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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

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Nr. 41 - Nr. 50 (17. November - 27. November)
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TWESWitmtzg für hjs VerMiigL BevsKemKg der AMistz^LM HmöslHerg/ WLssrsch, Sisshsim, GppMgeN^ Merbach, Mosbach, Buchen, MersheLm, Bsxösrs,
TauberbLfchofsheiM und Wertheim.



BtzWMK'LSS: Monaillch rlnschl. TrSgerlsh» L.«S Mk., durch dis Post
hrZKM, monatlich i.so Mk.,- vlrrtelZLHrlich 4.SV Mk. auSsckl. Zuflellüng.
ANMgMpreise; Dis elnfpaktige Vetttzeile t?S mm breit) SS p?g., Re-
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KMchEMs Karlsnche M. Lrsrr. Lel.-Ädr.: Ddlkszektuüs HÄdÄber-.

HHiöKMsrg, DisKsigß, ZA. RsVSßKßsr -LMA
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Verantwörtl.: Mr innere «.äußerePolitik,Volkswirtschaft u.Ieuilteton: Dr.
E. Kraus; für Kommunales u. soziale Rundschau: Z. Kahn; fiirLokalrS:
O.Grkbelr für die Anzeigen: H. Hofsmann, sämtlich in Heidelbers.
Druck und Verlag der Llnkerbadlschen Verlagsanstalt G. m. ö. H., Heids-Herg,
Geschäftsstelle: Gchrödsrstraße ZS. Fernsprecher 2643.
GeschSstsstunden: S—^/,S Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 41—1.2 Mr.


Der Sturz des belgischen
Klerikalirmus.
Von Dr. Emir Ba »knecht.
Die katholische Partei, die seit 1884 allein die bel-
gische Regierung bildete und nur während des Krieges
der Volkseinheit halber einige hervorragende Politiker, wie der
liberal« Führer Heymans und der sozialistische Führer Vander-
velde, in die Regierung aufnahmmen, hat einen Schlag erhalten,
von dem sie sich nie wieder erholen wird. Außer Spanien war
Belgien der einzige Staat, wo der Klerikalismus das Ruder
führte und zwar sicher nicht zum Vorteil des geistigen Lebens und
soziale« Fortschrittes.
Die Kammer wird sich etwa wie folgt zusammensetzen:
72 Katholiken gegen 101 im Jahre 1912
76 Sozialisten gegen 39 im Jahre 1912
34 Libearle gegen 44 im Jahre 1912
3 Parteilose und christlich-soziale.
Rur derjenige, welcher die belgischen Verhältnisse kennt und
die gehässigen unehrlichen Wahlagitationen der kle-
rikalen Partei in der Vergangenheit erlebt hat, vermag die
hohe Wichtigkeit des Wahlergebnisses zu ermessen. Wie die Stim-
me« sich auf die verschiedenen Parteien verteilen, ist noch nicht be-
kannt. Im Jahre 1912 erhielten dagegen die Katholiken 1 350 076
Stimmen, während auf die aus Liberalen und Sozialisten zusam-
mengesetzte Opposition 1268 023 Stimmen entfielen. Immerhin
mutz hervorgehoben werden, daß der heutige Sieg der Sozialisten
nur dadurch möglich war, daß das ungerechte feudalistische Mchr-
heitsstimmrecht vor kurzem beseitigt worden ist und die Wahlen
nunmehr unter der Wirkung des allgemeinen, direkten und glei-
chen Wahlrechts stattfinden konnten. Außerdem ist das Wahl-
derechsigungsalter von 25 auf 21 Jahre herabgesetzt worden, was
etwa 300 000 Wähler mehr ergab. Dieser wichtigen Reform
konnte sich die klerikale Regierung unter den durch den Krieg
geschaffenen Druck der Verhältnisse nicht länger entziehen, obwohl
sie befürchtete, daß damit ihre Macht zu Grabe getragen werde.
Es ist vielleicht nicht uninteressant hier festzustellen, wie es kam,
daß die im Jahre 1885 ins Leben gerufene belgische Bruderpartei
trotz ihres unermüdlichen Kampfes im Parlament nur schwach ver-
treten war:
Die 1892—94 revidierte monarchisch-konstitutionelle Verfaß
jung vom 7. Februar 1831 brachte eine Vereinigung von Plural-
wahlrecht mit Proportionalsystem. Man kann behaupten, daß die
Pl» ral stimme vor allem eine Ruralstimme bedeutete, was
aus folgendem klar hervorgeht: Wahlberechtigt ist jeder Belgier,
der das 25. Lebensjahr vollendet hat. Alle diese Wahlberechtigten
haben 1 Stimme. Eine 2. Stimme hat außerdem 1. wer das 35.
Lebensjahr vollendet hat und Ehegatte oder Witwer mit legitimer
Nachkommenschaft ist und dem Staate mindestens 5 Franken Per-
jonalsteuer für Wohnungen oder bewohnte Gebäude zahlt; 2. wer
Eigentümer ist, entweder von Immobilien von einem steuerpflichti-
gen Mindestwert von 2000 Franken oder einem entsprechenden
Rente-Einkommen. Wer von den mit 2 Stimmen ausgesiatteten
Wählern die unter 1 und 2 angegebenen Bedingungen zugleich
erfüllt, hat 3 Stimmen. Außerdem hat 2 Stimmen, wer im Besitze
eines Hochschuldiploms oder eines bestätigten Zeugnisses über den
Besuch einer Mittelchule höheren Grades (ohne Unterschied zwi-
schen Staats- und PrivatanMlten) ist. Im Jahre 1912 gab es in
Belgien 993 070 Wähler mit 1 Stimme, 395 866 mit zwei und
308 683 Wähler mit 3 Stimmen, somit 1697 619 Wähler, die
zusammen über 2 710 851 Stimmen verfügten. Die Wahl war
obligatorisch; auf je 40 000 Einwohner fiel 1 Aogevrdneter.
Daß bei einem solchen System die Grund- und Bodenbe-
fitzende, von der Geistlichkeit intensiv bearbeitete Landbevölkerung
de» Ausschlag gab, liegt auf der Hand. Interessant war es, daß
die klerikale Partei, die in der Vergangenheit unter ihrem genialen
Führer Woeste die heftigsten Kampfe gegen das Frauenstimmrecht
geführt hatte, aus der Erfahrung der deutschen Wahlen Lehre
schöpfend, plötzlich energisch für das Frauenstimmrecht eingetreten
ist. Doch auch die Sozialisten haben aus dem deutschen Experiment
Lehre gezogen und den klerikalen Antrag bekämpft, invem sie mit
Recht darauf hinwiesen, daß in keinem Lande die Frauen so sehr
unter dem Einfluß der Geistlichen stehen, als gerade in Belgien
und so mußte im Interesse des inneren Friedens die Frauenwahl-
rechtsfrage bis zur Errichtung der neugewählten Kammer zurück-
gestellt werden. Vor mir liegen klerikale Flugblätter mit scham-
losen Karikaturen aus den früheren Wahlkämpfen, die in 100 000
Exemplaren über das Land verbreitet wurden und worin die So-
zialdemokratie sowie der Liberalismus als Kirchenzerstörsr bärge-
stellt sind; andere wieder sollen bildlich bewegen, daß die durch
diese beiden Parteien geforderten Siaatsschulen die Jugend zur
Anarchie und zum Banditentum treibe usw. Die Schule war be-
kanntlich der Machtfaktor der katholischen Regierung und man
schreckte selbst nicht davor zurück, die Politik in die untersten Klas-
sen der Klosterschulen zu tragen, indem man die Wahlzellen unter
der Parole „der Heiland in Gefahr" die Schulkinder, von Kar-
dinal Mercier verfaßte politisch-religiöse Gebete, zur Rettung des
bedrohten Vaterlandes verrichten ließ. Wie die katyolische Re-
gierung ihre Macht ausnützle, davon einige Beispiele. Das ka-
tholische Ministerium unter Malon sorgte schon 1884, also im
ersten Jahre seines Antritts, dafür, daß die Staatsschulen zu-
gunsten der freien Klosterschulen zurückgingen; 638 Gemeindeschu-
len hörten auf zu bestehen, 792 Lehrkräfte wurden abgeseht; an
ihre Stelle traten Lehrer ohne Examen, darunter 464 Nonnen
und Mönche. Ununterbrochen liefen Sozialisten und Liberale
Sturm gegen die klerikalen Uebergriffe, riesenhafte Demonstra-

und schreiben, 1890 waren es von der über 8 Jahre alten Bevöl-
kerung 25 Proz., 1900 19 Proz. und 1910 13 Proz.
Was für eine Aufgabe es war, dieses klerikale Bollwerk
Europas zu stürzen, davon können unsere belgische Genoßen ein
Liedchen singen und verdankt die Sozialdemokrate ihren glänzen-
den Sieg an erster Stelle den tüchtigen unermüdlichen Kämpfern
und Führern Vandervslde, C. Huysmans und Anfeele. Mögen
unsere belgischen Genossen uns recht bald die Bruderhand reichen
und gemeinsam mit uns für die hohe Aufgabe der Völkerversöh-
nung und des Weltfriedens wirken.

Die NrrrrcheK m NsgWtSR.
Amsterdam, 25. Nov. (W.T.B.) Die „Times" melden
aus Cairo, daß die Unruhen in Aegypten fortdauern. In Alexan-
drien fanden große Kundgebungen statt. Es kam zu einem Zu-
sammenstoß mit der Polizei. Da es dieser selbst mit Hilfe der
ägyptischen Truppen nicht gelang, die Ordnung wieder herzustellen,
mußten englische Truppen eingreifen und auch in Tanta und ande-
ren Städten ndes Nildeltas fanden Kundgebungen statt. Bei den
Unruhen in Cairo am Sonntag betrug die Zahl der Opfer unter
der Bevölkerung 84, davon 7 Tote. Dazu kommen noch zahl-
reiche Opfer unter der ägyptischen Polizei u. unter den englischen
Truppen.

Das AusLaNd W den KWeNtfchekr
Umtrieben.
Amsterdam, 25. Nov. (W.T.B.) Der Telegraph meldet
aus London vom 23.: Der Abgeordnete Kennworthy wird
morgen im Parlament an den Premierminister die Frage richten,
ob im Hinblick auf die monarchistischen Bestrebungen und dis
militärische Reaktion in Deutschland die Alliierten alles, was in
ihren Kräften liege, tun werden, um die Stellung der gegenwärti-
gen deutschen Regierung zu stärken.

Deutsche GeWerZschsfLsfuhrSr LttFrMZrSich
Wie die P. P. N. erfahren, haben sich die zwei 'Gewerk-
schaftsführer Paeplow, Vorsitzender des Internationalen Bau-
ardeiterverdandes und 1. Vorsitzender des Deutschen Bauarbeiter-
verbandes, und Silberfchmidt, 2. Vorsitzender des Deut-
schen Bauarbeiterverbandes, die der Deutschen Delegation, welche
unter Führung des Ministerialdirektors Simson nach Paris ge-
fahren ist, angehören, von Paris weiter nach Tours begeben, wo
sie auf Einladung des französischen Bauarbei-
terkongrefses den Deutschen Bauarbeiterverband vertreten
werden. Sie werden dort mit den französischen Gewerkschafts-
führern des Baugewerbes in Fühlung treten, um ein Zusam-
menwirken für die kommenden Wiederaufbau-
arbeiten zu erzielen. In ihrer Begleitung reist als Dol-
metscher der frühere Pariser Berichterstatter deutscher sozialdemo-
kratischer Blätter Steiner, der erst vor wenigen Monaten
aus der französischen Internierung nach Deutschland zurüäge-
kehrt ist.
Die zWerLftÄrkste Partei in Italien.
Der Wahlsieg der italienischen Sozialdemokratie ist von gro-
ßer Bedeutung. Die Partei rückt damit im Parlament an die
zweite Stelle vor. „Secolo" schreibt, daß die endgültige Zahl
der gewählten Sozialisten 161 beträgt, ferner wurden
gewählt: 177 Liberale, 97 Katholiken, 11 Republikaner, 9 Gioltt-
taner, 8 Kombattanten, 3 unabhängige Sozialisten und 2 Natio-
nalisten. Die drei unabhängigen Sozialisten sind Sabvld,
Labriola und Orano. Nach demselben Blatte werden in
die neue Kammer zahlreiche Journalisten einziehen. Die nächste
Zukunft wirb lehren, wie sich die italienische Kammer mit der star-
ken sozialistischen Vertretung absinoen wird.
Die Solidarität der dämsGeu Sozialisten
Berlin, 25. Nov. (W.T.B.) Der dänische Minister Stau-
ning sandle auf das Telegramm des Reichskanzlers aus Kopen-
hagen folgende Antwort: Ich habe Aufenthaltserlaubnis für eine
neue Anzahl deutscher Kinder bei dänischen Arbeitern für die
nächste Zeit erwirkt. Es ist den dänischen Sozialisten eine Freude,
an der Heilung der vom Kriege geschlagenen Wunden mitwirken
zu können.
Die Stellung Amerikas zur Finanzlage
Europas.
Washington, 25. Nov. (W.T.B.) Es wird bekanntge-
geben, daß ein nationaler Ausschuß für europäische Finanzen
organisiert wird, um die endgültigen Pläne langfristiger Kredite
für europäische Einkäufe in den Vereinigten Staaten zu prüfen.

Demtschs RstioKLLVSVsKMMLUKg.
Berlin, 24. November.
Das Haus ist schwach besucht.
Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 1.30 Uhr.
Die zweite Beratung des Entwurfs einer Reichsabgabenvrdnung
wird fortgesetzt.
Präsident Fehrenbach stellt die ausstehenden Abstimmungen
über die W 5, 11 und 14 abermals vorläufig zurück, macht aber darauf
aufmerksam, daß er bei dem nächsten strittigen Paragraphen auch über
die ausstehenden wird abstimmen lassen.
Beim dritten Abschnitt (Finanzämter) spricht Abg. B r o-
dau (Dem.) über die Uebertragung von Steuergeschäften an die Ge»
memdesteuerämter und die Heranziehung der geübten Gemeindesteuer-
beamten zur Reichssteuerverwaltung.
Unterstaatssekretär Möhle: Wieweit die Gemeindesteuerbeamten
zum Reichsdienst herangezogen werden, läßt sich noch nicht übersehen.
Eine große Reihe von Paragraphen wird in der Ausschußsassung
mit unwesentlichen Abänderungen ohne erhebliche Aussprache ange-
nommen.
Zu 8 172 wird ein Antrag Düringer (D.-N.) angenommen.
Zu 8 179 liegt ein Abänderungsantrag Siehr (Dem.) vor. Der
Antrag wird abgelchnt und in der Ausschußfassung angenommen.
8 5 wird nach Ablehnung der Abänderungs- und Streichungsanträge
In der Ausschußsassung angenommen.
Zu 8 11 wird ein Abänderungsantrag Lobe (Soz.) und Bur-
läge (Ztr.) angenommen, nach welchem die Abgrenzung der Bezirke
der Landesfinanzämter durch Reichsgesetz bis spätestens zum 1. April
tS21 zu geschehen hat.
Dem 8 14 wird auf Antrag Katzenstein (Soz.) ein Absatz
hinzugefügt, daß die Richter der Finanzgerichte für ihre dienstliche Be-
strafung u. a. den Mitgliedern des Reichsgerichtshofes gleichgestellt
werden. .
Nach Erledigung der zurückgesteltten Abstimmungen werden wei-
tere Paragraphen angenommen.
ß 194 bestimmt: Wer Erzeugnisse, die nach dem Abgabegeseh zu
versteuern sind, gewinnen oder Herstellen will, hat dies dem Finanzamt
anzuzeigen ,
Der Antrag Iungnickel (Soz.), zu sagen: „Wer Gegenstände
gewinnen, Herstellen oder umsetzen will, an deren Gewinnung, Herstel-
lung oder Umsatz eine Steuerpflicht geknüpft ist, hat dies usw., wird
Zu 8 210 wird ein Antrag Burlage sZtrß angenommen, wo-
nach die'Vorschriften des Absatzes 3 des h 219 (Beschwerde gegen
Steuerhetze) nich: gelten für den Fall der Verweigerung einer Ver-
sicherung an Eidesstat! ..
In 8 212 wird bestimmt, baß Steuervoranschlage unzulässig sind,
wenn die Nachprüfung eine höhere Veranlagung rechtfertigt, auch für
die Erbschaftssteuer_ :

Politische Übersicht.
Der MichKpVKsidsUL zmn AndetÄsn der Gefallenen.
Berlin, 23. Nov. Der Reichspräsident Ebert hielt heute
bei der Totenfeier im Zirkus Busch, die von dem Reichsbund der
Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen veranstaltet worden
war, eine Rede, in der er der Eesallenen auf den Schlachtseldern
und der Witwen und Waisen gedachte. Das Wort von der
Ehrenpflicht des Vaterlandes gegen sie müsse zur Tat werden. So
arm auch unser Land geworden sei, so niederdrückend auch die uns
aufgebürdeten Lasten seien, der Pflicht gegen die Kriegsverletzten
und Kriegshinterbliebenen müsse das Vaterland in erster Linie ge-
recht werden. Die Reichsregierung sehe in der Erfüllung dieser
Pflicht ihre heiligste Aufgabe. Der Reichspräsident gedachte dann
unserer Kriegsgefangenen. Herzzerreißend sei ihr Los. Alle er-
denklichen Versuche, alle Bemühungen, sie zu befreien, seien bis-
her an dem Nein des Gegners gescheitert. Deshalb richte er auch
in dieser Stunde den dringenden Appell an die Menschenpflicht
und den Gerechtigkeitssinn aller Völker, uns zu helfen in diesem
Kampfe um unser Fleisch und Blut. Mögen die Völker und alle
Volksgenossen angesichts dieses Matyriums und der Hekatomben
von Menschenopfern dieses entsetzlichsten aller Kriege den Krieg
verabscheuen und bekämpfen als das grausamste Verbrechen in der
Menschheit. Die Menschlichkeit und die Kultur gebieten, anstelle
von Gewalt und Unterdrückung Freiheit und Recht zu setzen. Nur
wahre, alle Völker umfassende Demokratie könne der leidenden
Menschheit den Frieden geben. Der Völkerversöhnung und Völ-
kergemeinschaft müsse die Zukunft gehören. Geloben wir, die Er-
kämpfung dieses hohen Ideals zu unserer Lebensaufgabe zu ma-
chen, dann ehren wir am würdigsten unsere Toten!
AnsländischeN Kredit an dis deutschen Gerserkschsfisn.
Berlin, 23. Nov. (Priv.-Tel.) Die dänischen und schwedi-
schen Gewerkschaften haben dem Allgemeinen deutschen Gewerk-
schastsbund, vertreten durch den Abgeordneten Legi en, einen
Kredit von fünf Millionen dänischer Kronen eröffnet, die bei den
schwedischen und dänischen Banken zur Verfügung bereit liegm.
Die Gelder sollen verwendet werden, um Rohstoffe für die brach-
liegenden Industrien zu beschaffen, namentlich für die Textil-
industrie.

tionen wurden veranstaltet, doch sie konnten es nicht verhindern,
daß die Staatsschulen bis auf ein Minimum abgefchafft wurden.
Nach der Zählung von 1905 gab es in ganz Belgien 164 staatliche
Mittelschulen gegenüber 478 freie d. h. Bischofs- und Klosterschu-
len. Die Zahl der Klöster vermehrte sich von Jahr zu Jahr, es
gab im Jahre 1912 Provinzen, die mehr Klöster besaßen, als sie
Gemeinden zählten, so z. B. umfaßte die ProvinzHenegau 440
Gemeinden und zählte 472 Klöster. In 152 Gemeinden der Pro-
vinz Antwerpen waren 238 Klöster vorhanden. Dieses Beispiel
liehe sich vermehren. Im Jahre 1910 zählte man in Belgien
2474 Klöster, wovon 2S1 Möuchklöster mit 6237 Mönchen und
2183 Nonnenklöster mit 31 668 Nonnen. Alle diese Ansiedelun-
gen bedeuteten ein totes Kapital für den Staat. Erst im Jahre
1914 konnte in Belgien unter hartnäckigem Widerstand seitens
der Katholiken ein Gesetz zustande kommen, das den Schulzwang
einführte und den staatlichen Schulen dieselben Zuschüße bewil-
ligte als den Klosterschulen. Da es bis 1914 keinen Schulzwang
gab, war und ist die Bildung des belgischen Volkes außerordentlich
tiefstehend. Im Jahre 1866 konnten noch nicht 50 Prozent lesen

1000 Mark Deutsche Spar-Prämienanleihe
bringen jährlich 50 Mark Sparzinsen, außerdem Bonns und Gewinne
 
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