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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0247

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Die Seelgiftdotationen Kaiser Ottos II.
für seine Mutter, Kaiserin Theophanu
und Verwandte

Am 15. Juni 991 starb in Nimwegen die verwitwete Kaiserin Theophanu, mit wenig
über 30 Jahren1. Sie hinterließ drei lebende Töchter: Adelheid, geb. 97T in Quedlinburg;
Sophia geb. 9783 in Gandersheim; Mathilde, geb. 9794, 991 wahrscheinlich noch im Stift
Essen vor ihrer, wohl bald danach (992) erfolgten, Vermählung mit Pfalzgraf Ehrenfried
(Ezzo)5; sowie den 980 geborenen Thronfolger Otto (III.)6, der, auf dem Reichstag in
Verona Mai/Juni 983 zum König gewählt7, am 25. Dezember 983 in Aachen8 zum deut-
schen König und zum König Italiens gekrönt worden war und im September 994 in So-
lingen' volljährig wurde. Am 21. Mai 996 wurde Otto III. in Rom zum Kaiser gekrönt.10

Wir wissen aus zahlreichen Quellenbelegen, wie eng das Verhältnis Ottos III. zu sei-
ner Mutter Theophanu, die alles für die Erhaltung des Erbes ihres Sohnes einsetzte,
war". Otto war auch am Sterbebett der Mutter,12 wie bei ihrer Beisetzung in St. Pantaleon
zu Köln,13 anwesend.

Die letzte Urkunde Ottos III., auf Intervention seiner Mutter Theophanu, datiert, nach
unserem heutigen Wissen, vom 28. Mai 991 in Nimwegen.14 Ob die Schenkungsurkunde
an Graf Manegold15 auf Intervention der Großmutter, der Kaiserin Adelheid, in den Juni
991, vor den 15. bzw. 12. Juni zu setzen sei16, mag offen bleiben. Jedenfalls ist zu bemer-
ken, daß Otto, nach dem 28. Mai 991, erst am 9. September 991,17 auf Intervention sächsi-
scher Großer, wieder urkundet. Anfang Oktober18 scheinen Kaiserin Adelheid, ihre Toch-
ter, Äbtissin Mathilde von Quedlinburg, sowie der Erzkanzler, Erzbischof Willigis von
Mainz und der Kanzler, Bischof Hildebald von Worms, in Bothfeld mit Otto zusammen-
getroffen zu sein, um über die Neuregelung der vormundschaftlichen Regierung, bei der
sich Adelheid auf die Regelung vom 29. Juni 984" und vom Oktober 98420 berufen konn-
te, zu beraten und zu beschließen. Dabei scheint im Oktober 991 die 60-jährige Kaiserin
Adelheid die eigentliche Vormundschaft für den 11-jährigen Enkel übernommen zu ha-
ben". Schon bald scheint Kaiserin Adelheid, vordringlich ihr Lieblingsvorhaben, die
(Neu-)Gründung des Klosters Selz im Elsaß, vorangetrieben zu haben, wie die zahlrei-
chen Diplome22 für Selz zwischen dem 29. Dezember 991 und dem 11. März 992 zeigen.
Zwar berichtet Thietmar von Merseburg,23 daß Otto III., anläßlich der Beisetzung seiner
Mutter Theophanu im Juni 991, ,multa pro remedio matris tos confratribus (von St. Pantale-
on) largiente', also reichlich Seelgift gespendet habe, aber in allen Schenkungsverfügun-
gen für Selz21 wie für Walbecke25 ist des Seelenheils Ottos I., Ottos IL, der noch lebenden
Adelheid, des Grafen Manegold und des ausstellenden jungen Königs Ottos III. gedacht,
nicht aber der Mutter des Ausstellers, der erst kürzlich verstorbenen Kaiserin Theopha-
nu.26 Das ist auffällig und läßt m. E. eindeutig den Einfluß der Kaiserin Adelheid erken-
nen, deren Verhältnis zu Theophanu bekanntlich nicht ohne Spannung war.27

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