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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0306

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Polen (Polnische Wirtschaft!), von Polen zu Russen (Barbaren!) festzustellen. Und in
Griechenland/Byzanz sah man im mitteleuropäischen Mittelalter ohnehin die Brutstätte
von Verderbtheit und Verrat, was Leute wie Bischof Liutprand von Cremona (t ca. 971)
durchaus aus verletzter Eitelkeit! - kräftig als Vorurteil schürten, was nicht zuletzt der
Titel seiner Hauptschrift Antapodosis = Vergeltung beweist.

Man - u. a. Odilo von Cluny - hat gegen Theophanu vorgebracht, daß sie mit ihrer
Schwiegermutter Adelheid um politischen Einfluß gerungen habe - doch wir wissen
heute, daß Theophanu im Interesse des Reichs recht hatte, nicht Adelheid.

Um 1060 wirft ihr Otloh von St. Emmeram vor, daß sie ,multa superflua et luxuriosa
mulierum ornamenta, quibus Graecia uti solet, sed eatenus in Germanie Franciaeque
provinciis incognita' eingeführt und andere Frauen durch ihr Beispiel verführt habe.
Daran mag wahr sein, daß sie verfeinerte byzantinische Kultur nach dem Westen brach-
te, was zu ihrer Zeit manche nachahmten, was aber der asketischen Zeit um die Mitte

des 11. JhdtS. hnsp' prcrhoiMßi^«^^^^

Alpertus v = Sx lingua' vor, woran als Kern

richtig sein m =~ m ^^JrÄj atte' aDer nach allem, was wir

wissen, kann E_T "»^„.J^ tigkeit' (,levitas Graeca') nicht
die Rede sein. -

Bisweilen = c\i r ■» ■ ■ m zitiert werden, den des schon

fast einer aske E— »urt: (Seb- ca- 973, + 1009), eines

Freundes Oth E. n laS. Adalberti prior, anläßlich

des Aufenthai = £ | xlestag ihres Gemahls (7. Dez.
989):

q |_

st -

d E-^ if 2 1 I »mmendaf.

Da verbiete =_ — u I I textes ,lutum' (Staub) zu lesen

- die Hs. bietel E „ O | lhomung ist deutlich, ganz im
Sinne des späti]

Auch der V =- i" m I . nur in griechischem Geist er-

zogen, stimmt E i-~ ä g >- ■ ildesheimer Bischof (St.) Bern-
ward war Sacl E V*k ji o ■ ^Sen Königs zu nennen. Aber
auch hier ist di ■

Aber Theop EJ? Ii hervorragenden Wirkens im
Westen, imme E_ I fremdartig in der deutschen
Umgebung'sc) E m jj^ § ™ ■ schon im Frühjahr 972 bei ih-
rer Ankunft irr = .» £ 2 »n die Verbindung mit Otto II.
zu verhindern E- \J ® 9 I smitti')

Theophanu; E_5 y B^^HIB Jahren Pastor Peter von Stei-

nitz in seinem = OQ ch eines geistlichen Porträts'

eindrucksvoll £ E- ^_ ,- nang (Erbe ihrer Vorfahren) -

St. Pantaleon, S = " ZJ >- 2 ?e einer Vision würdigte), ihre

Missionsförder = O ° U £en Schenkungen an Kirchen

und Klöster (In E" _ hrer Töchter als ,Zehnten' an

Gott wurden gi E— O i^^HH Gandersheim), ihre echt

christliche Verbundenheit mit der Porphyrogenneta Anna (die einst als Braut ihres Ge-
mahls Otto II. ausersehen war) die 989 aus politischen Gründen mit dem Kiever Groß-
fürst Vladimir vermählt worden war und nun in fremder, z. T. noch heidnischer Umge-
bung lebte - Theophanu schickte ihr in innerer Verbundenheit - und in Kenntnis, was
ein Leben in der Fremde bedeutete - Reliquien und sonstige Geschenke. — Übrigens:
auch diese Geste gönnte man ihr nicht, sondern versuchte, sie dem damaligen Papst Jo-
hannes XV. zuzuweisen, was absurd ist. So hätte es denn Theophanu eigentlich an nichts
gemangelt, um sie, die mit etwa 31 Jahren, 991, als ,mildtätige und fromme Witwe' starb,
schon bald zur Ehre der Altäre zu erheben.

Aber, wie ihre Schwiegermutter Adelheid (die 1097 von Papst Urban IL, früher Prior
in Cluny, kanonisiert wurde), nach Theophanus Tod zunächst Seelgiftdotationen ihres
Enkels, Theophanus Sohn Otto III., für seine Mutter offenbar verhindert hat, so hat Adel-
heids ,Partei', allen voran Odilo von Cluny, dafür gesorgt, daß Theophanu als ,Fremde',
die moralisch fragwürdig, dieser Ehren nicht teilhaftig wurde.

Auch fand sich für die schon jung verstorbene Kaiserwitwe Theophanu kein panegy-
risch schreibender Mönch (oder Nonne) der eine ,Vita sanctitatis' als Vorlage für Rom
verfaßt hätte, kein Chor der ,laudatores' aus einem eigens gegründeten Kloster wie für
Königin Mathilde (t 968) in Nordhausen, für Kaiserin Adelheid (+ 999) in Selz und Clu-
ny, für Kaiserin Kunigunde (t 1033) in Kaufungen und Bamberg.

Doch holt hier, seit 1989, St. Pantaleon, Theophanus Lieblingskloster, etwas an alter
Dankesschuld nach: seit 1989 findet hier, jeweils am ,dies natalis' (Todestag) Theopha-
nus, am 15. Juni, eine Eucharistiefeier zu ihren Ehren ,für die Einheit der Christen in Ost
und West' statt.

Wenn Patrick Corbet in seinem Buch ,Les Saints Ottoniens'(1986, S. 71) schreibt:la
majorite des souveraines ottoniennes furent venerees, il y eut au mois une exception not-
able, celle de Theophano, victime probable des ses origines etrangeres und von der Xeno-
phobie', die wirksam gewesen sei, so drängt es sich in unserer Zeit, wo Fremdenfeind-
lichkeit allenthalben als Ausfluß unbewältigter Ängste überall auf der Welt spürbar
wird, geradezu auf, am Beispiel der Kaiserin Theophanu eine späte Wiedergutma-
chung' vorzunehmen. Denn gerade heute steht Theophanu als Bindeglied zwischen den
Kulturen des Ostens und des Westens da: ,Griechen und Orthodoxe betrachten sie als
eine der Ihren, Deutsche und Katholiken desgleichen', schreibt 1991 Peter von Steinitz
und man kann hinzufügen: auch Armenier und evangelische Christen. Jene große Kaise-
rin, die noch zu einer Zeit lebte, da die großen Kirchenspaltungen noch nicht erfolgt wa-
ren. So haben wir denn allen Grund, Theophanus alljährlich am 15. Juni zu gedenken: in
Verehrung als einer ,venerabilis femina', die Brücken zu schlagen vermag (,pontifex')
zwischen Völkern und Glaubensrichtungen, zwischen dem Mittelalter und heute, aber
auch als einer Mahnerin zu Buße und Umkehr, in unserem Sinnen und Trachten in einer
Welt des Unfriedens und des Hasses - wie einst Johannes der Täufer und Jesus selbst
aufriefen: ,Tut Buße (ändert eure Gesinnung), denn das Himmelreich ,ist nahe' -

,[I£TCivoelt£ i^yy^ev yo.Q x\ ßaoiX.Eia TtÖV oÜQavcöv'

denn wir sind allzumal Gäste und Fremdlinge auf Erden' (Hebr. 11,13)

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