Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 10.1919-1920

DOI issue:
Achtes Heft
DOI article:
Walden, Herwarth: Einsamkeit: Tragödie
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37115#0122

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Jungfrau im Fenster
Helfen Sie mir
Mann
Wo kommen Sie her. Bist Du gekommen
Die Jungfrau
Er hat mich geschlagen, der Jüngling
Al a n n
Wo weilst Du
Die Jungfrau
Hier ist es kalt. Die Wände tropfen
Mann
Wo bist Du
Die Jungfrau
Er hat mich geschlagen, der Jüngling
Mann
Ruhe Dein Herz aus
Die Jungfrau
Ich habe keine Zeit. Er harrt meiner Liebe
Al a n n
So ruhe meinten Herzschlag aus
Die Jungfrau
Seine Tränen tropfen von allen Wänden
Al a n n
So ruhe meinen Herzschlag aus
Die Jungfrau
Dem Herz schlägt, daß die Herzen brechen
Al a n n
Sind sie klein Deine Hände
Die Jungfrau
Die Wände schrägen sich über meinem
Kopfe, sie fallen und fallen, fallen. Laß
mich zum Fenster
Mann
Alles flieht in das Heim der Heimat
Die Jungfrau
In meinem Auge glüht schimmernd Dein
Mann [Blutstropfen für ihn
O Sehnen meiner großen Sucht. 0 Sucht
meines großen Sehnens. Und alles für ihn.
Für Euch. Für alle.
Die Jungfrau
Einst aber wenn ich alt bin und klein, einst
komme ich zu Dir, Mit allen. Verkümmert
vor Kummer. Verblüht vor Blühen. Dann
wirst Du mich trösten
Mann
Wie soll ich Dir helfen
Die Jungfrau
Ihn sollst Du trösten, weil er mich geschla-
M a n n [gen hat
Ich bin allein in dem Zimmer mit tropfenden
Wänden. Mein Herz hallt wieder von mir
zu mir
H6

Die Jungfrau
Du gibst, drum braucht Dir nichts gegeben
werden
Mann '
Auch Gott hat einen Sohn ersehnt
Die Jungfrau
Einen Sohn. Denn seine Liebe ist nicht für
Frauen
Mann
So hole mir den Sohn, Jungfrau, daß ich ihn
tröste
Die Jungfrau
Ich habe es gefühlt, Du wirst mir helfen, Du
wirst mich nicht verlassen
Mann
Und bring mir alle Söhne dieser Erde
Die Zofe
Ist sie fort
Mann
Lassen Sie mich allein
Die Zofe
Sie sind doch immer allein
Mann
Alles lebt in mir aus mir
Die Zofe
Aber einen Ring wollen Sie mir nicht schen-
ken, Das finde ich gemein
Mann
Was geben Sie mir für diesen Ring
Die Zofe
Alles, was Sie heute Nacht wollen
Mann
Und morgen
Die Zofe
Alorgen ist wieder ein Tag
Mann
Und wieder eine Nacht. Und wieder ein Tag
und wieder eine Nacht
Die Zofe
Es ist nicht gut, über die Nacht zu denken.
Alorgen ist auch noch ein Tag
Mann
Der Sohn und der heilige Geist
Die Zofe
Sie haben eben kein Talent zu leben
Mann
Immer bin ich vor dem Leben. Weil ich das
Leben bin
Die Zofe
Oder Sie wollen den Ring sparen. Lassen
Sie sich begraben. Vergnügtes Alleinsein
 
Annotationen