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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

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Nr. 31 - Nr. 40 (5. November - 15. November)
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nach Tarif. Gehrimmittel-Anzeigs« Werden nicht äufqeäommrn.
PEcheckksktto Kst lsrchs Nr. 22Z77. Tsl>Adr.: Vsttszziimig HeiSeLbcrs.


'Taseszerkmg Nr die rverMtig« Bevörkemas der.Umisbezirle HeidelSerg, Wiesisch, Smsheim, Eppings«, Eberdach, Mosbach, Brrchen, Adekshsim, Bsxderg,
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Nerasttvvrtl.: Für i»»sre«lSußerspM!k,Vottswirtschast «.Feuikewn: Dr.
E. Krau s- für Komn-unslss u. ssziake Rundschau: Z. Ka h n - fürLokals-:
Ö. <?«kdes.> für die Anzeigen: H. Hoffmann, .säruMch !a Heibel-erg.
Druck und Verlag der Luterdadischrn DerlagsMssait G.m.d. H., Heidelberg.
SeschLstssteSe: Schröberstraße ZS. Fernsprecher 2i>r-8.
GeschüDstuadea: S-'/»» M. Sprechstunden der Redaktion: 11-12 Llhr.

der ganzen Gleichgültigkeit des Bürgertums für spziale Fragen.
Und schließlich sei die gegebene Folge der Klafsenkampf des So-
zialismus gewesen. Trotz der besten Sozialpolitik des alten Sy-
stems sei nichts erreicht worden/ well diese nur erzwungene Zuge-
ständnisse bot.
In diesen Zeilen klingt ein ganz anderes Verständnis für die
deutsche Revolution als aus den Tönen, die wir oben vernommen
haben. Oder steckt hinter dem letzten Artikel — wenigstens in sei-
ner Aufnahme in die „Bad. Post" — nur eine gewisse Absicht als
Vorbereitung zu den kommenden Wahlen?

Politische Übersicht
Die Vorberatung der RsichSschulksnfersnz rmd des
Rei Hs fchl > lasse tzrs.
Berlin, 12. Nov. Der ständige Ausschuß für die
Regelung der Schulfragen ist vom Reichsministerium
des Innern auf den 18. November zu einer Sitzung eingeladen
worden. Der Ausschuß ist bekanntlich von der in der Zeit vom 20.
bis 22. Oktober tagenden Vorbesprechung zur Reichsschulkonferenz
eingesetzt worden und besteht aus Vertretern der Ünterrichtsver-
waltungen der Länder und-der drei größten Gemeindeverbände
Deutschlands. Auf der jetzt in Aussicht genommenen Tagung wird
sich der Ausschuß mit den Leitsätzen zur R e i ch s s chülk o n f e-
renz und mit der Frage der Auswahl und der Anzahl der Ver-
treter auf dieser Konferenz beschäftigen. Ferner wird er in Be-
ratung über das Schulgesetz eintreten, das auf Grund des Ar-
tikels 146 Abs. 2 der Reichsverfassung geschaffen werden soll.
Irrstizmirrister-Konferenz.
Berlin, 13. Nov. (W.B.) Auf Einladung des Reichsmini-
sters der Justiz wird am 27. November eine Besprechung von
Vertretern der Landesregierungen stattfinden, oie sich mit
wichtigen Fragen auf dem Gebiete der Justiz befassen wird. Es
wird sich im wesentlichen um die Herbeiführung einheitlicher
Grundsätze in Fragen handeln, deren Regelung zur Zuständigkeit
der Länder gehört.
Die Herausgabe der „KauLsky-Akten".
lieber die Veröffentlichung der von Karl Kautsky im
Auftrage des Auswärtigen Amtes zusammengestellten deutschen
Dokumente zum Kriegsausbruch, deren Herausgabe
in Buchform von Graf Max Montgelas und Prof. Walter Schüt-
ting vorbereitet wird und bei der Deutschen Verlagsgesellschaft für
Politik und Geschichte m. b. H. nunmehr unmittelbar bevorsteht,
werden vom W. T. B. weitere Einzelheiten verbreitet:
Die Gesamtzahl der in vier Bänden einschließlich des An-
hangs ausgenommenen Urkunden beträgt mehr als 900. Besonders
wichtig sind die in Fußnoten gegebenen Anmerkun-
gen, deren Zahl sich auf mehrere tausend beläuft. Für diese
Akten-Publikation sind auch die Ende September d. I. eingefvrder-
ten Berichte der Deutschen Botschaft in Wien ver-
wertet worden, mit deren Hilfe die Ankunftszeiten der von Berlin
nach Wien gesandten Telegramme festgestellt wurden. Auch ein-
zelne Unstimmigkeiten, die sich zwischen dem Entwurf der Ziffern-
telegramme in Wien und den im Auswärtigen Amt vorgenomme-
nen Entzifferungen ergeben haben, konnten auf diese Weife berich-
tigt werden. Ferner wurden 35 Berichte, Telegramme und Tele-
phvngespräche der Bayerischen Gef^andtschaft in B e r-
lin in den Anhang ausgenommen. Die vier Bände dürfen somit/
als der endgültige Tatsachenbericht über die unmittelbare Vorge-
schichte des Weltkrieges gelten, natürlich soweit eine solche Dar-
stellung überhaupt allein von deutscher Seite gegeben werden kann.
KshlenzuLeUrmg an die Zeitnrrgsdruckpapierfabriken.
Berlin, 12. Nov. (W.B.) Nach zuverlässiger Mitteilung
wird der Reichskommissar für die Kohlenverteilung bereits in den
allernächsten Tagen angewiesen werden, den Zeitungsdruck-
papierfabriken monatlich eine Mindestmenge an Kohle,
die nach Angabe der Druckpapierfabrikanten bei Lieferung in
guter Beschaffenheit zur Deckung eines angemessenen Bedarfs der
Tagespreise genügt, beschleunigt zur Verfügung zu stellen.
Die Folgen der Hungerblockade.
Alsflm Laufe des Sommers 1919 der Medizinalabteilung des
preußischen Ministeriums für Volkswohlfahrt Mitteilungen über
ein gehäuftes Vorkommen von eigenartigen Knochenkrank-
heiten als Folge der ungenügenden Ernährung
bekannt wurden, erhielten die Regierungspräsidenten unter dem
9. August 1919 den Auftrag zu eingehendem Bericht über die ein-
schlägigen Verhältnisse in ihrem Verwaltungsbezirk.
Das Wesentlichste aus den Berichten sei hier kurz wieder-
gegeben:
Seit Herbst 1917 treten unter der Bevölkerung Preußens
krankhafte Veränderungen des Knochengerüstes auf, die der eng-
lischen Krankheit der Säuglinge und Kleinkinder (Rachitis) sowie
der Ostcomalacie der Erwachsenen ähneln. Diese Erkrankung
nimmt einen Umfang und eine Form an, wie sie bisher in Preußen
nie beobachtet worden sind. Knochenverbiegungen, wie sie sonst
nur ausnahmsweise bei den schwersten Formen der Rachitis oder
der Osteomalicie beobachtet wurden, sind jetzt eine häufige Erschei-
nung. Knochenbrüche ohne nachweisbare oder kaum erkenntlich«
Ursache sind keine Seltenheit. Auch werden Altersklassen heimge-
sucht, bei denen matt diese Erkrankungszustände zu sehen nicht ge-
wohnt war. Bis zum Herbst 1918 scheint die Krankheit nur ver-
einzelt und unter Verhältnissen ausgetreten zu sein, die für ihren
Ausbruch besonders günstige Vorbedingungen boten. Seit dieser
Zeit ist sie in mehr oder weniger großem Umfange in allen Regie-
rungsbezirken einschließlich Berlin, jedoch mit Ausnahme der
Hohenzollernfchen Lände, beobachtet worden.
Zur ätiologischen Klärung der Krankheit trugen die Gerichts-
seststellungen nur insofern bei, als aus ihnen mit Bestimmtheit her-
vorgeht, daß die Krankheit eine unmittelbare Folge der Hunger-
blockade ist — hervorgerufen durch die der Menge nach vermin-
derte und der Güte nach verschlechterte Hungerkost.
Das Hauptkontingent der Kranken stellt die Altersklasse bis
einschließlich des fünften Lebensjahres. Völlig verschont hleiben
Kinder etwa vom 6. bis zum 14. Lebensjahr bzw. bis zu der Zeit,
wo die Kinder ins Erwerbsleben eintreten. Dagegen findet sich
eine sehr starke Beteiligung der Jugendlichen vom 14. bis 19.
Lebensjahre. Völlig frei bleiben dann die Lebensjahre vom 20.
bis 35. Hier setzen dann die Erkrankungen allmählich wieder ein
und konzentrieren sich bei Frauen etwa zwischne dem 40. und 50.
Lebensjahre.
Dem Berichte der Regierungspräsidenten, aus denen hier bloß
ein ganz kurzer Auszug wiedergegeben ist, beziehen sich nur aus
eine nene Erscheinungsform des Hungerschadens. Es ist überflüssig,
daneben noch einmal alle die schon bekannten anderen Krankheiten

Die ReVSiutisUKZilmrz der
„Badischen Post".
Kr. Heidelberg, den 14. Nov.
Wir finden es ganz am Platze, wenn auch die rechtsstehende
Presse anläßlich der ersten Wiederkehr der deutschen Revolutions-
tage das Fazit des ersten Revolutionsjahrcs zieht. Dabei ist es
selbstverständlich, dich sie die Dinge von ihrem Parteistandpunkt
aus ansieht und den Kausalzusammenhang der politischen Ereignisse
ganz anders deutet und wertet, als wir Sozialisten das tun. So-
weit ist alles ganz natürlich. Aber, daß wenigstens dieser p o-
litische Kausalzusammenhang alssolcher richtig
ersaßt und erkannt wird, das sollte man doch erwarten können,
angesichts der Intelligenz, die doch im allgemeinen gerade aus den
Redaktionen dieser reaktionären Presse sitzt. Aber in dieser An-
nahme wird man furchtbar enttäuscht, wenn man z. B. lesen muß,
was die „B adische Po st" unter der Uebeffchrift „E in Jahr
Republik" an politischer Weisheit zum Besten gibt. Wie ge-
sagt, nicht daß die Gegenwartsereignifse politisch ganz anders ge-
deutet und gewertet werden, nehmen wir dem K. F.-Artikler übel
—, sondern, daß die Geschehnisse zunächst überhaupt nicht in ihren
wahren Kausalzusammenhängen erkannt werden und dann: daß
mit Oberflächlichkeiten und Schlagworten operiert wird, die gerade
keinen allzu ernsten und wissenschaftlich fundierten politischen Sinn
verrate«.
Rur wenige Proben für heute! Nach dem Artikler beginnt
die deutsche Revolution nicht am 9. -November, sondern am 30.
September. Die Aera des Prinzen Mar leitete die politisch-
nati o n a l e Revolution ein. Der 9. November brachte dann die
.soziale K l assen r evv l uLi o n in Form einer Militär-
revolte. Das war der „Bankerott jenes parlamentarisch-konstitu-
tionellen Regimes, das als .ein fremdes Reis auf den von Bismarck
sen möchte man mit Faust sagen: „Mir wird von alledem so dumm,
scheu Stamm gepfropft war." Angesichts solcher schillernder Phra-
sen möchte man Faust sagen: „Mir wird von alledem so dumm,
als ging ein Mühlrad mir im Kopf herum." Und dabei liegen doch
gerade diese innerpolitischen Zusammenhänge so klar, daß sie mit
Hände zu greisen sind. Jene „politisch-nationale" Revolution be-
gann keineswegs am 30. Sept., sondern lange vor dem Kriege
schon wurde um jene demokratisch-parlamentarischen Aenderun-
gen der Reichsversassung gekämpft. Und wie heftig war der Kampf
im Reichstag während des ganzen Jahres 1917. Und gerade die
maWedendek Stellen der Monarchie selbst konnten sich der zwin-
gender Notwendigkeit nicht mehr verschließen, das Volk ganz an-
ders als bisher zur Mitregierung und Bestimmung über sein eige-
nes Schicksal heranzuziehen. Man lese nur die Proklamationen
Wilhelms des Letzten, in denen er die Beseitigung des preußischen
Dreikkassenwahlrechts ankündigt. Man lese ebendesselben Aufrufe,
in denen er unter Prinz Max die Notwendigkeit einer
Demokratisierung der Reichsregierung mit einer
Klarheit betont, die nichts zu wünschen übrig läßt. Aber nach
der „Badischen Poft" soll diese politische Entwicklung dem Bis-
marckjcheu Versassungswerk als fremdes Reis aufgcpropft sein.
Das ist richtig: Bismarcks Reichsverfassung und die Demokratie
sind Gegensätze wie Feuer und Wasser. Aber ist die Demokratie
deswegen schon gerichtet, weil sie sich mit Bismarcks System nicht
vereinbaren laßt? Ein ehrlicher Mensch, der sich nicht selbst be-
trügt und dem es um die Erkenntnis der geschichtlichen Wahrheit
zu tun ist, wird ganz anders urteilen: Die alte Reichsverfassung
Mit ihrem Bundesrat der gekrönten Dynastien paßte einfach nicht
Mehr in eine Zeit, in der das wirtschaftliche und soziale Schwer-
gewicht Deutschlands so auf die breiten Schichten vor allem der
industriellen Bevölkerung übergegangen war, wie in der unfern.
Das steht doch als unangetasteter Grundsatz jedes modernen histori-
schen Denkens fest: Jede Zeit hat ihren eigenen politischen Aus-
druck; jede Maatsverfassung ist aber auch nur der Ausdruck einer
bestimmten Zett. Das sei der „Bad. Post" ins Stammbuch ge-'
schrieben.
Warum aber wirkte sich diese politische Entwicklung zugleich in.
einer sozialen Klasfenrevolution aus? Weil das Proletariat allein
der Träger der vorwärtstreibenden Entwicklung war. Und vor allem:
well das Bürgertum in Deutschland zu schwach und zu feig ge-
wesen war, seine politische Mission wie in anderen Ländern zu
erfüll«»: den dynastischen Feudal st aat zu ersetzen
durch die bürgerliche Demokratie. Nicht die Klassen-
revolution ist der größte Kriegsgewinner, verehrter Herr Artikler,
sonden dasBürgertumistdergrößteRevolutions-
gewinner, weil es sich heute in der Demokratie sonnt, die ihm
das Proletariat erkämpfen mußte.
Es ist wahr, daß wir heute vor einer grojzen Enttäu-
schung stehen. Wer ist vor allem enttäuscht? Einmal das
politisch unfähige Bürgertum, das am 9. November 1918 von der
Revolution alle möglichen und unmöglichen Wunder erwartet hat.
Und dann die Mafien des Proletariats, die vor dem 9. November,
keine politische und gewerkschaftliche Schulung gehabt haben. Wa-
rum mußte die Enttäuschung kommen? Weil der
Zusammenbruch der alldeutschen Kriegspolitik zu furchtbar war,
weil uns das alte System Konkursmassen hinterlassen hat, an deren
Liquidation wir Jahrzehnte zu schaffen haben.
Es würde viel zu weit führen, alle die andern Schiefheiten u.
Oberflächlichkeiten des K. F.-Auffatzes hier bloszustellen. Nur
i noch eine Glanzleistung journalistischer Plattheit und Demagogie
sei hier genannt. Im Anschluß an die gegenwärtigen Lohnkämpfe
wird die Behauptung gewagt: „Was ist denn im Grunde genom-
men auch die Sozialisierung denn anders, als die Berei-
cherung Einzelner auf Kosten der Gesamtheit?" Man höre und
staune!! Na, wenn bas die ganze Weisheit der „Bad. Post" ist —
damit wird sie keine denkenden Menschen fangen, die einmal ihren
Kopf in Marx, Engels, Lasalle, James, Kautsky, Otto Bauer usw.
gesteckt haben. '
Und zum Schluß: Die Schristleitung der „Bad. Post" hätte
sich auf diese mißratene Revolutionsbllonz keine bessere Antwort
geben Ermen als mit dem vorgestrigen Artikel „Umstellung". Da
wird von dem in weiten Schichten des Volkes, vor allem seiner
vttlenbesitzenden Kreise herrschenden Mangel an sozialer
Gesinnung geredet. Vor allem aber davon, daß diese Er-
scheinung zur „Ausbeutung" des arbeitenden Volkes führte und zu

Die Trauerfeier mm Hugo Haase.
Berlin, 13. Nov. Im Plenarsaal des Reichstages
veranstaltete heute vormittag 10 Ahr dis U. S, P. eure
Trauerfeier für Hugo Haase. Der Platz am Rednerpult
war mit (Lseugrün, dis Tribünen mit schwarzem Tuch und
roten Fahnen geschmückt; auch der Platz des Verstorbenen
war mit Blumen bekränzt worden. Auf den Ministertischen
lagen zahlreiche Kränze mit roten Schleifen, unter ihnen
einer mit schwarz-rot-gold, der vom Präsidium der National-
versammlung gestiftet war. Nach einigen musikalischen Dar-
bietungen trug Alexander Moissi den Epilog zu Schillers
Glocke vor. Dann feierten Dittmann und Znbeil Haase
als Menschen und Politiker. Nachdem noch verschiedene
Redner der U. S. P. zu Worte gekommen waren, verließen
die Teilnehmer unter Vorantragüng der Urne mit der Asche
des Verstorbenen den Saal, um sich dem nach Taufenden
zählenden Zugs anzuschließen, der sich vor dem Reichstags-
gebäude gebildet hatte. Die einzelnen Züge schlugen dann
die Wege ein, dis ihnen von den Ordnern gewiesen wurden.
Der Abmarsch vollzog sich ohne Störung. Dis vorange-
tragenen Kränze zählten nach Hunderten. Der Zug bewegte
sich durch dis Karlstraße und den Osten Berlins nach dem
Friedhofs in Friedrichsfelde. Die Spitze des Zuges traf
gegen 2'/z Uhr auf dem Friedhof ein, wo die Urne mit
der Asche des Führers der Unabhängigen unter mehreren
Ansprachen beigesetzt wurde. 'GMGMM
Der Zugverkehr vom 16. NoBember ^b.
Berlin, 14. Nov. (W.T.B.) Aus dem Verkehrs^
Ministerium, wird gemeldet, daß vom 16. November ab auf
sämtlichen, dem öffentlichen Verkehr dienenden Haupt- und
Nebeneisenbahnen, die im Interesse der Erhaltung des
Wirschastslebens unbedingt notwendigen Personen- und
Schnellzüge wieder fahren werden. Sollte die Durchführung
dieses Verkehrs zu Schwierigkeiten an der Kartoffel- rmd
KohlenverfoxgMg WM», dürste nnt einst Wiederholung
der völligen Psrsvnenverkehrssperre gerechnet werden. Es
wird daher erneut die dringende Mahnung erlassen, alle
nicht unbedingt erforderlichen Reifen zu unterlassen.
Beschlagnahmung der Binnenschiffahrt für
Lebensmittel- und Kohlentrsnsporte.
Berlin, 14. Nov. (W.T.B.) Der Reichsverkehrs-
minifter hat eine Verordnung verlassen, daß alle in deutschen
Gewässern bereit stehenden Binnenfahrzeuge bis auf weiteres
lediglich für den Transport von Lebensmitteln und Kohlen
benutzt werden dürfen. Ausnahmen sind nur mit Ge-
nehmigung der Fischereiabteilung zulässig. Ferner sicht dis
Verordnung dis Meldepflicht der Besitzer der Schiffe von
Binnenfahrzeugsn bei noch zu bestimmenden Beauftragten
vor. Die Stellen, denen Besitzer der Schiffe sich zu melden
haben, werden von der Schiffahrtsabteilung bestimmt. Die
Verordnung tritt sofort in Kraft.
Steigerung der Kohlenproduktion.
Berlin, 14. Nov. (W.T.B.) Um die Wohnungsnot
den Bergbaugebieten zu bessern und die Kohlenförderung
Errichtung von etwa 100000 Bergarbsiterheimstätten geplant.-

in
zu heben, fft wie der Vorwärts schreibt, die beschleunigte

Die Steigerung der Produktion bei einer Vermehrung der
Bergarbeiterbelegschaften dürfte man auf etwa 30 Millionen
Tonnen Kohlen beanschlagen. - : z^.- «MH
Noch keine Gesangenenrückkehr aus
Frankreich.
Berlin, 14. Nov. (W.T.B.) Die Reichszentrale für
Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit, baß die Meldung, in
Essen sei der erste Transport mit Kriegsgefangenen von
Frankreich vom 11. November eingetroffen, nicht den Tat-
sachen entspreche. Auch eine Havasmeldung, nach welcher
ein Transport deutscher Gefangener aus Japan angekommen
sein soll, bestätigt sich nicht. Den Angehörigen wird wieder-
holt angeraten, bezüglich der Gefangenenheimkehr nur den
amtlichen Mitteilungen Glauben "zu schenken, für deren
rechtzeitige Veröffentlichung Sorge getragen ist.
Tolstojs Gattin
Helsingfors, 14. Nov. (W.T.B.) Unter dem 4. Nov.
wird aus Zasnaja Polnja gemeldet, daß Sofia Andrawna
Tolstoj gestorben ist.
 
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