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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0496

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GRUPPE VI: TRANSPORTMITTEL

sichtigt waren. Das Innere war durchweg in feinsten Naturhöizern ausgeführt, der Salon mit
Polstermöbeln ausgestattet, alle Räume mit Dampf heizbar und durch an den Decken sowie in
den Zwischenwänden angebrachte Lampen hell zu erleuchten. Der Wagenkasten ruhte mittels voll-

kommener Kugelzapfen
auf zwei Drehgestellen,
die sich unter dem
Wagen nicht nur drehen,
sondern auch schief
stellen konnten; auch bei
schlecht liegendem Gleise
blieben somit stets alle
acht Räder unter gleicher
Belastung, und ein Ent-
gleisen wird dadurch ver-
hindert.
Von normalspurigen
Spezial - Transportwagen
hatte die Firma Düssel-
dorfer Eisenbahnbedarf
einen zweiachsigen Kühl-
wagen und einen drei-
achsigen Bahnpostwagen
ausgestellt. Der letztere
entsprach in seiner Bau-
art den neuesten Nor-


Düsseldorfer Eisenbahnbedarf vorm. Carl Weyer & Co.
Inneres eines Bahnpostwagens

malien für Postwagen
der preufsischen Staats-
bahnen. Sein Inneres
war in zwei ungleiche
Räume geteilt, von denen
der gröfsere als Paket-
raum, der kleinere als
Briefraum ausgebildet
war; in raffinierter Weise
war jedes Winkelchen
dieses fahrenden und voll-
kommen betriebsfertigen
Postamtes ausgenutzt.
Der Kühlwagen diente
zum Transport von Bier,
Fleisch, Fischen und
sonstigen leicht verder-
benden Nahrungsmitteln.
Sämtliche Wände, das
Dach und der Boden
waren daher durch drei-
fache Holzverschalung

und dazwischenliegende Isolierschichten besonders sorgfältig gegen äufsere Temperatureinflüsse isoliert.
Das Innere konnte durch Eisbehälter gekühlt bezw. durch besondere Heizung erwärmt werden.
Dienten die bisher besprochenen Fahrzeuge mehr dem alltäglichen Verkehr, so fanden wir in
den folgenden zwei D-Wagen Beispiele eines hochentwickelten Eisenbahnluxus. In solchen Wagen
ist das Reisen heute — für den Bemittelten wenigstens — keine Strapaze mehr. Da war ein
Schlafwagen, dessen zehn Abteile normal nur je zwei Schlafplätze enthielten. Dank der zusammen-
klappbaren Zwischenwände konnten aber einzelne Abteile auch zu Vollabteilen vereinigt werden.
Weiter ist die Rettungsvorrichtung für den Fall eines Zusammenstofses erwähnenswert. Um in
Gefahrfällen durch die Fenster gehen zu können, waren unter den beweglichen Fenstern Nothandgriffe
und darunter unter den Langträgern des Wagenkastens Trittstufen angebracht. Um die Polster-
bänke in Schlaflager zu verwandeln, wurden die Sitzkissen umgedreht und die Rückenlehnen auf-
geklappt. So entstand ein Ober- und ein Unterbett. In die Querwände waren zwischen je zwei
Halbabteile doppelte Toiletteschränke eingebaut. Jeder Raum war ferner mit Ventilationseinrichtung,
Spiegel, Kleiderhaken, Schreibklappe, Heizelement und mit elektrischer Klingel ausgerüstet.
Die innere Ausstattung des Wagens in den Schlafabteilen bestand aus poliertem Nufsbaum und
glattem Gobelin. Die Schiebethüren liefen in Glasschlittenführungen, die Fenster waren mit durch-
schliefsenden Druckrahmen versehen und hatten Spring-Rouleaux.
Aus den Schlafwagen gelangte man durch eine Harmonikaverbindung in den angekuppelten
Salonwagen. Die Aufsenmafse dieses Fahrzeuges waren so gehalten, dafs es auf sämtlichen normal-
spurigen Gleisen des europäischen Festlandes fahren kann. Zu dem Zweck war der Wagen
gleichzeitig mit sehr verschiedenen Bremsvorrichtungen ausgerüstet, die den Vorschriften der
einzelnen Verwaltungen entsprachen. Der Wagen enthielt einen grofsen Salon und einen kleinen
Vorsalon, die durch eine verschiebbare Glaswand getrennt waren und die ganze Wagenbreite
einnahmen. Der übrige Teil des Wagens war auf der einen Seite durch einen Seitengang von
750 mm Breite belegt. Die Ausstattung des ganzen Wagens war im modernen Geschmack gehalten
und in den einzelnen Abteilen verschieden.

Die beiden grofsen Schlafabteile enthielten je ein Ruhebett, dessen Rückenlehne niederzulegen
und dann Matratze war. Der gröfsere Schlafraum enthielt Klapptisch, Stuhl, Wasch- und Schreib-
Einrichtungen und einen eingebauten Kleiderschrank mit grofsem Spiegel. Zur Heizung des Wagens
dienten eine Warmwasserheizung und eine doppelte, durch den ganzen Wagen reichende Rohrleitung,
zur Beleuchtung 16 Gaslaternen. Die Ventilation vollzog sich durch Lüftungsschieber im Oberlicht-
aufbau mit aufsen angebrachten Saugern und ferner durch die mit den Gaslaternen verbundenen
Lüftungsvorrichtungen.
 
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