" Gemeinde- oder Staatspolizei! Diese Frage wird voraussichtlich
der Beratung der neuen badischen Gemeindeordnung zu Mei-
'zsvcrfchiedcnheiten führen. Der Einwurf der Gemeindeordnung sieht
diesem Gebiete einige Aendenmgen vor. Das Ministerium des In-
st soll berechtigt fein, einzelne Zweige der Ortspolizei, den staatlichen
heiftetien zuzuweisen. Bei dieser Regelung wäre doch die Frage zu
stn, ob es nicht zweckmäßiger ist, das Sicherheitspolizenvefen ganz
S i a a t s v e r w a l t u n g zu überweisen. Zur Durchführung der
M Maßnahmen, die von der Regierung erlassen werden, könnte es
von Interesse sein, wenn die Ausführung derselben durch eine ein-
Siche Organisation geschehen könnte. Bei der Prüfung dieser Frage
"en praktische Gesichtspunkte maßgebend sein, alle per-
iichcn Motive müssen ausgeschaltet werden.
In Württemberg macht sich gleichfalls eine Reform des dor-
t Polizeiwesens notwendig. Das Stuttgarter Parteiorgan, die
chWabische Tagwacht" schreibt hierzu: „Befriedigende Verhältnisse in-
halb der Polizei kann nur eine Verstaatlichung bringen. Die Bil-
ch einer Landespolizei für ganz Württemberg unter Aufsaugung aller
chhrnden Polizeibehörden ist deshalb nach unserer Meinung eine Not-
Nvigkeit. Bon den Gemeinden wird freilich trotz der steigenden Aus-
ft«' für die Polizei, denen nennenswerte, Einnahmen nicht gegenüber-
iün, immer wieder auf das Selbstverwaltungsrecht hingewiesen -wer-
1 Es soll nicht näher geprüft werden, inwieweit hierbei persönliche
'iive gewisser Beamten mik ausschlaggebend sind, dis in einzelnen
lebten die Polizei leiten und sich mehr oder weniger als „Sel'bstherr-
tt" fühlen. Wenn an größeren Orten dann neben der städtischen Poli-
l sich noch andere staatliche Polizeibehörden befinden, entstehen ganz
t selbst Widerwärtigkeiten über die jeweilige Zuständigkeit. Wer Har-
le r leidet, ist das Publikum, zu Hegen Schutz in erster Linie sämtliche
rizcibehörden da fein sollen. In Württemberg besteht das staatliche
wespolizeiamt, dessen Tätigkeit sich über das ganze Land erstreckt,
den diesen gibt es in den größeren Gemeinden gut organisierte städtische
Vzeibehörden, die auf ihren Ortsbezirt angewiesen sind. Während
: Landespolizeibeamte jede Spur eines Verbrechens oder sonstigen Ver-
h-ns ohne weiteres beliebig weit verfolgen kann, müssen die Polizei-
emten der Gemeinden bei solcher Tätigkeit, sobald sie die Grenzen ihres
- Bezirks überschreiten, jeweils erst das zuständige Schultheißamt da-
cht. benachrichtigen, welche Handlung sie in 'dem betreffenden Ort vorney-
ü: wollen. In den meisten Fällen müssen sie t> aber auf ein fchrift-
les Ersuchen, Telegramm oder Telephongespräch beschränken. Daß ein
kem.ter, der in die Materie nicht engeweht ist, solche Aufträge lange
ch: mit der Sorgfalt ausführen kann, wie der mitteilende Beamte, dar-
'r- dürsten wohl' Zweifel nicht bestehen. Unserer Ansicht wäre die rich-
Lösung die, wenn die gesamte Exekutivpvlizei als Landespolizeiamt
chrn Ministerium des Innern unterstellt wird, und zwar in der Weise,
ch die Hauptleitung in Stuttgart verbleibt, während im ganzen Lande
'^-reichend besetzte Nebenstellen errichtet werden. Durch diese Zentralisa-
der Exekutivpolizei wäre es leicht möglich, die jedenfalls nicht bil-
-!- Institution der P o l i z e i w e h r, die ja mehr oder weniger mili-
> tischen Charakter hat, umzugestalten und den Etat der eigentlichen
s ".ftei entsprechend zu vermehren. Zur Ermöglichung einer wirksamen
Dämpfung des gewerbsmäßigen Verbrecher- und Schiöbertums sowie
?es besseren und schnelleren Handinhandarbeitens mit den Instizbehör-
' h müßten sämtliche Kriminalbeamten, gleichgültig an welchem Ort sie
' tck ihren Dienst ausnben, dem Justizministerium unterstellt werden. Dies
- c,r in der Weise zu geschehen, daß die Kriminalbeamte aller Dienst-
>ebe direkt der Staatsanwaltschaft ihres Bezirks unterstellt werden. Da-
i drch wurde vor allem ein großer schriftlicher Verkehr wegfallen und
»jerdcm durch mündliche Versprechungen vielfach die Abkürzung an-
>!.'.nder Lnterjuchungsfachen eine Verkürzung der Untersuchungshaft er-
*-ä)t werden können."
Man kann sich den Auslastungen unseres Stuttgarter Parteiblattes
wesentlichen anschließen. In Baden sind ähnliche Zustände zu ver-
stchnen wie aus Württemberg geschildert wurden. Der Landtag kann
^ehalb nicht umhin, sich mit der Frage sehr eingehend zu beschäftigen.
v. Zum Bürgermeister von Hamburg wählte der Senat unseren
:.efsen Otto St ölten, Mitglied der Nationalversammlung.
Aus Stsdt und Land.
Neuss Hochwasser irr Sicht.
Der Neckar steigt wieder.
Seit heute Nacht steigt der Neckar wieder ganz bedenklich ustd hat
sstclls bei der Stiftsmühte die Ziegelhäuserlandstraße auf ein großes
5tück überschwemmt. Bei den Bögen am Strohmarkt sind bereits
Wachtposten ausgestellt.
Aus Stut tg a r t wird gemeldet: Die ununterbrochenen Regen-
Ke der letzten 24 Stunden haben im Gebiet des Neckars und feiner
Pdcnfllifse erneut Hschwafser hervorgerufen. Der Fluß ist bereits auf
^eite Strecken über das Ufer getreten und hat Verkehrsstörungen her-
. M g<rufen. Das Wasser steigt weiter.
Au der letzten Hochwasserkatastrophe liegen noch folgende Meldun-
gen vor:
Rack allen im Laufe des Samstag hier eingegangenen Nachrichten,
Kf hie Hochwassergefahr in Mittel- und Oberbaden und auch im
^»chwarzwald als beseitigt gelten. Nur der Rhein und Neckar waren
sIch im Steigen begriffen und hatten bei ihrer Vereinigung in Mann-
heim außerordentliche Ueberschwemm-ungen hervorgerufen, wie sie seit
>882 nicht mehr zu verzeichnen waren. Der Neckar hat zwischen Hei-
delberg und Mannheim seine doppelte Breite und führt immer noch
Huherordentlich viel Holz und auch ertrunkenes Wild mit sich. Glücklicher-
weise hat das Hochwasser nirgends Menschenleben gefordert, jedoch ist der
Sachschaden sehr groß, da Dämme unterspült und zerrissen und Land-
Istaßen ausgerissen wurden.
In Ergänzung der bereits erfolgten Meldungen über das Hochwasser
'segcn noch einige Nachrichten vor, die interessante Einzelhalten enthalten.
Jo wird aus dem Schwarzwald gemeldet, daß dort nahezu sämtliche
deckte und Orte ohne elektrisches Licht und Kraft waren, da das Kraft-
werk Laufenburg durch das Hochwasser gezwungen war den Betrieb der
Turbinen einzustellen; auch verschiedene kleinere stromliefernde Werke
jvarcn durch das Hochwasser lahm gelegt. Bielcfach wurde der Bahn-
derft.hr gehemmt, so auf der Murgtal- und der Bregtalbahn. Dort war
fvaar ganz unterbrochen, da der Damm teilweise ganz weggeschwemmt
tdo-,"
Das Murgwerk unbeschädigt.
, Das Murgwerk hat dem stärksten Hochwasser, das feit feinem Be-
ilchcn auszuhalten hatte, in allen seinen Teilen widerstanden. Rur ganz
'vorübergehend wurde die Stromerzeugung durch die angefchwemmten
Hvlzmasfen, Baumzweige ufw., von denen die Rechen erst wieder gerei-
vigt werden mußten, etwas verringert. An sich Ist aber die Stromliefe-
Teppichen belegte und von Wohlgerüchen duftende Treppe hinan-
iügehen. Ein junger Mensch, ebenfalls untadelhaft gekleidet, aber
W einer russischen Physiognomie — sein Kammerdiener — kam
ihm entgegengestürzt. Polosoff kündete ihm sofort an, dasz er ihn
>N Zukunft stets mit sich nehmen werde, denn man habe gestern
«bend in Frankfurt versäumt, ihm, Polosoff, für die Nacht warmes
Nasser zu bringen! Der Kammerdiener machte ein ungemein be-
stürztes Gesicht und — bückte sich rasch herab, um feinem^ Herrn
die Galoschen auszuziehen.
„Ist Maria Nikolajewna zu Hause?" fragte Polosoff.
„Ja, sie ist zu Hause. Sie geruht sich anzukleiden. Sie wird
Seruhen, bei der Gräfin Lassunsti zu dinieren."
' „Hm, bei der! . . . Warte mal! Da sind Sachen unten im
Nagen; geh, hole sie, aber du selbst. Und Lu, Dimitri Pawlo-
witsch," fügte Polosoff hinzu, „nimm dir ein Zimmer und komm
- in Dreiviertelstunden wieder. Wir wollen zusammen zu Mittag
Ipeisen."
Polosoff watschelte weiter und Sanin ließ sich ein bescheidenes
! Zimmer geben und nachdem er sich etwas ausgeruht und seine
i Toilette in Ordnung gebracht, begab er sich in die weiten Gemächer,
welche „Seine Durchlaucht der Fürst von Polosoff" bewohnte.
(Fortsetzung folgt.)
Unsere Postabonnenten
bitten wir die Bestellung der
Volkszeitung Heidelberg
für das I. Vierteljahr 1920 alsbald auszugeben, damit vom
1. Januar ab in der Zustellung keine Verzögerung eintritt.
rung für die angckschlojsenen Bezirke in Mittel- und Unterbaden in keiner
Weise beeinträchtigt und es liegt, wie die Oberrhein. Kvrresp. einer amt-
lichen von ihr eingeholten Auskunft entnimmt, keinerlei Grund zur Beun-
ruyung der Licht- und kraftbsnötigenden Bevölkerung vor.
Aus Rastatt wird gemeldet: Das Hochwasser war über das
Murgtal mit einer Schnelligkeit hereingebrochen, wie das noch nie erlebt
worden ist. In wenigen Stunden war die Hauptstraße von Gaggenau
völlig überschwemmt, der Fluß überflutete die Dämme und das Wasser
setzte auch die Benzwerke teilweise unter Wasser und richtete vor allem
im Direktion.gebäude großen Schaden an. Aehnlich mitgenommen wur-
den auch die Bergmannwerke.
Freiburg, 29. Dez. (W.B.) Die über die Hochwasserkatastrophe
eingegangenen Meldungen zeigen erfreulicherweise, daß Menschenleben
dem Wasser nicht zum Opfer gefallen sind. Auch der Viehschaden scheint
unerheblich zu fein, da es rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnte.
Dagegen ist der Schaden an den Feldern und Wiesen, an weggefchwemm-
tem Holz, an den Straßen und übrigen Verkehrswegen außerordentlich
groß. Dieser Schaden wird noch vermehrt durch neuerliches Eintreten
von Hochwasser. Am 2. Weihnachtsfeiertag war außerordentlich starker
Schnee gefallen, der auf den EchwarzMaldhöhen- bis HL Meter hoch lag.
Heftiger Regen verbunden mit starkem Föhnsturm haben diese Schnee-
massen zum Schmelzen gebracht und ein weiteres starkes Wachsen der
Wasserläufe verursacht. Wenn der Regen nicht bald nachläßt, so dürfte
die Gefahr einer Katastrophe großer als i» den Weihnachtsfeiertagen
fein, da die Dämme bei der ersten Flut verschiedentlich gelitten haben.
Stuttgart, 29. Dez. (W.B.) Am Abend trat ein leichter Rückgang
des Neckarhochwassers ein. Die Niederschläge haben aufgehört. Das
Hochwasser am heiligen Abend hat im Bezirk Freudenstadt 2 -und im
Bezirk Nagold 1 Menschenleben gekostet. Bei dem Eisenbahnunglück in
Schorndorf infolge des Hochwassers der Ems gab es 2 Verletzte.
Frankfurt a. M., 29. Dez. (W.B.) Auch der Main führt infolge
der starken Niederschläge und der Schneeschmelze starkes Hochwasser. Das
Wasser ist auch hier über die Ufer getreten und richtete vielfachen Scha-
den an. Während der Feiertage und auch gestern waren neuerlich Ber-
gungsarbeiten im Gange. Das Wasser ist etwa hier Meter gestiegen
und steigt weiter.
Köln, 29. Dez. (W.B.) Der Pegelstand des Rheins betrug am
Nachmittag 8,7 Meter, das Ufexaelände ist bis in die niedrig gelegenen
Straßen überflutet. In Kehl siek^der Rhein um 1,35 Meter, in Maxau
1,24 Meter und in Koblenz 60 Zentimeter. Die Mosel fiel bei Trier
um 0,33 Meter, bei Mannheim steigt der Rhein noch langsam.
Ge «offen und Genoffinnen!
Heute abend punkt 7 Uhr:
Sozialisierungskursus.
Sozialdemokratische Partei. Am Freitag, den 2. Januar abends 7
Uhr im Parteibüro: Borstandssitzung.
* Die Sozialdemokratische Partei Heidelberg veranstaltet am Neu¬
jahrstag, nachmittags 3 Uhr, im „L i e d e rk r a n z l o k a l, Bienenstraße,
eine Märchenvorlesimg für groß und klein, in der Schauspieler Gen. H.
Saar vom hiesigen Stadttheater, Märchen von verschiedenen Autoren,
so vor allem von Selma Lagerlöf und Otto Weil vorgetragen wird. Der
Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 1 Mk. und für Kinder unter 15
Jähren 50 Pf. Karten sind erhältlich bei unseren Vertrauensleuten in
den Betrieben, in der Stabt Straßburg, auf dem Parteibüro und an der
Tageskasse. l
* Von der Prefsekommission. Die Pressekommiffion der fozialdem.
Parteipresse hat sich in einer Sitzung, die in der vorigen Woche stattfand,
gebildet. Als 1. Vorsitzender wurde Gen. Dr. Bauknecht, zum 2.
Vorsitzenden Gen. Hauptlehrcr Schmidt und zur Schriftführerin Gen.
Frau Wolff-Jaffee gewählt. Alle Zuschriften sind an den Vor-
sitzenden Dr. Bautnecht, Heidelberg, Helmyoltzstr. 3, zu richten.
n. Zu einer kleinen Abschiedsfeier, aus Anlaß des Wegzuges unseres
Gen. Stadtrat Karl Rausch nach Karlsruhe, fanden sich gestern abend
im „Artushbf" ein enger Kreis von Partei- und Gewerkfcyaftsgenossen
ein. Gen. Stadtrat Maier widmete dem scheidenden Gen. Rausch
warme Worte der Anerkennung für seine ersprießliche Tätigkeit im
Dienste der hiesigen Arbeiterbewegung. Trotzdem sein Scheiden ein
schwerer Verlust für die politische und gewerkschaftliche Bewegung ist, so
können wir andereseits 'doch unserer. Freude darüber Ausdruck geben, daß
endlich an die Spitze der Bad. Landesversichenmgsanstalt ein Vertreter
aus dem Kreise der Versicherten gestellt wurde. Mit dem Wunsche auf
ferneres Wohlergehen und gutem Erfolg für seine künftige verantwor-
tungsreiche Tätigkeit schloß Gen. Maier seine Ansprache. Der Gen.
Schneider, als Berufskollege, sprach im Namen der Buchdrucker dem
Gen. Rausch für seine langjährige Tätigkeit im Buchdruckerverband den
herzlichsten Dank aus. Gen. Bürkmann erinnerte an die Tätigkeit des
Gen. Rausch als Vorsitzender des Gewerkschaftskartells, wo er sich für
die hiesige Gewerkschaftsbewegung große Verdienste erworben hat. Gen.
Rausch dankte für die anerkennenden Worte über fein Wirken für die
Arbziterschaft. Er zog Vergleiche über das Wachstum der hiesigen Par-
tei- und Gewerkschaftsbewegung. In den ersten Jahren feines Eintrittes
in die Arbeiterbewegung war es ein kleines Häuflein Gesinnungsgenossen,
dos in der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde. Dagegen ist heute diese
Bewegung ein Machtfaktor auch in hiesiger Stadt geworden. Mit der
Versicherung, daß er weiterhin feine Kräfte in den Dienst der Arbeiter-
schaft stellen werde, schloß er feine Worte. Der weitree Teil der Ver-
anstaltung war der gemütlichen Unterhaltung gewidmet. Möge dem Gen.
Rausch in seinem neuen Wirkungskreise ein voller Erfolg und Befriedi-
gung seiner reichen Arbeit gesichert sein, das ist der sehnlichste Wunsch
feiner Freunde und Genossen.
* Von der Universität. Die theologische Fakultät der hiesigen Uni-
versität hat Stadtpfarrer Klein in Mannheim die Ehrendoktvrwürde ver-
liehen. (Stadtpfarrer O. Klein ist führendes Mitglied der landeskirch-
lichen Vereinigung und hat sich in der jüngsten Tagung der außerordentl.
evang. Generaksynode durch mehrere Reden hervorgetan.)
* Bolkshochfckulkurfe in Heidelberg. Aus Gewerkfchaftskreisen wird
uns geschrieben: Die Volkshochfchulkurfe im Wintersemester sind nun
mit ihrem ersten Teil beendet? Die 17 Lehrgänge, die sich mit den ver-
schiedensten Wissenschaften befaßten, waren durchschnittlich aut besucht.
Auch die Arbeiterschaft war diesmal stark vertreten, hauptsächlich bei den
Fachkursen, die vom Gewerkschaftskartell gewünscht wurden. So z. D.
hatte der Lehrgang über „Genossenschafts- und Bankwesen" von Dipl.-
Ing.- Dr. Mayr eine Besucherzahl von nahezu 300 Teilnehmern auf-
zuweisen. Da dieser Gelehrte es verstand, durch seine großen wissen-
schaftlichen Kenntnisse und praktischen Erfahrungen in populärer Weife
den Zuhörern, die fast ausschließlich aus Arbeitern und Angestellten be-
standen, den inneren Aufbau, die Verwaltung und Organisation der Ge-
nossenschaften sowie der Banken vor Augen zu führen, so bekamen die
Teilnehmer einen tiefen Einblick in unser Volkwirlschaftswefen. Ebenso
hatte der Kursus über Buchführung tzpb Bilanzkunde von Dr. Weber,
Rektor der Handelsschule in Mannheim, eine starke Besucherzahl aufzu-
weifen. Leider waren für diese Vorträge nur 171 Sitzplätze vorgesehen,
sodaß 30—40 Teilnehmer jeden Abend stehen mußten. Obwohl dieser
Gelehrte vom rein wissenschaftlichen Standpunkte aus erwähntes Thema
behandelte, verstand er es, an HaNd von praktischen Beispielen und Re-
geln, mitunter auch an humorvollen Gleichnisim, den Laien mit dieser
Materie vertraut zu machen. Auch hier war ein großer Erfolg zu ver-
zeichnen, was am letzten Abend die Antworten der Zuhörer auf die Fra-
gen des Gelehrten bewiesen. Ueber Arbeiterschutz «Grundlagen ber Ar-
beiterphysiologische und -Pathologie, Gewerbehygiene, Soziale Versiche-
rungen) lehrte ber Arzt Dr. Springer von hier. Der Besuch war
hier etwas geringer, weil zu derselben Zeit ein Lehrgang von Dr.
Kraus über „Sozialisierung" staktfand. Dagegen in Eberba ch, wo
Dr. Springer über das gleiche Thema lehrte, war ein außerordentlich
starker Besuch zu verzeichnen, und die Diskussion zeigte, daß die Vorträge
von Erfolg waren. — Wie wir nun hören, soll von wissenschaftlicher
Seite aus Stimmung gemacht werden, solche Fachkurse nicht mehr als
Volkshochfchulkurfe zuzulassen; oder diese Vorträge sollen nur
als untergeordnete Kurse behandelt werden. Wir hoffen, daß die Lei-
tung der Volkshochschulkurse dieser Stimmung nicht Rechnung trägt, son-
dern die Kurse für die veranstaltet, denen damit gedient ist, nämlich der
großen Masse.
Stabttheater. Die am Montag, den 29. Dez. stattfindende Volks-
vorstellung „Die schöne Melusine" beginnt ausnahmsweise bereits
um 6)L Uhr. — Dienstag, den 30. Dez. gelangt, von Direktor Meißner
neu inszeniert, die bekannte und beliebte Operette „Don Ces ar" von
Rudolf Dellinger zur Aufführung. Die durchwegs dankbaren Haupt-
rollen werden gespielt von den Damen Heck, v. Helmolt, v. Sesmont und
den Herren Maile, Maier-Waelde, Bock, Patten und Schellers. Die
musikalische Leitung hat Herr Musikdirektor Radig übernommen.
* Abgabe von Kriegshilseholz. An die bad. Forstämter mit Do-
mänenwald ist eine Anweisung ergangen, wonach Kriegshilseholz an
Kleinhandwerker auch weiterhim in einer Menge, die im allgemeinen 5
Festmeter in Nadel- uNd Laubnutzholz nicht überschreiten soll, von den
Forstämtern aus der Hand abgegeben werden kann uns zwar aus -er
Gefangenschaft -heimkehrende Handwerker und an solche Handwerker, die
einen entsprechenden Antrag gestellt hatten, aber infolge Mangels an
geschlagenem Holz erst später berücksichtigt werden können.
Die bad. Staatseisenbahnen hatten im Monat November, in dem
der allgemeine Personenverkehr vom 5. bis 15. eingestellt war, eine
Einnahme von 24 582 000 Mk., d. s. 13 892 000 Mk. mehr als in dem
gleichen Monat des Vorjahres. Von der Einnahme entfielen etwas über
4 Millionen auf den Personenverkehr und die übrigen 20 Millionen auf
den Güterverkehr. Gegenüber dem letzten Friedensjayr 1913 ist die
Novembereinnahme im ganzen um nahezu 15 Millionen yvher.
Ueber die Erteilung des Reifezeugnisses an Kriegsteilnehmer hat
das Unterrichtsministerium eiste neuerliche Verfügung erlassen, die wei-
tere Erleichterungen enthält. Hierin wird ausgesprochen, daß jenen
Kriegsteilnehmern, die im Heeresdienst derartig schwer verwundet wur-
den oder so schwer erkrankt sind, daß sie die Schule nicht besuchen und sich
auf die Kriegsreifeprüfung, auch nicht durch einen Sonderkursus oder Pri-
vatunterricht nicht vorbereitcn konnten, das Reifezeugnis auch ohne Ab-
legung einer Prüfung zuerkannt werden kann. Diese Vergünstigung hat
auch für Kriegsgefangene und Zivilintermerte Wirkung. — Ferner har
das Unterrichtsministerium den Schulen die Pflege des biologischen Unter-
richts empfohlen.
* Kein Kochmebl mehr. Durch Zuweisung von Kochmehl kann nach
einer drahtlichen Meldung der Reichsgetreidestelle vom 1. Januar ab
infolge Erschöpfung der Auslandsvorräte vorläufig nicht mehr erfolgen.
* Diebstähle und kein Ende. Bei einem Uhrmacherin der Brun-
ncngasse Nr. 12 -wurde das Schaufenster eingeschlagen und aus dem-
selben Ringe, Uhrketten, silberne Löffel Ufw. im Werte von 3560 Mark
gestohlen. — Einem Lederhändlcr wurde aus seiner Wohnung ein Paar
Manjchettenknöpfe im Werte von 500 Mk. entwendet. — In der Zwinger-
straße wurde aus -dem Zimmer eines Studenten eine goldene Uhrkette im
Werte von mehreren hundert Mark gestohlen. — Bei der Firma Wahl
u. Comp. in -S andhause n wurden 5400 Stück Zigarren im Werte von
4000 Mk. entwendet. — In Reihen bei Sinsheim wurden aus einem
Täbalschuppen 40 Pfund Tabak im Werte von 250 Mk. gestohlen. — In
Rohrbach bei Sinsheim wurden einem Landwirt 4 Bündel Tabak im
Werte von 250 Mk. entwendet. —In Eppinge n wurde einem Wirte
das Kommode erbrochen und ber Betrag von 7200 Mk. und Wäsche-
stücke gestohlen. — In Eppelheim -wurden einem Landwirt 3 Zentner
Tabak im Werte von 1500 Mk. entwendet.
* Verhaftet wurde ein Postschaffner, der aus dem Paketraum des
HauplbahNhofes zwei Nachnahmepakete im Werte von 771 Mk. nahm,
eine Zigeunerin wegen Diebstahls, ein Hotelzimmermädchen wegen Geld-
diebstahls, ein hiesiger Metzger wegen Schleichhandel.
* Lin Brandschaden im Haufe Rohrbacherstraße 10 entstand in einer
Räucherkammer. Der Schaden beträgt 400 Mk.
* Durch unvorsichtiges Hantieren mit einer Schußwaffe verletzte sich
der 12 Jahre alte Vottsschüler -Friedrich Riegler von Wieblingen. Lr
wurde in schwer verletztem Zustande nach dem hiesigen akademischen
Krankenhaus verbracht.
Was jeder Ziegelhäuser jetzt weiß!
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Daß dem Heidelberger Allerwelts-Straßen- und Bergbahn-, Gas-,
Wasser-, Elektrizitäts- und Hallenbabdirektor die einfachsten Voraus-
setzungen für die Bedürfnisse des täglichen Ledens fehlen!
Alle Ortschaften neckaraufwärts meldeten Christabend nachmittags
starkes Hochwasser mit steigender Gefahr und punkt 10 Uhr abends ließ
er, wie gewöhnlich, das Gas ausdrehen und nicht mchr öffnen. Ma»
stellen sich einmal vor, eine der dunkelsten Neumondnächte, keine Straßen-
und keine Hausbeleuchtung, und in manchen Häusern räumen dabei 3—4
Familien ihre Keller aus, bei steigendem Wasser. Bei Schreiber dieses
wateten morgens um )L3 Uhr die Bewohner schon bis an die KniL tief im
Waller, und kein Licht. Wie schnell war der Christbaum seiner Lichter
beraubt, und ach, wie gar W schnell waren sie verbrannt.
Ob das Vorstellungsvermögen dieses Herrn ausreicht für oie Bil-
der, die sich da abspielten?
Just zu gleicher Zeit, als die Glocke die katholischen Gläubigen zur
Lhristmette (um 6 Uhr) rief, alarmierte auch die Feuerwehr zur Hilfe-
leistung, und die Gemeinde stellte Pechkränze auf, als gerade bei uns
das Wasser zum Kellerloch herauslief.
Ja, ja, es ist schön um Initiative, wenn sie jemand hat. 8cm
W . . —
11. Wilhelmsfeld, 28. Dez. (Zur Lebensmittelvertei-
l u ng.) Auf unsere kürzlich gebrachte Notiz bezüglich der Zuteilung der
Lebensmittel an Selbstversorger erhalten wir eine längere Zuschrift in der
es u. a. heißt: Bei den 60 Familien, die als Selbstversorger hier in Be-
tracht kommen, dürften kaum 10 dabei sein, die es zu den 60 Pfd. Raps
brachten. Infolge der schlechten Ernte sahen sich die meisten dieser Raps-
bauer veranlaßt, diesen noch grün dem Vieh zu füttern, zumal der Fut-
termangel hier immer sehr groß ist, die wenigen Leute, die doch noch
etwas Raps ernteten, haben auf das fragliche Achtel verzichtet. Es konn-
ten daher, denen die keine Oelfrüchte gebaut haben, 3 Achtel Oel zuge-
wiesen werden. Ein großer Teil der hiesigen Arbeiterschaft treibt
nebenbei Landwirtschaft, was ja ausschließlich der Frau obliegt. Soll
nun diesen armen geplagten Frauen jede Vergünstigung vorenthatteu
fein? Die hiesige Lebensmittelkommission seht sich aus sämtlichen vertre-
tenen Parteigruppen zusammen, und ist ihrer Verantwortung voll bewußt.
Sinsheim a. d. Essenz, 28. Dez. (Die Autvlinie.) Die ange-
kündigte Probefahrt auf der staatl. Autolienie Mingolsheim-Sinshöim-
Waibstadt und der Seitenstrecke Sinsheim-Weiler-Hilsbach hat befriedi-
gendes Ergebnis gehabt. An der Fahrt haben keilgenvmmcn Vertreter
der Generaldirektion der bad. Staatsersenbahnen, Vertreter der Ober-
postdirektion, die Amtsvorstände, als Vertreter der beteiligten Gemeinden
die Bürgermeistern Die Fahrt wurde mit Wagen in Mingolsheim begon-
nen und fühlte nach Sinsheim, von da nach Waibstadt und Hilsbach.
Nach der Fahrt fanden sich die Teilnehmer im Hotel Post zu einer Be-
sprechung über den Fahrplan zusammen. Da für den Betrieb drei Wagen
nötig sind und der dritte erst Anfang Januar zur Ablieferung kommt,
wird der regelmäßige Betrieb erst Mitte Januar beginnen. Nach dem-
selben gehen von Sinsheim aus zwei Fahrten nach Mingolsheim, früh
6.30 hier wieder eintrefscnd um 9 Uhr, und 2 Uhr nachmittags, Rückkunft
abends 9 Uhr, nach Weiler-Hilsbe ft morgens 8 Uhr und abends 6 Uhr,
hier wieder eintreffen nach etwa einer Stunde und ebenso nach Waib-
stadt morgens 9 Uhr und nachmittags 4 Uhr. Die Fahrten sind jo ge-
legt, daß die Anschlußzüge erreicht werden.
Wk MtzWNW SN LKÄkW".
Die mitteleursMsche Zeit in Frankreich.
Paris, 27. Dsz. Dsr französischen Kammer wird ein
Gesetzentwurf zugehen, wodurch vom 1. Januar ab die mittel-
europäische Zeit in Frankreich eingeführt wird. In der
Nacht zum 1. Januar um 11 Uhr wird die Uhr um eine
Stunde vorgerückt und am 23. Oktober wieder zurückgestellt.
Die Kampfe M RrMarrÄ.
London, 28. Dsz. (W.T.B.) Nach einer Konstan-
tinopeler Meldung beginnt dis Bevölkerung von Odessa
wegen des starken Vordringens der Bolschewisten die Stadt
zu räumen.
Bekanntmachung.
Polizeistunde für die Syloestsr-
nacht L9L8—2V bstr.
Die Polizeistunde für dis Sylvefternacht 1919/20 wird
allgemein auf 1 Uhr festgesetzt.
Heidelberg, den 29. Dezember 1919.
Das Bezirksamt. 2474
-Heidekbergsr StaLtLhratep.
Montag, den 29. Dez. Vvlksvorstellung zu ermäßigten Preisen „Die
schöne Melusine. Verkauf nur Montag. Anfang 7 Uhr.
Dienstag, -den 30. Dez. 13. Vorst. Miete „Don Lesar", Operette m
3 Akten von R. Dellinger. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch, den 31. Dez. außer Miete „Die Faschingsfee". Anfang
6>L Uhr.
Donnerstag, den 1. Ian., nachmittags 2Z4 Uhr „Prinzessin Herzlieb."
t
der Beratung der neuen badischen Gemeindeordnung zu Mei-
'zsvcrfchiedcnheiten führen. Der Einwurf der Gemeindeordnung sieht
diesem Gebiete einige Aendenmgen vor. Das Ministerium des In-
st soll berechtigt fein, einzelne Zweige der Ortspolizei, den staatlichen
heiftetien zuzuweisen. Bei dieser Regelung wäre doch die Frage zu
stn, ob es nicht zweckmäßiger ist, das Sicherheitspolizenvefen ganz
S i a a t s v e r w a l t u n g zu überweisen. Zur Durchführung der
M Maßnahmen, die von der Regierung erlassen werden, könnte es
von Interesse sein, wenn die Ausführung derselben durch eine ein-
Siche Organisation geschehen könnte. Bei der Prüfung dieser Frage
"en praktische Gesichtspunkte maßgebend sein, alle per-
iichcn Motive müssen ausgeschaltet werden.
In Württemberg macht sich gleichfalls eine Reform des dor-
t Polizeiwesens notwendig. Das Stuttgarter Parteiorgan, die
chWabische Tagwacht" schreibt hierzu: „Befriedigende Verhältnisse in-
halb der Polizei kann nur eine Verstaatlichung bringen. Die Bil-
ch einer Landespolizei für ganz Württemberg unter Aufsaugung aller
chhrnden Polizeibehörden ist deshalb nach unserer Meinung eine Not-
Nvigkeit. Bon den Gemeinden wird freilich trotz der steigenden Aus-
ft«' für die Polizei, denen nennenswerte, Einnahmen nicht gegenüber-
iün, immer wieder auf das Selbstverwaltungsrecht hingewiesen -wer-
1 Es soll nicht näher geprüft werden, inwieweit hierbei persönliche
'iive gewisser Beamten mik ausschlaggebend sind, dis in einzelnen
lebten die Polizei leiten und sich mehr oder weniger als „Sel'bstherr-
tt" fühlen. Wenn an größeren Orten dann neben der städtischen Poli-
l sich noch andere staatliche Polizeibehörden befinden, entstehen ganz
t selbst Widerwärtigkeiten über die jeweilige Zuständigkeit. Wer Har-
le r leidet, ist das Publikum, zu Hegen Schutz in erster Linie sämtliche
rizcibehörden da fein sollen. In Württemberg besteht das staatliche
wespolizeiamt, dessen Tätigkeit sich über das ganze Land erstreckt,
den diesen gibt es in den größeren Gemeinden gut organisierte städtische
Vzeibehörden, die auf ihren Ortsbezirt angewiesen sind. Während
: Landespolizeibeamte jede Spur eines Verbrechens oder sonstigen Ver-
h-ns ohne weiteres beliebig weit verfolgen kann, müssen die Polizei-
emten der Gemeinden bei solcher Tätigkeit, sobald sie die Grenzen ihres
- Bezirks überschreiten, jeweils erst das zuständige Schultheißamt da-
cht. benachrichtigen, welche Handlung sie in 'dem betreffenden Ort vorney-
ü: wollen. In den meisten Fällen müssen sie t> aber auf ein fchrift-
les Ersuchen, Telegramm oder Telephongespräch beschränken. Daß ein
kem.ter, der in die Materie nicht engeweht ist, solche Aufträge lange
ch: mit der Sorgfalt ausführen kann, wie der mitteilende Beamte, dar-
'r- dürsten wohl' Zweifel nicht bestehen. Unserer Ansicht wäre die rich-
Lösung die, wenn die gesamte Exekutivpvlizei als Landespolizeiamt
chrn Ministerium des Innern unterstellt wird, und zwar in der Weise,
ch die Hauptleitung in Stuttgart verbleibt, während im ganzen Lande
'^-reichend besetzte Nebenstellen errichtet werden. Durch diese Zentralisa-
der Exekutivpolizei wäre es leicht möglich, die jedenfalls nicht bil-
-!- Institution der P o l i z e i w e h r, die ja mehr oder weniger mili-
> tischen Charakter hat, umzugestalten und den Etat der eigentlichen
s ".ftei entsprechend zu vermehren. Zur Ermöglichung einer wirksamen
Dämpfung des gewerbsmäßigen Verbrecher- und Schiöbertums sowie
?es besseren und schnelleren Handinhandarbeitens mit den Instizbehör-
' h müßten sämtliche Kriminalbeamten, gleichgültig an welchem Ort sie
' tck ihren Dienst ausnben, dem Justizministerium unterstellt werden. Dies
- c,r in der Weise zu geschehen, daß die Kriminalbeamte aller Dienst-
>ebe direkt der Staatsanwaltschaft ihres Bezirks unterstellt werden. Da-
i drch wurde vor allem ein großer schriftlicher Verkehr wegfallen und
»jerdcm durch mündliche Versprechungen vielfach die Abkürzung an-
>!.'.nder Lnterjuchungsfachen eine Verkürzung der Untersuchungshaft er-
*-ä)t werden können."
Man kann sich den Auslastungen unseres Stuttgarter Parteiblattes
wesentlichen anschließen. In Baden sind ähnliche Zustände zu ver-
stchnen wie aus Württemberg geschildert wurden. Der Landtag kann
^ehalb nicht umhin, sich mit der Frage sehr eingehend zu beschäftigen.
v. Zum Bürgermeister von Hamburg wählte der Senat unseren
:.efsen Otto St ölten, Mitglied der Nationalversammlung.
Aus Stsdt und Land.
Neuss Hochwasser irr Sicht.
Der Neckar steigt wieder.
Seit heute Nacht steigt der Neckar wieder ganz bedenklich ustd hat
sstclls bei der Stiftsmühte die Ziegelhäuserlandstraße auf ein großes
5tück überschwemmt. Bei den Bögen am Strohmarkt sind bereits
Wachtposten ausgestellt.
Aus Stut tg a r t wird gemeldet: Die ununterbrochenen Regen-
Ke der letzten 24 Stunden haben im Gebiet des Neckars und feiner
Pdcnfllifse erneut Hschwafser hervorgerufen. Der Fluß ist bereits auf
^eite Strecken über das Ufer getreten und hat Verkehrsstörungen her-
. M g<rufen. Das Wasser steigt weiter.
Au der letzten Hochwasserkatastrophe liegen noch folgende Meldun-
gen vor:
Rack allen im Laufe des Samstag hier eingegangenen Nachrichten,
Kf hie Hochwassergefahr in Mittel- und Oberbaden und auch im
^»chwarzwald als beseitigt gelten. Nur der Rhein und Neckar waren
sIch im Steigen begriffen und hatten bei ihrer Vereinigung in Mann-
heim außerordentliche Ueberschwemm-ungen hervorgerufen, wie sie seit
>882 nicht mehr zu verzeichnen waren. Der Neckar hat zwischen Hei-
delberg und Mannheim seine doppelte Breite und führt immer noch
Huherordentlich viel Holz und auch ertrunkenes Wild mit sich. Glücklicher-
weise hat das Hochwasser nirgends Menschenleben gefordert, jedoch ist der
Sachschaden sehr groß, da Dämme unterspült und zerrissen und Land-
Istaßen ausgerissen wurden.
In Ergänzung der bereits erfolgten Meldungen über das Hochwasser
'segcn noch einige Nachrichten vor, die interessante Einzelhalten enthalten.
Jo wird aus dem Schwarzwald gemeldet, daß dort nahezu sämtliche
deckte und Orte ohne elektrisches Licht und Kraft waren, da das Kraft-
werk Laufenburg durch das Hochwasser gezwungen war den Betrieb der
Turbinen einzustellen; auch verschiedene kleinere stromliefernde Werke
jvarcn durch das Hochwasser lahm gelegt. Bielcfach wurde der Bahn-
derft.hr gehemmt, so auf der Murgtal- und der Bregtalbahn. Dort war
fvaar ganz unterbrochen, da der Damm teilweise ganz weggeschwemmt
tdo-,"
Das Murgwerk unbeschädigt.
, Das Murgwerk hat dem stärksten Hochwasser, das feit feinem Be-
ilchcn auszuhalten hatte, in allen seinen Teilen widerstanden. Rur ganz
'vorübergehend wurde die Stromerzeugung durch die angefchwemmten
Hvlzmasfen, Baumzweige ufw., von denen die Rechen erst wieder gerei-
vigt werden mußten, etwas verringert. An sich Ist aber die Stromliefe-
Teppichen belegte und von Wohlgerüchen duftende Treppe hinan-
iügehen. Ein junger Mensch, ebenfalls untadelhaft gekleidet, aber
W einer russischen Physiognomie — sein Kammerdiener — kam
ihm entgegengestürzt. Polosoff kündete ihm sofort an, dasz er ihn
>N Zukunft stets mit sich nehmen werde, denn man habe gestern
«bend in Frankfurt versäumt, ihm, Polosoff, für die Nacht warmes
Nasser zu bringen! Der Kammerdiener machte ein ungemein be-
stürztes Gesicht und — bückte sich rasch herab, um feinem^ Herrn
die Galoschen auszuziehen.
„Ist Maria Nikolajewna zu Hause?" fragte Polosoff.
„Ja, sie ist zu Hause. Sie geruht sich anzukleiden. Sie wird
Seruhen, bei der Gräfin Lassunsti zu dinieren."
' „Hm, bei der! . . . Warte mal! Da sind Sachen unten im
Nagen; geh, hole sie, aber du selbst. Und Lu, Dimitri Pawlo-
witsch," fügte Polosoff hinzu, „nimm dir ein Zimmer und komm
- in Dreiviertelstunden wieder. Wir wollen zusammen zu Mittag
Ipeisen."
Polosoff watschelte weiter und Sanin ließ sich ein bescheidenes
! Zimmer geben und nachdem er sich etwas ausgeruht und seine
i Toilette in Ordnung gebracht, begab er sich in die weiten Gemächer,
welche „Seine Durchlaucht der Fürst von Polosoff" bewohnte.
(Fortsetzung folgt.)
Unsere Postabonnenten
bitten wir die Bestellung der
Volkszeitung Heidelberg
für das I. Vierteljahr 1920 alsbald auszugeben, damit vom
1. Januar ab in der Zustellung keine Verzögerung eintritt.
rung für die angckschlojsenen Bezirke in Mittel- und Unterbaden in keiner
Weise beeinträchtigt und es liegt, wie die Oberrhein. Kvrresp. einer amt-
lichen von ihr eingeholten Auskunft entnimmt, keinerlei Grund zur Beun-
ruyung der Licht- und kraftbsnötigenden Bevölkerung vor.
Aus Rastatt wird gemeldet: Das Hochwasser war über das
Murgtal mit einer Schnelligkeit hereingebrochen, wie das noch nie erlebt
worden ist. In wenigen Stunden war die Hauptstraße von Gaggenau
völlig überschwemmt, der Fluß überflutete die Dämme und das Wasser
setzte auch die Benzwerke teilweise unter Wasser und richtete vor allem
im Direktion.gebäude großen Schaden an. Aehnlich mitgenommen wur-
den auch die Bergmannwerke.
Freiburg, 29. Dez. (W.B.) Die über die Hochwasserkatastrophe
eingegangenen Meldungen zeigen erfreulicherweise, daß Menschenleben
dem Wasser nicht zum Opfer gefallen sind. Auch der Viehschaden scheint
unerheblich zu fein, da es rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnte.
Dagegen ist der Schaden an den Feldern und Wiesen, an weggefchwemm-
tem Holz, an den Straßen und übrigen Verkehrswegen außerordentlich
groß. Dieser Schaden wird noch vermehrt durch neuerliches Eintreten
von Hochwasser. Am 2. Weihnachtsfeiertag war außerordentlich starker
Schnee gefallen, der auf den EchwarzMaldhöhen- bis HL Meter hoch lag.
Heftiger Regen verbunden mit starkem Föhnsturm haben diese Schnee-
massen zum Schmelzen gebracht und ein weiteres starkes Wachsen der
Wasserläufe verursacht. Wenn der Regen nicht bald nachläßt, so dürfte
die Gefahr einer Katastrophe großer als i» den Weihnachtsfeiertagen
fein, da die Dämme bei der ersten Flut verschiedentlich gelitten haben.
Stuttgart, 29. Dez. (W.B.) Am Abend trat ein leichter Rückgang
des Neckarhochwassers ein. Die Niederschläge haben aufgehört. Das
Hochwasser am heiligen Abend hat im Bezirk Freudenstadt 2 -und im
Bezirk Nagold 1 Menschenleben gekostet. Bei dem Eisenbahnunglück in
Schorndorf infolge des Hochwassers der Ems gab es 2 Verletzte.
Frankfurt a. M., 29. Dez. (W.B.) Auch der Main führt infolge
der starken Niederschläge und der Schneeschmelze starkes Hochwasser. Das
Wasser ist auch hier über die Ufer getreten und richtete vielfachen Scha-
den an. Während der Feiertage und auch gestern waren neuerlich Ber-
gungsarbeiten im Gange. Das Wasser ist etwa hier Meter gestiegen
und steigt weiter.
Köln, 29. Dez. (W.B.) Der Pegelstand des Rheins betrug am
Nachmittag 8,7 Meter, das Ufexaelände ist bis in die niedrig gelegenen
Straßen überflutet. In Kehl siek^der Rhein um 1,35 Meter, in Maxau
1,24 Meter und in Koblenz 60 Zentimeter. Die Mosel fiel bei Trier
um 0,33 Meter, bei Mannheim steigt der Rhein noch langsam.
Ge «offen und Genoffinnen!
Heute abend punkt 7 Uhr:
Sozialisierungskursus.
Sozialdemokratische Partei. Am Freitag, den 2. Januar abends 7
Uhr im Parteibüro: Borstandssitzung.
* Die Sozialdemokratische Partei Heidelberg veranstaltet am Neu¬
jahrstag, nachmittags 3 Uhr, im „L i e d e rk r a n z l o k a l, Bienenstraße,
eine Märchenvorlesimg für groß und klein, in der Schauspieler Gen. H.
Saar vom hiesigen Stadttheater, Märchen von verschiedenen Autoren,
so vor allem von Selma Lagerlöf und Otto Weil vorgetragen wird. Der
Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 1 Mk. und für Kinder unter 15
Jähren 50 Pf. Karten sind erhältlich bei unseren Vertrauensleuten in
den Betrieben, in der Stabt Straßburg, auf dem Parteibüro und an der
Tageskasse. l
* Von der Prefsekommission. Die Pressekommiffion der fozialdem.
Parteipresse hat sich in einer Sitzung, die in der vorigen Woche stattfand,
gebildet. Als 1. Vorsitzender wurde Gen. Dr. Bauknecht, zum 2.
Vorsitzenden Gen. Hauptlehrcr Schmidt und zur Schriftführerin Gen.
Frau Wolff-Jaffee gewählt. Alle Zuschriften sind an den Vor-
sitzenden Dr. Bautnecht, Heidelberg, Helmyoltzstr. 3, zu richten.
n. Zu einer kleinen Abschiedsfeier, aus Anlaß des Wegzuges unseres
Gen. Stadtrat Karl Rausch nach Karlsruhe, fanden sich gestern abend
im „Artushbf" ein enger Kreis von Partei- und Gewerkfcyaftsgenossen
ein. Gen. Stadtrat Maier widmete dem scheidenden Gen. Rausch
warme Worte der Anerkennung für seine ersprießliche Tätigkeit im
Dienste der hiesigen Arbeiterbewegung. Trotzdem sein Scheiden ein
schwerer Verlust für die politische und gewerkschaftliche Bewegung ist, so
können wir andereseits 'doch unserer. Freude darüber Ausdruck geben, daß
endlich an die Spitze der Bad. Landesversichenmgsanstalt ein Vertreter
aus dem Kreise der Versicherten gestellt wurde. Mit dem Wunsche auf
ferneres Wohlergehen und gutem Erfolg für seine künftige verantwor-
tungsreiche Tätigkeit schloß Gen. Maier seine Ansprache. Der Gen.
Schneider, als Berufskollege, sprach im Namen der Buchdrucker dem
Gen. Rausch für seine langjährige Tätigkeit im Buchdruckerverband den
herzlichsten Dank aus. Gen. Bürkmann erinnerte an die Tätigkeit des
Gen. Rausch als Vorsitzender des Gewerkschaftskartells, wo er sich für
die hiesige Gewerkschaftsbewegung große Verdienste erworben hat. Gen.
Rausch dankte für die anerkennenden Worte über fein Wirken für die
Arbziterschaft. Er zog Vergleiche über das Wachstum der hiesigen Par-
tei- und Gewerkschaftsbewegung. In den ersten Jahren feines Eintrittes
in die Arbeiterbewegung war es ein kleines Häuflein Gesinnungsgenossen,
dos in der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde. Dagegen ist heute diese
Bewegung ein Machtfaktor auch in hiesiger Stadt geworden. Mit der
Versicherung, daß er weiterhin feine Kräfte in den Dienst der Arbeiter-
schaft stellen werde, schloß er feine Worte. Der weitree Teil der Ver-
anstaltung war der gemütlichen Unterhaltung gewidmet. Möge dem Gen.
Rausch in seinem neuen Wirkungskreise ein voller Erfolg und Befriedi-
gung seiner reichen Arbeit gesichert sein, das ist der sehnlichste Wunsch
feiner Freunde und Genossen.
* Von der Universität. Die theologische Fakultät der hiesigen Uni-
versität hat Stadtpfarrer Klein in Mannheim die Ehrendoktvrwürde ver-
liehen. (Stadtpfarrer O. Klein ist führendes Mitglied der landeskirch-
lichen Vereinigung und hat sich in der jüngsten Tagung der außerordentl.
evang. Generaksynode durch mehrere Reden hervorgetan.)
* Bolkshochfckulkurfe in Heidelberg. Aus Gewerkfchaftskreisen wird
uns geschrieben: Die Volkshochfchulkurfe im Wintersemester sind nun
mit ihrem ersten Teil beendet? Die 17 Lehrgänge, die sich mit den ver-
schiedensten Wissenschaften befaßten, waren durchschnittlich aut besucht.
Auch die Arbeiterschaft war diesmal stark vertreten, hauptsächlich bei den
Fachkursen, die vom Gewerkschaftskartell gewünscht wurden. So z. D.
hatte der Lehrgang über „Genossenschafts- und Bankwesen" von Dipl.-
Ing.- Dr. Mayr eine Besucherzahl von nahezu 300 Teilnehmern auf-
zuweisen. Da dieser Gelehrte es verstand, durch seine großen wissen-
schaftlichen Kenntnisse und praktischen Erfahrungen in populärer Weife
den Zuhörern, die fast ausschließlich aus Arbeitern und Angestellten be-
standen, den inneren Aufbau, die Verwaltung und Organisation der Ge-
nossenschaften sowie der Banken vor Augen zu führen, so bekamen die
Teilnehmer einen tiefen Einblick in unser Volkwirlschaftswefen. Ebenso
hatte der Kursus über Buchführung tzpb Bilanzkunde von Dr. Weber,
Rektor der Handelsschule in Mannheim, eine starke Besucherzahl aufzu-
weifen. Leider waren für diese Vorträge nur 171 Sitzplätze vorgesehen,
sodaß 30—40 Teilnehmer jeden Abend stehen mußten. Obwohl dieser
Gelehrte vom rein wissenschaftlichen Standpunkte aus erwähntes Thema
behandelte, verstand er es, an HaNd von praktischen Beispielen und Re-
geln, mitunter auch an humorvollen Gleichnisim, den Laien mit dieser
Materie vertraut zu machen. Auch hier war ein großer Erfolg zu ver-
zeichnen, was am letzten Abend die Antworten der Zuhörer auf die Fra-
gen des Gelehrten bewiesen. Ueber Arbeiterschutz «Grundlagen ber Ar-
beiterphysiologische und -Pathologie, Gewerbehygiene, Soziale Versiche-
rungen) lehrte ber Arzt Dr. Springer von hier. Der Besuch war
hier etwas geringer, weil zu derselben Zeit ein Lehrgang von Dr.
Kraus über „Sozialisierung" staktfand. Dagegen in Eberba ch, wo
Dr. Springer über das gleiche Thema lehrte, war ein außerordentlich
starker Besuch zu verzeichnen, und die Diskussion zeigte, daß die Vorträge
von Erfolg waren. — Wie wir nun hören, soll von wissenschaftlicher
Seite aus Stimmung gemacht werden, solche Fachkurse nicht mehr als
Volkshochfchulkurfe zuzulassen; oder diese Vorträge sollen nur
als untergeordnete Kurse behandelt werden. Wir hoffen, daß die Lei-
tung der Volkshochschulkurse dieser Stimmung nicht Rechnung trägt, son-
dern die Kurse für die veranstaltet, denen damit gedient ist, nämlich der
großen Masse.
Stabttheater. Die am Montag, den 29. Dez. stattfindende Volks-
vorstellung „Die schöne Melusine" beginnt ausnahmsweise bereits
um 6)L Uhr. — Dienstag, den 30. Dez. gelangt, von Direktor Meißner
neu inszeniert, die bekannte und beliebte Operette „Don Ces ar" von
Rudolf Dellinger zur Aufführung. Die durchwegs dankbaren Haupt-
rollen werden gespielt von den Damen Heck, v. Helmolt, v. Sesmont und
den Herren Maile, Maier-Waelde, Bock, Patten und Schellers. Die
musikalische Leitung hat Herr Musikdirektor Radig übernommen.
* Abgabe von Kriegshilseholz. An die bad. Forstämter mit Do-
mänenwald ist eine Anweisung ergangen, wonach Kriegshilseholz an
Kleinhandwerker auch weiterhim in einer Menge, die im allgemeinen 5
Festmeter in Nadel- uNd Laubnutzholz nicht überschreiten soll, von den
Forstämtern aus der Hand abgegeben werden kann uns zwar aus -er
Gefangenschaft -heimkehrende Handwerker und an solche Handwerker, die
einen entsprechenden Antrag gestellt hatten, aber infolge Mangels an
geschlagenem Holz erst später berücksichtigt werden können.
Die bad. Staatseisenbahnen hatten im Monat November, in dem
der allgemeine Personenverkehr vom 5. bis 15. eingestellt war, eine
Einnahme von 24 582 000 Mk., d. s. 13 892 000 Mk. mehr als in dem
gleichen Monat des Vorjahres. Von der Einnahme entfielen etwas über
4 Millionen auf den Personenverkehr und die übrigen 20 Millionen auf
den Güterverkehr. Gegenüber dem letzten Friedensjayr 1913 ist die
Novembereinnahme im ganzen um nahezu 15 Millionen yvher.
Ueber die Erteilung des Reifezeugnisses an Kriegsteilnehmer hat
das Unterrichtsministerium eiste neuerliche Verfügung erlassen, die wei-
tere Erleichterungen enthält. Hierin wird ausgesprochen, daß jenen
Kriegsteilnehmern, die im Heeresdienst derartig schwer verwundet wur-
den oder so schwer erkrankt sind, daß sie die Schule nicht besuchen und sich
auf die Kriegsreifeprüfung, auch nicht durch einen Sonderkursus oder Pri-
vatunterricht nicht vorbereitcn konnten, das Reifezeugnis auch ohne Ab-
legung einer Prüfung zuerkannt werden kann. Diese Vergünstigung hat
auch für Kriegsgefangene und Zivilintermerte Wirkung. — Ferner har
das Unterrichtsministerium den Schulen die Pflege des biologischen Unter-
richts empfohlen.
* Kein Kochmebl mehr. Durch Zuweisung von Kochmehl kann nach
einer drahtlichen Meldung der Reichsgetreidestelle vom 1. Januar ab
infolge Erschöpfung der Auslandsvorräte vorläufig nicht mehr erfolgen.
* Diebstähle und kein Ende. Bei einem Uhrmacherin der Brun-
ncngasse Nr. 12 -wurde das Schaufenster eingeschlagen und aus dem-
selben Ringe, Uhrketten, silberne Löffel Ufw. im Werte von 3560 Mark
gestohlen. — Einem Lederhändlcr wurde aus seiner Wohnung ein Paar
Manjchettenknöpfe im Werte von 500 Mk. entwendet. — In der Zwinger-
straße wurde aus -dem Zimmer eines Studenten eine goldene Uhrkette im
Werte von mehreren hundert Mark gestohlen. — Bei der Firma Wahl
u. Comp. in -S andhause n wurden 5400 Stück Zigarren im Werte von
4000 Mk. entwendet. — In Reihen bei Sinsheim wurden aus einem
Täbalschuppen 40 Pfund Tabak im Werte von 250 Mk. gestohlen. — In
Rohrbach bei Sinsheim wurden einem Landwirt 4 Bündel Tabak im
Werte von 250 Mk. entwendet. —In Eppinge n wurde einem Wirte
das Kommode erbrochen und ber Betrag von 7200 Mk. und Wäsche-
stücke gestohlen. — In Eppelheim -wurden einem Landwirt 3 Zentner
Tabak im Werte von 1500 Mk. entwendet.
* Verhaftet wurde ein Postschaffner, der aus dem Paketraum des
HauplbahNhofes zwei Nachnahmepakete im Werte von 771 Mk. nahm,
eine Zigeunerin wegen Diebstahls, ein Hotelzimmermädchen wegen Geld-
diebstahls, ein hiesiger Metzger wegen Schleichhandel.
* Lin Brandschaden im Haufe Rohrbacherstraße 10 entstand in einer
Räucherkammer. Der Schaden beträgt 400 Mk.
* Durch unvorsichtiges Hantieren mit einer Schußwaffe verletzte sich
der 12 Jahre alte Vottsschüler -Friedrich Riegler von Wieblingen. Lr
wurde in schwer verletztem Zustande nach dem hiesigen akademischen
Krankenhaus verbracht.
Was jeder Ziegelhäuser jetzt weiß!
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Daß dem Heidelberger Allerwelts-Straßen- und Bergbahn-, Gas-,
Wasser-, Elektrizitäts- und Hallenbabdirektor die einfachsten Voraus-
setzungen für die Bedürfnisse des täglichen Ledens fehlen!
Alle Ortschaften neckaraufwärts meldeten Christabend nachmittags
starkes Hochwasser mit steigender Gefahr und punkt 10 Uhr abends ließ
er, wie gewöhnlich, das Gas ausdrehen und nicht mchr öffnen. Ma»
stellen sich einmal vor, eine der dunkelsten Neumondnächte, keine Straßen-
und keine Hausbeleuchtung, und in manchen Häusern räumen dabei 3—4
Familien ihre Keller aus, bei steigendem Wasser. Bei Schreiber dieses
wateten morgens um )L3 Uhr die Bewohner schon bis an die KniL tief im
Waller, und kein Licht. Wie schnell war der Christbaum seiner Lichter
beraubt, und ach, wie gar W schnell waren sie verbrannt.
Ob das Vorstellungsvermögen dieses Herrn ausreicht für oie Bil-
der, die sich da abspielten?
Just zu gleicher Zeit, als die Glocke die katholischen Gläubigen zur
Lhristmette (um 6 Uhr) rief, alarmierte auch die Feuerwehr zur Hilfe-
leistung, und die Gemeinde stellte Pechkränze auf, als gerade bei uns
das Wasser zum Kellerloch herauslief.
Ja, ja, es ist schön um Initiative, wenn sie jemand hat. 8cm
W . . —
11. Wilhelmsfeld, 28. Dez. (Zur Lebensmittelvertei-
l u ng.) Auf unsere kürzlich gebrachte Notiz bezüglich der Zuteilung der
Lebensmittel an Selbstversorger erhalten wir eine längere Zuschrift in der
es u. a. heißt: Bei den 60 Familien, die als Selbstversorger hier in Be-
tracht kommen, dürften kaum 10 dabei sein, die es zu den 60 Pfd. Raps
brachten. Infolge der schlechten Ernte sahen sich die meisten dieser Raps-
bauer veranlaßt, diesen noch grün dem Vieh zu füttern, zumal der Fut-
termangel hier immer sehr groß ist, die wenigen Leute, die doch noch
etwas Raps ernteten, haben auf das fragliche Achtel verzichtet. Es konn-
ten daher, denen die keine Oelfrüchte gebaut haben, 3 Achtel Oel zuge-
wiesen werden. Ein großer Teil der hiesigen Arbeiterschaft treibt
nebenbei Landwirtschaft, was ja ausschließlich der Frau obliegt. Soll
nun diesen armen geplagten Frauen jede Vergünstigung vorenthatteu
fein? Die hiesige Lebensmittelkommission seht sich aus sämtlichen vertre-
tenen Parteigruppen zusammen, und ist ihrer Verantwortung voll bewußt.
Sinsheim a. d. Essenz, 28. Dez. (Die Autvlinie.) Die ange-
kündigte Probefahrt auf der staatl. Autolienie Mingolsheim-Sinshöim-
Waibstadt und der Seitenstrecke Sinsheim-Weiler-Hilsbach hat befriedi-
gendes Ergebnis gehabt. An der Fahrt haben keilgenvmmcn Vertreter
der Generaldirektion der bad. Staatsersenbahnen, Vertreter der Ober-
postdirektion, die Amtsvorstände, als Vertreter der beteiligten Gemeinden
die Bürgermeistern Die Fahrt wurde mit Wagen in Mingolsheim begon-
nen und fühlte nach Sinsheim, von da nach Waibstadt und Hilsbach.
Nach der Fahrt fanden sich die Teilnehmer im Hotel Post zu einer Be-
sprechung über den Fahrplan zusammen. Da für den Betrieb drei Wagen
nötig sind und der dritte erst Anfang Januar zur Ablieferung kommt,
wird der regelmäßige Betrieb erst Mitte Januar beginnen. Nach dem-
selben gehen von Sinsheim aus zwei Fahrten nach Mingolsheim, früh
6.30 hier wieder eintrefscnd um 9 Uhr, und 2 Uhr nachmittags, Rückkunft
abends 9 Uhr, nach Weiler-Hilsbe ft morgens 8 Uhr und abends 6 Uhr,
hier wieder eintreffen nach etwa einer Stunde und ebenso nach Waib-
stadt morgens 9 Uhr und nachmittags 4 Uhr. Die Fahrten sind jo ge-
legt, daß die Anschlußzüge erreicht werden.
Wk MtzWNW SN LKÄkW".
Die mitteleursMsche Zeit in Frankreich.
Paris, 27. Dsz. Dsr französischen Kammer wird ein
Gesetzentwurf zugehen, wodurch vom 1. Januar ab die mittel-
europäische Zeit in Frankreich eingeführt wird. In der
Nacht zum 1. Januar um 11 Uhr wird die Uhr um eine
Stunde vorgerückt und am 23. Oktober wieder zurückgestellt.
Die Kampfe M RrMarrÄ.
London, 28. Dsz. (W.T.B.) Nach einer Konstan-
tinopeler Meldung beginnt dis Bevölkerung von Odessa
wegen des starken Vordringens der Bolschewisten die Stadt
zu räumen.
Bekanntmachung.
Polizeistunde für die Syloestsr-
nacht L9L8—2V bstr.
Die Polizeistunde für dis Sylvefternacht 1919/20 wird
allgemein auf 1 Uhr festgesetzt.
Heidelberg, den 29. Dezember 1919.
Das Bezirksamt. 2474
-Heidekbergsr StaLtLhratep.
Montag, den 29. Dez. Vvlksvorstellung zu ermäßigten Preisen „Die
schöne Melusine. Verkauf nur Montag. Anfang 7 Uhr.
Dienstag, -den 30. Dez. 13. Vorst. Miete „Don Lesar", Operette m
3 Akten von R. Dellinger. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch, den 31. Dez. außer Miete „Die Faschingsfee". Anfang
6>L Uhr.
Donnerstag, den 1. Ian., nachmittags 2Z4 Uhr „Prinzessin Herzlieb."
t