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folgende Gruppen von verschiedener Tech-
nik, wonach auch im zweiten Teile die
Keramik geordnet ist: i) Sigillata, 2) Firnis-
Ware, 3) bemaltes Geschirr, 5) bronziertes
Geschirr (mit Gloldglimmerbelag), 6) ge-
schmauchtes Geschirr (terra nigra), 7) glatt-
wandiges Geschirr ohne Farbüberzug, 8)
rauhwandiges Kochgeschirr. (Glasiertes
Geschirr kommt in Niederbieber nicht vor).
Daran schließt sich die Aufzählung der
Dekorationsarten: 1) Ausgepresstes Relief
(Bilderschüsseln), 2) aufgelegtes Relief, ein-
farbig a) ä la barbotine, b) relief d’applique
(Löwenkopfausgüsse der Reibschalen), c)
freihändig modelliert (Gesichtsurnen), 3)
aufgelegtes Relief, mehrfarbig, 4) Glasschliff-
dekoration (irreführend meist Kerbschnitt-
verzierung benannt), 5) Griesbewurf, 6) ein-
gepresste Verzierungen a) mit Einzelstem-
peln, b) mit Rädchen, 7) Eindellung (Fal-
tenbecher).
Der 70 Seiten umfassende Hauptteil be-
handelt die Gefäßformen in der schon
angegebenen Reihenfolge und wird illustriert
durch 60 Textabbildungen und 9 Tafeln;
von diesen geben 4 die Gefäßformen in
schematischer Tuschzeichnung, 3 die in
Vs nat. Gr. gezeichneten Reliefs der Bilder-
schüsseln, 1 die Sigillatastempel in nat. Gr.
und 1 Scherben von Sigillata mit Barbotine-
schmuck und Firnisware. 120 Typen (und
dazu noch bei vielen Varianten) werden
aufgezählt, eine erstaunliche Anzahl, die
aber, wie der Verfasser selbst andeutet,
recht zu verstehen ist: manche erscheinen
nur noch in der Frühzeit von Niederbieber,
andere erst in den letzten Jahren des
Bestehens des Kastells. Mit andern Worten:
man darf nur sagen: „in Niederbieber
kommen 120 Gefäßtypen vor“; aber nicht:
„ein irgendwosonst gefundenes Gefäß von
Typus soundso muß in die Zeit von 190—
260 gehören“.
Die die Gefäßformen eröffnende Sigil lat a
wird eingeleitet durch die Liste der Töpfer-
stempel, die neben den Bilderschüsselreliefs
zur Herkunftsbestimmung herangezogen
werden. Während das glatte Geschirr fast
zur Hälfte Rheinzaberner Ware ist, stammt
der Rest aus ostgallischen Töpfereien:
Argonne, Lavoye, Les Allieux, Avocourt,
Florent und Trier. Die Bilderschüsseln
dagegen sind in erster Linie Trierer Fa-
brikate, Rheinzabern hat nur etwa 5—10
Prozent der Gesamtmasse geliefert. Beim
gefirnißten Geschirr unterscheidet Oel-
mann nach der Technik 4 Gruppen: eine
weißtonige, sehr verbreitete, oft mit Bar-
botine verziert, 2 lokale Gattungen aus
rotem Ton und endlich die dünnwandige
Ware mit metallischem Hochglanz, für die
in Trier und vielleicht auch in Köln Töpfe-
reien bestanden. 3 große Textbilder geben
schöne Proben hiervon aus dem Trierer
und dem Bonner Museum. — Für die braun
marmorierte Ware gibt Oelmann eine
sehr erwünschte Zusammenstellung der
Typen und ihres Vorkommens am Mittel-
und Niederrhein von Mainz abwärts. Zu
den 7 in Niederbieber vertretenen geben,
noch Abb. 26 u. 27 die übrigen in dem
genannten Gebiet vorkommenden Typen.
Die nächsten 3 Gruppen des rotbemalten,
bronzierten und gedämpften Geschirrs
sind so spärlich vertreten — letztere beiden
sicher aus zeitlichen Gründen —, daß sie
ganz verschwinden hinter der folgenden
Gruppe des glattwandigen Geschirrs
ohne Farbüberzug mit allein 26 Typen
aus Niederbieber, nach Ausweis des Tones
aus verschiedenen Töpfereien stammend. Die
Hauptformen sind Henkelkrüge, Amphoren,
gehenkelte Töpfe, Räucherbecher und Reib-
schalen. Wie sich durch die Stempel
sicher bei einem Teil der Amphoren Spanien
als Heimat erweist, so bei den gestempelten
Reibschalen mit einiger Wahrscheinlichkeit
Ostgallien oder gar die Rheinlande selber.
(Der Name TASGVS kommt übrigens in
Mainz auf dem Boden einer Terra-nigraurne
des 1. Jahrhunderts vor: Mainz. Ztschr. VII
S. 102, Abb. 11, 14.) — Die letzte Gruppe,
das rauhwandige Kochgeschirr, ist na-
türlich am häufigsten vertreten, hat auch
die meisten Typen (34) aufzuweisen. Trotz-
dem ist es technisch so einheitlich, daß
Oelmann wohl mit Recht als Herstellungs-
ort die nur 8 km entfernten Kärlicher
Töpferöfen ansieht, die zum Verwechseln
ähnliche Ware fabriziert haben. Verschwin-
dend selten ist dagegen die Ware aus rot-
braunem Ton, deren Herkunft noch nicht
erwiesen ist.
Bei der Verteilung der Typen auf Tafeln
und Textabbildungen ist manche Form auf
eine Tafel gekommen, von der kaum ein
Viertel wirklich erhalten ist; der Rest ist
nach besser erhaltenen Exemplaren anderen
Fundorts ergänzt. Und diese Ergänzung
ist zwar m. E. immer richtig, aber bisweilen
sehr schwer zu erkennen; ich nenne nur
Taf. III Form 51. Die erwähnte Bevor-
zugung der Tafeln hat vielleicht noch einen
Nachteil: wer beim Durchblättern der Tafeln
sich ein Bild von der Niederbieberer Ke-
ramik machen will, wird leicht verführt,
derartige nur in kleinen und seltenen Bruch-
stücken vorkommende Gefäßformen für
typisch zu halten.
Doch diese kleinen Ausstände vermögen
nicht, die Freude an dem Buch zu ver-
derben, das ein dauerndes Nachschlagewerk
werden wird, in erster Linie wegen seines
gediegenen Inhaltes, dann aber auch weil
es durch Übersichtlichkeit und Klarheit
die Benutzung erleichtert, was nicht von
jeder der in den letzten Jahren erschienenen
keramischen Publikationen behauptet wer-
den kann.
Mainz. G. Behrens.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
folgende Gruppen von verschiedener Tech-
nik, wonach auch im zweiten Teile die
Keramik geordnet ist: i) Sigillata, 2) Firnis-
Ware, 3) bemaltes Geschirr, 5) bronziertes
Geschirr (mit Gloldglimmerbelag), 6) ge-
schmauchtes Geschirr (terra nigra), 7) glatt-
wandiges Geschirr ohne Farbüberzug, 8)
rauhwandiges Kochgeschirr. (Glasiertes
Geschirr kommt in Niederbieber nicht vor).
Daran schließt sich die Aufzählung der
Dekorationsarten: 1) Ausgepresstes Relief
(Bilderschüsseln), 2) aufgelegtes Relief, ein-
farbig a) ä la barbotine, b) relief d’applique
(Löwenkopfausgüsse der Reibschalen), c)
freihändig modelliert (Gesichtsurnen), 3)
aufgelegtes Relief, mehrfarbig, 4) Glasschliff-
dekoration (irreführend meist Kerbschnitt-
verzierung benannt), 5) Griesbewurf, 6) ein-
gepresste Verzierungen a) mit Einzelstem-
peln, b) mit Rädchen, 7) Eindellung (Fal-
tenbecher).
Der 70 Seiten umfassende Hauptteil be-
handelt die Gefäßformen in der schon
angegebenen Reihenfolge und wird illustriert
durch 60 Textabbildungen und 9 Tafeln;
von diesen geben 4 die Gefäßformen in
schematischer Tuschzeichnung, 3 die in
Vs nat. Gr. gezeichneten Reliefs der Bilder-
schüsseln, 1 die Sigillatastempel in nat. Gr.
und 1 Scherben von Sigillata mit Barbotine-
schmuck und Firnisware. 120 Typen (und
dazu noch bei vielen Varianten) werden
aufgezählt, eine erstaunliche Anzahl, die
aber, wie der Verfasser selbst andeutet,
recht zu verstehen ist: manche erscheinen
nur noch in der Frühzeit von Niederbieber,
andere erst in den letzten Jahren des
Bestehens des Kastells. Mit andern Worten:
man darf nur sagen: „in Niederbieber
kommen 120 Gefäßtypen vor“; aber nicht:
„ein irgendwosonst gefundenes Gefäß von
Typus soundso muß in die Zeit von 190—
260 gehören“.
Die die Gefäßformen eröffnende Sigil lat a
wird eingeleitet durch die Liste der Töpfer-
stempel, die neben den Bilderschüsselreliefs
zur Herkunftsbestimmung herangezogen
werden. Während das glatte Geschirr fast
zur Hälfte Rheinzaberner Ware ist, stammt
der Rest aus ostgallischen Töpfereien:
Argonne, Lavoye, Les Allieux, Avocourt,
Florent und Trier. Die Bilderschüsseln
dagegen sind in erster Linie Trierer Fa-
brikate, Rheinzabern hat nur etwa 5—10
Prozent der Gesamtmasse geliefert. Beim
gefirnißten Geschirr unterscheidet Oel-
mann nach der Technik 4 Gruppen: eine
weißtonige, sehr verbreitete, oft mit Bar-
botine verziert, 2 lokale Gattungen aus
rotem Ton und endlich die dünnwandige
Ware mit metallischem Hochglanz, für die
in Trier und vielleicht auch in Köln Töpfe-
reien bestanden. 3 große Textbilder geben
schöne Proben hiervon aus dem Trierer
und dem Bonner Museum. — Für die braun
marmorierte Ware gibt Oelmann eine
sehr erwünschte Zusammenstellung der
Typen und ihres Vorkommens am Mittel-
und Niederrhein von Mainz abwärts. Zu
den 7 in Niederbieber vertretenen geben,
noch Abb. 26 u. 27 die übrigen in dem
genannten Gebiet vorkommenden Typen.
Die nächsten 3 Gruppen des rotbemalten,
bronzierten und gedämpften Geschirrs
sind so spärlich vertreten — letztere beiden
sicher aus zeitlichen Gründen —, daß sie
ganz verschwinden hinter der folgenden
Gruppe des glattwandigen Geschirrs
ohne Farbüberzug mit allein 26 Typen
aus Niederbieber, nach Ausweis des Tones
aus verschiedenen Töpfereien stammend. Die
Hauptformen sind Henkelkrüge, Amphoren,
gehenkelte Töpfe, Räucherbecher und Reib-
schalen. Wie sich durch die Stempel
sicher bei einem Teil der Amphoren Spanien
als Heimat erweist, so bei den gestempelten
Reibschalen mit einiger Wahrscheinlichkeit
Ostgallien oder gar die Rheinlande selber.
(Der Name TASGVS kommt übrigens in
Mainz auf dem Boden einer Terra-nigraurne
des 1. Jahrhunderts vor: Mainz. Ztschr. VII
S. 102, Abb. 11, 14.) — Die letzte Gruppe,
das rauhwandige Kochgeschirr, ist na-
türlich am häufigsten vertreten, hat auch
die meisten Typen (34) aufzuweisen. Trotz-
dem ist es technisch so einheitlich, daß
Oelmann wohl mit Recht als Herstellungs-
ort die nur 8 km entfernten Kärlicher
Töpferöfen ansieht, die zum Verwechseln
ähnliche Ware fabriziert haben. Verschwin-
dend selten ist dagegen die Ware aus rot-
braunem Ton, deren Herkunft noch nicht
erwiesen ist.
Bei der Verteilung der Typen auf Tafeln
und Textabbildungen ist manche Form auf
eine Tafel gekommen, von der kaum ein
Viertel wirklich erhalten ist; der Rest ist
nach besser erhaltenen Exemplaren anderen
Fundorts ergänzt. Und diese Ergänzung
ist zwar m. E. immer richtig, aber bisweilen
sehr schwer zu erkennen; ich nenne nur
Taf. III Form 51. Die erwähnte Bevor-
zugung der Tafeln hat vielleicht noch einen
Nachteil: wer beim Durchblättern der Tafeln
sich ein Bild von der Niederbieberer Ke-
ramik machen will, wird leicht verführt,
derartige nur in kleinen und seltenen Bruch-
stücken vorkommende Gefäßformen für
typisch zu halten.
Doch diese kleinen Ausstände vermögen
nicht, die Freude an dem Buch zu ver-
derben, das ein dauerndes Nachschlagewerk
werden wird, in erster Linie wegen seines
gediegenen Inhaltes, dann aber auch weil
es durch Übersichtlichkeit und Klarheit
die Benutzung erleichtert, was nicht von
jeder der in den letzten Jahren erschienenen
keramischen Publikationen behauptet wer-
den kann.
Mainz. G. Behrens.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.