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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Die Gemäldesammlung des Wiener Schottenstiftes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0058

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jetzt, im Sommer 1918, im Wiener Künstlerhause ausgestellt sind, auf die
altdeutschen im Schottenstift hingewiesen wird. Eine Marter des heiligen
Thiemo, die sich unter den Neuerwerbungen befindet, wird dem Meister
von 1469 aus dem Wiener Schottenstift zugeschrieben. Man kann die
Oruppenverwandtschaft gelten lassen (vgl. den ersten Aufsatz in der vor-
liegenden Lieferung und die „Mitteilungen aus der k. k. österreichischen
Staatsgalerie, herausgegeben von der Direktion“, Juni 1918, S. 23, Nr. 107).
Was die beiden Abbildungen (Tafel XXXI und XXXII) aus der Galerie des
Wiener Schottenstiftes betrifft, die dem III. Bd. der Studien und Skizzen bei-
gegeben waren, so möchte ich noch vor dem peinlicherweise verzögerten
Abschluß der Arbeit meinen Dank für die leihweise Überlassung der
Klischees aus der Veröffentlichung der k. k. Zentralkommission für Denk-
malpflege aussprechen. Er richtet sich insbesondere an das freundliche Ent-
gegenkommen des Herrn Sekretärs Dr. Hans Tietze.
Die Einschaltung von Bemerkungen zum Neudruck meiner Arbeit aus
der „Wiener Zeitung“ von 1896 wird auch in der heutigen Fortsetzung nur
hie und da ausgeführt. Die meisten Anmerkungen sollen in die Mitteilung
des handschriftlichen Inventars aus der Zeit um 1800 eingeschoben werden,
von dem ich eine Abschrift gerettet habe. Die Urschrift soll in Verlust ge-
raten sein.
II.
»Unter den altflandrischen Gemälden fällt noch eine Mompersche
Landschaft mit Rudolf von Habsburg und dem Priester auf und ein großes
Breitbild mit der Predigt des Johannes. Landschaft mit Menschengewühl.
Stil des Maerten de Vos (Nr. 55). Offenbar durch irgend ein kolossales
Mißverständnis ist das Bild als Werk des Palma vecchio ins alte Inventar
gekommen. Einigermaßen erinnert das Bild auch an den ältesten Francken.
Die Maler dieser Familie haben zu ihrer Zeit zweifellos hunderte und hunderte
von Andachtsbildern und von anderen mehr lebenslustigen Darstellungen
geliefert. Beispiele, namentlich religiöser Art, liefert hier auch die Galerie
des Schottenstiftes. Ich gehe hier nicht näher auf diese Bilder ein, um rasch
zum größten Namen der flandrischen Kunst, zu Peter Paul Rubens,
heranzukommen. Zwei Bilder sind in der Sammlung vorhanden, die zu seinem
Namen in bestimmte Beziehung treten. Zunächst nenne ich eine gute alte
Kopie nach dem großen Gemälde mit der ehernen Schlange, das sich in
London in der National Gallery befindet. [Dieselbe Komposition ist ge-
stochen von Schelte a Boiswerth als Rubenssche Arbeit. In der Londoner
National Gallery eine große Ausführung von Schülerhänden. Das in die
Gruppe gehörige Bild der Madrider Galerie wird dem Van Dyck zuge-
schrieben. Hiezu Guiffrey: Van Dyck und H. Hymans „Quelques notes sur
Antoine Van Dyck“, 1899, S. 6. Eine Abbildung des Madrider Exemplars in
„Les principaux tableaux du Musee du Prado ä Madrid“, S. 119. Eine
Kopie ist mir vor Jahren im Palazzo Vendramin zu Venedig aufgefallen.]
Die vorliegende kleine Ausführung mag noch aus der Zeit des Meisters
stammen, ist aber für ihn selbst nicht kernig genug. Ihm viel näher steht
ein überlebensgroßer kreuztragender Christus, eine Athletengestalt, wie sie die
alte Antwerpener Kunst in solchen Fällen liebte. Ich erinnere hier an den
Christus von Hemessen in der Linzer Galerie, der ebenfalls ohne seine
 
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