auffielcn. Von Berta wird als Wohnsitz Lugano angegeben;
er erinnert in der mühsamen Technik auf dcn ersten Blick
entfernt an den verstorbenen Luzerner Waldmaler Allnd; doch si»d
es kleine Schildereien, die bei der Betrachtung sich immcr an-
ziehender gestalten. S.
er Brandgiebel.
Manche von unsern Städten haben das Glück, daß sie
von einem Aussichts- oder Kirchturm aus von oben zu betrachten
sind: dann sieht man Dächer in ciner malerischen Unordnung
von Schornsteinen, Iinnen und Tllrmen überragt; doch wehe.
wenn man eine halb von der Seite betrachtcn kann, wie bei-
spielsweise Koblenz von der Karthause hcr! Man steht bis in
das Herz crschrocken und sieht statt freundlicher Fassaden fast
nichts als Wande, ungeschlacht hohe Aiegclwände, ganz ohne
Fenster, sodaß die schöne Rhein- und Moselstadt von dieser
Seite wie mit lauter mitten durchgeschnittenen Häusern aussieht.
Das ist der Brandgiebel von baupolizeilicher Bestimmung.
Kein Zweifel, daß er nötig ist, wenns brennt; warum er aber
so unmäßig auch zu sehen ist, wenns nicht brennt: geht mir nicht
ein. Denn daß er eine Grimaffe aus der Außenansichl unserer
Städte macht, daß er an den Bahnhofsplätzen und Straßen
nur noch von der aufdringlichen Reklame daran übertroffen wird
an Häßlichkeit: das alles scheinen wir nicht mehr zu schcn, weil
wir im Anblick diescr kahlen Flächen groß geworden sind.
Seine Wiege sozusagen ist natürlich das Reihenhaus, das
unvermeidliche. Warum nun freilich auch in den Wohnguartieren
die Häuser ihre Fassaden immer — wic die Schubfächer ihre
Vorderbretter — cnggepreßt und schmalbrllstig aneinander drängen
müssen, warum sie nicht — wie die Frankfurter Häuser aus der
Mitte des Id. Jahrhunderts etwa — in freien Blocks dastehen
können, weiß ich nicht. Aus Platzersparnis? Wie oft ist es
schon ausgerechnet, daß bei vernünftiger Blockaufteilung der selbe
Bauplatz herauskommt, nur lichter und praktischer zur Verwen-
dung als unscrc nach hinten gezogenen Dunkelkammern. Auch
hier scheint eine Dummheit durch die Gewohnheit geschützt zu sein.
Am schlimmsten aber, daß er auf dem Land und in den
Kleinstädten wie einc Häuserschwindsucht alle Neubauten angreift.
Da geht ein einsamer Landweg und initten dran steht doppelt
brandbegiebelt ein ärmliches Aiegelhaus, gewöhnlich noch mit
Iement verschmiert: das ist das Sinnbild deutscher Wohnlichkeit
um 1-00 geworden, wie es aus allen Bahnzügen dem Reisenden
unausgeseht vorüberzieht. Man muß die Dörfer schon mit Mühe
suchen, wo nicht zum wenigsten cin Brandgiebcl-Machwerk
die schlichten Dächer überragt. Dieselbe Baupolizei, die in den
Städten die Brandgiebel den Häusern wie eine Gefängnis-
strafe auferlegt: warum hat sie nicht auf dem Land die um-
gekehrte Macht, sie zu verbieten? Jch darf im Rheingebiet
keinen Weinstock pflanzen, der nicht genchmigt ist, und muß die
Reben sprihen laffen mit Kupfervitriol, ich darf im Winter nicht auf
öffentlichen Straßen Schlitten fahrcn und muß für eine Brllcke
Brückengeld bezahlen! nur jede Straße, jedes licbe Nest durch eincn
Brandgiebel verhunzen, darf ich soviel ich will. S.
ine Schildbürgeridee.
Die Stadtgemeinde Godesberg beabsichtigt, die zwei Kilo-
meter lange Rheinpromenade von Plittcrsdors bis Rungsdorf
gärtnerisch auszugestaltcn und hat bereits einen engeren Wett-
bewerb unter einigen angescffenen Firmen ausgeschrieben. In
den Bcdingungen aber heißt es — man fährt vor Schrecken
auf, wenn man es liest — dic Ausschmückung des Nheinwerftes
soll in ihren Grundzllgen im italienischen Renaiffancestil aus-
geführt werden und hat sich die gärtnerische Anlage dem an-
zupaffen. Architekturen und Bildwcrkc aus jencr Glanzperiode
sollen zur Aufstellung gelangen.
Wer mag der unglückliche Berater der Stadtgemeinde Godes-
berg gewesen sein? Man weiß ja, daß am ganzen Nhein kaurn
eine Verwaltung so glücklich in der modernen Fllhrung ihrer
Geschäfte gewesen ist; in zwei Jahrzehnten hat sich aus einem
malerischen Dorf eine saubere Villcnstadt entwickelt, an der die
Cilzügc nicht mehr vorüberfahren. Ihr neuer Bahnhof ist ein
schönes Bauwerk, das den Reisenden zum Aussteigen förmlich
lockt. Aber dieses Renaiffance-Nheinufer ist ein altmodischer
kleinstädtischer Cinfall, der nach ranziger Bildung schmeckt. Cr
wird die Stadtgemeinde Godesberg mit einiger Sichcrheit zum
Gespött der gebildeten Rheinreisendcn machen. Er widerspricht
kläglich dem modernen Zug dieser Stadt und sollte schleunigst
als Schildbürgeridee in den städtischen Papierkorb wandern. Je
eher, desto beffer sür dcn Nuf der Stadt. S.
ffenbach.
Jn Offenbach sprießen Dukunftshoffnungen. Wo immer
man auch hinhört — in den Krcisen der Handwerker, dcr Indu-
striellen oder der Kunstgewerbler — llberall wird lebhaft debattiert
über „die Sorge um einen tllchtigen Nachwuchs", übcr die „Ver-
antwortung gegenüber der kommenden Generation" und nicht
zuleßt übcr die „wirtschaftliche Bedeutung hochwertiger Qualitäts-
arbeit". Man will andere, größere, reichere Städte llberflügeln.
Möchte ehrenvoll neben andern Orten, dercn Namen bereits ein
gewerbliches Programm bedeutet, genannt werden. Der natür-
lichste Mittelpunkt für all diese Adsichten und Erwartungcn ist die
Schule für das rllhrige und zielbewußte Gewerbe. Offenbach kann
nicht die Aspiration haben, mit einer Künstlerkolonie zu prunken.
Portefeuiller, Bauhandwerker, Tischler, Schloffer, Graveure und
andere Handwerksleute sind abzurichten, in ihrem Beruf Selb-
ständiges zu sertigen. Jn Hugo Cberhardt, der Meffels tüchtige
Schulung genoffen, haben die Offenbacher sich cinen Organisator
gewonnen, der mit klarem Blick diese Notwendigkeit erfaßt hat.
Von den Skizzierübungen der Dorklaffe an bis zu den Aufgaben
der Fachabteilungen wird kein Abweichen von den Crforderniffen
der Prapis geduldet. Jn den Lehrkräftcn, die cr sich in dem kurzen
Ieitraum eines Iahres gewonnen — eine tüchtige Person für die
Lederbcarbeitung wärc vielleicht noch erforderlich —, hat er hierfür
wackere Mitstreiter gefunden. Derart, daß schon jctzt eine Rcihe
Schüler und Schülerinnen aus Frankfurt, die des Stilleben-
malens überdrüssig geworden sind, täglich nach Offenbach fahren.
Nun sollen die „Technischen Lehranstalten" ein angemeffenes
Heim erhalten. Eberhardt hat ein Projekt ausgearbeitet, das
neben der sachlichen Gedicgenheit echte Großzügigkeit bekundet.
Augleich galt es, einem Juwel der Stadt, dem alten Jsenburger
Schloß, das jetzt von einer kläglichen Umgebung erdrückt wird,
die rechte Fassung zu geben. Cberhardt, der in Frankfurt so
temperamentvoll gegen den Altstadtmummenschanz, aufgetreten ist,
konnte durch sein Projekt, das einmütige Austimmung fand,
zcigen, wie der Reiz eines historischen Bauwerkes durch eine
ehrlichc, zcitgemäße Architekturleistung nicht nur erhalten, sondern
erhöht wird. Die neuerdings sehr rührige Vereinigung fllr Kunst
und der Gewerbeverein haben durch Vorträge und andere be-
lehrende Deranstaltungen eine aufnahmefrohe Gefolgschaft zu
sammeln gesucht. Offenbach scheint ernstlich auch in geschmack-
lichen Fragcn nicht länger mehr nur eine Stadt bei Frankfurt
sein zu wollen. Paul Westheim.
ie Thoma-IubiläumS-AuSstellung
im Frankfurter Kunstvercin zeigt, wieviel im Frankfurter
Privatbesitz aus sciner dortigen Aeit übrig geblieben ist und auch,
wie sehr man heute den einstigen Mitbürger noch immer mit
Ankäufen seiner neuen Sachen zu schätzen weiß. Da sie alle
Säle fllllt und also einen großen Teil scines Lebcnswerkes ver-
einigt zeigt, gäbe sie Anlaß genug, von der Größe und Ab-
hängigkeit dieser vielberühmten und darum auch umstriltenen
künstlerischen Crscheinung zu sprechcn. Es muß einem besondcren
Heft vorbehalten bleiben, das wir seiner Kunst zu widmen ge-
denken. Mit diesen Bemerkungen soll nur auf die Ausstellung
hingewiescn werden als eine seltene Gelegenheit, den Maler der
verborgenen Iahre in Frankfurt kennen zu lernen. Man sieht da
deutlich, wie er sich der satten L-chwarzmalerci der Courbct-Leibl-
Ieit abwendet, wie seine zeichnerische Neigung sich gegen die
malerische Art scines Kreises erst ungewiß, dann immcr bewußter
durchsetzt, wie er nicht den Pinselschlag kultiviert, sondern die
Anschauung der Natur und ihre typische Berwertung. Vor allem
aber, wie er in diesen Iahren durchaus nicht der vekhockte Stuben-
maler und in die Stadt verschlagenc Bauernbub aus dem
Schwarzwald war - wie man gesagt hat — sondern ein Mann,
der von Iugend an viel und klug gesehen hatte und sich mit allem,
was die Aeit brachte, auf seinc Art auseinandersetzte. Auch ihm
ist, wie jedem großen Künstler, nicht leicht gefallen, zwischen
„sich und der Natur" die fremden Cinflüsse zu beseitigcn, um zu
der deutlichen Wiedcrgabc seiner eigenen Anschauungswelt zu
kommen, durch die er der einzige Hans Thoma wurde. S.
Herausgeber: Wilhelm Schäfer, Verlag der Rheinlande G- m. b. H. Druck A. Bagel, Dllffeldorf. Papier: I. W. Ianders, B.-Gladbach.
Alle für die Redaktion bcstimmten Scndungen sind an dcn Herausgeber W. Schüfer, Vallendar, erbeten.
Für unverlangtc Manuskripte und Nezcnsionsepemplare wird keine Verpflichtung übernommen.
er erinnert in der mühsamen Technik auf dcn ersten Blick
entfernt an den verstorbenen Luzerner Waldmaler Allnd; doch si»d
es kleine Schildereien, die bei der Betrachtung sich immcr an-
ziehender gestalten. S.
er Brandgiebel.
Manche von unsern Städten haben das Glück, daß sie
von einem Aussichts- oder Kirchturm aus von oben zu betrachten
sind: dann sieht man Dächer in ciner malerischen Unordnung
von Schornsteinen, Iinnen und Tllrmen überragt; doch wehe.
wenn man eine halb von der Seite betrachtcn kann, wie bei-
spielsweise Koblenz von der Karthause hcr! Man steht bis in
das Herz crschrocken und sieht statt freundlicher Fassaden fast
nichts als Wande, ungeschlacht hohe Aiegclwände, ganz ohne
Fenster, sodaß die schöne Rhein- und Moselstadt von dieser
Seite wie mit lauter mitten durchgeschnittenen Häusern aussieht.
Das ist der Brandgiebel von baupolizeilicher Bestimmung.
Kein Zweifel, daß er nötig ist, wenns brennt; warum er aber
so unmäßig auch zu sehen ist, wenns nicht brennt: geht mir nicht
ein. Denn daß er eine Grimaffe aus der Außenansichl unserer
Städte macht, daß er an den Bahnhofsplätzen und Straßen
nur noch von der aufdringlichen Reklame daran übertroffen wird
an Häßlichkeit: das alles scheinen wir nicht mehr zu schcn, weil
wir im Anblick diescr kahlen Flächen groß geworden sind.
Seine Wiege sozusagen ist natürlich das Reihenhaus, das
unvermeidliche. Warum nun freilich auch in den Wohnguartieren
die Häuser ihre Fassaden immer — wic die Schubfächer ihre
Vorderbretter — cnggepreßt und schmalbrllstig aneinander drängen
müssen, warum sie nicht — wie die Frankfurter Häuser aus der
Mitte des Id. Jahrhunderts etwa — in freien Blocks dastehen
können, weiß ich nicht. Aus Platzersparnis? Wie oft ist es
schon ausgerechnet, daß bei vernünftiger Blockaufteilung der selbe
Bauplatz herauskommt, nur lichter und praktischer zur Verwen-
dung als unscrc nach hinten gezogenen Dunkelkammern. Auch
hier scheint eine Dummheit durch die Gewohnheit geschützt zu sein.
Am schlimmsten aber, daß er auf dem Land und in den
Kleinstädten wie einc Häuserschwindsucht alle Neubauten angreift.
Da geht ein einsamer Landweg und initten dran steht doppelt
brandbegiebelt ein ärmliches Aiegelhaus, gewöhnlich noch mit
Iement verschmiert: das ist das Sinnbild deutscher Wohnlichkeit
um 1-00 geworden, wie es aus allen Bahnzügen dem Reisenden
unausgeseht vorüberzieht. Man muß die Dörfer schon mit Mühe
suchen, wo nicht zum wenigsten cin Brandgiebcl-Machwerk
die schlichten Dächer überragt. Dieselbe Baupolizei, die in den
Städten die Brandgiebel den Häusern wie eine Gefängnis-
strafe auferlegt: warum hat sie nicht auf dem Land die um-
gekehrte Macht, sie zu verbieten? Jch darf im Rheingebiet
keinen Weinstock pflanzen, der nicht genchmigt ist, und muß die
Reben sprihen laffen mit Kupfervitriol, ich darf im Winter nicht auf
öffentlichen Straßen Schlitten fahrcn und muß für eine Brllcke
Brückengeld bezahlen! nur jede Straße, jedes licbe Nest durch eincn
Brandgiebel verhunzen, darf ich soviel ich will. S.
ine Schildbürgeridee.
Die Stadtgemeinde Godesberg beabsichtigt, die zwei Kilo-
meter lange Rheinpromenade von Plittcrsdors bis Rungsdorf
gärtnerisch auszugestaltcn und hat bereits einen engeren Wett-
bewerb unter einigen angescffenen Firmen ausgeschrieben. In
den Bcdingungen aber heißt es — man fährt vor Schrecken
auf, wenn man es liest — dic Ausschmückung des Nheinwerftes
soll in ihren Grundzllgen im italienischen Renaiffancestil aus-
geführt werden und hat sich die gärtnerische Anlage dem an-
zupaffen. Architekturen und Bildwcrkc aus jencr Glanzperiode
sollen zur Aufstellung gelangen.
Wer mag der unglückliche Berater der Stadtgemeinde Godes-
berg gewesen sein? Man weiß ja, daß am ganzen Nhein kaurn
eine Verwaltung so glücklich in der modernen Fllhrung ihrer
Geschäfte gewesen ist; in zwei Jahrzehnten hat sich aus einem
malerischen Dorf eine saubere Villcnstadt entwickelt, an der die
Cilzügc nicht mehr vorüberfahren. Ihr neuer Bahnhof ist ein
schönes Bauwerk, das den Reisenden zum Aussteigen förmlich
lockt. Aber dieses Renaiffance-Nheinufer ist ein altmodischer
kleinstädtischer Cinfall, der nach ranziger Bildung schmeckt. Cr
wird die Stadtgemeinde Godesberg mit einiger Sichcrheit zum
Gespött der gebildeten Rheinreisendcn machen. Er widerspricht
kläglich dem modernen Zug dieser Stadt und sollte schleunigst
als Schildbürgeridee in den städtischen Papierkorb wandern. Je
eher, desto beffer sür dcn Nuf der Stadt. S.
ffenbach.
Jn Offenbach sprießen Dukunftshoffnungen. Wo immer
man auch hinhört — in den Krcisen der Handwerker, dcr Indu-
striellen oder der Kunstgewerbler — llberall wird lebhaft debattiert
über „die Sorge um einen tllchtigen Nachwuchs", übcr die „Ver-
antwortung gegenüber der kommenden Generation" und nicht
zuleßt übcr die „wirtschaftliche Bedeutung hochwertiger Qualitäts-
arbeit". Man will andere, größere, reichere Städte llberflügeln.
Möchte ehrenvoll neben andern Orten, dercn Namen bereits ein
gewerbliches Programm bedeutet, genannt werden. Der natür-
lichste Mittelpunkt für all diese Adsichten und Erwartungcn ist die
Schule für das rllhrige und zielbewußte Gewerbe. Offenbach kann
nicht die Aspiration haben, mit einer Künstlerkolonie zu prunken.
Portefeuiller, Bauhandwerker, Tischler, Schloffer, Graveure und
andere Handwerksleute sind abzurichten, in ihrem Beruf Selb-
ständiges zu sertigen. Jn Hugo Cberhardt, der Meffels tüchtige
Schulung genoffen, haben die Offenbacher sich cinen Organisator
gewonnen, der mit klarem Blick diese Notwendigkeit erfaßt hat.
Von den Skizzierübungen der Dorklaffe an bis zu den Aufgaben
der Fachabteilungen wird kein Abweichen von den Crforderniffen
der Prapis geduldet. Jn den Lehrkräftcn, die cr sich in dem kurzen
Ieitraum eines Iahres gewonnen — eine tüchtige Person für die
Lederbcarbeitung wärc vielleicht noch erforderlich —, hat er hierfür
wackere Mitstreiter gefunden. Derart, daß schon jctzt eine Rcihe
Schüler und Schülerinnen aus Frankfurt, die des Stilleben-
malens überdrüssig geworden sind, täglich nach Offenbach fahren.
Nun sollen die „Technischen Lehranstalten" ein angemeffenes
Heim erhalten. Eberhardt hat ein Projekt ausgearbeitet, das
neben der sachlichen Gedicgenheit echte Großzügigkeit bekundet.
Augleich galt es, einem Juwel der Stadt, dem alten Jsenburger
Schloß, das jetzt von einer kläglichen Umgebung erdrückt wird,
die rechte Fassung zu geben. Cberhardt, der in Frankfurt so
temperamentvoll gegen den Altstadtmummenschanz, aufgetreten ist,
konnte durch sein Projekt, das einmütige Austimmung fand,
zcigen, wie der Reiz eines historischen Bauwerkes durch eine
ehrlichc, zcitgemäße Architekturleistung nicht nur erhalten, sondern
erhöht wird. Die neuerdings sehr rührige Vereinigung fllr Kunst
und der Gewerbeverein haben durch Vorträge und andere be-
lehrende Deranstaltungen eine aufnahmefrohe Gefolgschaft zu
sammeln gesucht. Offenbach scheint ernstlich auch in geschmack-
lichen Fragcn nicht länger mehr nur eine Stadt bei Frankfurt
sein zu wollen. Paul Westheim.
ie Thoma-IubiläumS-AuSstellung
im Frankfurter Kunstvercin zeigt, wieviel im Frankfurter
Privatbesitz aus sciner dortigen Aeit übrig geblieben ist und auch,
wie sehr man heute den einstigen Mitbürger noch immer mit
Ankäufen seiner neuen Sachen zu schätzen weiß. Da sie alle
Säle fllllt und also einen großen Teil scines Lebcnswerkes ver-
einigt zeigt, gäbe sie Anlaß genug, von der Größe und Ab-
hängigkeit dieser vielberühmten und darum auch umstriltenen
künstlerischen Crscheinung zu sprechcn. Es muß einem besondcren
Heft vorbehalten bleiben, das wir seiner Kunst zu widmen ge-
denken. Mit diesen Bemerkungen soll nur auf die Ausstellung
hingewiescn werden als eine seltene Gelegenheit, den Maler der
verborgenen Iahre in Frankfurt kennen zu lernen. Man sieht da
deutlich, wie er sich der satten L-chwarzmalerci der Courbct-Leibl-
Ieit abwendet, wie seine zeichnerische Neigung sich gegen die
malerische Art scines Kreises erst ungewiß, dann immcr bewußter
durchsetzt, wie er nicht den Pinselschlag kultiviert, sondern die
Anschauung der Natur und ihre typische Berwertung. Vor allem
aber, wie er in diesen Iahren durchaus nicht der vekhockte Stuben-
maler und in die Stadt verschlagenc Bauernbub aus dem
Schwarzwald war - wie man gesagt hat — sondern ein Mann,
der von Iugend an viel und klug gesehen hatte und sich mit allem,
was die Aeit brachte, auf seinc Art auseinandersetzte. Auch ihm
ist, wie jedem großen Künstler, nicht leicht gefallen, zwischen
„sich und der Natur" die fremden Cinflüsse zu beseitigcn, um zu
der deutlichen Wiedcrgabc seiner eigenen Anschauungswelt zu
kommen, durch die er der einzige Hans Thoma wurde. S.
Herausgeber: Wilhelm Schäfer, Verlag der Rheinlande G- m. b. H. Druck A. Bagel, Dllffeldorf. Papier: I. W. Ianders, B.-Gladbach.
Alle für die Redaktion bcstimmten Scndungen sind an dcn Herausgeber W. Schüfer, Vallendar, erbeten.
Für unverlangtc Manuskripte und Nezcnsionsepemplare wird keine Verpflichtung übernommen.