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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0197

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BAUTEN

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dem Gebäude des Bergbaulichen Vereins, das eine genaue Nachbildung der von den genannten
Körperschaften in umfangreicher Weise ausgeführten Arbeiterhäuser darstellte. —
Unter den Unternehmern standen die Firmen Ph. Holzmann & Cie., Frankfurt, und Boswau & Knauer,
Düsseldorf, obenan. Holzmann & Cie. hatten den Kunstpalast und den Pavillon Krupp ausgeführt;
die Firma Boswau & Knauer hatte etwa die Hälfte der gesamten übrigen Bauausführungen
geleitet. Sie hatte in einer verhältnismäfsig kurzen Vorbereitungszeit ungefähr 40 Bauten auf-
geführt, darunter die Haupthalle, die Gebäude des Hoerder Vereins, der Zinkwalzwerke, der Staats-
eisenbahn, sowie die Zillerthaler Alpenbahn. Zur Haupthalle wurden in den 10 Monaten der Bauzeit
allein 290 Wagenladungen Hölzer verwendet. Die meisten Holzkonstruktionen wurden im Schwarz-
wald abgebunden und den Rhein hinuntergehöfst. Das Gewicht der Eisenkonstruktion für die
Kuppel der Haupthalle betrug etwa 160 000 kg.
Das Material für die meisten der Bauten war Eisen- oder Holzfachwerk-Unterbau mit Rabitzputz
(Drahtputzverkleidung), wie es für die Zwecke einer Ausstellung am besten geeignet ist. Als
Dachabdeckung war fast durchgängig Asphaltpappe und Falkenbergsche Leinwand verwendet.
Der Kruppsche Bau hatte auf den Türmen Aluminiumdächer, das Gebäude der Zinkwalzwerke
war mit verkupfertem Zink abgedeckt. Erstaunlich war oft die Nachahmung des Steinmaterials
gelungen, wo sie überhaupt beabsichtigt war.
Die Eisenkonstruktionen vieler Gebäude waren von der bekannten Firma Hein, Lehmann & Co.
Düsseldorf, ausgeführt. Aufser den Grofshrmen Holzmann & Cie., Frankfurt a. M., und Boswau &
Knauer hatten auch die Düsseldorfer Baugeschäfte Otto Husung, Max See, Gebr. Kiefer, Zensen,
Peter Zintgraf, Otto Frank bauliche Ausführungen übernommen.
Die Mannigfaltigkeit der Aufgaben war grofs genug, um reizvolle, eigenartige Lösungen zu ver-
langen; selbst bei einer gewissen Gleichartigkeit des Stoffes bot sich den Künstlern reichlich
Gelegenheit, dem oft behandelten Thema wieder neue Seiten abzugewinnen. Für den Architekten
war es jedenfalls eine lohnende, dankbare Aufgabe, zu der Wucht der Eisenindustrie, des Berg-
werks- und Hüttenbetriebes, zur Mannigfaltigkeit der Grofsindustrie und des Kleingewerbes das Ent-
sprechende im künstlerischen Ausdruck zu schaffen, denn zu einer subjektiven Verwertung der in
den Fabrikationserzeugnissen oder in den Betriebseigentümlichkeiten gegebenen Motive war ein
weiter Spielraum gegeben. Die Ausstellung sollte nicht nach einheitlichem Entwurf gebaut sein;
wie wäre sonst die entzückende Abwechslung möglich gewesen, die sie selbst vor der letzten
Weltausstellung auszeichnete? In Paris wirkte sogar die Rue des Nations langweilig, obgleich die
Gebäude unter sich von der erdenklichsten Verschiedenheit waren, — denn sie standen ausgerichtet
wie an einer Schnur. Das hatte man in Düsseldorf mit Erfolg vermieden. In den meisten Fällen
hat bei ihrer Heifsigen Arbeit eine glückliche Hand die Baukünstler geführt; historische wie neu-
zeitliche Formen waren vielfach mit Geschick, wenigstens aber ohne aufdringliche Übertreibungen
zur Anwendung gekommen.
Die gesamten Ausstellungsbauten wurden zu 20 Millionen Mark veranschlagt. *

Zahlreiche Abbildungen hervorragender Bauten ßnden sich anderweitig im Text dieses Werkes. Red.
 
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