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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0022

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(aufgezeichnet, wenn auch auf alten Grundlagen, um 1273!!) nicht in allem einverstanden.
(Vgl. auch Uplandslag, übers, v. Cl. v. Schwerin, in: Germanenrechte, Bd. 7/1935, S. 96 Abs.
1die haben ihn zu Krone und Königtum zu bestimmen'. Zu diesen Zweifeln führen auch
Poeta Saxo (Poetae lat. a. C. IV. rec. P. de Winterfeld, 1899) 4:successorem ... paterni im-
posito designavit diademate regni (also ein persönliches Gegenüberstehen notwen-
dig) und Ruotger, Vita Brunonis (ed. I. Schmale-Ott, MGh SS rer. Germ. X., 1951) 17 (p. 15,
21):civitatis custodem et designntum antistitem imperator ... invitavitvgl. auch 18 (16,
25) und 46 (50, 5). Über Plassmanns frühere Arbeiten z. Problem vgl. Plassmann, 1. c, S. 10
(dazu DA 10, S. 533f.).

18 Wid., II, 1.

19 Vgl. Ann. Juv. max. anno 920 (MGh SS XXX, S. 727) u. Liutprand, antap. II, 21 (S. 47); eine
gute Zusammenfassung der Rolle der Liutpoldinger in jener Zeit bei: K. Reemdel, D. bayr. Li-
utpoldinger, in: Quell, u. Erört. z. bayr. Gesch., N. F. XI, München 1953.

20 Für Konrad I. und Heinrich I.: HV 29, 1935; für Arnulf: Jbb. f. fränk. Landesforschung
13/1953, S. 55; vgl. auch Reindel, 1. c, S. 3 und H.-M. Decker-Hauff, in: Zs. f. württemb.
Landesgesch. XIV, 1955, S. 233ff.

21 E. KlMPEN, Z. Königsgenealogie d. Karolinger- bis Stauferzeit, in: ZGO 103/1955, S. 75ff.;
dort auch über das gesamte Problem; dazu: DA XII, S. 590.

22 Annalista Saxo a. 919 (MG SS VI, S. 594) u. Ann. Palid. (MG SS XVI, S. 61).

23 Leider führt die neueste Behandlung dieser Fragen durch L. Santifaller, ,Zur Gesch. d. ot-
tonisch-salischen Reichskirchensystems', in: SB d. österr. Akad. d. Wiss., Bd. 229,1, Wien
1954, gerade für Konrad I. nicht über die Ergebnisse C. Erdmanns, in: DA 2, S. 311ff., hinaus.
(Vgl. auch M. Hellmann, Die Synode von Hohenaltheim, in: HJB 73/1954).

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Das sogenannte ,Gegenkönigtum'
Arnulfs von Bayern 919

Seit Bayern - etwa um 540 - unter fränkische Oberhoheit gekommen war1, nimmt es
während des ganzen Mittelalters, unter den Herrschaftsgebieten und Herzogtümern,
eine Sonderstellung ein.

Begünstigt durch die Grenzlage, die eine festgefügte regionale (Herzogs-)Gewalt er-
forderte und förderte, haben die bayerischen Herrscher immer wieder, mit oder ohne Er-
folg, versucht, sich selbständig oder gar ihr Herrschaftsgebiet zum Schwerpunkt des Rei-
ches zu machen.

Schon vor der Mitte des 6. Jahrhunderts versuchte der bayerische Herzog Garibald2,
durch die Verheiratung seiner Tochter Theodelinde3 mit dem Langobardenkönig Autha-
ri und mit seiner Stellungnahme zugunsten der Langobarden gegen die Franken, eigen-
ständige Außenpolitik' zu betreiben, was bei den Langobarden wohl schon früh zur Be-
zeichnung reges für bayerische Herzöge führte4.

Theodo, Herzog von Bayern, stützte den Langobardenkönig Liutprand zu Beginn des
8. Jahrhunderts5 und nahm Verbindung mit dem Papst, zum Zweck der Organisierung
einer selbständigen bayerischen Landeskirche, auf6. Herzog Odilo wurde gar zum Zen-
trum des Widerstandes gegen die Franken7.

Die Politik Herzog Tassilos III. zwischen 763 und 787, in enger Verbindung mit den
Langobarden und Gegnern Karls des Großen in Benevent und Oberitalien, ist bekannt.
Auch er bemühte sich um selbständige, vom fränkischen Großreich unabhängige, Herr-
schaft und wurde als ,neuer Konstantin' gefeiert8.

Nach einer, Tassilos Niederwerfung folgenden, Zeit enger Verbindung zur fränki-
schen Zentralmacht im 9. Jahrhundert9, wo gerade Bayern immer wieder als Stütze der
Karolinger nachweisbar10 ist, versuchte insbesondere Herzog Arnulf zu Beginn des 10.
Jahrhunderts, eine starke, unabhängige bayerische Herrschaft auszubauen - bis hin zu
seinem berühmten ,Königsplan'u, von dem hier die Rede sein soll. Aber auch später ha-
ben - erfolglose wie erfolgreiche - Versuche nicht gefehlt. 984 Heinrich der Zänker12,
1002 Heinrich IV. (als König später Heinrich II.)13, 1137 Heinrich der Stolze14, vielleicht
auch Heinrich der Löwe15 haben nach der Reichsgewalt gegriffen - von Bayern aus.

Daß dies auch für Ottos I. Bruder Heinrich, nach seiner Heirat mit Judith, der Tochter
des genannten Bayernherzogs Arnulf aus dem Haus der Liutpoldinger, gilt, insoweit er
als bayerischer Herzog seit 947" bis zu seinem Tod 955 stets wachsenden Einfluß auf die
Reichsregierung nahm, habe ich andernorts schon nachzuweisen versucht.

Ich glaube, es ist richtig und wichtig, den umstrittenen ,Königsplan' des Bayernher-
zogs Arnulf von 919/20 in dieser Tradition zu sehen, ebenso wie seinen Versuch von

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