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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0048

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100 Vgl. G. Wolf, Königssöhne (s. Anm. 38); vgl auch Werner, Das Geburtsdatum Karls d. Gr.,
in: ,Francia' 1,1973, S. 115 - 157, bes. S. 151 zusammenfassend und S. 118 zum Thema. Inter-
essant auch für unsere Fragestellung: S. 128 zu Einhards ,Schweigen' über Karls Geburt. Der
angebliche Makel, den man vermutete, war nicht etwa Karls angeblich voreheliche Geburt,
sondern seine Geburt vor der Königserhebung seines Vaters.

101 Zum Datum der Königserhebung Pippins vgl. Wolf (she. Anm. 38), L c: 950 nach Juni 22;
die Salbung in Soissons fand dann, nach der Einholung des päpstlichen Weistums, im
Herbst 751 statt. (Ob wohl dieser Staatsakt schon am Dionysiustag, d. h. am 9. Okt. stattfand,
möchte ich nur als Frage aufwerfen.).

102 Vgl. Wolf, Resignation' (s. Anm. 66), 1. c, S. 372ff., bes. 374 unten.

103 Mir scheint der Zusammenhang mit dem Tod Karls III. (929 Okt. 7), der seit 923 in der Haft
Heriberts II. von Vermandois und dessen Ende im September 929 absehbar war, nicht nur
zeitlich zu sein.

104 Wie K. Schmid, Thronfolge (she. Anm. 54) zutreffend bemerkt.

105 Widukind III, 1: Post excessum Edidis reginae omnem amorem malernum transfudit rex in unicum
filium suum Liudolf um, factoque testamento (vgl. Wid. I, 41 !) creavit eum regem post se.

106 Vgl. auch Widukind III, 6; Liutprand, Antapod. V, I. G. wolf, Über die Hintergründe der
Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: ZRG G 80,1963, S. 315 - 325, bes. S. 319f., she. Bd. II, S.
161ff.; ders., Liudolfs ,Gelage' in Saalfeld Weihnachten 951, in: ZRG GA 102,1985, S. 327,
she. Bd. II, S. 171ff.; ders., Nochmals zur Frage ... (s. Anm. 79), in: AfD 35,1989 S. 73ff., she.
Bd. II, S. lllff.; ders., Otto I., in: Die Großen d. Weltgeschichte, III, 1973, S. 104ff., abgedr. in:
Exempla historica, Bd. 13,1984, S. 69ff., she. Bd. II, S. 81ff. Zur Würdigung Heinrichs (außer
in den genannten Arbeiten): G. Althoff u. H. Keller, Heinrich I. u. Otto d. Gr., in: Persön-
lichkeit u. Gesch., Bd. 125,1985, S. 135ff., bes. S. 138; H. Beumann, Ottonen, Urban-Tb., Bd.
304,1987, S. 69, 71, 72f.; K. Reindel, Heinrich, in: NDB VIII, 1969, S. 340ff.

107 Verheiratet mit Ottos Tochter (Liudolfs Schwester) Liutgard seit Ende 947/Anfang 948. Zu
ihrer Stellung: Hrotsvit, gesta Odd. v. 535ff.; Liudolf verheiratet mit Ida (Tochter Herzog
Hermanns v. Schwaben) ebenfalls Ende 947/Anfang 948, verlobt seit 940 (vgl. Liutprand,
Antapod. V. 1, S. 130); Jbb. O. I., 1. c, S. 150ff., lOOf. Die Ausführungen Ottos I. in D O. I., Nr.
I vom 13. Sept. 936 für Quedlinburg (nochmals sei auf dessen besondere Stellung hingewie-
sen!) betr. generatio und cognatio verdienen besondere Beachtung.

108 Zur ganzen Vorgeschichte vgl. G. Wolf, Nochmals zur Frage ... (she. Anm. 79), in: AfD
35/1989, wo versucht wird, auch die Ursprünge von 951/55 zu erhellen.

109 Vgl. zusammenfassend K. Schmid, Thronfolge (she. Anm. 54), 1. c, S. 423, bes. auch S. 431
Anm. 53 über die kurze Zeitspanne zwischen 2. Juli und 7. Aug. 936, Heinrichs I. Tod und
Ottos I. Krönung.

SO

Otto der Große

Otto I. der Große wurde am 23.11. 912 als zweiter Sohn des damaligen Sachsenprin-
zen und späteren Königs Heinrich I. geboren. Seit seinem siebzehnten Lebensjahr von
seinem Vater als Thronfolger designiert, wurde er am 7.8.936, in bewußter Anknüpfung
an die Tradition Karls des Großen, in Aachen feierlich gekrönt. Durch militärische Erfol-
ge gegen die Slawen an der Mittelelbe und im Innern gegen Eberhard von Franken und
Giselbert von Lothringen, die sich auf die Seite seines jüngeren Bruders Heinrich gestellt
hatten, gelang es ihm, seine Herrschaft zu behaupten und zu sichern, durch eine ge-
schickte Heiratspolitik seine Einflußsphäre auf Bayern, Schwaben, Lothringen, Franken
und schließlich sogar nach Frankreich auszudehnen, als seine Schwester Gerberga Lud-
wig rV. heiratete. Als es zwischen Hugo von der Provence und Berengar II. von Ivrea
zum Streit um Oberitalien kam, leistete er zunächst Berengar Beistand, als dieser sich
aber in Pavia zum König erhob (950), nahm er die Gelegenheit wahr - nach dem Vorbild
Karls - nach der Würde eines rex Francorum et Langobardorum zu greifen. Er zog 951 nach
Italien und unterwarf Berengar, mußte aber sofort nach Deutschland zurückeilen, weil
ein zweiter Herzogsaufstand, unter der Führung seines Sohns Liudolf und seines
Schwiegersohns Konrad, drohte. Er schlug den Aufstand nieder, aber kaum hatte er im
Reich wieder Ordnung geschaffen, mußte er seine Truppen den Ungarn entgegenwer-
fen, die in Bayern und Schwaben eingefallen waren und Augsburg belagerten. Mit dem
Sieg auf dem Lechfeld am 10.8.955 gelang ihm sein größter militärischer Triumph, der
seine hegemoniale Stellung festigte. Inzwischen war Berengar wieder abgefallen und be-
drohte Rom. Gern machte Otto von dem päpstlichen Hilfeersuchen Gebrauch, zog am
2.2.962 in Rom ein und wurde vom Papst zum Kaiser gekrönt. Damit waren 150 Jahre
nach Karl dem Großen die Renovatio des abendländischen Kaiserrums in Verbindung
mit dem deutschen Königtum erneuert und Maßstäbe gesetzt für Jahrhunderte. Otto
starb am 7.5.973 in Memleben und wurde im Magdeburger Dom beigesetzt.

Nur wenigen Herrschern hat die Geschichte noch nach Jahrhunderten den Beinamen
,der Große' bewahrt: Alexander, Theoderich, Karl, dem Preußenkönig Friedrich IL, dem
Russen Peter I. und - eben Otto I. Man kann darüber streiten ob diese Wahl der Ge-
schichte - von heute aus gesehen - richtig erscheint, oder ob sie zu wenige traf, oder
nicht die Richtigen. Es fällt auf, daß, von der nicht eben großen Zahl weltlicher Herr-
scher, die kontinentale Geschichte im Mittelalter gerade Karl und Otto mit diesem
Epitheton schmückt und man ist geneigt, diesen historischen Umstand für die Begrün-
dung dieser Benennung heranzuziehen.

Im europäischen Mittelalter hat kaum einer der fränkischen und deutschen Herrscher
völlig versagt. Insbesondere in den drei Jahrhunderten der sogenannten ,Kaiserzeit' ist

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