Ernst Kreidolf als Dichter und Künstler.
menralen Beigaben, die Fußleisten, die Schlußvignette, besondcrs aber das Widmungsblatt und
daö Vorsatzpapier.
Überhanpt diese „Widmungsblätter". Sie sind, in rein knnstlerischer Wertnng, Krcidolss
Glanzleistungen. Das von dcn „Schlafenden Bäumen" habe ich gcnannt. Nicht in der phan-
tastischcn Bildung deS FabeltierS liegt scine Schönheit (und also eigentlicke Poesie), sondern
wiederum in der künftlerischen Behandlung der Arabcske, die so schön ift, daß man sich nicht satt
daran sieht, ja das Gegenständliche darüber kaum bemerkt. Von gleicher entzückender Schönheir sind
die Titclblätter und Widmungsblätter (nnd Schlußvignetten) vom „Schwätzchcn", den „Wiesen-
zwergen", den „Kinderrcimen", dem „Buntscheck". In einigen davon fteht daS sarbige Ornament
auf gleicher Höhe mit dem linearen.
Auch die Farbe hat in diesen Dingen einen andern Sinn als in der Malerei; sie ift hier
eine mehr äußerliche Beigabe, mehr „Jllnmination" als „Kolorit" im malcrischen Sinn, d. h. anch
sie ift hier vor allem Ornament, ein Akzent mehr zur Hebung u»d Betonung der Komposition.
Kreidolf verwcndet diescs Mittel auss geiftreichste. Er weiß mit seincn Farbcnornamenren die
ftärkften Suggestionen zu erzielen; sie sind immer schön und in seinen stärkftcn Momenten ebenso
phantaftisch wie schön. Iede Bewegung, die Farben anSzudrücken vermögen, meiftert er, vom
sanfteften Adagio bis zum wildesten Tanz, der auch in der letzten AuSgelaffenheit nicht unrhythmisch
wird oder die Harmonie zerbricht. Von der farbigen Schönheit bei Kreidolf kann man nicht
lcicht cin Wort zu viel sagen.
Nun meint man vielleicht, ich habe vom Dichter Kreidolf noch nicht gesprochen, aber daö ist
nicht richtig. Seine Reime (manchmal ist es auch Prosa), die er seinen Bildern beigibt, habe ich
allerdings kaum erwähnt, sein Dichtcrtum liegt eben nicht hauprsächlich darin, vicl mehr liegt es in
den Bildcrn. Benno Rüttenauer.
Ernst Kreidolst Fahrt des Trcmermantels (aus den „Sommervogeln")«
menralen Beigaben, die Fußleisten, die Schlußvignette, besondcrs aber das Widmungsblatt und
daö Vorsatzpapier.
Überhanpt diese „Widmungsblätter". Sie sind, in rein knnstlerischer Wertnng, Krcidolss
Glanzleistungen. Das von dcn „Schlafenden Bäumen" habe ich gcnannt. Nicht in der phan-
tastischcn Bildung deS FabeltierS liegt scine Schönheit (und also eigentlicke Poesie), sondern
wiederum in der künftlerischen Behandlung der Arabcske, die so schön ift, daß man sich nicht satt
daran sieht, ja das Gegenständliche darüber kaum bemerkt. Von gleicher entzückender Schönheir sind
die Titclblätter und Widmungsblätter (nnd Schlußvignetten) vom „Schwätzchcn", den „Wiesen-
zwergen", den „Kinderrcimen", dem „Buntscheck". In einigen davon fteht daS sarbige Ornament
auf gleicher Höhe mit dem linearen.
Auch die Farbe hat in diesen Dingen einen andern Sinn als in der Malerei; sie ift hier
eine mehr äußerliche Beigabe, mehr „Jllnmination" als „Kolorit" im malcrischen Sinn, d. h. anch
sie ift hier vor allem Ornament, ein Akzent mehr zur Hebung u»d Betonung der Komposition.
Kreidolf verwcndet diescs Mittel auss geiftreichste. Er weiß mit seincn Farbcnornamenren die
ftärkften Suggestionen zu erzielen; sie sind immer schön und in seinen stärkftcn Momenten ebenso
phantaftisch wie schön. Iede Bewegung, die Farben anSzudrücken vermögen, meiftert er, vom
sanfteften Adagio bis zum wildesten Tanz, der auch in der letzten AuSgelaffenheit nicht unrhythmisch
wird oder die Harmonie zerbricht. Von der farbigen Schönheit bei Kreidolf kann man nicht
lcicht cin Wort zu viel sagen.
Nun meint man vielleicht, ich habe vom Dichter Kreidolf noch nicht gesprochen, aber daö ist
nicht richtig. Seine Reime (manchmal ist es auch Prosa), die er seinen Bildern beigibt, habe ich
allerdings kaum erwähnt, sein Dichtcrtum liegt eben nicht hauprsächlich darin, vicl mehr liegt es in
den Bildcrn. Benno Rüttenauer.
Ernst Kreidolst Fahrt des Trcmermantels (aus den „Sommervogeln")«