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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

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Nr. 41 - Nr. 50 (17. November - 27. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43996#0227
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Deranivvrtk.: Für innere p. äußere-skillstLoikswirki'chLfi u.Fr
E. Kraus; für Konzmwmies ». soziale Rundschau: I.Ka.hn;
O. «Teibrl; für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in
Druck und Irrlag der rinterdadischen VerlagsiMstalt G. m.ö.H.
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Die Wiener „Arbeiter-Zeitung" veröffentlicht heute die
Deuffchrist Conrad von Höhen dorffs über die zu verfol-
genden KriegZzLele, datiert vom 31. Dezember 1915. Sie ist
a« den Grafen Burian, den damaligen Minister des Aeußern
gerichtet, als Erwiderung auf besten an den Generalstab gerichteten
Bericht über die Verhandlungen mit Berlin. Conrad von Höhen-
dorff stellte ein militärisch weit über die Forderungen der Politiker
Hinausgehendes Programm auf. In der Denkschrift heißt es:
Russisch-Polen. Anzustrebendes Endziel: Zusammen-
fassung des ganzen von uns und von den-Deutschen besetzten ruf-
Ksch-polmschen Gebietes und Galiziens ausschließlich des vorwie-
gend ukrainischen Teiles Ostgaliziens und Einverleibung m dis
Monarchie als Kronlanb. 8n diesem Sinne müßte unsere Militär-
verwaltung schon jetzt tätig sein. Völlig auszuschließen wären 1.
der Gedanke an die Errichtung eines selbständigen polnischen Staa-
tes und 2. die Angliederung Russisch-Polens als Bundesstaat an
das Deutsche Reich. Als eine nicht erstrebenswerte, vom Stand-
punkt der Monarchie aber nötige, noch annehmbare Lösung der
polnischen Frqge wäre die Teilung Russisch-Polens zwischen uns
«nd dem Deutschen Reiche, eventuell sogar unter Rückgabe des
Gebietes östlich der Weichsel an Rußland, zu bezeichnen. Diese
Teilung käme in Betracht, falls Deutschland seine bekanntgegebene
amtliche Stellung ändern und Ansprüche auf russisch-polnisches Ge-
riet geltend machen wollte.
2. Balkan. Anzustrebendes Endziel: Serbien, Montene-
gro und Albanien verschwinden als selbständige Staaten endgültig
und vollständig. Der nicht an Bulgarien fallende Teil Serbiens,
Montenegros und Nordalbaniens (etwa bis zum Matisluß) wird
restlos der Monarchie einverleibt. Eine jetzt oder später vorge-
brachte Bitte Montenegros um Frieden ohne Kapitulation auf
Gnade und Ungnade wäre meines Erachtens abzuweisen. Mon-
tenegro ebenso wie Serbien endgültig aus der Reihe der Staate»
-u tilgen. Ich würde es als eine schwere Gefährdung der Sicher-
heit und Zukunft der Monarchie erachten, Montenegro, diesem
kleinen, aber gefährlichen Agitakionsherd Rußlands, den Lebens-
faden nicht ganz abzuschneiden, wie es die Kriegslage jetzt gestattet
und wie es das Wohl der Monarchie gebieterisch fordert. Hin-
sichtlich Albaniens fordert Conrad von Hötzendorff die Austeilung
zwischen Griechenland und Bulgarien.
3. „Hinsichtlich Italiens" heißt es in der Denkschrift
weiter, „möchte ich vorläufig nur hervorheben, daß ich — nebst
endgültiger Ausschließung Italiens von der adriatischen Ostküste —
darauf dringen muß, daß Italien gegenüber absolut nicht auf die
Wiederherstellung des Statusquo eingegangen werde, sondern bei
einem Friedensschluss mindestens eins unseren Militärischen Be-
dürfnissen entsprechende Gremkorrektor gefordert werden müsse."
Bei etwaigen Aenderungen dieser Kriegsziele müsse stets an dem
Geiumspunkt festgehalten werden, daß Oesterreich-Ungarn weder
rin selbständiges Polen in weru-er Form immer, noch irgendein
südslawisches Staatengebilde außerhalb des Staatenverbandes der
Monarchie verträgt.
Klarer als in dieser Denkschrift kann der Annexionismus der
österreichischen Militärpartei nicht zum Ausdruck gebracht werden.
Und dieser Vergewaitigungspolitik, diesem Völkerklassenkampf haben
wir den Weltkrieg zu verdanken. Das Streben der slavischen Völ-
ker nach politischer und wirtschaftlicher Selbstbestimmung hat man
mit Füßen getreten. Das Ende dieser von Berlin unterstützten
Machtpolitik ist der Zerfall Oesterreich-Ungarns, die Balkanisierung
ganz Osteuropas.

Politische Übersicht.
Stimmen zürn Konflikt im UnLersuchungsanschUß.
In der „Freiheit" Nr. 556 schreibt Breitscheid:
Der „Vorwärts" schreibt::
Zweifellos hat Helfferich sich nur als Vorläufer Hindenburgs
und Ludendorffs bei seiner Vernehmung betrachtet, und wahrschein-
lich werden die Generale an Energie nicht hinter einem ehemaligen
Bankdirektor zurückstehen wollen. Der patriotische Mob auf der
Gasse tut alles, um ihnen den Nöcken zu steifen. Wir massen uns
auf einen schweren Konflikt gefaßt machen, der nicht auf den Ver-
handlunassaal beschränkt bleibt. Es besteht die Möglichkeit, daß
die Rechtsparteien und vielleicht auch das Zentrum ihre Mitglieder
aus dem Ausschuß zurückziehen; werden die übrigen Mitglieder
ohne Rücksicht auf diesen Versuch der Sabotage das Verfahren
weiter führen? — Die Weigerung Helfferichs zu antworten war
die Wohlberechnete Schlußaktion einer mit allen Mitteln einer bo-
denlosen Kulturlosigkeit vorbereiteten, systematischen Agitation gegen
die Arbeit des Untersuchungsausschusses. Sie hat ihren Grund in
der Furcht vor der Wahrheit und zum Zweck die Revolte gegen
die Wahrheit. Die Kernfrage lautet, ob nur der unbeschränkte U-
Bootkrieg das Mitte! war, Deutschland vor der Niederlage zu be-
wahren, oder ob trotz der Ententenvten zur kritischen Zeit Ver-
handlungsmöglichkeiten bestanden; von dieser Kernfrage wird keine
Revolte, aber auch keine Methode der Stoffverzettelung ablenken.
Wenn gegenüber der höchsten. Loyalität des Untersuchungsausschus-
ses H. nur mit Unanständigkeit antworten kann, so hat er solche
Loyalität verwirkt. Solchen Zeugen gegenüber bleibt nur die kalte
Rechtsnorm des durch das Gesetz gebotenen Verhaltens (Zwangs-
mittel). Wollen Zeugen nicht beitragen zur Steuer der Wahrheit,
so kann ja auch der Ausschuß die Urkunden allein sprechen lassen,
die heute schon eine viel deutlichere Sprache reden wie manche
Zeugenaussage. — Charakteristisch für die Gesinnung H.s war

Die Arbeiten des Nrrterftzchrmgs-
suLschllffeA,
Berlin, 21. Nov. (W.T.B.) Wie die D. A. Ztg.
erfährt, trifft es zu, daß der Untersuchungsausschuß für dis
Prüfung dsr WÜsonschcn Aktion und den Entschluß zum
Ü-Bootkrieg nicht mehr dis Absicht Habs, Gsneralfeldrnar-
-schall von Hindenburg und General Luden'dorff zu verneh-
men und man sei der Ansicht, daß dis bisherigen Aus-
führungen der beiden Feldherren für dis Zwecke dieser
Unterausschüsse hinreichsn. Damit sei aber nicht gesagt,
daß man auf ihre Aussagen bei anderen Unterausschüssen
noch bei gegebener Gelegenheit znrückkommen werdet
Die KoMNMuiften in Hamburg.
Berlin, 20. Nov. (W.T.B.) Laut „Berk. Tageblatt"
ans Hamburg: In Hamburg ist dis Absicht der Kommunisten,
heute einen Streik der Bergarbeiter herbeizusührskr, nicht
gelungen.
Hamburg, 21. Nov. (W.T.B.) Der Komnmnisten-
sührsr Lauffenberg wurde wegen Vorbereitung zu hoch-
verräterischen Unternehmen zu ch Jahr Festung^verurteilt.
Wann tritt der Frieds in Kraft?
Paris, 21. Nov. (W.T.B.) Im Obersten Rat wurde
heute dis Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß es wünschens-
wert erscheine, den Versailler Friedsnsvertrag am 1. Dsz.
in Kraft treten zu lassen.
, ! Die^ BrotVerssegAng gesichert.
Berlin, 21. Nov. (W.T.B.) Dis Voss. Ztg. bemerkt,
Gefahren für die Brotversorgung bestehen nach der an maß-
gebender Stells herangshsnden Auffassung im Augenblick
nicht. Die Reichsgeireiüestelle ist bereu- jetzt so weit ein-
gedeckt, daß die Brotversorgung bis Mitte Februar gesichert
ist. Sachverständige nehmen an, daß auch eine weitere
Sicherung bestimmt zu erwarten ist, umsomehr, als dis
Ernte Weit beffsr ausgefallen ist, als im vorigen
Jahrs»
Das Wahlergebnis in Italien.
Nom, 20. Nov. (W.T.B.) „Ides Nazronale" ver-
öffentlicht folgende Statistik der Kammerwahlen: 105 Sozia-
listen, 102 Katholiken, 8 Republikaner und 243 Deputierte,
die verschiedenen Gruppen angehören. (?)
Amerikanische UrbSiterkonfsrenz.
Washington, 21. Nov. (W.T.B.) Präsident Wilson
hat heute eine Arbsiterkonferenz auf den 1. Dezember nach
Washington einberufen.
die Art, wie er die Ordnungsstrafe aufnahm: Mit spöttischem
Lächeln zog er seine Brieftasche, als ob er seine Zeche im Kaffee-
haus begleichen wollte. Was find 200 Mk. für einen Großbank-
direktor! Das ist ja nicht einmal die Provision für eine einzige
42er Granate, und wegen 300 Mk. sollte man sich hinstellen und
mit einem Juden über Kriegsverlängerung und Zusammenbruch
diskutieren! Und wenn es 3000, ja 30 000 Mk. wären, meine
Herren, ich täte es nicht. Und sollte ich zufällig nicht soviel bei
mir tragen, dann zahle ich eben mit einem Scheck auf meine Bank.
Diese trägt ja sowieso die Kosten. Sie kann sie tragen. Dafür
weinen genug Frauen in Deutschland.
Der erste Aufmarsch der Reaktion.
Berlin, 17. Nov. .Der Sturm der Deuischnationalen auf
bis Versammlung der Völkerbundsliga am Freitag abend in der
Philharmonie war, wie den „P. P. N." von maßgebender Seite
mitgeteilt wird, keineswegs ein spontaner Ausbruch der Volks-
bewegung, sondern ist mit raffinierwster Gründlichkeit vorbereitet
und ohne Schonung von Geld ins Werk gesetzt worden — die
Mannschaften stellten der Deutschnationale Handlungsgehilfenver-
band und der Verein deutscher Studenten. „Zufällig" kam der
deutschnationale Abgeordnete Lawerenz in den Saal, „zufällig"
gelang es nur ihm allein, sich noch während der Anwesenheit des
Ligapräsidiums Gehör zu verschaffen, „zufällig" hielt er eine halb-
stündige donnernde Philippika gegen Erzberger, „zufällig" wurde
eine deutschnationale Resolution beschlossen, „zufällig umlagerte
eine etwa 50 Mann starke Prätorianergarde das Rednerpult, „zu-
fällig" umringte diese als Soldaten verkleidete Radaubrüderschaft
mit geballten Fäusten den Professor Schücking, „zufällig" wurde
jeder Zwischenrufer sofort blutig geschlagen, uno gam besonders
„zufällig" kam ein Gedicht zur Verlesung, welches die „braven
Männer Ebert-Scheidemann" der Verachtung preisgab und „einen
Mann" forderte. — Eine Aufforderung, welche oir Tumultuanten
sofort brüllend mit dem Rufe Ludendorff quittierten. „Zufällig"
erhob ein begeisterter Anoänger des früheren Ersten Generalquar-
tiermeisters die Hand zum Schwure, eine lebende Mauer werde
Ludendorff avdalten, vor den „Iudenausschuß" zu kommen. „Zu-

fällig" wurde auch während der Demonstration vor dem Finanz-
ministerium unter der Parole: Hut ab! „Heil dir im Siegerkranz"
gesungen, nicht nur die erste Strophe, sondern auch jene mit dem
zeitgemäßen Text: „Sei Kaiser Wilhelm hier, lang deines Volkes
Zier, der Menschheit Stolz".
Endlich war es ein purer „Zufall", daß die mit dem Last-
auto patrouillierende Sfcherheitswehr ganz wie bei der Dreyfus-
Affäre in Frankreich von den als Soldaten maskierten Demon-
stranten mit dem Ruse „Hoch die Armee, nieder mit der Republik"
zur Freigabe des Durchgangs veranlaßt wurde.

DbMsche NRLLsKKlVersLMMlNUg»
Kurze Sitzung.
Berlin, 20. November.
Am Minisiertisch: Nosüe, Dr. Bell.
Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 3.20 Uhr.
Auf dem Platz des verstorbenen Abg. Gröber liegt ein Lor-
beerkranz. Präsident Fehrenbach: (Die Abgeordneten und die
Minister erheben sich von ihren Sitzen.) Die Nationalversammlung hak
zwei schwere Verluste zu beklagen. Der Abg. Haase hat durch feine
Stellung in seiner Partei, durch seine Arbeitskraft und sein kollegiales
Verhalten sowie durch die Uneigennützigkeit bei der Vertretung seiner
Ideen sich dauerndes Andenken gesichert. Der Abg. Gröber war
einer der arbeitsfreudigsten Mitglieder des Parlaments, galt als der
beste Kenner der Geschäftsordnung, hatte eine führende Stellung in
seiner Partei.
Sie haben sich zum ehrenden Andenken der beiden Heimgegangenen
Kollegen von Ihren PlätzKi erhoben. Ich stelle dies fest und danke
Ihnen.
Nach dem Bericht des Ausschusses für die Petitionen betr. Bewilli-
gung des Arm en rechts werden diese nach kurzer Besprechung er-
ledigt.
Der mündliche Bericht des Ausschusses für den Neichshaushalt über
die Petitionen zum Reichshaushalt für 1919 wird ebenfalls er-
ledigt.
Hierauf vertagt sich das Haus.
Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr. Tagesordnung: Anfragen,
Wahlprüfungen. Schluß 3^ Uhr.
Bsdrscher ÄLNdtsg»
§r. Karlsruhe, 20. Nov.
Die heutige Landtagssitzung wurde eingeleitet durch die Be-
antwortung einer Reihe kurzer Anfragen, die allgemeines Inter-
esse finden werden. Im Anschluß an feinen Antrag bespricht der
Zentrumsabgeordnete v. Gleichenstein die festgesetzten Wein-
preise in teilweise scharfen Wendungen gegen die Regierungsvor-
lagen^ während sein Fraküonskollege Röckel eine mehr vermit-
telnde Haltung einnimmt. Seine Jungfernrede hält bei dieser
Gelegenheit Abgeordneter Genosse Hässig, während der Demo-
krat Dr. Goth ein für den Anschluß an den Weltmarkt und
damit an die Weltmarktpreise eintritt. Das passende Wort findet
Minister Remmele, indem er erklärt: Tut man nichts, wftv
geschimpft, tut man was, wird auch geschimpft. Eine scharfe, be-
rechtigte Abrechnung nimmt Gen. Weißmann mit dem deutsch-
nationalen Abg. Hertle vor, indem er das Nimmersattwerden
gewisser landwirtschaftlicher Kreise entsprechend geißelt, während
der Zentrumsabgeordnete H e u r i ch im Anschluß an die gleich-
gerichteten Ausführungen Weißmanns vor allem auf die Lücke hin-
weist, die zwischen der Forderung der Demokraten auf Weltmarkts-
preise und ihrem Verhalten in der Befchaffungszulage klafft. Zwei-
mal kam in der Debatte noch Herr Dr. Schofer zu Wort, der
das Paradoxon ausspricht, daß die Landwirsschaft nicht vrm Teufel
des Mammons erfaßt sei. Da morgen noch verschiedene Inter-
pellationen ähnlicher Art zur Behandlung kommen, werden noch
weitere Auseinandersetzungen für und gegen Zwangswirtschaft
folgen.
Sitzungsbericht.
Präsident Kopf eröffnet die Sitzung um 9.35 Uhr.
Kurze Anfragen.
Abg. Mayer-Karlsruhe (D.-Natl.) fragt an, ob die Regierung
von der Abverlangung des Beamt en ei des nicht absehen will.
Iusiizminisler Trunk: Die bestehende Möglichkeit, den Eid ohne
religiöse Beteuerungsformel abzulegen, steht nicht in Widerspruch mit
den Bestimmungen der Reichsverfassung über die Gleichheit aller vor
dem Gesetz. Die Negierung kann daher von ihrem Vorgehen nicht
abgehen.
Von den Abgeordneten Kießlich (Soz.) u. Gen. liegt die kurze
Anfrage vor, ob der Regierung bekannt ist, daß z. Z. im Lande
eine große Ferkelnot besteht und ob sic willens ist, einige Zucht-
anstalten für Baden zu errichten, um die kleinen Leute im Lands
mit billigen Ferkeln zu versorgen.
Hierzu erklärt Minister Remmele: Gemäß der Viehzählung
ist die tzchweineanzcchl im letzten Halbjahr gewaltig gestiegen. Ins-
gesamt beträgt die Zahl der Schweine in Baden 333 433, was eine
Zunahme von 127581 gleich 62 Proz. in den letzten 6 Monaten
bedeutet. Die Mutterschweine haben um 14 808 gleich 39 Proz. zuge-
nommen. Ist auch der Stand gewöhnlicher Zeiten nicht erreicht, so
reicht der Stand der Iungschweine völlig aus, um den Bedarf der
Selbstversorger zu sichern, so daß man nicht von einem großen Mangel
der Selbstversorger reden kann. Durch die Zuchtanstalten würde keine
wesentliche Verbilligung Bewirkt werden. Gleichwohl wird die Regie-
rung mit der Landwirtschastskammer wegen der Sache in Verbindung
treten.
Abg. Weißhaupt (Ztr.) fragt wegen der Mißstände in der
Lederwirtschaft an.
Minister Remmele erklärt, daß er bei der Frage der Leder-
wirtschaft hierauf zurückkomme. Demnächst finde eine Besprechung
von reichswegen in dieser Frage statt.
Abg. Dr. Holdermann (Dem.) fragt wegen der Milchbe-
lisserung der Grenzbevölkerung aus der Schweiz an, die durch die
Valutaverschlschterung sehr lewe.


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