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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0247

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Schwetzinger Wochenblatt.

s

K61.

Smnslag, 1. Augnst

1863.

Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: rnonatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u n d s ch a u.

Oesterreich. Wien, 25. Juli. Die Berichte
des Fürsten Metternich lauten in so fern günstig, als
darin bezeugt wird, daß man in Paris mit der Haltung
des diesseitigen Cabinets in der polnischen Frage sehr
zusrieden ist.

PrerHen. Berlin. Die Stadtverordneten haben
den vor einigen Wochen eingebrachten Antrag aus Ab-
haltung einer Kunst- und Jndustrie-Ausstellung in hie-
siger Stadt auf Antrag des Herrn v. Unruh abgelehnt,
da bei der herrschenden politischen Stimmullg aus eine
zahlreiche Beschickung derselben nicht zu hoffen sei.

Bcrtzerm. München. Am 25. August wird der
königl. Hos die Großjährigkeits - Erklärung des Kron-
prinzen mit einer ceremoniellen Feierlichkeit begehen.

München, 27. Juli. Beim gestrigen Festzug ist
es denjenigeu Schützen, welche voriges Jahr in Frank-
surt waren, aufgefallen, daß das hiesige Publikum sich
so kalt und schweigsam verhielt. Jn Frankfurt begrüßte
man die Schützen überall mit freudigen Zurufen. —
Um 2 Uhr begann das Festessen in der geschmückten
Halle, wobei jedoch keine eigentlichen Reden gehalten
wurden. Bald nach Beginn des Banketts erschien der
König. Er verweilte längere Zeit in der Festhalle und
auf dem Festplatze.

Sachsen. Am 2. August beginut in Leipzig
das dritte deutsche Turnerfest, an welchem sich die Ju-
gend aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes be-
theiligen wird. Das Programm des Festes ist ein sehr
reichhaltiges und gut gewähltes.

Baden. Karlsruhe. Wegen Ableben des Prin-
zen von Preußen legt der Großherzogliche Hof auf 14
Tage Trauer an.

Pforzheim. Die bedeutende Ausdehnung der am
Platze befindlichen Geschäfte sowohl als der von aus-
wärts andauernde Zuzug von Fremden sind Ursache,
daß in jüngster Zeit ganz neue Straßen angelegt und
in kurzer Zeit mit Gebäuden versehen wurden, unter denen
wir sogar manche Luxusbauten erblicken.

Kurhessen. Kassel, 28. Juli. Der Kurfürst
weilt auf seinen Gütern in Böhmen; die Minister sind
im Bade. —

Frankfurt, 28. Juli. Am Samstag, den 1. Aug.,
werden die hiesigen Turner die Fahrt nach Leipzig an-
treten. Alle Turner, welche über Frankfurt kommen,
siud eingeladen, sich hier dem Zuge anzuschließen und
zu dem Zweck sich schrm am Freitag Abend hier einzu-

finden. Anmeldung im Erlanger Hof, wo auch die
gesellige Vereinigung stattfindet.

Frankreicl). Paris, 26. Juli. Der Kaiser wird
in der ersten Woche des Monats August Vichp verlassen
und später ins Lager von Chalons gehen. Der „Temps"
behauptet heute wieder, der Kaiser werde auch den
Manövern der Panzerflotte in Cherbourg anwolmen.

Jtalien. Rom, 25. Juli. Der auf einer Bade-
reise dkwch Wien gekommens Kardinal Reisach hat dem
Kaiser von Oesterreich einen eigenhändigen Brief des
Papstes übergeben und mit Erfolg eine Mission in Ve-
zug auf Polen übernommen. — Es sind in Rom einige
neue Feuersbrünste vorgekommen. — Nachrichten von
Neapel vom 25. d. bestätigen die Zunahme des Bri-
gantenwesens in der Caputanata.

Polen. Jn Warschau will man wissen, daß in
Paris geheime Konferenzen zwischen Drouyn de Lhuys,
Lord Cowlei und Metternich stattgefunden haben, in
denen über ein bewaffnetes Einschreiten der drei Mächte
verhandelt wäre. Auch stände die Sendung Canroberts
nach Schweden damit in Verbindung.

Anreriko. New-Iork, 15. Juli. Die Einwohner
unserer Stadt befinden sich in Angst und Schrecken. —
Seit 15 Jahren kann man sich keines s o ruchlosen
Krawalles erinnern, als derjenige war, welcher in Folge
der Aushebung zum Kriegsdienst stattsand, und welcher
dadurch noch befördert wurde, daß man gegen Zahlung
von 300 Dollars einen Stellvertreter gestattete. —
Die Wuth des Pöbels richtete sich namentlich gegen die
Bureau, in welchen sich die mit der Ausführung der
Conscription beauftragten Beamten befanden, sodann
gegen die Expeditionen der hervorragendsten republi-
kanischeic Zeitungen und endlich gegen die schwarze Be-
völkerung der Stadt. Mehrere Neger wurden unter
kannibalischem Geheul aufgegriffen und aufgehängt, ja
einer sogar bei lebendigem Leibe verbrannt, nachdem
man den Körper des Unglücklichen zuvor mit Terpen-
tinöl bestrichen hatte; das Entsetzlichste aber, was nur
Tiger in Menschengestalt auszuführen vermochten, wo-
von selbst die französische Revolution von 1789 kein
ähnliches Beispiel aufzuweisen vermag, war die Ver-
brennung des Waisenhauses mit den darin befindlichen
schwarzen Kindern! — Dabei wurde geplündert was
nur zu plündern war, besonders die Laden der Gold-
und Waffenschmiede. — Dazwischen ertönten Reden,
welche die Massen aufforderten, den Nero Lincoln zu
stürzen, und sich nichtmehr in einen nutzlosen und un-
 
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