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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1) — 1919

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Nr. 21 - Nr. 30 (24. Oktober - 4. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43996#0155
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-Äkafien auf ein Minimum beschränkt werden.. Das Hauptmerkmal
d« kommenden EinheitsLarifs wird das E x i stenz m inimum
"rin, über das hinaus der Gehalt nach dem L e i st u ngss y st e m
ermeßen wird.
Mit der Ausarbeitung des Einheitstarifs wurde eine Kom-
MMvn, bestehend aus den Herren Beetz (Karlsruhe), Schowalter
München), Diem (Württemberg) und Rosenfeld (Dresden) betraut.
Die Kommission wird auch mit den preußischen Vertretern der
Hrcigewerkschoftlichen Organisation Zusammenarbeiten, um so den
ÄWtjchen Einheitsgehaltstarif für die Verkchrsbeamtenschaft fest-
Mlcgen.

B. Die Verlängerung der Patentdauer um-die Kriegszeit beschäl»>
tigte am 8 .Oktober d. I. die Nationalversammlung. Aus eine Anfrage
des Abgeordneten Waldstein erklärte der Reichsjustizminister, daß sich
die Vertreter der in Frage kommenden Industrien gegen die Verlänge-
rung der Patente und Gebrauchsmuster um die Kriegszeit ausgesprochen
hätten. Daraus muß man wohl, folgern, daß auch der neue Reichsjustiz-
minister einer gesetzlichen Regelung dieser Angelegenheit abgeneigt ist.
Diese Haltung muß befremden, wenn man bedenkt, daß in einer Sach-

Schmerz über die Trennung der. früheren gemeinsamen Partei
Ausdruck. Wenn uns die Gewalt voneinandergerissen hat, so wifsten
wir, daß die Gewalt keinen Ewigkeitswert haben kann und daß
über die Gewalt die wahre internationale Friedensarbeit des Pro-
letariats triumphieren wird.

verständlgenkonferenz, die bereits am 19. Februar d. .L im UeichsjuM
Ministerium stattgefunden hat, dis Vertreter der Unternehmer und der
Angestellten in ihrer überwiegenden Mehrheit für die Veriängerung der
Patente eingetreten sind. Auch die zahlreichen Unterschriften, die die
Denkschrift des Ausschusses für Patentverlängerung aus den Kreisen der
technischen Berufs- und Fachverbände sowie der LinzclfirmeN gesunde«
hat, lehrt ganz eindeutig, daß keine Rede davvn.sein kann, daß etwa die
deutsche Industrie als solche Gegnerin der Patentverlängerung ist. Ins-
besondere muß' darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Bund der
technischen Angestellten und Beamten und der Deutsche Werkmeister-
Verband zu den Befürwortern der Patentverlängerung gehören. Es
wäre jedenfalls verfehlt, wenn das Reichsjustiznnnisterium über die"
Wünsche dieser mehr als 200 000 organisierten technischen Angestellten
zur Tagesordnung übergehen wollte. Da der Nationalversammlung be-
reits ein Initiativantrag — den Erlaß eines Gesetzes über die Verlänge-
rung der Patente betreffend — vorliegt, so darf man wohl erwarten,
daß die politischen Parteien sich mit der ablehnenden Haltung des Reichs-
sustizministers nicht abfinde», sondern ihrerseits dafür sorgen werden, daß
die dringenden Wünsche der gewerblichen Unternehmer und der An-
gestellten auf Verlängerung der Patentdauer die gebührende Berück-
sichtigung finden.

ANS Stadt And Land.
An unsere, Leser!
Infolge der morgen eintrekenden Verkehrseinsteüung wird es
uns nicht Möglich jein, Änseren Lesern auf dem Lande dis ZeiiNM
so zuzustellen, wir wir es gerne möchten.
Wir bitten die Leser uns auch über diese Zeit treu zu bleiben.
Wie ans bekannt wurde, wird die Post mit den GÄerziigerr beför-
dert; auf diese Weise wird es uns möglich sein, eine einigermaßen
rasche Zustellung zu bewerkstelligen.

KoMMNRSleT.
- Bürger-neistergehälter in Karlsruhe. Nach den Dienstverträge«
der Bürgermeister soll der neue Oberbürgermeister Dr. Fiuter ein
Iahresgehalt von 26 000 Mk. bei freier Dienstwohnung und die neuen
Bürgermeister Sauer und Schneider Iahresgehälter von je 18 000 Mk.
erhalten. Die Gehälter der bisherigen Bürgermeister Dr. Horstman«
und Dr. Kleinschmidt sind auf 10 000 Mk. festgesetzt. Oberbürgermeister
a. D. Siegrist soll ein Ruhegehalt von 16 375 Mk. erhalten.

!tt,

Letzte TelegrLMMe.
Berlin, 4. Nov. (W. B.) Von zuständiger Seite wird mit-
geteilt, daß infolge der Einstellung des Personenverkehrs die An-
nahme von Wertbriefen und Paketen, ausgenommen Medikamente
und Pressesendungen, aus kurze Zeit gesperrt werden muß, damit
die bereits unterwegs befindlichen Sendungen noch ihrem Bestel-
lungsort zugeführt werden können und ihr Inhalt nicht dem Verder-
ben ausgesetzt wird. Die übrigen Postsendungen können nur mit
Gütsrzügen befördert werden. Für den Telegraph wird me An-
nahme von Glückwunsch- und Begrühungstelegrammen sowie von
Telegrammen in nicht dringenden Angelegenheiten und dergleichen
bis auf weiteres eingestellt. Es liegt im Interesse der verkehrs-
treibenden Kreise, dis Benützung von Telegraph und Fernsprecher
auf die allerdringendsten Fälle Zu beschränken.
Berkin, 4. Nov. (W. B.) Laut „Lvk.-Anz"wird der Gesamt-
verlust Sachsens im Weltkriege von dem sächsischen statistischen
Landesamt auf 420 000 Personen geschätzt, einschließlich der
Zivilisten.
Versailles, 4. Nos. (W. B.) Die Führer der republikanischen
und demokratischen Fraktion des Senats haben sich jetzt über das
Programm der anzunehmenden Vorbehalte zum Friedensvertrag
geeinigt, um die Ratifizierung zu erzielen. Senator Hrirschoock er-
klärte, er könne der Abmachung erst nach der Zustimmung Wilsons
die Genehmigung erteilen.

Ai iw
l Leo
he Oper in
Dykerpotts

SsZisLs Nrmdschau.
Mieteinigungsämter — Wohnungsämter.
" Das Arbeitsministerium ist auf das eifrigste bestrebt, zur Linderung
der Wohnungsnot, sowie zum Schutze der Mieter, das beste zu tun.
Allein die bisher auf diesem Gebiete erlassenen Verordnungen haben
in der Praxis vielfach nicht die Wirkungen, die erwartet werden. Diese
Erscheinung liegt in der Hauptsache an den organisatorischen Einrich-
tungen zweier Körperschaften, dem Mieteinigungsamt und dem Woh-
nungsamt, die infolge ihres heutigen Aufgabenkreises nicht dasjenige
treffen, was im Interesse der Mieter erforderlich wäre. Es mühte vor
allen Dingen die Tätigkeitsgebiete dieser beiden Aemter schärfer ge-
trennt werden, um damit den Wohnungsämtern eine grö-
ßere Selbständigkeit zu geben.
Der Aufgabenkrcis der Mieteinigungsämter dürfte sich nur auf
Mietkündigungen und auf Prüfung von Zwangsmaßnahmen zwecks Räu-
mung einer Wohnung erstrecken. Alle übrigen Fragen, insbesondere die
Einweisung von Familien in größere zum Teil bewohnte oder unbewohnte
Räume müßte lediglich Aufgabe der Wohnungsämter sein, deren Ent-
scheid in solchen Sachen allein rechtskräftig wäre. Diese
Klarstellung in dem Aufgabenkrcis der beiden Aemter würde eine erheb-
liche Vereinfachung des Verfahrens bringen. Es wird von sehr
vielen Mieteinigungsämtsrn geklagt, daß sie mit Arbeiten überhäuft sind,
wodurch manchmal sehr dringende Fälle verschleppt werden. Gerade
auf dem Gebiete des Wohnungswesens ist es besonders notwendig, daß
die einzelnen Entscheidungen so-rasch wie möglich getroffen werden.
Zum Beweise, wie nvtWNdig eine Vereinfachung des Verfahrens
ist, darf nur auf Fälle hingewiesen werden, bei denen die Verordnung
des Bundesrates vom 23. Sept. 1918 und die Verordnung des Bad.
Arbeitsministeriums vom 30. Dezember 1918 in Frage kommen. Diese
Verordnung lautet:
„Das Wohnungsamt ist berechtigt, die Einmietung von Wohnung-
suchenden auch gegen den Willen der Verfügungsberechtigten nicht nur
in unbenutzte, sondern auch in benutzte Räume zu veranlassen, falls
dies ohne Härte für den Verfügungsberechtigten geschehen kann. Unter
derselben Voraussetzung kann das Wohnungsamt veranlassen, daß der
Verfügungsberechtigte der Stabt nicht nur unbenutzte, sondern auch
benutzte Fabrik-, Lager-, Werkstätten-, Dienst- und Geschäftsräume
oder sonstige Räume gegen Vergütung überläßt. Im Streitfälle ent-
scheidet das Mieteinigungsamt."
Durch den letzten Satz dieser Verordnung, wonach in Streitfällen
das Mietcim'gungsamt entscheidet, wird durchweg gegen sämtliche Ver-
fügungen der Wohnungsämter Einspruch erhoben, wodurch nur eine
Verschleppung der Sache erzielt wird, an der der Verfügungsberechtigte
ein Interesse hat. Weshalb konnte man nicht den Wohnungsämtern die
endgültige Entscheidung überlassen, die durchweg mehr nach
praktischen Gesichtspunkten, dem Sinne der Verordnungen entsprechen,
wie bas vielfach die Mieteinigungsämter tun.
Da vorerst an eine durchgreifende Bautätigkeit zur Erstellung von
Wohngebäuden nicht zu denken ist, so bleibt nur der einzige Ausweg
übrig, bei bestehenden Gebäuden so viel wie möglich Wohnräume zu
beschaffen. Da der Notstand in der Wohnungsfrage von Tag zu Tag
einen stets größeren Umfang onnimmt, muß hinsichtlich der Einweisung
von Mietern und der Erstellung von Notwohnungen, in benützten und
unbenutzten Räumen, unverzüglich und mit Energie vorgegangen wer-
den. Dazu ist erforderlich, daß die Wohnungsämter öder Kommissionen
mit den nötigen Vollmachten ausgestattet werden, damit deren Entschel-
dungcn allein maßgebend sind. Nur auf diese Weise^ kann rasch und
durchgreifend vorgegangcn werden. Wenn in diesem Sinne eine Rege-
lung vorgenommen wird, dann kommen wir zwecks Linderung der Woh-
nungsnot ein gutes Stück vorwärts.
Verbandst««; dss Verrtschen TabakarbsiLer-Verbandes.
(Dritter V e r h a n d l u n g s t a g.)
Nach dem Referat über die Abänderung der Statuten am Vortage
wurde in die Aussprache der zu diesem Punkt gestellten Anträge eiugejre-
ten, die sich in der Hauptsache mit der Erhöhung der Beitrage und der
Unterstützungen, namentlich der Streikunterstützung befaßt Mträ^.
wurden zur Verhandlung gestellt.
Di- Anträge über Diäten wurden der Stat^;^tz^2tunqskommission
überwiesen, die auch den Auftrag erhielt, d> ^ GchZster der Verbands-
beamten zu regeln.
ö-f„F"mich-wurde die Generaldebatte^. ^ Statutenänderung er-
An'^v^--?wäl 'Ur Erhöhung der Beitrüge kein
R^e^S mcht mehr zu rechnen ist. (Widerspruch.)
bekürwort't d-e süddeutschen Kollegen
befürworte auch a. M. die Beitraaserhöhuna und
bea,E^'E das Recht haben -soll, eine-Urabstimmung
an ?,^ iP e n -Hamburg: In der Debatte zum Geschäftsbericht ist der
Wunsch wiederholt Lmeoergekchrt, daß der Verband zu einer Kampf-
orgamsatwn ausgebaut wird.
B ö h l e - Münden befürwortet eine 4. Klasse mit einem höheren
Beitrag von 1,50 Mk. einzuführen und die Unterstützung nicht zu erhöhen.
Bergholz-Leipzig: Zur Erlangung von mehr Mitteln in der
Kasse muß das Fabrikkassierwesen ausgebaut werden. Die niedrige
Streikunterstützung macht es den Kämpfern unmöglich, die Waffe des
Streiks anzuwenden.
Domeyer - Dresden empfiehlt, bei der Besetzung des Vorstandes
ernen weiblichen Sekretär zu wählen, um den Interessen der weiblichen
Mitglieder mehr dienen zu können. Der Verbandst«" soll alle zwei Jahre
statrfmdem und befürwortet, die Wahlzeit zu verlängern. — Arm-
- ? « 5 - Berlin wist dt? MmfunsirsMung erhöhen, während die ande-
ren Unterstützungen nicht erhöht werden brauchen. Man soll bei Gewin-
nung von Mitgliedern nicht auf die Unterstützung Hinweisen, sondern den
Kampfcharakter hervorheben, der die Hauptfach bildet. — Kos-
low s k y-Berlin tritt für die niedrig entlohnten Arbeiter ein, denen die
Beiträge nicht erhöht werden dürfen. — Husung (Vorstandsmitglied):
Der Vorstand war sich einig darüber, daß eine Beitragserhöhung not-
wendig ist. Die Streikunterstützung nach dem Vorschläge Bergholz zu
erhöhen, kann nicht befürwortet werden. Redner tritt dafür ein, daß
alle Mitglieder, die Unterstützung erhalten, auch Beiträge zahlen müssen,
— Es folgt noch
Stellungnahme zum Inter-rationalen Kongreß.
Der Internationale Sekretär Deichmann referiert über das
Internationale Sekretariat und seine Tätigkeit über die zurückliegende
Zeit. Der Internal'enale gehörten im Jahre 1913 über 60 000, davon
90 000 weibliche, Mtglieder an.
Der Weltkrieg hat die Entwicklung der Internationale zum Bedauern
aller aufs empfindlichste gestört. Wir hoffen, daß cs gelingt, daß wir
die Internationale wieder aufbauen können. Die Einnahmen bis 30.
September 1919 betrugen: Belgien 1411 Mk., Bulgarien 225 Mk., Däne-
mark 2100 Mk., Deutschland 19 500 Mk., England 575 Mk., Schweden
900 Mk., Schweiz 100 Mk., Holland 3100 Mk., Norwegen 114 Mk.,
Oesterreich 832 Mk. und Serbien 21 Mk. Mehrere Kämpfe im Aus-
lände wurden unterstützt, und zwar Bulgarien mit 1500 Mk., Holland
mit 14 000 Mk. und Norwegen mit 4100 Mk. Der Kassenbestanb ist
20 300 Mark.
Der neue internationale Kongreß soll am 10. November in Amster-
dam stattfindcn. Der Sitz des Internationalen Sekretärs soll künftig
nach Holland verlegt werden, wenn aber beliebt würde, den, Sitz nach
Belgien zu verlegen, dann mühte dies als eine Unfreundlichkeit gegen
Deutschland angesehen werden.
Möller-Kopenhagen ist mit der Verlegung des Sekretariats
nach einem neutralen Lande, nach Amsterdam, einverstanden. Der Ver-
bcmbssstg erklärt sich einverstanden und delegiert Krohn zum Intcr-
NaticmÄen Kongreß.

EMdslbsNger
Dienstag, den 4, November 1. VorsteLum
Mittwoch, 5. November außer Miete ,,B
Singspiel in 1 Aki von I. Will)-,
hierauf „Die Schwätzerin von Sa
2 Bildern von I. Offenbach.
Donnerstag, den 6. November 6. Vorsjell
Erben", Komödie in 3 Akten von

Theater, Kmtst Nutz WrffeKschafL.
Birkigt-Quartett (Mannheim). Werks Son Ernst Tuch.
m Da schwirren Töne, Motive, Melodien in Wcknker,- kontra-punk-
»M.gut durchqeführter Form. Da klingt Musik einLS Musikers, der
in romantischen Bahnen bewegt: voll Leidenschaft,- voll Begsists-
Mtz. Die Musik kann begeistern wegen ihrer schönen, unbedingt
Ortenden - Gestaltung. Aber der Inhalt?-— Entweder, ist keiner
O' oder man konnte gestern durch das dichte Tonkleid nicht hm-
^chschauen.
Das Streichquartett ves-äur erklang zuerst. Das war ein lewen-'
Östliches-Hin- und Herwogen ahne Ruhepnnkte — oder man uchM
langen Pausen in den einzelnen Sätzen als solche bezeichnen.
»Lintig und lebensfroh wirkte dis L-ckur-Violmsonate: ein Schwei-
tzsi* in' sprudelnder Sinnlichkeit, abgesehen vom letzten Satz, der
Asches Interessante klanglich wie rhythmisch aufrveist. Der Kvm-
hAist selbst saß am. Flügel. Technisch konnte er nicht so ganz be-
aber sein musikalisches Empfinden — das ist ja als Kmn-
lmchi selbstverständlich — und feine Art zu spielen, halsen über die
W technischen Mängel Hinwegs
if., Das Birkigt-Quartett (Konzertmeister Hugo Birkigt, Walter
ieMnr, Franz Neumaier, Konzertmeister Karl Müller) erschöpfte
avu Acht leichte Aufgabe — besonders der Bratschist. Herrlich im
W, >>i»d die IchUuineiäe, lauter „Nniaiis . Es wäre philiströs,
man den Streichkörper mit einem jener ganz berühmten
eite vergleichen. Einen solchen Vergleich hält es natürlich
" ans. ' Gs.

^vHier, der Fremde und der Knabe begaben sich in das Schlaf-
^Mer hinaus.
(Fortsetzung folgt.)

„ Volkszeitung."
Die Holz- und Wellenabsuhr aus dem Heidelberger Stadtwaid.
Von feiten der Ortskohlenstelle, Sladtrat Emil Maier, wird uns
geschrieben:
Die Vereinigung der Fuhrunternehmer von Heidel-
berg und Umgebung nimmt in einer „Erklärung" zu meinen in der letz-
ten Bürgerausschußsitzung gemachten Ausführungen Stellung. Sir
nennen dieselben „sensationelle, das Publikum aufreizende Erklärungen,,
die in keinem Falle den Tatsachen entsprechen".
An Hand der Akten konstatiere ich hier nochmals folgende Tat-
Nachdem Verhandlungen mit verschiedenen Fuhrunternehmern
zu keinem Resultat kamen, wurden unterm 11. Oktober in öffent-
licher Bekanntmachung der Ortskohlenstelle Unternehmer für die
Holz- und Wellenabsuhr gesucht.
Mit Datum vom 25. Oktober reichte die obengenannte Bereini-
gung ein schriftliches Angebot ein für die Abfuhr von 888 Ster
z. Preise von 23 Mk. pro Ster. Gleichzeitig wurde ein Angebot
gemacht für die Abfuhr von 34 245 Wellen zum Preise
120 Mk. pro 100 Wellen.
Dieser Preis war also nicht etwa ein erstes AngAbi, 'n der Mei-
nung, noch etwas herunterhandeln zu lasten, sond^-.har fchlecbtweg
bas Angebot, das ich in der Bürgeraus^uMung als Sabotage der
Brennstvssversvrgung bezeichnete. De/, Preis entsprach einem Versa:
lungsbeschlußder Fuhrunterne>-,E, während eine frühere Bersamm
gch mit 20-.-.k. pro St°7-zufrieden geben wM«!
nichts mehr hi-° dürüerau^z g..^chten Ausführungen
„.zuzufügen, aber auch incyts davon zurückzunehmen. Mm
..^caubung, und zwar eine ganz wesenisiche, haben lediglich Di-
Forderungen der Fuhrunternehmer notwendig.
Zur Derkehrseinstellung. Wie uns mitgeteilt wird, wird der
Arbeiter- und Berufsverkehr auch während der Verkehrseinstellmm
aufrecht erhalten- Es verkehren auf der Strecke Heidelberg-
Schwehmgsn und zurück Zug. Nr. 1032 T. 12, 1036, 1044 104«
1050, 9134, 1033, 1035, 1047, 1049 und 1051. Auf der Strecke
Heidelberg-Mannheim und zurück Zug Nr. 332, .234, 336, 442 864
866, 337, 357, 375, 377, 443,. 447. Auf der Strecke Heidelberg-
Karlsruhe u. zurück 888, 904, 3164—65, Wiesloch und zurück, 3066
bis 67, Kirchheim und zurück 3124—25, Kirchheim und zurück, 930
rmd 3180 bis Langenbrücken und zurück, 921, 925, 941, 977,
3166—67 Kirchheim, 3124—25 Kirchheim-Heidelberg, 922—3180,
bis Langenbrücken und zurück, 921—925, 941, 977, 3181, Iagstfeld-
Würzburg, 6009, 6010, Heidelberg-Würzburg-Mannheim, 3136
Eberbach-Heidelberg, 3104 Neckargemünd-Heidelberg, 431—32
Heidelberg-Iagstfeld, 3125—26 Sinsheim, 375 Heidelberg-Eber-
bach, 323—44 Heidelberg-Meckesheim, 44 Iagstfeld-Heidelberg,
438 Iagstfeld-Heidelberg, 3104 Meckesheim-Heidelberg. Der Eil-
gükerzug 6734 befördert Arbeiter bis Neckargemünd. Wir werden
morgen die Zeit bestimmen, wenn der Fahrplan im Auszug fertig
ist.
Aushebung verschiedener Haltestellen der Elektr. Straßenbahn.
Die Haltestellen Neugasse und Bienenstraße-Perkeo werden aufge-
hoben, diejenige der Märzgasse nach Osten verlegt.
Schwarzschlachtung. Metzger Georg Wilhelm von UnterwFtlg^
Haufen hat eine Kuh im Gewicht von 283 Kilo schwarzgeschlachtet. Der
Täter kam zur Anzeige.

Deutsch-Österreichischer Parteitag.
Unter massenhafter Beteiligung trat im Fcstsaale des Otta-
Lrikger Arbeikerheims der erste Parteitag der deutschösterreichischen
Sozialdemokratie zusammen. Vorsitzender Seitz gedachte in war-
men Worten des großen Toten der Partei, Dr. Viktor Adler.
Am Würdigung des Parteitages führte er aus: Die Arbeit, die
vir beginnen, vollzieht sich unter wesentlich anderen Bedingungen
Äs jede frühere. Die alte Monarchie ist nicht mehr. Wir haben
-ich neues Haus gebaut, das nicht ein fremdes für uns ist. Daraus
Mk wir aus einer Partei, die dem alten Staat Urfehde geschworen
siatte, zu einer Partei geworden, deren Mitglieder an der Regie-
i L»ng selbst ieilnehmen. Wir haben unser Ziel, das unverrückbar
-8, nicht geändert. Wir haben den Massenkamps, der die Grrmd-
iAM aller unserer Aktionen ist, nicht ausgegeben, wir haben neue
Mittel und neue Formen für den Klassenkampf gewonnen und
»erden ihn schärfer und entschiedener sortführen.
Der Zusammenbruch der alten Monarchie erfolgte schon am
Z. November, als der ehemalige Kaiser seinen Oberbefehl über die
Truppen niederlegte. Der 12. November bedeutet nur die formale
Erhebung Deutschösterreicks zur Republik. Wir empfanden es als
»«fere Pflicht, aus dem Zusammenbruch zu retten, was zu retten
i»« und so rasch als möglich jene Tatsachen zu schaffen, die fiir
M«- künftige Entwicklung bestimmend waren, wir erklärten damals'
tsierkichst die Sprachgrenzen als die Grenzen der Republik, aber
Mx Wort Wilsons vom Selbstbestimmungsrecht der Völker wurde
verraten. Wir mußten Abschied nehmen von unseren Brüdern in
! »en Sudetenländern, Böhmen, Mähren und Schlesien, Abschied
nehmen von unseren Brüdern in Südtirol, im südlichen Steiermark
Kärnten. Wir mußten uns der Gewalt der Waffen und
Sieger beugen, aber wir wissen, daß die Geschichte niemals ab-
I «Meßt. Wir wissen, daß wir unzertrennlich sind, daß die Bande
der Kultur, des gemeinsamen Denkens und Fühlens nicht zerrissen
»erden können.
Im Namen der deutschen Rechtssozialisten spricht Wels:
Auch wir fühlen uns als ein Stück der Internationale. Der Friede,
der den Völkern auferlegt wurde, trennt die Deutschen. Er schuf
-Kriegs-, aber nicht Friedensrecht. Der Hunger war die Quelle,
«»s der die Revolution bei uns und bei Ihnen entsprungen ist.
Dir Revolution, die den Arbeitern die politische Macht gebracht
W, hat den Hunger nicht befriedigen können und gestaltet die Ver-
hältnisse für Deutschösterreich noch trauriger als für uns. Worum
vir Sie aber beneiden, ist die Einigkeit der Partei. Wir haben
Ae Einheit der Arbeiterbewegung, unser kostbarstes Gut, verloren.
Sic war die Epringquelle unserer Kraft. Sie führte uns von
Kamps, von Sieg zu Sieg. Alles, was unserem Aufstieg hindernd
Egegensteht, alles, was trennend zwischen oen in Deutschland
kämpfenden Truppen des Proletariats steht, ist- die Spaltung der
WaldeAvkrätischeu Partei. Wir sprechen leider nicht mehr mit-
cmandcr, sondern gegeneinander. Es ist der Ausdruck der tiefsten
Trauer, der mir diese Worte aus die Zunge legt. (Beifall.)
L.r ispien, mit stürmischem Beifall begrübt, richtet folgende
BegMungsworte an den Parteitag: Als der Krieg im Jahre 1914
Gst Sozialismus zu Boden geworfen hatte, gab es in Deutschland
Sozialdemokraten, die ihrer Ueberzeugung treu geblieben waren
Md unter schweren Opfern für die Beendigung des Krieges ge-
käsrpst hatten. Wir waren damit den Beschlüssen der Iitternatio-,
t treu geblieben. Als es uns. nicht mehr möglich war, in der
! Een Organisation unserer Ueberzeugung Ausdruck zu geben, da
satten wir keine Wahl, als in Deutschland die Sozialdemokraten
M dje Fahne des internationalen Sozialismus zu sammeln. Wir
k aus dem tiefsten Drange, daß die Sozialdemokratie, die
Menschheit nicht verzweifeln möge an den großen Ideen des inter-
Mtwnalen Sozialismus, gekämpft und gebandelt und stehen noch
deute in schwerem Kampf. Wir haben die Arbeitermassen mehr
Md mehr auf dem Boden der Einigkeit gesammelt, der allein frucht-
«ringenbe- Taten auslvsen kann, wenn sie auf
dem Boden der Grundsätze der mneren Einigkeit
aus Leberzeugung ersvlgt
Unö nicht äußerlich rein formal sind.
! Der Krieg ist trotz Friedensverträgen nicht zu Ende: Oester-
sfich sM Sklave der Ententeimperialisten werden. Wir fordern
M Vereinigung Deutschösterreichs mit Deutschland, die nach meiner
Men Ueberzeugung kommen wird. Ich sehe den Tag vor mir, wo
s M mit den deutschösterreichischen Gliedern zusammen beraten wer-
k den über unsere Geschicke. Ich sehe aber auch den Tag" vor mir,
M «ffe die Grenzen fallen werden, die von; Kapitalismus auf-
Httichtet sind, um die Völker zu trennen, wo der Völkerbund ent-
Wen wird kraft der internationalen sozialistischen Welirevolutiom
Stürmischer Beifall.)
. Ski vsn begrüßt den Parteitag namens der tschecho-
> 'kvwükischen Arbeiterpartei. Wir haben vom alten
Oesterreich das nationale Problem geerbt. Wir wollen unsere
! Wze Kraft daransetzen, daß wir gemeinsam mit dem deutschen
Proletariat für die sozialistischen Ziele kämpfen.
, Seliger gibt namens der deutschen Sozialdemo-
kraten T s ch e ch o - S l o w a k i e ns in bewegten Worten dem

W technischen Mängel hinweq.^-

Neirmaier, Konzertmeister Karl Müller) erschöpfte
rulu-tS Ausgabe — besonders der "
«sind die Instrumente, lauter „Amatis"
 
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