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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0243

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Kaiserin Theophanu
- eine ,Fremde' in unserer ,Nähe' -
vor 1000 Jahren - und heute

An einem heißen Junitag des Jahres 991 n. Chr., nach der Beisetzung der am 15. Juni
in Nimwegen mit eben über 30 Jahren verstorbenen Kaiserin Theophanu zu St. Pantale-
on in Köln, stand der knapp 11-jährige König Otto III. etwas verloren an der Gruft - nun
völlig elternlos. Hatte er doch schon mit 13 Jahren den Vater im fernen und doch ihm so
nahen Rom verloren, den Vater, an den er sich nur noch dunkel erinnern konnte. Der
Kölner Erzbischof Everger, ein Schüler des von Theophanu so verehrten Großoheims des
jungen Königs, des einstigen (953 - 65) Kölner Erzbischofs Brun - Ottos des Großen jüng-
stem Bruder - hatte die Totenmesse gelesen und die Ansprache gehalten, die so jung ver-
storbene Kaiserin gewürdigt: ihre adelige Herkunft (die Vatersschwester Maria war die
erste Gemahlin des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tsmiskes (9?? - 976) gewesen, ihr
Großoheim mütterlicherseits war Kaiser Nikephoras Phokas (963 - 969); ihre Jugend im
fernen Byzanz hatte Everger erwähnt, die trotz ihrer hochadeligen Abkunft wohl nicht
ungetrübt war, da sie wohl früh die Mutter, Sophia Phokaina, verloren, der Vater Kon-
stantinos Skieros, im Banne des bestimmenden älteren Bruders Bardas, mit diesem meist
im Felde gestanden. So sei das Mädchen Theophanu wohl am kaiserlichen Hofe des
Großoheims und des verschwägerten Oheims aufgewachsen ,augusti de palatio', wie die
Quelle sagt.

Aber all' diese erinnernden und tröstlich gemeinten Worte rauschten am Ohr des jun-
gen Königs, dem zuliebe die Mutter alles getan, dem sie die beste Erziehung hatte zuteil
werden lassen, den sie über alles geliebt hatte, vorüber. Er dachte an die letzten gemein-
samen Tage mit der Mutter in der alten Pfalz zu Nimwegen, dem Valkhof, wo sie erst
vor wenigen Tagen, nach nur kurzer Krankheit, verstorben war.

Allein war er nun. Großmutter Adelheid, die Kaiserin-Witwe, sowie die Vatersschwe-
ster Mathilde von Quedlinburg, waren fern, wie seine Schwestern: die 14-jährige Adel-
heid in Quedlinburg, die 13-jährige Sophia in Gandersheim, die 12-jährige Mathilde im
Stift Essen. Seine Großeltern mütterlicherseits und seine Verwandten hatte er nie ge-
kannt.

Wir wissen kaum etwas Sicheres über die Beisetzung der Theophanu in Köln: weder
das genaue Datum, noch den Kreis der Anwesenden - auch die reichliche Seelgift Ottos
an seine ,Mit-Brüder' zu St. Pantaleon ist nur in erzählender Quelle, nicht urkundlich be-
zeugt.

Dagegen wissen wir, welche Verehrung Kaiserin Theophanu zu St. Pantaleon immer
genoß, welche Liebe sie selbst zu St. Pantaleon hegte und vor allem zu jenem allerbar-
menden Namenspatron St. Panteleimon selbst, in dessen Schutz sie, die gebürtige Grie-

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