Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

DOI Kapitel:
Nr. 21 - Nr. 30 (24. Oktober - 4. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43996#0117
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

-




HeiöelverG MsttLüH, ZT. Otisbsr -L9M
Rr. LS » -L. Zshrganß

LeMMK?e--: " - e cc.-.c-. l.tz .M, l'!.;^ d-- 1e,e
dMMn mEil-ch ?..«v Mk., viertekjährltch «.rw Mk. üuvsch-. Z«M«ng.
Äi«etge8peesie' Nie rinspailige Petitzeilr iztzmn: breit) so^ftfg., Re»
?-mns«Aaße!gen syz ".uu breit) L-ik. Bei Meberholmigen Nachlaß
nsch Laris. Getzrimminel-Äknxeigen.«erden nicht arifZenommen.
PoMheÄkvWs Karlsruhe M. >:257r. Lsl.«Adr.: B-Ksrm'innH Hekdeköre-.

DerrLsche NatisKLLVsrsLMmlmrg,
(Nm Samstag wegen Raummangels zurückgcstellt.)
Berlin, 24. Oktober.
- Am Ministertisch: Müller.
Präsident Fehr enb ach eröffnet die Sitzung um 1.20 llhr.
Auf der Tagesordnung stehen zuerst Anfragen.
Aus die Anfrage des Abg. Dr. Herrmann- Posen (Dem.) wegen
der llebernahme der aus Posen ausgewanderten Deutschen nach Deutsch-
land wird regierungsseitig geantwortet, daß die Zahl der Abgewander-
ten etwa 60 000 beträgt. Ein provisorisches Abkommen mit Polen für
die nächste Periode nach Friedensschluß ist dem Abschluß nahe: nach
diesem können die Beamten ohne Furcht vor Schikanen bkeiben.
Auf die Anfrage des Abg. Molken buhr (Soz.) wegen der
eventuellen Besetzung der ersten Zone in Schleswig durch Däne-
mark nach der Abstimmung wird regierungsseitig erklärt, daß Dänemark
mit Zustimmung der internationalen Kommission das Recht zur Be-
setzung hatte, daß aber Deutschland die Verantwortung für die üblen
Folgen einer solchen Besetzung ablehnen müsse.
Es jolgt die Fortsetzung der zweiten Beratung des Neichsyaushal-
tes, Abteilung Auswärtiges Amt.
Abg. Dr. Heinze (D. Vp.): Der Friedensvertrag muß revidiert
werden. Unsere auswärtigen Missionen müssen baldigst besetzt werden.
Wir können am Völkerbund nur Mitarbeiten, wenn Deutschland in ihm
die ihm gebührende Stellung erhält.
Abg. Haust mann (Dem.): Ein stetiger einheitlicher Wille tut
not für unsere auswärtige Politik. Bayern, und demgemäß auch Preu-
ßen, sollten zugunsten des Reiches auf ihre Gesandtschaften beim Vatikan
verzichten. Die Entsendung von Dr. Augusb Müller nach Washington
würden wir begrüßen. Deutschland darf sich n^i ch 1 an der B lock ade.
gegen Rußland beteiligen. Cs ist eine wahnsinnige Politik, uns
2x> Milliarden für die Offiziere des lleberwachungsdicnstes abpressen
zu wollen. Den Deutsch-Ocsterreichern bleibt unsere Sympathie. Kai-
ser Wilhelm war ein großer Dille taut und er ist der
Urheber davon, daß Deutschland immer wieder unsicher blieb, in seiner
Politik schwankend zwischen England und Rußland, schwankend zwischen
Kriegsdrohung und Friedenswünschen. Deutschland muß und wird sich
seinen Platz in der Welt .wieder erobern, aber nicht durch einen Welt-
krieg, denn es kann ihn nicht führen und Bundesgenossen hat es nicht,
sondern durch wirtschaftliche Tätigkeit und daraus muß unsere Welt-
politik eingestellt sein.
Abg. Dr. Cohn (ll. S. P.): Wenn es vielleicht richtig gewesen
sein könnte, sich vor 11 Monaten einem SowsetMußtMh_M_LLl1MiL^LL^

Politische Übersicht.
Zur Hebrnrg der Valuta.
Mainz . 24. Olt. (W.T.B.) Nach einer Mitteilung, des
hessischen Lanbesernährungscrmtes in Darmstadt hat die Ncrchs-
eüffubrstelle für Lebens- und Futtermittel nunmehr eine Einfuhr-
lvntrolle für ausländische Lebens- und Futtermittel an der Grenze
zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet eingerichtet. Be--
schlagnahmefrn sind vorläufig noch: Reis, Hülsenftüchke, Kaffee,
Kakao und Sckwiolade. —.-——

Leranttvvrkl. :'Für innere u. äußere Koüki>,:L>o!?swirift!äfr
E. Kraus- für Kommunales u. soziale Rundschau: 'I. Kahnßfür.Lol
O. Deibel: für die Anzeigen: H.-Hsfsmann>- sämtlich' in Heide!
Druck und Verlag derttnierbabischenLerlagsanflattG.m.t. Heidelberg.
Geschäftsstelle: GKrsdersiraße 3». Fernsprecher '264S.
Gekchäfisflvnden: 6- Ntz tlhr. Sprechstunden derAedakiion: 1t—l? Nr.

-LHKesMirrng füi di- wetttäiigr BesöLkemug öer Bnrtsbezitte AeLdeiSerg, Wiessoch, GmMiM, Eppisigen, KSerSe-ch, MssSsch, Buchs«, BoxSera.
LsnSLrßMsfsheim mck Wsrcheim.

RLckLlick.
Kr. Heidelberg, den 27, Oktober,
rbnmcr iwch ist die weltpolitische Diskussion vom Frieden s-
vertrag beherrscht. Noch ist er nicht offrzrell in Kraft getreten,
trotzdem ihn bereits drei Hauptmächte (England, Frankreich, Ita-
lien) ratifiziert haben. Man scheint die Stellungnahme Amerikas
übwarten zu wollen, wo eben jetzt die republikanischen Senatoren
ihre Kritik in bestimmten Vorbehalten formuliert haben. So furcht-
bare Lasten der Vertrag in Versailles auch für uns bringt, wir
haben alles Interesse daran, daß der gegenwärtige unsichere
fiebergangszustand für uns endlich einmal vorüber ist und wir wie-
der eikiger-nas-eu festen Boden unter die Füße bekommen.
Mit dein Inkrafttreten des.-Friedensvcrtrags gewinnt auch
der Völker b u n d , der den ersten Teil des Friedensknstruments
von Versailles bildet, Leben und Gestalt. Wrr haben schon öfters
bei anderer Gelegenheit betont, wenn dieser Völkerbund auch
zunächst mach im wesentlichen ein Bund der übermütigen Sieger
ist, wenn er als solcher auch eine Verzerrung t>es echten Völker-
bundsgedankens darstellt: er ist doch wenigstens einmal der An-
f a k g zu einem Weltstaatenbund, und infolge seiner inneren Or-
ganisation der Anfang einer Weltarbeitsgemeinsckast. find hier
geben wir unserem Minister des Auswärtigen Müller ganz
recht: wir — und wir möchten ergänzen: alle Völker, besonders
die Neutralen — müssen in den Völkerbund hinein, um aus ihm
c-ine wahre Völkergemeinschaft zu machen. Gerade was in den
letzten Tagen über die geplante Organisation der einzelnen Ab-
teilungen des Völkerbundes bekannt geworben ist, zeigt, daß er
eine zentrale Zusammensassung aller internationalen wirtschafte,-,
sinanz- und- handelspolitischen Abmachungen, Konventionen und
Verträge sein will, also der Anfang einer Sozialisierung der Welt-
wirtschaft. find das trotz seines kapitalistischen Charakters. Als
Marxisten wissen wir dock: mit innerer Notwendigkeit erwachsen
aus., dem Kapftalismus selbst die Orgamsattonssvrrnen der sozia-
listischen Gesellschaftsordnung. —
In R u st land scheint die Lage der Sowjetrepublik immer
schwieriger zu werden. Nachdem der neue Staat nicht rechtzeitig
aus organische demokratische Basis umgesteilt worden ist, wird ihm
das -Schicksal von Mü-nchen und Budapest nicht erspart bleiben:
er wird durch die innere und äußere Gegen:cvvlution umkomMen.
Wir wollen uns nicht an der Blockade Rußlands beteiligen: aber
dafür unsere Kräfte einsetzen, in Rußland einem demokratischen,
sozialen Staat zum Siege zu verhelfen.
Immer zahlreicher werden die Notschreie aus dem
besetzten Gebiet. Nicht alles ist wahr, was da gemeldet
wird. -Es gibt in Deutschland leider immer noch Nachrichten- und
Pressebureaus, welche alle Nachrichten vom linken Rheinufer, be-
sonders auch aus dem Elsaß, in aufhetzendem Sinne ausbeuten.
Hier ist doppelte Vorsicht geboten. Das aber steht fest: da und
dort erlauben sich die Besatzungen derart unerhörte fiebergriffe,
daF die Empörung und Erbitterung der Bevölkerung sich m Pro-
testen. Streiks usw._Lust zu machen gezwungen ist. 'Die Nachrich-
ten, die aus dem E l f a ß kommen, sind am objektivsten wohl so
zu deuten, daß zwar von der urwüchsigen einheimischen Bevölke-
rung niemand daran denkt, in den deutschen Staatsverband zurück-
kehren zu wollen, daß man aber weitestgehende Selbstverwaltung
innerhalb Frankreichs serberl. Für die inncrpolitische Entwicklung
Frankreichs ist das sehr beachtenswert. — -
In. O e ft e r r c k ch hat sich nach der Unterzeichnung des Frie-
densverirages eine Koalitionsregierung zwischen Sozialdemokraten
und Christlich Eozialen au? breitester Basis gebildet. Die wirt-
schaftlichen und auch öerfaflüngspolitischen Schwierigkeiten Oester-
rcichs sind ungeheuer groß. Wir werden seiner Entwicklung fort-
laufende Aufmerksamkeit zu schenken haben.
Die innere Politik Deutschlands wird Momentan beherrscht von
den Arbeiten des parlamentarischen Untersu-
chungsausschusses, der unter der geistigen Leitung unseres
Genossen Dr. Sinzheim er in der vergangenen Woche den
Grasen Bernstorfs über W i l s v n s F r sie d e n s v e r m i t t l u n -
S e n vernommen hat. Es ist höchste Zeit, daß in all die Probleme
der sog. Schuldsroge endlich einmal Klarheit kommt, finstre poli-
tische Atmosphäre bedarf einer gründlichen Reinigung. Es ist nicht
uninteressant fcstzustellen, daß natürlich wieder die Konservativen
einerseits und die Unabhängigen anderseits gegen den Unter-
suchungsausschuß Sturm lausen. Jene, weil die Sozialdemokraten
' eine bedeutende geistige Rolle bei den Verhandlungen spielen, diese,
weil auch namhafte konservative und liberale Fachmänner heran-
gezogen worden sind, lind doch verspricht nur diese Methode einen
Erfolg. Die.„Vos s. Zeitung" schreibt darüber: „Die Form
der öffentlichen Vernehmung, die durch Fragen der Ausfchußmit-
glieder und der Sachverständigen unterbrochen wird, gibt eine ge-
wisse Gewähr daß alles Wesentliche erörtert und von den ver-
schiedensten Standpunkten aus beleuchtet wirb, zumal nicht Mr
die Ausschuhbeisitzer den allerverschiedensten politischen Parteien
angehören, sondern auch die Sachverständigen mit anerkennens-
werter Unparteilichkeit ausgesucht sind." Nu: bemerken wollen wir
nochmals, daß die Dokumente zum Kriegsausbruch von Kautsky
nicht nur zusammengestellt, sondern auch einer nochmaligen Durch-
sicht unterzogen worden sind, eine Tatsache, die ja unsere. Radi-
kalinskis nicht anerkennen, die aber den Alldeutschen schwer im
Magen liegt. Wir werden über alle wesentlichen Verhandlungen
dieses Untersuchungsausschusses unsere Leser unterrichten.
Rur Hinweisen wollen wir in diesen: Zusammenhang auf die
„Erinnerungen", die Gras Lzernin jetzt, in der „Voss. Ztg.".
veröffentlicht. Sic bringen vor allem psychologisch wertvolles Ma-
terial zur Beurteilung der deutsch-österreichischen Kriegspolitik.
Einen wichtigen Beitrag für unsere mnerpolitische Orientierung
brachten die beiden Münchener Prozesse des Geiselmords und Ge-
jellenmords. Was da an Terror, an Brutalität und Bestialität
von der sogenannten „roten" und von der „weißen" Garde ge-
leistet worden ist, übertrifft alles menschliche Begreifen. Aber das
sind die Früchte der Gewaltpolitik. Möge das allen, die es mit
unserer Zukunft ehrlich meinem eine Warnung fein!
Nus der WittschaftspMK haben wir nicht viel Neues zu
berichten. Die We! twirksch a f t s -, Kohlen- und Trans-

Bcr ! i n , 25. Oktober.
Am Ministertisch Dr. B e l l.
Präsident Zehrend ach eröffnet die Sitzung um 1.15 Uhr.
Dor Eintritt in die Tagesordnung, gedenkt Minister Dr. Beil des
schweren Eisenbahnunglücks, das gestern - us dem Bahnhof K r
nowitz in Schlesien geschehen ist.
Hierauf erfolgte die Fortsetzung der zweiten Beratung des Reichs-
haushalts, Reichseisenbahnamt, Verwaltung der Reichsclstn--
bahnen und R c i ch s v e r k e h r s m i n i st c r i um.
Reichsverkehrsminister Dr. Bell: Der vollständige Ausbau des
neuen Verkehrsministeriums wird erst in die Erscheinung treten, wenn die
Ueberlcitung der Staatsbahnen auf das Reich erfolgt. Bis zum 1.
April 1920 wird der Geschäftskreis der Eisenbahnverwaltuug
eingeschränkt sein. Die wichtigste Aufgabe des Reichsverkchrsmimste-
riums ist die kleberleitung der Staatsbahnen auf das Reich. Bei der
Besetzung des Ministeriums ist auf die Beteiligung der Lauder weit-
gehende Rücksicht genommen. Der Minister wirft alsdann einen kurzen
Rückblick auf die Einhcitsbestrebungen im deutschen Eisenbahnwesen.
Dringend reformbedürftig ist besonders das Werkstättenwesen.
Wird die Mitwirkung in richtiger Weise durchgesührt, so wird auch der
Geist der Unzufriedenheit und Unruhe, der heutzutage im Cisenbahnper-
sonal steckt, der Erkenntnis von der Notwendigkeit der Steigerung der
Arbeitsleistungen weichen. Hinzukommt die besonders wertvolle Mit-
wirkung auch von Technik und Wirtschaft bei der Neugestaltung des
Verkehrswesens Auf dem Gebiete der Elektrisierung wird das
Ministerium die Bestrebungen der deutschen Eisenbahnverwaltungen
zweckentsprechend zusammenschlieszen. Eine wesentliche Aufgabe wird'es
sein, eine einheitliche Wajscrstraßenpoiitik zum Nutzen der
Gesamtheit zielbewußt durchzuführen. Die zukünftige Tarifpolitik
wird sich mit deni schwierigen Problem zu besaßen haben, wie sich das
Verhältnis der Frachttarife von Eisenbahn unL Schiffahrt zu einander
gestalten soll. Gemeinschaftliche Arbeit und zielbewusstes Zusammen-
wirken zwischen Reich und Ländern wird die beste Gewähr für eine
wirtschaftliche Ausnützung der Wasserstraßen in gemeinsamem Interesse
der ganzen Natwn bilden. Der Minister kündigt sodann einen Gesetz-
entwurf über das R e i ch s l u f t s ch i f s a y r I s a m t an. Für das
K r a s t s a h r w e s c n soll lediglich die Verwaltung der für fiskaliscl-e
Zwecke entbehrlich gewordenen Kraftwagen der Zuständigkeit der Ver-
wertungsableilung des Reichsschatzministeriums für die Bearbeitung sämt-
licher übrigen Aufgabengebiete zuständig sein soll.
Wir müssen zu neuen Richtlinien für die Kvnstruktionsfragen, die
Beschaffung, Abnahme und Unterhaltung der verschiedenen Kraftwagen
kommen. Zu der Verkehrs not bemerkt der Minister, daß dieses
Problem vor allem einen hochpolitischen Charakter hat. Gelingt es nicht,
in kürzester Zeit der weiteren Steigerung der Verkehrsnot einen Riegel
vorzuschieben, so haben wir bestimmt mit dem Zusammenbruch unseres
Wirtschaftslebens und der Versorgung des deusichen Volkes mit den
notwendigsten Bedarfsmitteln zu rechnen. Das Reichskabinett hat mich
beauftragt, gemeinschaftlich mit den betreffenden Reichs- und preußischen
Ressortministern die zur Durchführung der Besserung der Verkehrs-
verhäitnisse erforderlichen Maßnahmen in die Wege zu leiten. Die Re-
serven sind im Eisenbahnwesen längst eingesetzt und erschöpft. Alle zweck-
dienlichen Maßnahmen werden unverzüglich und energisch durchgesührt
werden.
Abg. K u tz n c r (Soz.): I mWesten zeigt sich eine große K vrruv -
tion im Lijenbahnwesen. Ganze Züge werden verschoben. An her
Spitze der maschinentechnischcn Abteilung müßten erste Fachkräfte stehen.
Die Desoldungsreso rm muß kommen. Zwangsmaßnahmen heben
die Arbertsfreudigkeit nicht, wohl aber anständige Bezahlung, Demo-
kratisierung und M i t b est i m m u n g s r e ch t. Bei den Repa-
raturen ist das Mkordsystem unmöglich.
Abg. Schirmer (Ztr.): Warum benutzen wir zur Hebung des
Berkehrsetends nicht, wie in England, die Luxusautomobile, die
Berlin und andere Großstädte verstänkern?
Berkehrsminilter Dr. Bell: Die großen Ciscnbahnerverbändc sind
zum 27. Oktober zu einer Besprechung geladen darüber, wie weit der
Kreis der Verbände und Organisationen zu ziehen sei, die bei dem Mi-
nisterium vertreten sein sollen. Die aus Clsaß-Lothringen veunebenen
Angestellten, Beamten und Arbeiter und derer. Familien werden ruckst
vergessen werden. Der Fonds der ^nterstützunEu ^.uf 10 Mriuonenj
erhöht worden. Bei der Heranziehung aller Verkehrsmittel wird vor
dem Luxus nicht Halt gemacht werden. .... .....
-Abg. gocphe! (Dem.): Das Verkehrsnumstermm kann nicht ichars
genug cm seine praktischen Aufgaben Herangehen. .
Abg Dcglerk (Dn.) empfiehlt einen Antrag Arnstadt iDn.s
auf Einsetzung eines parlamentarischen Beirats bei dem Ministerium.
Der Rest des Etats wird hierauf ohne Debatte erledigt.
Montag 1 Uhr: R c i ch sw i rt s ch a f: s a m t.
Schluß 6)4 tthr.

Das Beenden Hsafes immer noch ernst.
Dem „Berliner Tageblatt" zufolge ist das Befinden Haases nach
ww vor besorgniserregend. Das Meder war am Samstag wieder ge-
stiegen, ging jedoch am Sonntag wieder zurück. Professor Röcker soll
die Absicht haben, zur Amputation des Beines zu schreiten. Cr
glaubt nur dadurch den Kranken retten zu können.
Zeitweilige. EinstMmrg des Personen-
verkehrs LssntrsgL.
M ü n er- c n , 25. Okt. Der „Neuen Bad. Landesztg." wird
von - ihrem Sonderberichterstatter mitgercüi:. Die Einstellung des
EisenbahNperfsnesveriehrs ist von der bayerischen Regierung in
Berlin beantragt worden, d. h. mindestens für Süddeustchland. In-
folge Beschlusses des Ministerrats wurde an den Reichskanzler
sowie an. den Rcichswirtschaftsminister in Dcfiin je ein Telegramm
gerichtet, worin der bayerische Ministerrat seine Auffassung kund
tut, daß die m SLdde-ktschland herrschende Koblennot zur Kata-
strophe führen mutz, wen« nicht eine Einstellung des Eisenbahn-
personenverkehrs auf 18 bis 15 Tage erfolgt.
Gleichzcttg wirb auch beantragt, zur Beratung und Beschluß-
fassung dieser Maßnahmen die Derkehrsminijti r der einzelnen Län-
der sofort nach Berlin zu berufen. Der Personenverkehr am Sonn-
tag ist ja, w'e gemeldet, bereit gestern eingestellt worden.
Das Urteil im Gesellenmsrdprozeß.
München, 25. Okt. Das Urteil gegen die Soldaten, die
den fieberfaü auf die 21 Gesellenmitglieder unternommen haben,
ist heute nachmittag vom Gericht verkündig? worben. Müller
und Makowski wurden wegen eines in Mittäterschaft begange-
nen Verbrechens des Totschlags zu je 15 Jahren Z uchth a us
unter Anrechnung der Untersuchungshaft verurteilt. Grabasch
erhielt 1 Jahr Gefängnis unter Anrechnung von 5 Monatön
der Untersuchungshaft, Krein er wurde f r e i g e s p r o ch e n.
(Dieses gelinde Urteil ist uns im PerhWuis zu den Bestialitäten,
die von den Soldaten verübt worden sind, einfach unverständlich.
Wir protestieren aufs schärfste dagegen. Dw Nein)
BergKrbeitrrftreiL irr Amerika.
Washington, 26. Ott. (W.T.B.) Di« Bergleute lehnten den
Schiedsspruch Wilsons ab. De rStrcik scheint unabwendbar und soll am
1. November beginnen.
por t krife wird täglich schärfe r. Die Preise haben be-
reits unerschwingliche Höhen erklettert. Ohne eine internationale
Aktion aller beteiligten Mächte wird eine Gesundung unmöglich
sein.
fieber den deutschen M e t a l! a r b e i t e r t a g , seine
einzelnen Phase:: und Beschlüsse haben wir unsere Leser unterrich-
tet. Wir bedauern, daß ein verdienter Mann wie Schlicke aus
dem Vorstand ausgeschieden ist. Wir hoffen und wünschen, daß
der neue Vorstand gute praktische Arbeit für die Arbeiterschaft
leisten und sich von den radikalen Phrasen nicht vom gewerkschaft-
lichen Boden abbringen lassen wird.
Die Ernährungs - und K v y l e n s ch w i e r i g k e i L e n
werden von Tag zu Tag größer. Eben sind vom badischen Mini-
sterium wieder die schärfsten Verordnungen betr. Kohlen- und
Lichtersparnis ergangen, wenn sie nur durchgeführt
würden! Hier fehlt es an der Mita:beit des Volkes selbst.
Wenn das alles erst mit Militär erzwungen werden muß, wenn
Mora? und Recht nichts mehr sind, so ist das der Anfang vom
Ende! —

so jedenfalls beute nicht mehr. Deutschland halte sich schon damals von
den Kapitalisten der Entente mißbrauchen laßen.
Abg. Scheidemann (Soz.) stellt fest, daß die Volksbeauftragten
seinerzeit nach Rücksprache mit Kautsky beschlossen haben, die An-
knüpfung von Beziehungen mit Rußland abzuichncn. Auch wir Sozial-
demokraten wünschen, mit dem russischen Volle in Frieden Lu leben.
Minister M ü !! cr : Die Dinge in Rußland sind so verworren,
daß eine klare Politik mit Rußland gar nicht möglich ist. Solange -ch
nicht die Garantie dafür habe, daß die Sowjekegicrunq sich nicht in die
inneren Verhältnisse Deutschlands einmischt, werden wir nicht zu ihr m
Beziehungen treten. Die westrusfischc Regierung haben wir nicht an-
erkannt. Wir wünschen sehr, die russischen Gefangenen iss zu werden,
das ist jedoch nicht so leicht. Die Entente hat eine besondere Kommission
dafür eingesetzt. Wegen der Militärkvmmifsioncn haben wir schon ver-
schiedentlich, bis jetzt leider ohne Erfolg, Vorstellungen erhoben.
Der Etat des Ministeriums des Aeufzeren und die Entschließungen
des Ausschusses werden angenommen.
Cs folgt der Haushalt des Reichseisenbahn amtes, der
Verwaltung der Reichseisenbahnen und des Neichsvcr-
k e h r sm i n i s e ri u m s, welche zusammen beraten werden.
Abg. Beucrmann (D. Vp.) berichtet über die Verhandlungen
des Ausschusses.
Hierauf wirb die Fortsetzung des Etats auf morgen vertagt. Schluß
5-^ llhr.
 
Annotationen