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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0196

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178

BAUTEN

Bauten entnommen. Der linke Hausgiebel erinnerte an das reizende Trierer Häuschen aus dem
16. Jahrhundert in der Weberbach-Strafse; die Hinterfront zeigte einen Treppenturm in den Formen
des frühem Stockturms mit Thür aus dem Hof des bekannten Roten Hauses. Die Innenräume
gruppierten sich um eine Diele und waren ebenfalls in alten Trierer Bauweisen gehalten. Das
Gebäude wurde auf Kosten der Stadt und Handelskammer Trier und einiger dortigen gewerb-
lichen Vereinigungen unter Leitung des Architekten Peter Marx von dem Baugeschäft Otto Husung
ausgeführt. Im Erdgeschofs und im Hof wurden von den bedeutendsten Weinfirmen des Handels-
kammerbezirks Trier die Gewächse der Mosel, der Saar und der Ruwer in lauschigen Räumen zum
Ausschank gebracht. Im ersten Stockwerk lagen Ausstellungsräume für das kirchliche Kunsthand-
werk, im zweiten ein kleines Museum der eigenartigen Trachten und Hausgeräte des Trierer Landes.

Zu den noch bemerkenswerten
Bauten in diesemTeil des Geländes
zählten das hohe schmale Haus
der Firma Fredenhagen, Offen-
bach, ausgeführt von den Düssel-
dorfer Architekten vom Endt und
Bauer, das einfache, doch ge-
schmackvoll dekorierte Gebäude
der Uerdinger Waggonfabrik,
errichtet von den Architekten
Bohmert und Niebel, Krefeld,
die gleichsam aus einem Fels-
block aufragende, in der Struk-
tur einem Bohrturm nachgebildete
Ausstellungshalle der Internatio-
nalen Bohrgesellschaft, Erkelenz,
und der moderne Pavillon der
Transport - Gerätefabrik Köttgen,
B.-Gladbach.
Einen ebenso freundlichen als
würdigen Abschlufs des Ausstel-
lungsgeländes an seinem nörd-
lichen Ende bildete das Empfangs-
gebäude der Staatsbahn. Dieses
war gleich dem Pavillon der


Pavillon der Internationalen Bohr-
gesellschaft, Erkelenz

Königl. Eisenbahn-Direktionen im
Ministerium der öffentlichen
Arbeiten entworfen und von der
Firma Boswau & Knauer unter
der örtlichen Bauleitung des Re-
gierungs- und Baurates Stampfer,
Düsseldorf, und der künstlerischen
Mitwirkung des Landbau-Inspek-
tors Mettegang ausgeführt worden.
Da es sich um eine Kopfstation
handelte, war die Anlage nicht
besonders schwierig gewesen.
Quer vor die einmündenden elf
Zweiggleise und die vier Längs-
bahnsteige lagerte sich das 90 m
lange Hauptgebäude, das sich in
eine Halle von ungefähr 12 m
Spannung und 79 m Länge sowie
in die beiderseitigen Räume für
Handgepäck und Toiletten glie-
derte. Vor die Mitte desEmpfangs-
gebäudes waren die Fahrkarten-
ausgabe mit acht Schaltern, die
Diensträume für den Bahnhofs-
vorsteher und die Telegraphie

gelagert; zwei Anbauten an der Ostseite enthielten weitere Diensträume. Die Endfelder der im
übrigen offenen Querhalle besafsen zum bessern Schutz gegen Wind und Wetter Verglasungen;
dort waren die Wartebänke aufgestellt. Der Mittelbau des Empfangsgebäudes wurde durch einen
kraftvoll gezeichneten, durch zwei Türmchen flankierten Giebelaufbau betont. Der rechte Flügel
der Ausstellungsfront endigte in einem stattlichen Uhrturm.
An diesem Bau wurde Eisen nur an wenigen Stellen verwendet und dabei sichtbar gelassen.
Die Dachkonstruktion bestand aus vereinigten Hänge- und Sprengewerken aus Holz mit eisernen
Spannstangen. Die Hauptständer der Halle zeigten sich als Gitterstütze aus l_l Eisen, Flacheisen und
Holz, ähnlich wie bei derHaupt-Industriehalle gebildet. Nach aufsen zeigte dieses Bahnhofsgebäude
die Formen der deutschen Frührenaissance mit Anklängen an mittelalterliche Motive; zur Erhöhung
der Wirkung trugen die kräftigen Farben der Holzteile und der Dächer wesentlich bei. Der Ver-
kehr flutete von der grofsen Querhalle aus durch zwei Fahrkarten-Prüfstellen nach den vier über-
deckten Längsbahnsteigen, die bei 6 bezw. 12 m Breite je 80 m Länge besafsen. Der Fufsboden
bestand hier wie in der grofsen Querhalle aus Cementbeton, ausgeführt von der Akt.-Ges. für
Betonbau Diss & Co., Düsseldorf. Die in sichtbarer Holzkonstruktion durchgeführten Dächer waren
auf Schalung mit Asphaltpappe gedeckt. —
Gedenken wir zum Schlufs noch der Bestrebungen zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse
der minderbemittelten Klassen; in einigen mustergiltigen Typen war das moderne Arbeiterhaus,
das in gesundheitlicher Beziehung nichts zu wünschen läfst, auf der Ausstellung vertreten. In
nächster Nähe der Krupphalle am Rheinufer befand sich neben andern vom Rheinischen Verein
zur Förderung des Arbeiterwohnungswesens aufgestellten, sehr verschieden charakterisierten Wohn-
häuschen ein von der Firma Fried. Krupp zur Ausstellung aufgeführtes Gebäude: ein Doppel-
wohnhaus für Arbeiter nach einer der in den Kruppschen Arbeiterkolonien gebräuchlichen Bauarten.
Zur gleichen Kategorie gehörte das Arbeiterhaus des Gelsenkirchener Bergwerksvereins, gegenüber
 
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