viel daran, daß unsere Leser die Abhandlung
mit diesem seltsamen Titel nicht überschlagen, sondern trotz ihrer
barocken Art von Philosophie zu Cnde lescn. Sie führt cinen neuen
Mitarbeiter ein, auf deffen Entdeckung ich einigermaßen stolz bin.
Cine Art moderner Mystiker, d. h. ein philosophisch geschulter Kopf,
der zur Derdeutlichung phantastische Gedankcngänge findct, der
sich am Gcheimnis der Wclt nicht mit der Verknöcherung der
Begriffe sondern in ihrer Bekleidung mit den buntesten Bildern
versucht! Cin dichtender Denker also, der mit eincm besonderen
Sinn für das künstlerische Problcm begabt ist und daran seine
barocken Gedankengänge vollführt. Welche außerordcntliche Cin-
sicht diese kleine Abhandlung vermittelt, wie sie auf launigste
Weise den Lebenskreis der Kunst umschließt: das wird der Lefer
schon selber finden, wenn er dic kleine Mühe nicht scheut, ihr
bis zum Schluß standzuhalten. W. Schäfer.
A
ls und wie.
Das ist, wie wenn Zwillinge immcrfort verwechselt werden;
d. h., der Deutsche würde sagen'. alswie, wcil cr es nicht be-
halten kann, welcher Iwilling in diescm wie in jedem andern Fall
der richtige ist und wcil er darum die zwei Namen übervorsichtig
zusammen nennt. Das ist dann wie janein, auch rechtslinks,
auch vornhinten oder wie der Schüler einen großen Anfangs-
buchstaben mit einem kleinen durcheinander malt, damit der milde
Lehrer sich den richtigen aussuchen kann. Jch bin so groß wie
meine Mutter, doch kleiner als mein Vater; wie — die Ähnlich-
keit, als — der Unterschied: das ist zum Lachen einfach und wird so
lächerlich verkehrt gemacht, wie wenn es nichts Schwcreres für den
Deutschen zu lernen gäbe als die Geheimniffe seiner Sprache. S.
Verantwortlich: Wilhelm Schäfer, Verlag der Rheinlande G- m. b. H. Druck A. Bagel, Düffeldorf. Papier: I. W. Zanders, B.-Gladbach.
Alle für die Redaktion bestimmten Sendungcn sind an den Herausgeber W. Schäfer, Vallendar, erbeten.
Für unverlangte Manuskripte und Rezcnsionsexemplare wird keine Verpflichtung übernommen.