Buchen, Adersheini, Bsxverg,
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der Kisler MKirÄseKsrhsbNNg,
deM NsVeMÄer 1M8.
Von Bernhard Rausch.
Am 4. November des vorigen Jahres fiel die Gewalt über
Kiel und den Befehlsbereich der OMesMon in die Hände des
Kieler Svkdatemates,. des ersten Soldatsmatss der deutschen Re-
vr^misrr. Von der Spieler Förde aus fetzte sich die Welle in Bewe-
MMß, die in den ersten Novemdertsgen des Vorjahres ganz Nord-
»nd Süddeutschlanb überflutete und schließlich auch'übe? den Stein-
Mafien,Berlins mit brausendem Gischt zusammenschlug.
Diese Mairosenrevolte, die den eigentlichen Anstoß zum Aus-
bruch der Revolution gab, hat außerhalb Kiels nicht die ihr gebüh-
rende Beachtung finden rönnen. Denn während dort die Revolu
ttvn-bereits siegreich war, verbot in dein übrigen Deutschland der
Kriegsprefledienft alle Berichte, die nicht „amtlich" waren. Wahr-
heitsgemäße „amtliche" Berichte blieben aber aus guten Gründen
aus. Als dann die Fesseln der Zensur gefallen waren, zog überall
basLyteresse für die eigenen Angelegenheiten den Blick vom Aus-
gangspunkt der Revolution ab. Umso mehr soll am Jahrestag der
Revolution der schicksalsschweren Ereignisse des Vorjahres gedacht
werden.
Der Aufstand bei der Flotte brach am 28. Oktober aus. An
diesem Tage verhinderten die Heizer bei der Hochseeflotte vor Wil-
helmshafen dreimal das Auslaufen der Schiffe, indem sie das Feuer
löschten. Auf,einzelnen Schissen wurden bereits Offiziere gefangen
gesetzt, und nahezu wäre es aßf der Jade zu einer Selbstvermchtung
der deutschen Flotts durch gegenseitige Beschießung gekommen.
Der Grund 8sr Meutere! War dieWrigeruug der Matrvfrn,
den angeblich geplanten.gewaltsamen Vorstoß der Motte gegen
England mitzumachen, Lei -em kurz vor.-em Frirdeusschluß das
Lehen ds« 8V 860 Menschen Nutzlos preisgegebsn werden sollte. Sie
...erklärtem- stch, bereit die deutsche Küste gegen einen feindlichen An-
griff zu Verteidigen, wollten aber die sinnlose Aufopferung der Flotte
nicht mitmacheu. Es ist sehr Wahrscheinlich, trotz des törichten Ge-
redes alldeutscher Offiziere, daß der von den Matrosen gearg-
wöhnie Vorstoß niemals ernstlich geplant war. > Entscheidend aber
war hier der feste Glaube der Matrosen, der die deutsche Kriegs-
leitung nach all ihren Wahnsinnstaten auch,dieser letzten, ungeheuer-
lichsten für fähig hielt. ^Bezeichnend für die Tedantenrichtung der
Matrosen ist folgende Stelle aus einem am 31. Oktober geschrie-
benen Bries: . -
„Plötzlich hieß es, der Flottenchef will in der deutschen Bucht
Flottenmanöver machen. Auf den plumpen Blödsinn fiel natür-
lich keiner herein. Man bedenke aber auch diesen Ansinn, jetzt
—^mitten in der Krisis — ein großes Flottenmanöver abzuhalten."
Mitten in -er Krisis! — Ein Aufatmen ging damals durch das
deutsche Volk. Nachdem am 5. Oktober, auf Drängen Ludendorffs,
der alles verloren gab, unser Waffenstiilstandsangebst erfolgt wär,
'bröckelte. Stück um Stück von der Macht des preußischen Militaris-
mus ab, die endgültig begraben wurde, als die Regierung des Prin-
zen Max am 26. Oktober die 'Kvmmandogswalt des Kaisers besei-
tigte und-Heer und Flotte unmittelbar der Neichsregierung unter-
stellte. Ader kaum hatten sich diese ersten FreiheiLsblüten entfaltet,
als schon der Schnee der Reaktion 'auf sie niederste!. Die Alldeut-
schen entfalteten, um den Friedensbemühungen der demokratischen
Regierung in den Arm zu fallen, eine wilde Agitation gegen die Re-
gierung und zur Organisierung der nationalen Verteidigung. Da
das Heer geschlagen war, blieb ihnen als letzte Hoffnung die Ma-
rine, und in wesentlichen Teilen des Marineoffizierkvrps fiel die
blutrünstige Treiberei der Alldeutschen auf nur zu fruchtbaren Bo-
den. Kommandanten führten vor den Schisfsbesatzungen aus, daß
man lieber die ganze Flotte in die Lust sprenge», als sie dem Feinde
ansiiefsTA Wolle. Hier aber taten sich besonders Offiziere des drit-
ten Geschwaders hervor, der dem dann auch die Meuterei zuerst
ausbrach. Die Matrosen hatten das Auslaufen der Flotte vereitelt.
Von entscheidender Bedeutung für den weiteren Gang der
Ereignisse war der Entschluß des Chefs des dritten Geschwaders,
zur Beruhigung der Mannschaften in den Kieler Hasen einzulauftn.
-Hegen die Meuterei wurde mit der ganzen Strenge des Gesetzes
vorgegangen. In Masten wurden sie verhaftet. Aber die Nicht-
verhafteten wollten ihre Kameraden nicht für Handlungen leiden
lasten, die ihnen allen nach ihrer Meinung das Leben gerettet hat-
ten. Am Freitag, den 1. November beschlossen L-l-Z00 Matrosen
die Freilassung. ihrer gefangenen Kameraden zu fordern. Die De-
putationen wurden kurz abgewiesen. Am Samstag, den 2. Nvv'br.
war das Gewertjchaftshaus für Versammlungen der Matrosen ver-
boten. Die Stimmung wurde von Stunde zu Stunde hitziger, er-
regter. Am Abhalten von Versammlungen gebindert, kamen die
Matrosen auf den Gedanken zu deMSnstricren. And nun begann
such der Zusammenhang der Matrosenrevolte auf der revolutionä-
ren Arbeiterbewegung in Erscheinung zu treten. Handzettel der
Matrosen forderten die Kieler Arbeiterschaft auf, sich an einer am
Sonntag, den 3. November, nachmittags 3 Ahr geplanten Demon-
stration zu beteiligen.
Der Gouverneur ließ als Gegenmaßregel Alarm schla-
gen, um die Soldaten in die Kasernen und auf die Schisse zu
zwingen. Aber die Trommelwirbel und Trompetentöne, die die
sonntäglichen Straßen von Kiel durchhallten, hatten jetzt nur noch
die eine Wirkung, eine kräftigere Agitation für die Demonstration
Zu entfalten.
Roch waren de Matrosen unbewaffnet, aber schon setzte sich in
der Massenversammlung unter freiem Himmel spontan der Ent-
schluß durch, die gefangenen Matrosen 'M befreien. Es war ein
gewaltiger Zua, der sich durch die Straßen von Kiel bewegte. Am
Eingang der Feldstraße, in der das Militärgefängnis lag, stieß er
-auf'einen Kordon unter Führung eines Leutnants. Erst eine blinde
Salve, dann eine scharfe, 8 Tote, Z9 BerNLndets und der Zug
stürmte auseinander. Der kommandierende Leutnant wurde nieder-
geschlagen. Erster .und letzter Kampf des alten Regimes gegen
hie Revolution.
Die Wirkungen der HrmZerHlscksjje.
Bon privater Seite wird uns mitgeteilt:
Amerikanische und englische Mitglieder der international
organisierten „Religiösen Gesellschaft der Freunde", Ians Addams,
Caroline M. Wood, Dr. Alice Hamilton, in ihrer Begleitung be-
fand sich auch die bekannte holländische Aerztin Dr. Aletta Jakobs,
haben eine Anzahl Großstädte Hamburg, Berlin, Frankfurt, Halle,
Leipzig, Chemnitz, das Ruhrgebiet, Erzgebirge und Schlesien be-
sucht, um sich selbst von der tr a u r i g e n W i r k u n g d e r H u n-
gerblockade zu überzeugen. Lebensmittel, 700 Ztr. konden-
sierte Milch, 340 Ztr. Zucker, 800 Ztr. Weizenmehl und 200 Ztr.
Kakao kamen zur Verteilung, desgleichen Kleidungsstücke in großen
Mengen.
Der VAkerÄrmdsvörLrag,
Berlin, 3. Nov. Der „Voss. Ztg." wird aus Bern gemeldet:
Nach einer dem Bund 'zugegangenen, aus diplomatiscoen Kreisen
der Alliierten stammenden Nachricht, soll der Bslkerbundsvertrag.
am !6. November in Kraft gesetzt werden.
Beffermrg im Befinden des Adg. Haase.
Berlin, 2. Nov. Das Befinden des Abg. Haase hat seit
Samstag eine ganz merklich günstigere Gestaltung angenom-
men. Die Silbereinspritzung hat sich als wirksam gegen die fort-
schreitende Blutvergiftung erwiesen.
AUMsrrRg der Pariser Konferenz?
Berlin, 4. Nov. (W. B.) Nach einer Meldung des „Lök.-
Anz." aus Lugano verlautet, laut Secolv aus amtlicher Quelle,
daß die Pariser Konferenz sich bis zum 30. puhvsen wird.
KsnflM ZZvLfchen Pern und Chile.
ZMfterKam, 4. Nov. (W. B.) Die Beziehungen zwtza-en
Peru und Chile sind sehr gespannt. An der Grenze werden Trup-
pen zusammengezogen.
UngeftsÄLenftNerL in Dresden.
Dresden, cf. Nov. (W. B.) Dis k a u f m ännischen An-
gestellten des Großhandels, der Industrie, der Spedition und Schif-
fahrt und des Fuhrwesens traten heute vormittag zur -Drw
ihrer Tanfforder-ungen in den Streik. Spedition und Schif-
fahrt ruhen vollkommen. Auch der Hafenbetrieb und die Lebens-
mittelversorgung ist unterbrochen. Vollständig ausständig sind die
Angestellten der Zigarettemndustrie. Viele Großbetriebe des Han-
dels und der Industrie ruhen ebenfalls vollständig.
ArbeiLeFsisge in EnglsnÄ.
Amsterdam, 3. Ros. (W. B.) Wie Reuter aus London
meldet, gewinnt dis Arbeiterpartei bei den Gemeindewahku. in
London und in. der Provinz schnell an Boden. In mehreren Lon-
doner Kreisen wird die Arbeiterpartei über große Mehrheit ver-
fügen.
BerschärsNNg des Streiks in NMSrüa»
Rewysrk, 2. Nov. (Wolff.) Reutermeldung. Die Mehrheit
der Bergwerksarbeiter in den großen Erzeugungsgebieten
von Westvirgmien, Ohio, Illinois, Michigan, Iowa, Kentucky, Co-
lorado, Kansas, Woyoming, Montana und Washington verließ
die Bergwerke. Hn einigen Zentren wurden Truppen zusam-
mengezogen und werden für alle Fülle versügungsbereit gehalten. —
Gompers erklärte, das einzige Ergebnis eines bundesstaatlichen
Eingreifens gegen den Streik würden weitere Störungen sein, die
sich auf die Bergwerke beschränken würden.
Die Ruhe war hergestellt, aber es war nur die Ruhe vor dem
Sturm. Die Erregung stieg bis zur Siedehitze. Der Vorstand der
sozialdemokratischen Partei und der Gouverneur beschlossen gleich-
zeitig und unabhängig von einander die Reichsregierung um die
Entsendung von Regierungsvertretern zur Beilegung des Konflikts
zu bitten.
Die meuternden Matrosen aber, die soeben noch vor einer dün-
nen Postenkette hatten zurückweichen müssen, faßten jetzt den Ent-
schluß: bewaffnen! Und schon am Vormittag des 4. November hat-
ten sie. M VW Gewehre in Händen und auch die Mehrzahl der
Schiffsgeschätze besetzt. Damü hatten sie die Macht. Bei der Tor-
pedo- und A Division wählte jede Kompagnie 4 Soldatenräte, die
am Montag, den 4. November gemeinsam tagten als erster SMa-
Lsnrat in Deutschland. Sie begannen alsbald Verhandlungen mit
dem Gouverneur. Der Ton war der übliche, die Anrede geschah in
der dritten Person.
And doch besaß der Soldatenrat bereits die unumschränkte
Macht über Kiel und den Kriegshafen.
Freilich war Kiel erst eine Ecke in einem noch ruhigen Deutsch-
land. Die revolutionären Matrosen brauchten Hilfe. In erster
Linie die moralische Unterstützung der Arbeiterschaft. Die Führer
der Martosen bestürmten deshalb die Leitungen beider sozialistischen
Parteien ihnen zu helfen. Diesen war durch den Matrosenaufstand
.ein kostbares Geschenk unerwartet und —- ohne ihr Zutun — in den
Schoß gefallen. Unvergeßlich wird die Mittagsstunde des 4. Nov.
bleibe«, in der warme Händedrücke den ersten Bund zwischen Ar-
beitern und Soldaten in Deutschland besiegelten. Sie überbrückte
auch zunächst die Kluft Mischen Mchrheitssozialisten und Unab-
hängigen. Beide bildeten paritätisch den Kieler Arbeiterrat, gleich-
falls den ersten in Demschland!
Am Abend des 4. November trafen der damalige Staatssekre-
tär Haußmann .Wb Noskc in Kiel ein. Dieser, von den
Matrosen stürmisch begrüßt, trat sofort in den Mittelpunkt der Be-
wegung, deren Verlauf seine kraftvolle, zielklare Führerpersvnlich-
keit in der Folge entscheidend beeinflussest sollte.
Am Montag Abend wurden die Verhandlungen mit dem
Gouverneur in Gegenwart von Hausmann und Nvske fortgesetzt.
Da aber an jenem entscheidenden 4. November den alten Macht-
habern alle Gewalt aus den Händen geglitten war, waren die denk-
würdIett Verhandlungen für sie nichts als ein schrü'tzveisss aber stän-
diges' Aurückweichen. Das zum Schutze -es alten Regimes herbei-
gerufene auswärtige Milttär mußte Kiel wieder verlassen, und schon
am Montag Abend räumte man Noske bereitwiliigst Zimmer im
Stationsgebäude ein.
Am Dienstag, den 5. November wehte über der Flotte, dem
Kieler Rathaus und dem Schloßturm die rote Fahne. Die alten
Fesseln waren gesprengt, und jauchzende Freude strahlte aus den
Äugen der siegreichen Matrosen und aller, die dis endliche Be-
freiungsstunde ersehnt hatten. Aber sehr bald zeigte es sich, daß
der Freudenbecher überzuschüumen drohte. Die Morine war ein
komplizierter Organismus. Dadurch, daß die alte Ordnung plötzlich
zerstört, eine neue aber nicht sogleich da war, drohte ein namenloses
Anheil heruufzuziehen.
Die Revolution bot in den ersten Tagen, als ihr Ziel lediglich
die Abwehr und die Befreiung war, sehr bald das Bild eines heil-
losen Durcheinanders, das zur völligen Auflösung und Anarchie zu
führen schien. Deshalb war es für das Schicksal der Kieler Revolu-
tion ein besonderer Glücksumstand, daß an ihre Spitze ein Mann
gelangte, dessen Energie und kluger Tatsachensirm ihn befähigten,
die ungeheuren Schwierigkeiten der Neuordnung der Dinge in kur-
zer Zeit zu überwinden. Dadurch, daß Noske sich ollen exaltierten
Forderungen enigegenstellte und mit fester Hand für Ordnung sorgte,
Hst er am meisten dazu beigetragen, daß die Errungenschaften der
Revolution ssstgshalten und gesichert Werden konnten.
Mit unverwüstlicher Arbeitskraft und unerschrockenem N.ut
stand Noske wie ein Fels in schäumen-er Brandung. Mit,D<H
Wanderung und Dankbarkeit blickten sowohl dir Marine wie die
Bevölkerung zu ihm als unbestrittenen- Führer auf, selbst dis, denen
die Revolution Selbstzweck, jede Ordnung zuwider war, und denen
das Erreichte nicht genügte, wichen scheu vor seiner Energie zurück.
Willig beugten sich die Offiziere seinem Kommando, und wo er bei
den Matrosen erschien, brauste ihm Jubel entgegen. Am Dienstag,
den 5. herrschte in den Straßen Kiels , noch eine wilde Schießerei,
aber schon am Donnerstag konnte Noske lachend feststetten, daß der
einzige Ort, wo noch geschossen wurde, die bei den Matrosen be-
liebten Schießbuden waren. Am Donnerstag, den 7. November
wurde Noske unter brausendem Jubel von einer MatroMver-
' fammlung zum Gvuverne u r v o n Kiel erhoben, nachdem
ihn die Neichsregierung bereits gebeten hatte, die Geschäfte zu
übernehmen.
Nunmehr konnten auch die politischen Parteien die neuen
Machtverhältmsse ousnutzen für die Neugestaltung der
Staatsordnung. Man war sich von vornherein klar dar-
über, daß man die Mitarbeit der Beamtenschaft nicht
entbehren könnte, aber ebenso auch darüber, daß diese der Kontrolle
bedürfe. Deshalb setzte man in Kiel bereits am 7. November neben
die wichtigsten Staats- und Kommünalbeamten.B e träte, und
der gemeinsame Arbeiter- und Soldatemat erließ eine Prokla-
mation an die Bevölkerung .Schleswig-Hol-
steins, in der die Einsetzung eüper neuen provisorischen Provin-
zialregierung verkündet wurde.
Am Sonnabend, den 9. November, vollendete der Sieg der
Arbeiter und Soldaten in Berlin, was die Kieler Matrosen be-
gonnen hatten. Die Kieler Bewegung verschmolz mit der Erhebung
im ganzen Reich zu der einen großen deutschen Revo-
lution, die den alten deutschen Obrigkeitsstaat endgültig und für
alle Zeiten begrub.
In Kiel aber konnte Noske bereits am 11. November einen
Eouvernemcntsbesehl herausgeben, dessen folgende Stellen ebenso
bezeichnend sind für Noske, wie für den durch ihn entscheidend
beeinflußten Gang der Revolution.
„In Berlin ist eine arbeitsfähige neue Reichsregierung ge-
bildet worden. Eine sozialistische Mehrheit wird mit eingen
Fachministern bestrebt sein, mit allem Nachdruck auf das rascheste
wieder Ordnung und geregelten Verkehr in Gang zu bringen,
wie mir heute morgen der Reichskanzler versichern ließ. Eine
baldige ungestörte Wirtschaft auf allen Gebieten tritt wieder
ein. Der Sieg der sozialistischen Arbeiter und Soldaten ist im
ganzen Reicye ein vollständiger. Jede Auflehnung gegen die
neue Regierung ist aussichtslos.
Weiteres Blutvergießen ist ausgeschlossen, wenn tollköpfiae
Anoesonnendeiten, die weder unserem Lande noch unserer Stadt
dienen können, unterbleiben. Ich mahne auf das Dringendste,
daß von nun an jeder im Gefühl ernster Pflichterfüllung seinen
Geschäften nachgeyt, absolute Ruhe und Ordnung in der Stadt
bewahrt. Wenn das geschieht, wird es möglich sein, Stadt und
Wirtschaft ungefährdet in den Frieden hineinzubringen. der uns
die Möglichkeit verschaffen soll, unser Land und unser Volk einer
scyonen Zukunft entgegenzuführen."
Politische Übersicht
Dis Unfähigkeit Beethnmnn-Hoürvegs.
Zu den Ausführungen des ehemaligen Kanzlers, im Unter-
suchungsausschuß schreibt unser „Hamburger E cd o":
Mit der Erklärung, daß die Mehrheit des deutschen Volkes
das Uebergewrcht der militärischen Leitung gewollt habe, hat der
ehemalige Reichskanzler seine eigene Unzulänglichkeit, die
ihm von dem Sozialdemokraten Ludwig Frank schon vyr dem
Kriege einmal drastisch vorgehalten wurde, offen eingLstanscn.
Sein Entschuldigungdversuch mit dem Hinweis auf die Stimmung
im Volke geht fehl, weil dem Volle infolge der systematischen Irre-
führung durch die Oberste Heeresleitung die wirkliche Militärische
Lage verborgen blieb. In der besser unterrichteten'-Völlsverftrtnng
waren allerdings alle bürgerlichen Parteien für den unbe-
schränkten U-Bovtkrieg und für das Uebergewicht der militärischen
über die politische Leitung. Aber im Volke selbst hätte sich nn
Winter 1916—17 wohl kaum noch eine Mehrheit für die Fort-