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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

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Nr. 41 - Nr. 50 (17. November - 27. November)
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Bsravtwortl.: Für Innere u. SvßereKölM, MMwirtschast u. Feuilketsn.- Dr.
G.Kraus; für Ksmmunales n. soziale Rundschau: I. Kahn; fürDvkakr«:
O.ryeibelr für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämMch' in Heidelberg.
Druck und Verlag der Enkeröadischen Derlägsanstali G. m. h. H., Heidetb-.i g.
GeschSstsflrlle: SchrSderstraße SS. Fernsprecher 2648.
Gefchästsstunöen:klhr. Sprechstunde!! der Redaktion: 11 12 ühr.

Politische Mersicht.
Hue zur SsZisLifisrANg Äsr BergWerLe.
In der letzten Mittwochsitzung der Preuß. Landesverfamm-
iung führte Genosse Hue u. a. folgendes aus:
Wenn Sie von der Rechten das, was Sie heute alles in den
Anträgen niedergelegt haben, schon früher durchgeführt Hütten,
dann wäre es gar nicht zu Bergarbsiiermmchen gekommen. Aber
Tie haben ja früher alles abgelehnt, was wir in demselben Sinne
dorgeschlagen haben. Ich würde mich viel mehr freuen, wenn
Tie diese Anträge früher gebracht hätten. Ich sehe darin die
erzieherischen Folgen des Umschwungs
vom 9. November 1918 (Abg. Neuhaus (D.-Nat.): Wir haben
immer diesen Standpunkt vertreten!) Die Anträge des Abg. Nitze
vom Zentrum im Interesse der Bergarbeiter haben Sie seinerzeit
-abgelehnt. Nur den Herrenstcmdprmtt Haven'Sie immer vertreten.
„Hinunter mit dem Bergmann!"
hietz es. lieber die Revolution wundere ich mich nicht, ich wundere
Aich, daß es nicht noch viel schlimmer gekommen ist. Sie haben
die Gelben gezüchtet und die Sozialdemokraten als die schwarzen
Tchafe, die Vaterlandsverräter hingestellt.
Die wilde Sozialisierung haben Ihre Gelben machen wollen.
' (Lärm rechts.) Unsere Leute haben sich dem widersetzt. Wenn
Sie das jetzige System der privatkapitalistischen Beeinflussung der
Bergfchulen bestehen lasten, dokumentieren Sie damit, daß Sie
Mch den mammonistischen Geist in diesen Schulen erhalten wollen.
Im Kommunistischen Manifest werden Sie unsere Stellung zur
Schule formuliert finden. (Abg. Neuhaus (D.-Ratl.): Wir lesen
nur Lenin! — Abg. Adolf Hoffmann: Aber ohne Erfolg!)
Irr scharfem Widerspruch siche ich mit dem Minister in der
SoziüWerungsfrags.
Bon wohlerworbenen Rechten zu sprechen, klingt sehr merkwürdig.
Wo in der Novelle von 1907 schon klipp und klar ausgesprochen
A, daß die sogenannte Bergbaufreiheit schon ganz kurz nach dem
Berggesetz von 18L5 aufgehoben worden ist durch die gewaltige
Monopolisierung, die wenige leistungsfähige geschäftstüch-
tige Gesellschaften vorgsnommen haben. Wenn wir Enkel und
Kinder jener Männer, die die Berggesetze von 1865 gemacht haben,
«ns deren Erfahrungen zu Nutze machen und jene
Expropriateure ohne Entschädigung expropriieren,
lo folgen wir nur ihren Spuren. (Lebhafter Beifall links.) Ich
werde mich entschieden gegen eine Entschädigung wehren. Wir
wnnen diesen Bevorrechteten, die auf Grund längst aufgehobener
Starrdesvvrrechte Millionen und aber Millionen geschluckt haben,
Ächt einen Pfennig gewähren. Da jetzt das Reich die ganze Berg-
gesetzgebung an sich genommen hat, so lehnen wir alle diese An-
träge ad. Handelt es sich da auch um wohlerworbene Rechte, wo
die Bergwerksbefitzer den Besitzern von Häusern schweren Schaden
Mägen? Ich als Sozialdemokrat habe mehr Verständnis für
das Eigentum der vielen, vielen kleinen Leute, die in schwerster
Teste durch die Verschleppung ihrer Prozesse wegen der Berg-
schäden geschädigt werden. Dem Antrag auf Gründung von Ge-
B>flenschasten zur Regulierung der Berg- und Rauchschäden stim-
men wir deshalb zu. Die Debatte zeigt, daß sich an der Atmo-
sphäre dieses Hauses gegenüber der Zeit des Dreiklassenparlaments
Achts geändert hat. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten. —
Dort, hört! bei den unabhängigen Sozialdemokraten.) Wir haben
twar nicht dieselben Scharfmacher gehört wie früher, aber in der
ritstcheidenden Frage sehen wir eine
geschlossene Mehrheit gegen die Sozialisierung.
Wir, die wir uns die größte Mühe gegeben haben, wild ge-
wordene Massen der früher gelben Bergarbeiter zur Aube zu
dringen, wir, die wir endlich den Erfolg erzielt haben, daß jetzt
ste Berufsfragen sachlich geregelt werden können, wir möchten Sie
dringend warnen, den Spuren zu folgen, die hier eingeschlagen
Wurden. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Sie (nach rechts)
Tben nn Kriege darüber gelacht, wenn wir dis kommende Lm-
sdätznng voraussagten. Hätten Sie statt besten em klein wenig
mehr Verständnis für die Psyche des Volkes gezeigt, wir wären
Mt in der jetzigen unglücklichen Lage. (Rufe rechts: Durch die
Revolution, die Sie gemacht haben!) Ss ist nicht wahr, daß wir
Trch die Revolution ins Elend gekommen sind. (Lachen und Lärm
Hechts.) Soll ich Ihnen aus meinen Arten über die vertraulichen
.Verhandlungen des Haushaltsausschusses zeigen, daß wir 1917
Aon dieselben Klagen über die Kohlennvt, über die zunehmende
Unzufriedenheit der Bergarbeiter," über die Zustände auf der Eisen-
Mn gehört haben? Soll ich Ihnen vorlesen, daß der Abg. Gies-
7«rts schon 1917 sagte, wenn es so weiter gehe, würden die Berg-
^beitersührer die Massen' ganz aus der Hand verlieren? (Lachen
Md Lärm rechts.) Es ist nicht wahr, daß die Revolution diese Zu-
Mude derbeigeführt hat, die Revolution ist die ganz natürliche
yvlge Ihrer (nach rechts) ^wirklich revolutionären Politik. (Rufe
Echis: Sie haben die Masten verhetzt!) Es ist nichts anderes als
Demagogie, wenn man versucht, den Leuten, die während des
Krieges unter scharfen Angriffen ihrer eigenen Parteifreunde und
Aerufsgcnossen sich bemühten, den Karren zurückzuhalten, der dem
Abgrund zutrieb, wenn man den Vertretern unserer Partei solche
Iwrwürfe macht. (Präsident Leinert: Sie dürfen auch in dieser
-edingten Form nicht davon sprechen, daß hier Demagogie getrieben
Horden ist!) In Weimar haben sich auch die Vertreter der Rechten
^Aüht, die Frage der Kohlenversorgung ohne Parteilei-
enschasL mit uns gemeinsam zu regeln. Hier hat der deutsch-
.Tionale Redner die Debatte sofort auf das politische Gebiet ge-
hoben und damit eine Stimmung erzeugt, die unserer gemein-
Aaftlichen Volkssache nur von Schaden sein kann und die die ver-
?deifelte Stimmung einzelner Wirrköpfe unter den Bergarbeitern
verstärken kann. Was hier vom Regierungstifch gesagt wurde,
Nträgt sich nicht mit dem Geist der Sozialisierungsdebatten m
Seimar. Wollen Sie, daß wir aus dem jetzigen Jammer und
plend herauskvmmen, dann dürfen Sie nicht in die Fehler zurück-
Men, an denen Sie
>Tter der Führung des Herrn v. Heydsbrandt zugrundegegangen
-kh. (Beifall bei den Svz.)

U-Bovtkrieg M e i st e r unserer Feinde zu werden."
Bethniann: Hier wird gesagt, man wollte England durch
U-Bovtkricg zürn Frieden zwingen. Der Admiralstab hat am 22. Ja-
nuar in der Denkschrift die sichere Erwartung ausgesprochen, ja '5
Garantie übernommen, daß England friedensbereit werden sollte.
Ich habe als das Beste, was der K-Bootkricq für uns leisten könnte,
angenommen, daß in England Nachdenken dafür hervorgerusen werde,
ob einem fortgesetzten Tvnnageverlust nicht die Verständigung über
einen Frieden vorzuziehen sei. Ich habe niemals geglaubt, daß dieser
Verständignngsfriede ein Siegfriede sein würde, sondern ein solcher, in
dem wir sehr bescheidene Bedingungen stellen müßten. Das scheint mir
der Kern zu sein. War der Beschluß zum tt-Bvoikn'eg eine so ver-
rückte Tatsache, daß sic unter keinen Umständen getroffen werden
durste? Wäre es möglich gewesen, aus den Erfolgen des ll-Bootkrieges
noch-weitere politische Folgen für uns auszumüi-.zen? Nur wenn man
-- diese Fragen berücksichtigt, kann man zu einem gerechten llrteil über die
Frage des U-Bootkrieges kommen.
Ref. Dr. Sinzheimer: Wenn ich sagte, man wollte England
aus die Knie zwingen, so bezieht sich dieses „man" auf de» Admiralstab
und die Presse, die zu einem Teil hohe Erwartungen in der Oeffenttich-
keit hervorgerusen hatten. Ich möchte die ganze Streitfrage schlickten,
woher bas Wort kommt: England auf die Knie zwingen! Es findet sich

Der preußische MinsterpräsidenL gegen die alldeutsche
Hetze.
In der letzten Samstagssitzung der preußischen Landesver-
sammlung führt Ministerpräsident Hirsch u. a. folgendes aus:
Zunächst ein Wort über die stmidawsen Vorgänge der letzten Tage.
Wohin soll es führen, wenn Schüler und unreife Burschen jetzt auf der
Straße mit Gewalt verhindern, daß Hindenburg vor dem parlamen-
tarischen Untersuchungsausschuß erscheint! Wie weit ist es gekommen,
wenn Schuldirektoren die Schuljugend auffordern, sich an Demonstra-
tionen zu beteiligen. Selbstverständlich wird die Regierung alles tun,
um für die Zukunft ähnliche Vorgänge zu verhindern. Entsprechende
Maßnahmen sind bereits getroffen worden. Die Schuldigen werden
zur Verantwortung gezogen werden. (Beifall links.) Gestern wurde
ferner von deutschnationaier Seite versucht, eine Versammlung der Liga
für den Völkerbund zu sprengen. (Hört, hört! links.) Wir werden he»
Beweis erbringen, daß wir in einem Rechtsstaats leben. Durch den
Sturmlauf von rechts und links wird die Arbeit der Regierung stark
erschwert. Der größte Teil der Beamten arbeitet weiter, weil er er-
kennt, daß positive Arbeit die erste Pflicht jedes Staatsbürgers ist. Das
Gleiche gilt von einem Teil des Ossizierkorps, der sich der Reichswehr
und der Sicherheitspolizei zur Verfügung gestellt hat. Das Vorbild
dieser Männer zeigt den sich in der Rolle der lärmenden Opposition
gefallenen Wortführern des radikalen Flügels der Deutschnationaf»',^
wie man vaterländische ArbD leisten san«, ohp.r feine politische Welt-
anschauung zu verttuen. Der Versuch der äußersten Rechten, durch
emsige Wühlarbeit einen Umsturz in ihrem Sinne zu erreichen — wir
beobachten sie aufmerksam — ist von vornherein zur,, Scheitern ver-
urteilt. Wer uns die Mitarbeit verweigert, hat auch kein Recht zur
Kritik, wenn seiner Meinung nach falsche Mittel angewendet werden.
Dis Politik der Dsutschnatisnalen ist im höchsten Grade schädlich, staats-
und volksfeindlich. (Große Unruhe.) Die antisemitische Hetze hat eknsn
solchen Umfang angenommen, daß ihr gegenüber eine Regierung gleich-
viel wie innerlich sie zur Iudenfrage steht, nicht untätig bleiben darf.
Es wird MeÄMsch von fast der ganzen rechtsstehenden Presse durch
gehässige Politik eine so gewitterschwere Atmosphäre erzeugt, daß st-
notwendig einmal zur Entladung führen mnß. Die antisemitischen Flug-
blätter und Broschüren wachsen bergehoch. Auch in den Schulen wird
diese Hetze getrieben. Schuld an der verheerenden geistigen Volks-
krankheit dieser Tage ist das alte System, das die Mensche» in den
Krieg hetzte. Wir müssen wieder zu einer Einheitsfront der Arbeiter-
schaft kommen. Ein dauernder Bruderkrieg im Arbeiterlager wäre un-
erträglich. Mögen alle besonnenen Elemente des Volkes sich aufrafsen
und Schulter an Schulter kämpfen für die Rettung des Vaterlandes.
Das ist die Pflicht eines jeden, dem das Wohl des Vaterlandes, sein
eigenes Los und die Zukunft seiner Kinder und Kindrskinder am Herzen
liegt. (Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.)

Protest gegen die Zurückhaltung unserer Gefangenen
in Frankreich.
Berlin, 16. Nov. (Wolff.) In zehn großen Ver-
sammlungen vereinigte sich heute die Bevölkerung Groß-
Berlins, um nochmals nachdrücklichen Protest zu erheben
gegen die Zurückhaltung unserer Gefangenen in Frank-
reich, obwohl schon zwölf Monate seit dem Abschluß des
Waffenstillstandes vergangen sind. Fast alle politischen und
sozialen Verbände und Vereine hatten Ausrufs an ihre Mit-
glieder um recht zahlreiches Erscheinen ergehen lassen. Trotz
des heftigen Schneetreibens und trotz starker Beschränkung
des Straßenbahnverkehrs waren die Versammlungen zahl-
reich besucht, ein Zeichen dafür, wie sehr diese Frage die
Gemüter aller Volksgenossen ergriffen hakte. Aus der
großen Rednerliste seien nur genannt: Professor Schiiüing,
die Abgeordneten Wels, Lawecrenz, Dr. Hugo, Schau-
spieler Moissi, Rittmeister Freiherr von Lersuer, Dom-
prediger DöhrLug. Von den Versammlungen wurden zwei
Entschließungen angenommen. In der ersten Entschließung,
welche durch Funkfpruch an dis Volker der Erde verbreitet
werden soll, wird gesagt, daß der Oberste Rat seine
Verpflichtungen nicht erfüllte. Zwölf Monate nach dein
Abschluß des Waffenstillstandes warten die deutschen Ge-
fangenen in Frankreich vergebens auf die Bekanntgabe des
Datums des Abtransportes. Ein neuer Winter bringe den
Gefangenen und deren, Angehörigen seelischen und körper-
lichen Zusammenbruch und Tod. Trotzdem verlange die
französische Presst die Zurückhaltung der Gefangenen als
Pfand. Ter Obersts Rat drohe mit Zwangsmaßnahmen.
Das deutsche Volk fordere die gesamte M.nschhsrt auf, sich
zu vereinigen zu dem Nus zu sofortiger Heimsendung aller
Gefangenen dieses Krieges. Die zweite Entschließung ver-
langt energisches Vorgehen der Nationalversammlung für
die Heimbeförderung der deutschen Gefangenen, sowie die
Anweisung der Regierung an die nach Paris zu entsendenden
Vertreter, daß für dis Zurückhaltung der Gefangenen ein-
schließlich der Internierten von Scapa Flow alle Zwangs-
maßnahmen ausgeschlossen sind, daß der Abtransport um-
gehend beginne und mit größtmöglichster Beschleunigung
beendet werde.

Die Untersuchung über die
Schuldfrage,
(Schluß der gestrigen Sitzung.) " - '
Ref. Dr. Sinzheimer: Nach der
Denkschrift des Abmimlstabes
sollte der U-Bootkrieg England in sechs Monaten zum Frieden geneigt
machen. Hielten Sie die Auffassung des Admiralstabes über eine zeit-
liche Fixierung überhaupt für möglich?
Dr. Heifferich: Wenn ich die Sicherheit gehabt hätte, daß
England bis zum 1. August niedergcrungen sein würde, dann wäre ich
ja ein Idiot gewesen, wenn ich nicht mit allen Mitteln für den U-Boot-
krieg eingetreten wäre.
Ref. Dr. Sinzheimer: Die Denkschrift lag dem Reichstag vor
und hat da vielleicht ausschlaggebend gewirkt?
Dr. Helfferich: Für mich war sie n i ch t ausschlag-
gebend.
Ref. Dr. Sinzheimer: Sie haben gegen die Denkschrift pole-
misiert und gegen die Gutachter erhebliche Einwendungen vorgebracht?
Dr. Helfferich: Das ist richtig! Ich Hobe in einem ausführ-,
lichen Gutachten dem Reichskanzler meine Meinung über die Denkschrift
ausgesprochen.
Ref. Dr. Sinzheimer: Nack der Denkschrift des Admiral-
stabes sollte England schon nach fünf 'Monaten, also am 1. Juli, nieder-
gerungen sein. Die Reichstagsentschlleßung datiert aber vom 14. Luli.
Dr. Helfferich: Wir wollen über Tage nicht sprechen. Die
Wirkung des U-Bootkrieges war so stark, daß nach einigen Monaten
ganz b est i m mte Symptome einer Friedcnsgeneigtheit bei den
Feinden vorhanden waren. Die militärisch-politische Wirkung reiste
heran, als sie von Deutjchtaud aus zerstört wurde.
Ref. Dr. Sinzheimer: In einem Brief sagt Herr v. Beth-
mann über die politischen Konsequenzen, die er aus der Tatsache ziehe,
daß die Enttäuschung am 1. Juli allgemein gewesen sei, folgendes: „Bei
der Darlegung der bei der Weiterführung des U-Bootkriegcs zu er-
wartenden Wirkung erscheint mir bei aller Zuversicht Vorsicht ge-
boten. Die auf statistischer Berechnung gegründete Voraussage bat sich
als unzuverlässig erwiesen, als daß sic mit Ueberzeugung kräftig
wiederholt werden könnte. Die Aussichten eines Friedens, den wir
diktieren könnten, sind in so weite Ferne gerückt, daß die Prophezeiung
eines fetten Friedens bei dem langen und schweren Weg, den wir noch
zu durchlaufen haben, zu neuer und verderblicher Enttäuschung führen
müßte." In demselben Brief heißt-es weiter: „lieber den Herbst hinaus
wird fick Oesterreich-Ungarn schwerlich an der Stange halten
lassen. Daß bis dahin England durch den U-Bovtkricg zur Kapitulation
gezwungen werden könnte, erscheint ausgeschlossen. Selbst
wenn wir imstande sein sollten, allein den Krieg über den Winter fort-
zusetze», können wir nicht damit rechnen, im nächsten Frühjahr oder
überhaupt zu irgend einem vorauszubestimmenden Zeitpunkt durch den

Die deutsche Delegation geht nicht nach
WaMNgtsn. .
Götsburg, 19. Nov. (W.T.B.) Die deutsche Dele-
gation zur ArLeiterkonftrenz in Washington hätte heute mit
dem Dampfer SLockhslm absahren sollen. Kurz vor Abfahrt
des Dampfers lief von der deutschen Delegation eine. Mit-
teilung ein, daß dis.Konferenz in Washington schon morgen
abgeschlossen würde, weshalb es die deutsche Regierung für
unmöglich ansteht, dis Delegationen dis Reiss über den
Ozean antreten zu lassen. Die Deutschen reisen morgen in
die Heimat zurück.
Dis Frage ÄsrANrlisfermrg des Exkaisers.
London, 1. Nov. (W.B.) Der „Daily Telegraph" meldet,
der Attorney-General und Solicitor-General, die jetzt in Paris
weilen, verhandeln mit dem Obersten Rat über das Gerichtsverfah-
ren wegen des früheren deutschen Kaisers. Man hofft, daß bis
Weihnachten in dieser Frage ein endgültiger Schritt getan wird.
Wilson Will den FriedensVertrag
'. MrÄckziehen.
Haag, 19. Nov. (W.B.) Der N. R. meldet aus Washington:
Wilson erhärte, daß er den Friedensvertrag wegen der Vorbehalte
dis sein Mesen verändern, zurückziehen werde.
Die Wahlen in Frankreich.
Paris, 19. Nov. (W.B.) Von den Kammerwahlen sind bis
jetzt ungefähr 590 Resultate bekannt. Bon insgesamt 626 Man-
daten erhalten die Links-Republikaner 125, Verluste 36, die Radi-
kalen 54, Verlust 7, die Radikalsozialisten 78, Verlust 85, die Re-
publikanersozialisten 26, Verl.ust 7, die unifizierten Sozialisten 65,
Verlust 32, die Diffidendenfözialisten 6, Gewinne 6, die Progres-
sisten 126, Gewinne 76, Aktionliberale 75, Gewinne 42, die Kon-
servativen 42, weder Gewinne noch Verluste.
Die Wahlen in Italien.
Mailand, 19. Nov. (W.B.) Die veröffentlichten Resultate
aus 1153 Wahlbezirken zeigen, daß die Sozialisten in Oberikalien
einen erheblichen Vorsprung haben.
-Unruhen in Mailand.
Mailand, 19. Nov. (W.B.) Gestern Abend kam es vor
dem Gebäude des „Avanti" nach einer sozialistischen Versammlung
zu einem Zwischenfall. Ein Arbeiterdemonstrationszug hatte sich
vor das Redaktionsgebäude begeben. Während der Direktor des
„Avanti" vom Balkon aus zur Menge sprach, warf ein Unbekann-
ter eine Bombe auf die Menge, durch deren Explosion 8 Personen
verletzt wurden. Dieser Vorfall gab Anlaß zu verschiedenen Ruhe-
störungen, besonders auf dem Domplatz.

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