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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

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Nr. 31 - Nr. 40 (5. November - 15. November)
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Der



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hielt ihn deshalb für verhängnisvoll.
dieser Situation, in der der'Krieg auf dem Lande

Kampf her Reaktion.

Die Schuldigen.
Heidelberg, den 15. Nov.
Die Arbeiten des Untersuchungsausschusses, die sich mit
der Frisdensaktion des Präsidenten Wilson befassen, werden
voraussichtlich in der nächsten Woche zum Abschluß gelangen.
Ein ausführlicher Bericht wird dann aus der ungeheuren
Mannigfaltigkeit des vorliegenden Materials die erforder-
lichen Schlüsse zu ziehen haben. Es soll heute schon gesagt
werden, daß wichtige Ergebnisse über das damalige
Verhalten der militärischen und politischen Führer vorlisgen.
Mit wahrer Leidenschaft wird durch persönliche Beschimpfung
einzelner Ausschußmitglieder versucht, diese Ergebnisse zu
verdecken. Dies wird nicht gelingen. Wir wissen heute,
daß bereits im Herbst 1916 Ludendorff davon Überzeugt
war, daß der Krieg ass dem Laude nicht mehr Z« gs-
wiN«en W«. Er forderte deshalb den uneingeschränkten
N-Bootkrieg als letztes Mittel, um zu siegen. Der unbe-
schränkte U-Bsotkrieg aber war, wie dis Dinge damals
lagen, die Kriegserklärung an Amerika, und Beth-
mann hielt ihn deshalb für verhängnisvoll.
In dieser Situation, in der der'Krieg auf dem Lande
nicht mehr zu gewinnen war und das noch in Reserve ge-
haltene Kriegsurittel diß ungeheure Gefahr nur noch erhöhen
mußte, war Ende 1916 unbedingtes Gebot, durch poli-
tische Mittel zu Ende zu kommen. Ehe man sich an den
Spieltisch setzte, um die letzte Krisgskarte auszuspielen, hätte
die letzte Friedenskartt ausgespielt werden müssen. Sie
bestand in dem Versuch, durch eins offene Erklärung über
völlige Wiederherstellung Belgiens auf der Grundlage eines
Statusquo-Friedens in Verhandlungen mit dem Feinde zu
kommen. Dieser Versuch wurde nicht gemacht. Die annexio-
niftischen Friedsnsbedingungen, die unserm Friedensangebot
vom 12. Dezember 1916 zugrunde lagen, lassen die Motive
erkennen, aus dspen man- dieseri letzten Versuch unterließ.
Es ist ungeheuerlich, daß mau sich mit der Erreichung
solcher annexioniftischer Bestimmungen befaßte, nachdem
schon damals feststand, daß sie militärisch nicht mehr dttrch-
zusetzen waren. Bethmann konnte keine Erklärung abgeben,
warum er nicht den Versuch'gemacht habe, den durch die
allgemeine Lage vorgszeichneten Weg zu gehen. Eine neu-
trale Macht hatte ihn ausdrücklich wissen lassen, sie Habs
guten Grund, zu glauben, daß die Entente zu Verhand-
lungen bereit sei, wenn dis oben erwähnte Erklärung über
Belgien abgegeben würde.
Bethmann trägt nach seiner eigenen Aussage vor dem
Untersuchungsausschuß die volle Verantwortung'dafür, daß
an Stelle des Friedensversuchss über Wilson der uneinge-
schränkte U-Bootkrisg, also der Krieg mit Wilson, einsetzte.
Er hätte die militärischen Machthaber und deren Anschau-
ungen, die diese unheilvolle Forderung erhoben, bekämpfen
müssen. Für Bethmann gab es nur zwei Wege: entweder
den Reichstag für eine Friedenspolitik durch restlose Offen-
legung zu gewinnen, oder abzutreten. Er ist keinen davon
gegangen. Das deutsche Volk wird nicht müde werden,
immer an das Gewissen der damaligen Leiter unsres Ge-
schickes dis eine Frage zu stellen, wie sie es verantworten
konnten, den Krieg mit Amerika herbeizuführen, ehe ein
letzter Versuch gemacht worden war, über Wilson zu einem
allgemeinen Frieden auf der Grundlage des Statusquo zu
gelangen. Kein Geschrei und keine Irreführung darf von
dieser klaren Frage ablenken.
Erregte Gitzrmg; Helfferich GrZtzeNWahu.
Bettln, 14. Novbr. '
Borsitzender Wormuth eröffnet die Sitzung um 10)H Uhr Die
Vernehmung des Staatssekretärs a. D. Dr. Helfferich fort-
gesetzt.
Dr. .Helfferich:
Der Ä-Bvotttieg ist keine GlaubenssaqH sondern eine politische
Handlich djx sich „ach den dichten Hal. Die Kollektiv-
5"5<vvrt der Entente an Wilforr vom ltz. Januar hatte die Fttedenstür
«Mend ins Schloß gewyrsen. Präsident Wilson hat darauf kein Wort
der Abwehr gefunden, sondern sie als diskutabel bezeichnet.
Am 20. Dezember hat General Ludenborsf ein Telegramm an
. den Reichskanzler gerichtet, in dem es heißt: daß Lloyd George unser
Friedensangebot abgelehnt hatte und daß nach den Eindrücken, die er
au der Westfront erhalten habe, er zu der Ueberzeugung gekommen sei,
daß nunmehr der unbeschräkttte ll-Bvotkrieg mit oller Energie einsetzen
müsse.
Herr v. Bethmann Hollweg antwortete, daß die Antwort der En-
tente abgewattet werden muffe.
Am 30. Dezember kam die Antwort der Entente auf unser Friedens-
angebot. Am 8. Januar telegraphierte Hindenburg, daß er die Eröff-
nung des unbeschränkten U-Bootkrieges zum 1. Februar für notwendig
hatte. Am 9. Januar ist dann dieser Beschluß in Pleß erfolgt.
Dr. Helfferich setzt dann auseinander, warum er seine Meinung
über den u°Bvvtkrieg geändert und sich schließlich sür den U-Bvotktteg
^T^^hier wiederholt angezogene Telegramm, dos ich am 9. Januar
an Herrn von Bethmann Hollweg an das Große Haupt. uar 1 ier
sanM, wurde von mir in früher Morgenstunde ausgesetzt, nachdem ich
die Macht hindurch die Denkschrift des Admirals durchsttidiex« hatte. Ich
wies darin nach, bah mit Rücksicht auf di« Ernteverhältniffe Amerikas
die Zett nicht gegen uns, sondern sür uns arbeite. Mir kam es dar-
aus an, -
einen kurze« Aufschub zu erziele«,
dis für die ganze Welt ein klares Bild vorhanden sei.

LsseszeLkmg für die werktätige .Bevskksnmg der SSMisbezirke Heidelberg, Wiesloch- <Li«sheks, Eppmge«,
TaLchLMfchsfshsim mch TstthsiM.
Dezrtzsyerls- Monatlich MM Trägerlshn l.ö>LU., durch hie, Dost
MM« amaaSich .virrWSHrllH 4.s« :M. suSschl. ZustsSüng.
WWMmyrKfe: Die einspaltige peti'tzeile , ZS mm dreN ss'Kfq., R«.
ttüMS-AnzeigeF (93 mm breit) 2.80 M. Sei Liederftolsnsen Aacklaß
WH Lsttf. ..Grh«kKMML-A»zeise.v Verden nicht äüfqeäommew
KMchKckkontsKsttsruhßM. 22527. Tei>Wr.: VskkSzeiiuKH HsideibrrH.

Der Wtedsremfbsu NsrdfrLRkröichs.T
Berlin, 15. NsvZ M.T.B.j^VE
haben aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammenge-
setzte deutsche Sachverständigenkommissionen Vsrsuchsreisen
in die Zerstörten Gebiets Frankreichs gemacht. Deutschland
hat durch diese Reife erneut feinen Willen zum Ausdruck
gebracht, nach Kräften an dem Wiederaufbau der zerstörten
Gebiete mitguarbsitsn. Es wäre mm aber sehr wünschens-
wert, wenn endlich einmal Klarheit darüber geschafft werden
würde, ob Frankreich die Arbeiter zum Wiederaufbau haben
will oder nicht. (?)f -

Nermilworik.: Für insere «. L«A«repoM!k,DolkSv>irifchaft o. JeuiWon: .
S. Kraus; für «smwrMllsS v. soziale Rundschau: Z. Kahn,- für Lokales?
O.Gelbekr »»r die Anzeigen: H. Ssßfmann, sämtlich m Hetdelbrrg.
Druck und Verlag der tkvtsrbqdischrn ÄerlagsavstaltG. ms. HttbMer-,
Gsschäfissteke: Gchrödersiraße 39. Fewsprvcher 2S4Ä.
Geschastsstnnden: ö—'/°o Ahr. Sprechstunden der RedaMo»: ick-12 tlhx.

Der Druck sus DeuLfchland.
Berlin, 14. Nov. (Priratmeldung.) Nach der „Neuen
Berliner Zeitung" meldet Zdurnal Dsbats, daß Deutschland
Zur Annulisrung der oberschlesischen Gememderatswahlen
eine kurze, höchstens 14tägige Frist gestellt werde. In der
Vornahme der Gemeinderatswahlsu werde möglicherweise
auch eine Verletzung der Waffenstillstandsbedingungen er-
blickt werden. Wie das Blatt weiter meldet, hat die
Wiedergutmachungskommission am Montag einen neuen
dringlichen Apsll an Deutschland gerichtet, Mit der Brberter--
sendrmg für das zerstörte Gebiet zu beginnen. Die
vorläufigen Herstellmrgsarbeitsn müßten noch vor dem
Winter beginnen. Es wären mehr als 950 000 Arbeiter
notwendig. .. ..
.

Ich hatte imr die Frage vorzulcgcn, ob ich durch weinen Rücktritt
den jetzt beschlossenen ll-Bootkricg anerkennen wollte, ob ich es vor mir
selbst verantworten könne, in den Augen unserer Bundesgenossen, unseres
eigenen Volkes und unserer Feinde den U°Booklrieg durch eine solche
Demonstration zu diskreditieren, eine Demonstration, die überdies ganz
nutzlos gewesen wäre. Ich wäre mir als ein Verbrecher vorgekommen,
hätte ich so gehandelt.
Ich hätte die Schuld auf mich geladen, die ich mitleidlos den Leu-
ten überlaste, die hier in diesem Hause am 17. Juli der Kriegsleitung in
den Rücken gefallen sind. (Große Unruhe bei den Ausschußmitgliedern.)
Vorsitzender Warmuth: Ich muß dies» Zbußerubg entschieden
zurückweisen.
Staatssekretär helfferich: Ich muß mich natürlich fügen, meine
Ueberzeugung kann ich aber natürlich nicht verleugnen. Der Krieg ging
weiter, denn die Feinde wollten den Frieden nicht und Wilson lehnte
kurz daraus die Antwort ab. Uns blieb nur die Wahi, uns schmählich
zu unterwerfen oder das Letzte zu wagen: ei« ehrloser Friede oder nchm-
dolier Untergang. Ehrlos kann bas deutsch« Volk nicht sein.
Ich wünsche mich weder hier noch vor einer anderen Instanz darauf
zu berufen, baß ich am 9. Januar die Entscheidung für den U-Bovtkrieg
widerraten habe.
Ich übernehme vielmehr dafür
die moralische und politische Mitverantwortung. ? s s
Ich bekenne mich dazu und stehe sür sie ein.
Vorsitzender Warmuth: Ich bitte wirklich, diese Schärfe der
Kritik zu unterlassen.
Dr. Helsferich: Ich bin durchaus nicht scharf geworden, son-
dern habe nur die Aeußerung des amerikanischen Botschafters der einrs
deutschen Reichsministers gegenübergestellt.
Reichsinimster Dr. David (mit großer Schärfe): Die Antwort
werde ich Ihnen noch geben.
Vorsitzender Warmuth: Das Recht zu einer sachlichen Kritik
will ich dem Zeugen nicht bestreiten. Wenn ein Mitglied der jetzigen
Regierung der früheren Regierung den Vorwurf eines plumpen Bc-
trugsversuchs macht, so ist sie durchaus zulässig, aber der Ton macht
die Musik und deshalb bitte ich den Zeugen, wenigstens alle Schärfe
der Form zu vermeiden.
Dr. Sinzheim er: Der Zeuge beruft sich auf eine Aeußerung
Gerards. Da möge, er auch bie-AeußerUngea ans dem Buche Gerards
vorlegen, in dem er mitteiit, baß am Tage oder kurz vor dem bekannten
Amerikadiner hie bestimmte Zusicherung gemocht worden sei, der unbe-
schrankte U-Bootkrieg würde unter keinen Umständen kommen.
Dr. Helssexich': Ich habe das Buch Gerards nicht hier, aber
ich kann bestätigen, daß er an einer Stelle schreibt, kurz vor dem Diner
seien der amerikanischen Handelskammer in Berlin bestimmte Zu-
sicherungen gemacht worden.
Dr. Sinzheimer: Wenn Sie sich hier in offener Polemik aus
Gerards Buch berufen, bann müssen Sie auch andere Aeußenmgen
Gerards vertragen.
Dr. Helsferich: Ich kann hier nicht ganze Bücher verlesen.
'(Heiterkeit.) Auch ohne den uneingeschränkten U-Bootkrieg hätte Ame-
rika den Krieg gegen uns begonnen. Aber trotz der Erfahrungen von
Versailles wird es in Deutschland stets^Leute geben, die in Wilson den
Mann der Gerechtigkeit sehen und alle Schuld auf das eigene Land
schieben. Die Selbsterniedrigung ist in Deutschland zur Krankheit ge-
worden. Zeuge schildert nunmehr sehr eingehend
die Wirkungen des U-Bootkrieges.
Er führt aus: Ich habe niemals gesagt, daß der U-Bootkrieg in wenigen
Monaten zum Erfolg führen müsse. Ich habe nur die Hoffnung aus-
gesprochen, daß es uns gelingen würde, England friedensbereit zu ma-
chen, ehe Amerika emgreifen könne.
Abg. Warmuth: Hat man die großzügige Gegenwirkung in
wirtschaftlicher Hinsicht auch in Rechnung gestellt?
Dr. Helfferich: Man kann nicht alles voraussehen, aber «ch
habe im Reichstag darauf hingewiesen, daß England ein zäher Gegner
sei. Damals begann die Frucht des Krieges zu reifen. Der U-Bdok-
krieg wirkte fühlbar. Warum kam der U-Bootkrieg nicht zur Auswir-
kung? Warum hat er nicht zum Ziele geführt? Weil die U-Bootwaffe
von innen heraus stumpf gemacht worden ist,
Fragen an Dr. Helffcklch.
Reichsminister Dr. David: Der Zeuge bat schwere Angriffe we-
gen meiner Rede vom vergangenen Sonntag im Schauspielhaus gegen
Mich gerichtet. Das amtliche Stenogramm meiner Rede beweist, das;
die drastische Form, in der die Tendenz meiner Rede m den „Vorwärts
übergeganqen ist, von mir nicht gebraucht worden ist. Ich habe nach-
gcw.esea, daß durch die Geheimdiplomatie das deutsche Volk
und der Reichstag nichts von Wilsons Friedensaktion erfahren hat mid
daß es blind in den Krieg mit Amerika geführt worden ist. Hatte der
Rr.chstak gewuh-, daß Wilson von der deutschen R-g'erung zur Em-
leiluna eian' Anebensokiwn emge»ar cn wvrden war, hatte das Zentrum
vnter kemea Umständen seine Einwilligung gegeben, bre AMon durch
den rück''ck.'^cicii U-L,l!'r.eg zu U'.cktteuzen. (Große Unruye)
Borsitzender Warmuth: Ls ist nicht zulässig das, was in g e -
Heimer Sitzung beraten worden ist, hier zur Besprechung in der
Oefsentlichkeit zuzuziehen.
Reichsminister Dr. David: Ich habe dies nur angeführt, wett
es schwerwiegend ist sür mein Urteil, baß das Volk mit verbundenen
Auaen ins Verhängnis geführt wurde. Daraus kam das Telegramm
Bem st^rfss daß dke'Erklärung des rücksichtslosen U-Bootttwges
Amerika in den Krieg führen müße. Seine Anstrengung^, einen Auf-
schub zu erhalten, wurden dem Reichstag vorenthalten. Dann kam das
Telegramm Bernstvrsfs vom 28. Januar. Der Reichstag wußte nichts
davon. Vom Eintreten einer neutralen Macht haben wir n > ch t s er-
fahren. So wurde der Reichstag blind Verhängnis gesühtt. Das
habe ich aussührcn wollen und das entspricht den Tatsachen. ^Hattc ich
damals gewußt, was vorangegangen war, hatte ich den Depeschenwechsel
»wiicken unserem Botschafter und dem Auswärtigen Amt gekannt, jo
L ich meine Ei-geshossnung natürlich nicht mehr gehabt .Meine
Partei würde damals vielleicht zu noch weitergekenden Beschlüssen ge-
kommen fein. So mußte der Eindruck erweckt werden, daß unsere Dipl«°
den Krieg mit Amerika geradezu provoziert
habe und das ist die schwere Anklage, die ich erhebe.
v Bethmann-Holkweg (mit leidenschaftlicher Erregung);
Der Reichsminister Dr. David hat hier in Fortsetzung seiner Rede vom
Sonntag festgestellt, das deutsche Volk sei im Dunkeln gehalten und
hinters Licht geführt worden. Er hat dieser Anklage eine weitere
Anklage hinzugesügt, ich hätte in Amerika eine illoyale Politik getrieben.
Iä, '"ff- diese Anklaae nickt auf mir sitzen und beantrage, daß sich der
WWE MÄchy daMer schlüssig macht, ob er sich dieser Anklage an-
M, M . .. 0" vrn Zuyürern.) _ ...
Vorsitzender Warmuth: Wir können diesen Appell nicht an-
nehmen.

Lerbach, Mssöach, Nochen, BdeiMsiM, NsxHerI,

Berlin, 15. Nov. (W.T.B.) Zn einer von den
freien Gewerkschaften in Köln veranstalteten Versammlung
wurden krack der Feststellung, augenblicklich WO 000
deutsche Kriegsgefangene beim Wiederaufbau beschäftigt
sind, eine Entschließung angenommen, nach der sich ms
deutsche Arbeiterschaft bereit erWrt, dis Kriegs-
gefangenem durch freie Arbeiter abZAlösen und tat-
kräftig arm Wiederaufbau der zerstörte« Gebiete zu
arbeiten. ,M .
NstioNsliftifcheWLVKtzendLMSKstNKLioK
' iy Berlins.
Berlin, 14. Nov. Es herrscht em sonderbar krisen-
hafter Zustand seit einigen Tagen. Mit der Abordnung
einer Ehrenkompagnie für Gensralfeldmarfchall von Hin-
denburg fing es an.
Die Mengs, die vor dem Bahnhof Zoologischer Garten
Kundgebungen gegen de« Untersuchungsausschuß ver-
anstaltete, schien nicht nur von inneren Impulsen getrieben
Zu werden. Am folgenden Tage bestätigte sich die Ver-
mutung, daß hier geschickte Regie gearbeitet hatte, zogen
doch Schüler und Schülerinnen des Charlottenburger Gym-
nasiums mit Papptafeln — nach dem Muster der November-
revolutionäre, nur daß dis Aufschriften anders lauteten —
vor die Wohnung Hindenburgs und sangen just in dem
Augenblick patriotische Lieder ab, als zufällig das Auto
Luderrdorffs ankam, der nun auch gebührend begrüßt
wurde. Bezeichnend ist, daß die DsM-^z dis
Gelsgercheit benutzte, «m aMsemitischs Fuß-,
trriie auKzutmLs«. Heute ghend folgen ihrem Beispiel
xechtssieyenden blätter. Die Streiche der Mzu-
MgeÜEche« W?»'Enten, die heute dis Straße als politi-
sche.^ Demüs^Etionsplatz benutzten, haben riesige über-
schriftÄr veranlaßt: „Empörung gegen den Untersuchungs-
ausschuß", „Eine machtvolle nationale Kundgebung" usw.
(Geben wir uns keinen Täuschungen hin; noch ein
klein wenig so weiter auf dieser Bahn, dann wird die Ge-
drKd des Proletariats zu Ende sein und es wird das Er-
rungene mit Gewalt zu verteidigen wissen. Die Red.)
Die deutsche Delegation in Paris.
Paris, 15. Nov. (W.T.B.) Auf den 17. November
erwartet man in Paris die Ankunft der deutschen Delegation,
die mit der Unterzeichnung des Protokolls über die Aus-
führungen des Waffenstillstandes.beauftragt sind. Die Dele-
gation ist geführt vom Bevollmächtigten von Simons, Herrn
von Lersner wird ihr ebenfalls angshören. Der Delegation
sind auch Fachleute bsigegebsn.
Von der Arbeitskonferenz.
Washington, 15. Nov. (W.T.B) Nach dem offi-
ziellen Bericht der internationalen Arbeiterkonferenz wrrd
Finnland einstimnng zur Arbeiterkonferenz zugelassen.
Berlin, 15. Nov. (W.T.B.) Wie die sozialdemokra-
tische politische parlamentarische Nachrichten mitteilen, werden
die deutschen Delegierten für die internationale Arbeits-
konferenz in Washington am Sonntag die Ausreise nach
den Vereinigten Staaten über Bergen (Norwegen) antreten.

Heidelberg, Samsisg, -1L. November 2SiiS v
Nr. 4S * 4. IshrKMg
 
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