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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Risse und Sprünge in Gemälden, [3]
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Frimmel, Theodor von: Bemerkung zu Gerrit Willemsz Heda
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0112

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Über Sprünge und Risse läßt sich noch vieles beibringen. Dies soll
auch geschehen, sobald dafür wieder mehr Raum und Zeit zur Verfügung
stehen wird. Heute werden nur einige Schlüsse aus dem gebotenen Material
gezogen.
Im allgemeinen'darf man aussprechen: Je sorgsamer die Stoffe gewählt
wurden, die beim Malen Verwendung fanden, je bedächtiger und überlegter
gemalt wurde, desto länger haben die Bilder ohne Risse und Sprünge stand-
gehalten, und desto weniger beeinträchtigen die Sprünge, die sich dann
endlich doch eingestellt haben, die Wirkung des Bildes. In allen Maler-
gruppen, die auf gutes Material und solide Technik etwas gehalten haben,
sind gut erhaltene Bilder die Regel. Wo ohne Rücksicht auf altbewährte
Grundsätze rasch auf den augenblicklichen Glanz hingearbeitet wurde, ist
das vorzeitige und entstellende Reißen der Bilder nicht selten. Die längst
bekannte Angabe, daß Gemälde erst nach 50 bis 60 Jahren Risse zu bilden
anfangen, paßt nur für die solid malenden Gruppen und darf beileibe nicht
unvorsichtig verallgemeinert werden; auch sind in diesem Fall die Ziffern
nur als Andeutungen zu nehmen.
Der Herausgeber.

BEMERKUNG ZU GERRIT WILLEMSZ HEDA.
Die allbekannten Stilleben des Willem Claesz Heda haben eine künst-
lerische Nachfolge gefunden. M. Boelema, genannt de Stomme, der ein
unmittelbarer Schüler des Heda gewesen, hat ähnliche Bilder gemalt. Ein
schwächerer Nachahmer ist P. Hennekyn, der sonst als geringer Amster-
damer Bildnismaler um 1650 bekannt ist. Die Hamburger Kunsthalle besitzt
von ihm ein Heda-artiges Stilleben.
Am nächsten kommt dem älteren Heda sein Sohn Gerrit Willemsz
Heda, der zu den seltenen Meistern gehört. Ich habe nur von drei sicheren
Werken dieses tüchtigen Malers Kenntnis, und nur zwei davon können von
mir nach eigener Anschauung angeführt werden; eines wurde mir Vorjahren
in Wien bei Buschmann (damals Baronin Buschmann) bekannt, wo ich es
als Rest der Anton Jägerschen Galerie aufsuchte, das andere in Amsterdam
als neue Erwerbung des Rijksmuseums. Der Buschmannsche Heda hat seither
den Besitzer gewechselt und gehört jetzt Herrn Rudolf Isbary (früher Baron),
der das Bild durch S. Maurer vor kurzem restaurieren ließ. Bei Mauerer
habe ich es wiedergesehen. Mit freundlicher Erlaubnis des Besitzers wird
nun eine Abbildung veröffentlicht (siehe Tafel XXXIV). Auf das Bild als
solches habe ich schon 1891 in der Chronique des arts et de la curiosite
(in Nr. 6) hingewiesen. Da aber in jener alten ersten Veröffentlichung ohne
mein Verschulden Druckfehler vorgekommen sind, muß ich bei heutiger
Gelegenheit nochmals eine kurze Beschreibung hersetzen. Der Buschmann-
Isbarysche Heda ist auf ein dünnes Eichenbrett gemalt und mißt in der
Breite 68 cm, in der Höhe 58 cm. Dargestellt ist ein sogenannter Frühstück-
tisch, wie derlei vom älteren Heda oft gemalt worden ist. Auf einem Tisch
ein Steinkrug, ein Warzenglas, ein Teller mit Butter, eine Schüssel mit Salz-
fischen, ein silberner Aufsatz, ein Messer und Weißbrot. An der Tischplatte
die Signatur und Jahreszahl: „Gerret HEDA • 1646 “ (das: erret in Minuskeln,
 
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